Ringwall von Otzenhausen

Ringwall von Otzenhausen

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Ringwall von Otzenhausen
Ringwall von Otzenhausen

Ringwall von Otzenhausen

Alternativname(n): Hunnenring
Entstehungszeit: 5. bis 6. Jahrhundert v. Chr.
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Wall
Ort: Nonnweiler-Otzenhausen
Geographische Lage 49° 37′ 23″ N, 7° 0′ 8″ O49.6230555555567.0022222222222Koordinaten: 49° 37′ 23″ N, 7° 0′ 8″ O
Ringwall von Otzenhausen (Saarland)
Ringwall von Otzenhausen

Der Ringwall von Otzenhausen (volkstümlich auch Hunnenring genannt) ist eine mächtige keltische Befestigungsanlage am Hang des Dollberges bei Otzenhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Nonnweiler im nördlichen Saarland nahe der Primstalsperre.

Mannfelsen am Hunnenring

Inhaltsverzeichnis

Begriffsbestimmung

Wie auch andere vor- oder frühgeschichtliche Befestigungen wurde er vom Volksmund als „Hunnenring“ bezeichnet, obwohl es keine Zusammenhänge mit den Hunnen gibt. Vielmehr ist zu vermuten, dass der alte Begriff 'Hunnich' (für König) damit zu tun hat. Auch ein sprachlicher Zusammenhang mit 'Hünen' wegen der Größe der Anlage wäre denkbar. Archäologen datieren die Entstehung in die La-Tène-Zeit (5.–1. Jahrhundert v. Chr.), also mehrere hundert Jahre vor den Überfällen der Hunnen auf Mitteleuropa. Heute wird der Ort aber als eine der fünf bekannten stadtähnlichen Siedlungen der Treverer geführt.

Die Wallanlage und ihre Bedeutung

Bei dem „Hunnenring“ genannten Ringwall handelt es sich um die Überreste der Befestigung einer Ortschaft („Oppidum“ (lat.: Stadt)) des keltischen Stammes der Treverer. Der Dollberg bei Otzenhausen nimmt unter den spätkeltischen treverischen Befestigungen eine Sonderstellung ein, da er wohl schon in frühkeltischer Zeit eine Befestigung besaß. Aufgrund der beschränkten Siedlungsfläche von 18 Hektar war die Zuordnung zu den Oppida lange umstritten, allerdings wird heute angenommen, dass es um die eigentliche Befestigung noch eine unbefestigte Siedlung gab, auf jeden Fall am "Spätzrech", was die Siedlungsfläche deutlich vergrößern würde.[1] 1836 wurden im benachbarten Ort Schwarzenbach in zwei Kilometer Entfernung zwei keltische Fürstengräber entdeckt, die wohl die Überreste der Herrscher der Festung beinhalten. Im gleichen Jahr besuchte der preußische Prinz Wilhelm das Areal. Zu diesem Zweck wurde im Inneren des Walls ein Platz gerodet, der noch heute die Bezeichnung Königsplatz hat. Zusätzlich wurde eine Eiche in einer Steinumfriedung gepflanzt und eine Überquerungsmöglichkeit über den Wall geschaffen, so dass dieser sogar mit einem Pferd überwunden werden konnte.

Wahrscheinlich wurde die vorhandene Befestigungsanlage zwischen den Jahren 78 bis 67 v. Chr. zum Schutz gegen die Bewegung der germanischen Sueben ausgebaut, wie andere treverische Castella in der Umgebung auch.[2] Anders als in älteren Veröffentlichungen behauptet, spielten die treverischen Städte und Befestigungen im Gallischen Krieg keine Rolle und werden im „De Bello Gallico“ von Caesar auch nicht erwähnt, da sich die Treverer meistens in der Offensive befanden. Sehr wahrscheinlich war die Anlage der Sitz des treverischen Herrschers Indutiomarus.

Als Quelle des Wohlstands der keltischen Einwohner weisen Funde auf Eisenverarbeitung und eventuell auch Eisenverhüttung hin.

Die Befestigung wurde Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. nach dem Gallischen Krieg verlassen, nur die umliegenden Siedlungen wurden weiter bewohnt, allerdings in einem kleineren Umfang als bisher.[3] Abgesehen von einem Heiligtum aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. aus der römischen Kaiserzeit, das eventuell der Diana oder dem Mars geweiht war, wurde die Anlage nicht mehr besiedelt.

Aufbau

Ein Tor im Westen des Ringwalls erlaubte den Zugang zum inneren Areal. Im Inneren befand sich eine Quelle, die die Wasserversorgung der Bewohner sicherstellte.

Das Bauwerk ist auch heute noch beeindruckend, der Wall umfasst bei einer Länge von 2,5 km mehr als 18 ha und erreicht eine Höhe von maximal 10 Metern bei einer Basisbreite des Walls von mehr als 40 Metern. Die damaligen Mauern wurden in der sogenannten „Murus Gallicus“-Technik erbaut, bei der eine Art Fachwerkgerüst aus Holz mit Steinwerk versehen wurde. Diese Form des Festungsbaus bot den Verteidigern einen sehr stabilen Schutz gegenüber Angreifern, die mit Rammen und Schleudern die Burg schleifen wollten. Insbesondere im Nordteil der Anlage, wo die Festung gegenüber dem flachen Gelände stärker geschützt werden musste, war diese Holz-Steinmauer ehemals bis zu 25 m hoch mit einer Basisbreite von damals 25 Metern (!). Auf der Wallkrone befand sich zum Schutz der Verteidiger eine hölzerne Brustwehr oder Palisade. Das Oppidum wurde kampflos geräumt, denn es fanden sich an keiner Stelle Beweise oder Indizien für eine Eroberung oder Zerstörung durch Kampfeinwirkung.

Der Aufbau des Hunnenrings ist keilförmig und schmiegt sich an die Topologie des Dollbergs an, auf dem der Ringwall erbaut wurde. Der Hauptbefestigung von ca. 13 ha ist ein Vorwall von ca. 5 ha vorgelagert. Der Schutz im steilen Gelände im Süden erfolgte durch zwei, in der Dimension kleinere Wallmauern (innerer und Hauptwall sowie Vorwall), da im Steilgelände die Errichtung einer Wallmauer von 25 x 25 m (wie im flacheren Norden) technisch nicht möglich war.

Gegenwart

Die Anlage ist für die Öffentlichkeit ganzjährig zugänglich. Sie ist jedoch nicht behindertengerecht. Drei thematische Informationswege leiten den Besucher über die Festung:

  • Ein mehrsprachig beschilderter Archäologischer Infoweg (D,GB,F,NL) führt zu den interessantesten Örtlichkeiten der Befestigung.
  • Parallel dazu verläuft der Kinder-Erlebnisweg mit neun Spiel- und Wissensstationen.
  • Der von keltischer Kunst und Kultur inspirierte europäische Skulpturenpfad „Cerda&Celtoi“ verbindet das moderne Kunstzentrum der Europäischen Akademie Otzenhausen mittels 18 Skulpturen mit dem historischen Zentrum „Hunnenring“.

Die Terrex gGmbH führt seit 1999 archäologische Ausgrabungen am und um den Ringwall von Otzenhausen durch.

Literatur

  • Reinhard Schindler: Der Ringwall von Otzenhausen. Führungsblatt 4, Staatliches Konservatoramt, Saarbrücken 1965.
  • Manfred Peter: Das vergessene Erbe. Burr Verlag Otzenhausen, Nonnweiler 1984.
Indutiomarus. Der Herr des Ringwalls Otzenhausen. Burr Satz + Druck, Nonnweiler 2009, ISBN 978-3-9813149-1-5.
  • Mathias Wiegert: Der Hunnenring von Otzenhausen. Die Geschichte seiner Erforschung. Nonnweiler 1997
Der „Hunnenring“ von Otzenhausen, Lkr. St. Wendel. Die Siedlungsfunde und Bebauungsstrukturen einer spätlatènezeitlichen Höhenbefestigung im Saarland. VML Vlg Marie Leidorf, Espelkamp 2002, ISBN 3-89646-337-3.
  • Thomas Fritsch: Der „Hunnenring“ bei Otzenhausen. Ein Führer zu den Zeugnissen aus keltischer und römischer Zeit., Rheinischer Verlag für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. In: Rheinische Kunststätten. Nr. 483, 2004, ISBN 3-88094-918-2.
  • Robert Schuler: Das Land der Kelten um den Hunnenring von Otzenhausen. In: Verein für Heimatkunde Nonnweiler e. V.: Hochwälder Hefte zur Heimatgeschichte. Nr. 40, 2000, ISBN 978-3-9806866-0-0. versch. Beiträge zu den Kelten und Römern im Umfeld des „Hunnenrings“.
  • Christof Müller: Die Geheimnisse des Steinwalls. Der Hunnenring in Otzenhausen. In: Saarbrücker Zeitung (Beilage „Heimat“), 25./26. April 2009, S. G10

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Manfred Peter: Indutiomarus. Der Herr des Ringwalls Otzenhausen. 2009, S. 79 f.
  2. Manfred Peter: Indutiomarus. Der Herr des Ringwalls Otzenhausen. 2009, S. 29 f.
  3. Manfred Peter: Indutiomarus. Der Herr des Ringwalls Otzenhausen. 2009, S. 85 und 91, der sich v. a. auf Schindler, Kolling und Haffner stützt.



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