Robert Lucius von Ballhausen

Robert Lucius von Ballhausen
Minister v. Lucius, Gemälde von Wilhelm Trübner

Robert Sigismund Josef Maria Freiherr Lucius von Ballhausen (* 20. Dezember 1835 in Erfurt; † 10. September 1914 auf Gut Klein-Ballhausen) war ein preußischer Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Robert Lucius stammte aus einem der ältesten und angesehensten bürgerlichen Geschlechter Erfurts. Sein Vater war der Erfurter Wollfabrikant Sebastian Lucius. Er besuchte das Gymnasium in Erfurt und ging 1854 zum Studium der Medizin an die Universität Heidelberg. Hier wurde er beim Corps Vandalia aktiv. Mit zwei Kommilitonen wurde er 1856 der Universität verwiesen. Die drei wurden mit dem letzten Comitat der Heidelberger Universitätsgeschichte verabschiedet.

Nachdem er an die Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau gewechselt war, wurde er 1858 dort zum Dr. med. promoviert. Nach einer Weltreise ging er zum Militär, anschließend meldete er sich in Edinburgh als freiwilliger Schiffsarzt bei der Ostasien-Expedition Preußens. Da er abgelehnt wurde, nahm er 1860 am Spanisch-Marokkanischer Krieg in Marokko teil. Anschließend wurde er doch noch Mitglied der Ostasien-Expedition unter Leitung von Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg. Im August 1862 kehrte er zu seiner Mutter nach Erfurt zurück, trat aber bereits im Oktober des gleichen Jahres als Einjährig-Freiwilliger erneut in den Militärdienst, diesmal beim Garde-Kürassier-Regiment in Berlin, wo er 1863 zum Leutnant avancierte. Lucius nahm anschließend am Deutsch-Dänischen Krieg (1864), Deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich (1866) und Deutsch-Französischen Krieg (1870/1871) teil.

In den 1860er-Jahren kandidierte Robert Lucius zunächst erfolglos für das Preußische Abgeordnetenhaus, in dem er dann von 1870 bis 1879 und von 1882 bis 1893 vertreten war. 1870 wurde er in einer Ersatzwahl im Wahlkreis Erfurt 4 (Erfurt, Schleusingen, Ziegenrück) in den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt, wodurch er auch Mitglied des Zollparlaments wurde. Von 1871 bis 1881 war er für diesen Wahlkreis Abgeordneter im Reichstag. 1879 war er Vizepräsident des Reichstags. Von 1874 bis 1878 gehörte er außerdem dem Provinziallandtag der Provinz Sachsen an. Von 1879 bis 1890 war Lucius preußischer Landwirtschaftsminister und 1895 wurde er zum Mitglied des Preußischen Herrenhauses ernannt.

Lucius war politisch und persönlich ein enger Freund des Reichskanzlers Otto von Bismarck, bei dem er fast täglich zu Gast war. Seine daraus resultierenden Tagebücher wurden als „Bismarck-Erinnerungen“ 1920/21 von Roberts Sohn Hellmuth herausgegeben. Sie sind eine wichtige Quelle der Bismarck-Forschung.

Mit Bismarcks Unterstützung wurde Robert Lucius am 5. Mai 1888 unter den Namen Lucius von Stoedten und Freiherr Lucius von Ballhausen in den preußischen Adelsstand erhoben.[1] Aus seinen nördlich von Erfurt gelegenen Gütern Klein-Ballhausen, Groß-Ballhausen (siehe Ballhausen) und Stödten (Rittergut westlich von Straußfurt, nach 1945 beseitigt) wurden zwei Fideikommisse gebildet.

Robert Freiherr Lucius von Ballhausen war ein Bruder des Mitbegründers der Hoechst AG, Eugen Lucius.

1864 heiratete er Juliet Maria Souchay de la Duboissiere (1835-1921) aus dem in Manchester ansässigen Zweig der wohlhabenden hugenottisch-deutschen Kaufmannsfamilie. Die Hochzeit fand auf dem Landsitz der Souchays Withhington bei Manchester statt. Ihre Söhne waren Otto Freiherr Lucius von Ballhausen (1867-1932) und Hellmuth Lucius von Stoedten (1869-1935).

Ehrungen

Literatur

  • Bismarck-Erinnerungen: Tagebücher von Robert Lucius von Ballhausen über seine Begegnungen mit Bismarck. Hrsg. von seinem Sohn Hellmuth Lucius von Stoedten 1920/21
  • Karl Erich Born: Lucius von Ballhausen, Robert Freiherr. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 278 f.
  • Siegfried Hübschmann: Robert Lucius Freiherr von Ballhausen. In: Mitteldeutsche Lebensbilder, 2. Band: Lebensbilder des 19. Jahrhunderts, Magdeburg 1927, S. 407–424.
  • Die Mitglieder der Vandalia zu Heidelberg nach dem Stande vom 29. September 1935. [Berlin 1936]
  • Robert von Lucius (Journalist): Die Erfurter Familie Lucius. Erfurter Heimatbrief Nr.37, 1978. S. 28-37

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siehe hierzu auch Lucius (Adelsgeschlecht) und Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VIII, Seite 79, Band 113 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1997, ISBN 3-7980-0813-2

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