Schloss Hagenberg

Schloss Hagenberg
Schloss Hagenberg auf einem Stich von G.M. Vischer um 1674

Das Schloss Hagenberg ist eine denkmalgeschützte Schlossanlage in Oberösterreich und liegt im Ort Hagenberg im Mühlkreis im Mühlviertel. Das Schloss wurde um 1370 erstmals erwähnt und wechselte öfter den Besitzer. Ab 1928 setzte der Verfall des Schlosses ein, in den 1960er Jahren wurde es unbewohnbar. Ab 1983 wurde das Schloss von der Gemeinde mit Hilfe des Landes Oberösterreich renoviert und beherbergt seit 1993 einen der vier Standorte der Fachhochschule Oberösterreich. Von der Fachhochschule profitierte der gesamte Ort durch zusätzliche Arbeitsplätze.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahr 1370 wird das heutige Schloss Hagenberg als kleine Burg erwähnt, damals als Besitz des Herrn von Wartberg ob der Aist, Eberhard Stadler. In diesem Jahr überließ er den Brüdern Eberhard, Hans und Ulrich von Kapellen die Burg als freies Eigen und nahm es als Lehen wieder zurück. Die Tochter von Albrecht Stadler heiratete um 1406 Georg von Zwingenstein, so kam Hagenberg in den Besitz dieser Familie. Die Tochter der beiden, Beatrix, heiratete 1432 Georg Schießenberger. Dieses Geschlecht behielt die Burg bis 1514 und baute es zum Schloss aus. Um 1514 verkaufte Hans Schießenberger sein Anwesen an seine Vetter Hans, Mert und Leo von Hoheneck (auch: Hohenegg). Diese erbauten 1610 eine Gruftkapelle neben dem Schloss. Eva von Hoheneck heiratete 1615 Georg Christoph von Schallenberg und das Schloss ging in dessen Besitz über.

1672 wurde das Schloss an Egon Gotthard Maurer von Hohenberg verkauft, der die Schlosskapelle errichten ließ. Als er 20 Jahre später starb ging das Schloss an Johann Adam von Wöber. Dessen Tochter Regina heiratete Hofrat Wolf Wilhelm von Blumental. Deren Sohn übergab 1754 das Schloss dem Augustin Thomas von Wöber. Augustin ließ 1770 die Schlosskirche fertig stellen, die unter Kaiser Joseph II. zur Pfarrkirche erhoben wurde. 1750 zählten zur Herrschaft Hagenberg 238 Untertanen. 1775 kauften die Grafen Thürheim das Schloss, die auch das Schloss Weinberg besaßen. Durch Heirat wechselte das Schloss abermals den Besitzer: Gräfin Maria Franziska Thürheim heiratete 1801 den Grafen Michael Max Althan. Deren Tochter Franziska heirate 1862 Major Friedrich Wilhelm von Dürkheim-Montmartin, der das Schloss 1867 übernahm. Unter den Dürkheims erhielt das Schloss sein heutiges Aussehen, der charakteristische Turm wurde 1892 auf dem ehemaligen Bergfried aufgesetzt, die Gruftkapelle 1900 abgebrochen. 1928 starb der letzte besitzende Graf Dürkheim und der Verfall des Schlosses setzte ein.

Im November 1938 übernahm Baron Friedrich von Lösch das Schloss. Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzte die sowjetrussische Besatzungsmacht das Schloss und zog es stark in Mitleidenschaft. Gutsbesitzer Lösch, so gut wie mittellos, zog sich damals in den nahe gelegenen Meierhof zurück. Das Schloss diente in den nachfolgenden Jahren als Notunterkunft für verschiedene Mieter. Das Gebäude verwahrloste immer mehr, 1972 richtete ein Erdbeben weitere Schäden an und Mitte der 1970er Jahren beantragte der Eigentümer den Abbruchbescheid. Daraufhin folgte eine Unterschutzstellung der Schlossruine durch das Bundesdenkmalamt und das Schloss blieb erhalten.

Im Jahr 1983 erließ der Hagenberger Gemeinderat einen Beschluss zur Rettung des Schlosses und setzte mit der Erneuerung des Turmdachs ein entsprechendes Zeichen. 1985 wurde der Schlossverein gegründet und unterstützte die Gemeinde bei der Sanierung und Revitalisierung. Das Land Oberösterreich leistete monetäre Hilfe. Dadurch konnte 1985 die Gemeinde das Schloss, eher eine Ruine, für 99 Jahre pachten. Als Nutzer fand sich ein Institut der Johannes Kepler Universität in Linz. Die Ruine wurde saniert und als Technologiezentrum adaptiert, auch wenn zahlreiche historische Umbauten entfernt wurden. Im Jahre 1988 wurde das ausführende Architektenteam Riepl/Moser für sein Werk mit dem Architekturpreis des Landes Oberösterreich ausgezeichnet. Im Jahr 1993 wurde im Schloss das Research Institute for Symbolic Computation und im nahe gelegenen Meierhof die erste Fachhochschule in Oberösterreich eröffnet. Ein Teil des Schlosses dient als Gemeindezentrum.

Bau

Das Schloss liegt auf einem zur Visnitz steil abfallenden Bergrücken und ist ein mächtiger, langgestreckter zweigeschoßiger Bau. Im dritten Hof ist die mittelalterliche Burg noch erkennbar. Heute ist dieser Hof mit einem Glasdach abgedeckt und dient als Lobby. Der Schlosscharakter wird heute vom Torturm und dem Stumpf eines Rundturms bestimmt. Der erstgenannte Turm wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und trägt ein Keildach, das an den vier Ecken von je einem weiteren kleinen Türmchen mit Zwiebeldach flankiert wird. Aufgrund seiner dadurch unverwechselbaren Bauweise trägt die Gemeinde Hagenberg den Schlossturm heute als Wahrzeichen im Gemeindewappen. Das Innere des Schlosses wurde komplett modernisiert, von der ehemaligen Einrichtung ist nichts erhalten.

Gegen Osten war die Vorburg mit einem Graben von der Hauptburg getrennt, der heute zugeschüttet ist. Die vier Ecken waren mit jeweils einem Rundturm bewehrt. Im ersten Stock der Vorburg befindet sich ein Arkadengang aus dem 16. Jahrhundert. Durch den Abbruch der Gruftkapelle ist der vorderste Hof frontseitig offen. Die Pfarrkirche ist als ehemalige Schlosskirche mit dem Südtrakt verbunden. Sie wurde 1610 als protestantisches Bethaus errichtet und 1672 und 1728 erweitert.

Im ehemaligen Meierhof ist heute das Software Competence Center Hagenberg untergebracht.

Schlosskapelle

Die Schlosskapelle wurde um 1672 errichtet. Nach dem Brand von 1728 wurde sie erweitert und barockisiert. Die Einrichtung stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Baldachin-Hochaltar mit vier Säulen und mit einer Gruppe der Heiligen Familie stammt von Johann Mähl aus Linz, die Seitenaltäre zeigen Gemälde von Bartolomeo Altomonte.

Schlossgarten

Der Landschaftspark westlich des Schlosses wurde vor 1826 angelegt und um 1862 vergrößert. Der Schlossgarten liegt auf einem Südhang, der die Ansiedlung exotischer Arten möglich macht. Daher finden sich z.B. 130-jährige Winterlinden, Blut- und Rotbuche, Stieleiche, Berg- und Spitzahorn, Robinie, Ginkobaum, Katsurabaum, Hemlocktanne und Tulpenbaum. Weiters umfasst der Park Wiesen und kleine Teiche,

Siehe auch

Literatur

  • Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich, Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 2. Auflage 1992, ISBN 3850683230
  • Herbert E. Baumert und Georg Grüll: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Band 1: Mühlviertel und Linz. Wien 1988, S. 119f.

Weblinks

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