Dornburg (Oppidum)

Dornburg (Oppidum)
Die „Roedchesmauer“ an der Dornburg ist mittlerweile vollständig vom Wald überwachsen

Die Dornburg ist die Ruine eines keltischen Oppidums mit Ringburganlage in der Gemeinde Dornburg im Landkreis Limburg-Weilburg (Hessen). Am Fuß des Südhangs des Plateaus befindet sich das „Ewige Eis“, eine seltene Naturerscheinung, die sich in einer unterirdischen, selbst im Sommer vereisten Zone ausdrückt.

Inhaltsverzeichnis

Anlage

Luftaufnahme von Wilsenroth aus Richtung Nordwesten. Am oberen Bildrand rechts das Plateau der Dornburg, in der Mitte der ehemalige Steinbruch.

Die Dornburg befindet sich auf einer Basaltkuppe zwischen den Orten Frickhofen und Wilsenroth auf einer ursprünglich rund 37 Hektar, heute noch rund 18 Hektar großen Hochebene. Ihre mittlere Höhe beträgt 396 m.ü.NN.

Die Anlage war ab dem 6. Jahrhundert vor Christus, der späten Hallstattzeit, von Kelten besiedelt. Neben dieser ersten Siedlungsperiode wurde anhand von Funden eine jüngere aus der späten La-Tène-Zeit, 2. bis 1. Jahrhundert vor Christus, identifiziert. Zumindest in dieser späteren Phase handelte es sich um eine stadtähnliche Siedlung, um ein „Oppidum“. Darauf weisen gefundene Münzen, Fibeln, Glasschmuck und Schlüssel hin.

Das Plateau des Oppidum erstreckte sich über 750 Meter von West nach Ost, und etwa 500 Meter von Nord nach Süd. Auf der Nord-, Ost- und Südseite fiel es stark ab und war mit kleineren Wällen gesichert. Auf der Westseite war es durch einen 300 Meter langen, 3–5 Meter breiten und 2–5 Meter hohen Abschnittswall, der so genannten „Rödchesmauer“, gesichert. Der Rödchesmauer war im Abstand von 80 Meter ein zweiter Wall vorgelagert.

Im Mittelalter, spätestens ab dem 13. Jahrhundert, befand sich dort eine Kapelle, deren Grundmauern 1964 wiederentdeckt wurden.

Erforschung

1928 wurde eine Grabung durch die „Rödchensmauer“ getrieben, 1960 eine zweite durch einen anderen Abschnitts- und den nördlichen Außenwall. Größere Grabungen im Innenbereich der Ringburg wurden nicht unternommen, so dass wenig über die einstige Siedlungsstruktur bekannt ist.

Zerstörung

1887 wurde am Nordhang der Dornburg der erste Basaltbruch eröffnet. Bis 1905 folgten drei weitere Brüche, die große Teile der Anlage vernichteten. Zudem ist davon auszugehen, dass Steinbrucharbeiter zahlreiche archäologische Fundstücke verschwinden ließen, um den weiteren Betrieb ihrer Arbeitsstätten nicht zu gefährden.

1925 gab es den ersten Versuch, die Dornburg zum Naturschutzgebiet zu machen und dadurch vor dem Verschwinden in den Steinbrüchen zu retten. Mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Folgen wurde 1927 nur ein kleiner Teil der Anlage unter Schutz gestellt. 1938 und 1963 wurde das Schutzgebiet weiter verkleinert, damit der Basaltabbau weiter geführt werden konnte. Eine weitere Verkleinerung lehnten die Behörden 1989 ab.

Durch den Basaltabbau schrumpfte die Plateaufläche auf 18 Hektar, die Gesamtlänge der Wälle von 3400 auf 1200 Meter.

Legenden

Sagen und Legenden umranken die Dornburg und den benachbarten Blasiusberg. Sie erzählen von der törichten Liebe von Hildegard, der Tochter des Bürgermeisters der befestigten Anlage der Dornburg, zu dem Ritter Rupert von Ellar. Um den Geliebten aus dem Verlies zu befreien, verriet sie den Feinden den geheimen Gang in das Innere der Burg. Als Hildegard angesichts des dann folgenden Gemetzels erkannte, was sie angerichtet hatte, stürzte sie sich von einem Felsen in die Tiefe.

Legenden ranken sich ebenfalls um das ewige Eis an der Dornburg. Die Sage erzählt von zwölf goldenen Apostelbildern, die in zwei tiefe Brunnen versenkt wurden. Sofort vereisten die Brunnen und gaben die Bilder nicht mehr frei. Dort ruhen sie noch heute wohl geborgen in der eiskalten Erde.

Literatur

  • Fritz-Rudolf Herrmann: Die Dornburg bei Frickhofen. Führungsblatt zu dem keltischen Oppidum bei Dornburg-Wilsenroth, Kreis Limburg-Weilburg. Abteilung für Vor- und Frühgeschichte im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 1987. (Archäologische Denkmäler in Hessen, 66). ISBN 3-8982-2066-4
  • Mathias Seidel u.a.: Die Römische Kaiserzeit im Limburger Becken. Zur germanischen Besiedlung im Vorfeld des Taunuslimes. In: Berichte der Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen, Heft 4, 1996/1997, S. 81-83 und 87-91. ISSN 0941-6013
50.5230555555568.0225

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