Schloss Weinberg (Österreich)

Schloss Weinberg (Österreich)
Das Schloss oberhalb von Kefermarkt

Das Schloss Weinberg ist eine Schlossanlage in Oberösterreich und liegt oberhalb des Ortes Kefermarkt im Mühlviertel. Die erste Burg an dieser Stelle wurde im 13. Jahrhundert errichtet und unter den Thürheimern ab 1629 stark erweitert. Nachdem es Anfangs der 1980er Jahre fast unbewohnbar wurde, pachtete das Land Oberösterreich das Schloss 1986 auf 99 Jahre, renovierte es und veranstaltete 1988 eine Landesausstellung in den Räumlichkeiten. Seit 1989 dient das Schloss als Landesbildungs- und Musikzentrum.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Südseite des Schlosses Weinberg auf einem Stich von Georg Matthäus Vischer (1674)
Nordseite des Schlosses Weinberg auf einem Stich von Georg Matthäus Vischer (1674)

Ursprünglich befand sich das Schloss in der Herrschaft Freistadt und wurde als ein landesfürstliches Lehen davon abgespalten. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1305, als die Piber von den Weinperge als Inhaber des Lehens genannt wurden. Das Schloss selbst existierte schon länger und entstand, nachdem die Rodung des umliegenden Waldes abgeschlossen war. Im Jahre 1378 gelangte das Schloss in den Besitz der Zelkinger, bereits 1359 besaßen sie die Hälfte des Schlosses.

Die Brüder Ruger und Alber von Zelking waren die ersten Schlossherren des Adelsgeschlechts. Besonders erwähnenswert ist Christoph von Zelking († 1491), der die Herrschaft Weinberg durch Zukäufe erheblich vergrößerte und so zu einem wichtigen Grundherren der Region aufstieg. Zusätzlich war er auch Pfleger von Freistadt. Unter Christoph folgte 1490 die Errichtung der Pfarrkirche Kefermarkt samt dem spätgotischen Flügelaltar und die Erhebung des Ortes zum Markt am 17. September 1479. 1510 hob Kaiser Maximilian I. die landesfürstliche Lehenshoheit auf und die Herrschaft Weinberg war von nun an ein freies Eigen. Unter Hanns Wilhelm wurden Umbauten vorgenommen und das Schloss diente in der Zeit der Türkengefahr (1594) als Fluchtort für die Kefermarkter Bevölkerung. Aus diesem Grund verfügte das Schloss über eine militärisch gute Ausstattung. Während des Oberösterreichischen Bauernkriegs (1626) nahmen Bauern das Schloss nach längeren Kämpfen ein. Da die Zelkinger protestantisch waren, wurden sie im Zuge der Gegenreformation gezwungen, das Schloss zu verlassen. Christoph Wilhelm von Zelking, der Vetter von Hanns Wilhelm, verkaufte das Schloss am 15. Juni 1629 um 210.000 Gulden und 1200 Reichstaler an Hans Christoph von Thürheim zu Bibrachzell, Pfleger der passauischen Herrschaft Ebelsberg.

Der erste Thürheimer ließ die alte Burg in das heutige Schloss umbauen. Die Thürheimer selbst kletterten die Karriereleiter nach oben und wurden 1666 zu Reichsgrafen ernannt. Im 18. Jahrhundert stellten sie zwei Landeshauptmänner und übten das Obristen-Erblandfalkenmeisteramt aus. Das Schloss wurde in dieser Zeit immer wieder leicht verändert und umgebaut.

Im Zweiten Weltkrieg verwüsteten 1945 sowjetrussische Soldaten das Schloss, so dass das Hauptgebäude nicht mehr bewohnbar war. Im Mai 1946 gab die Besatzungsmacht das Schloss wieder her, nachdem alles Wertvolle abtransportiert war. Zwischen 1946 und 1954 diente das Schloss als Schulungsheim für die Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter. Kurzzeitig diente es dem Kriegsopferverband als Kindererholungsheim.

Bis zum Aussterben des Geschlechts im Jahre 1961 blieben sie im Besitz von Schloss Weinberg. Danach ging der Besitz an Hans Ludwig von Gablenz-Thürheim und Christian von Zimmermann-Thürheim über. 1983 gründete sich der Verein „Schloss Weinberg“ mit dem Ziel, das schon fast verfallene Schloss zu retten. 1986 pachtete das Land Oberösterreich das Schloss für 99 Jahre und renovierte es um rund 6 Millionen Euro. Im Jahr 1988 wurde das Schloss mit einer Landesausstellung zum Thema Das Mühlviertel – Natur, Kultur, Leben wieder eröffnet. Die Ausstellung zählte rund 400.000 Besucher. Seit 1989 in ein Landesbildungs- und Musikzentrum in den Räumlichkeiten untergebracht, im selben Jahr wurde in den historischen Stallungen des 400 Jahre alten Meierhofes eine Gasthausbrauerei eingerichtet. Jedes zweite Adventwochenende findet seit 1989 der Weihnachtsmarkt Weinberger Advent im und vor dem Schloss statt. Im Schloss werden kunsthandwerkliche Produkte ausgestellt. In den ehemaligen Prunkräumen finden gelegentlich Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt, wie ein Ostermarkt (seit 1999) und eine Seniorenmesse (seit 2007).

Bau

Das imposante Schloss steht rund 600 m ü. A. auf einem nach Südwesten abfallenden Höhenrücken des Buchbergs. Im Kern ist es eine gotische Burg, die im 16. Jahrhundert zu einem Renaissanceschloss umgebaut wurde. Die mittelalterliche Burg mit einem rechteckigen, mehrgeschossigen Wohnturm (26 x 27 Meter) ist im Nordteil des heutigen Schlosses erkennbar. Die Burg war zu Beginn des 14. Jahrhunderts mit einer Ringmauer samt Wehrtürmen umgeben. Am Ende des 14. Jahrhunderts folgte im Osten eine 18 Meter hohe, 3 Meter dicke und 26 Meter lange Mauer, um gegen Angriffe besser geschützt zu sein. Diese Mauer wurde im 17. Jahrhundert umgebaut und dient seitdem als Außenseite für Wohnräume.

Der Zugang zum Schloss erfolgt von Osten durch zwei Tore. Der äußere Tor war mit einer Wippbrücke gesichert und eine Steinbrücke ist ihm vorgelagert. Das innere Tor sitzt an der ehemaligen Zwingermauer, an der die ehemaligen Wehrgänge noch erkennbar sind. Vor der Ringmauer befindet der der Wassergraben, in dem meist Wölfe gehalten wurden. Der schmale äußere Hof des Schlosses umgibt den Hauptbau, das eigentliche Schloss. Dies ist ein viergeschossiger Bau mit einem rechteckigen Innenhof. Ein 45 Meter tiefer Ziehbrunnen aus dem Jahr 1589 diente der Wasserversorgung im Mittelalter.

Ein markanter, viereckiger Turm dominiert das Schloss. Das heutige Aussehen wurde ihm erst nach dem Brand von 1882 gegeben. Im Westen stehen an den Hausecken zwei runde Ecktürme mit Kegeldächern.

Beschreibung

Die ehemaligen Prunkräume sind die stuckierten Decken und mit Stichkappengewölben ausgestattet. Die Türen sind teils mit wuchtigen, verzierten Portalrahmen versehen. Bei der letzten Renovierung wurden die bunten Wandfresken wiederhergestellt. Im ehemaligen Ahnensaal steht ein schöner Renaissance-Kachelofen mit bunten Figurenkacheln von antiken und mythologischen Herrschern. 16 gemalte Wappenpyramiden verschönern den Raum. Der Rittersaal, der die gesamte Ostfront einnimmt, ist von einem Tonnengewölbe mit Fresken von Johann Philipp Ruckerbauer überspannt. Die gotische Schlosskapelle wurde 1635 erneuert, nachdem sie 1617 durch einen Brand zerstört wurde. Das Altarbild der Kapelle stammt vermutlich von Bartolomeo Altomonte. Im Schlossgarten steht ein Falknerhaus aus dem 18. Jahrhundert.

Die reiche Innenausstattung der 220 Räume sowie die Waffensammlung und das Familienmuseum ging 1945 durch Plünderung verloren. Nur die barocke Schlossapotheke und das umfassende Schlossarchiv konnte gerettet werden. Ersteres befindet sich im Linzer Schlossmuseum, zweiteres befindet sich im Oberösterreichischen Landesarchiv.

Siehe auch

Literatur

Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich, Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 2. Auflage 1992, ISBN 3850683230

Weblinks

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