Reichenbach an der Fils

Reichenbach an der Fils
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Reichenbach an der Fils
Reichenbach an der Fils
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Reichenbach an der Fils hervorgehoben
48.719.4661111111111276
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Esslingen
Höhe: 276 m ü. NN
Fläche: 7,43 km²
Einwohner:

7.936 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 1068 Einwohner je km²
Postleitzahl: 73262
Vorwahl: 07153
Kfz-Kennzeichen: ES
Gemeindeschlüssel: 08 1 16 058
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 7
73262 Reichenbach an der Fils
Webpräsenz: www.reichenbach-fils.de
Bürgermeister: Bernhard Richter
Lage der Gemeinde Reichenbach an der Fils im Landkreis Esslingen
Alb-Donau-Kreis Landkreis Böblingen Landkreis Göppingen Landkreis Ludwigsburg Landkreis Reutlingen Landkreis Tübingen Rems-Murr-Kreis Stuttgart Aichtal Aichwald Altbach Altdorf (Landkreis Esslingen) Altenriet Altenriet Baltmannsweiler Bempflingen Beuren (bei Nürtingen) Bissingen an der Teck Deizisau Denkendorf (Württemberg) Dettingen unter Teck Erkenbrechtsweiler Esslingen am Neckar Filderstadt Frickenhausen (Württemberg) Großbettlingen Hochdorf (bei Plochingen) Holzmaden Kirchheim unter Teck Köngen Kohlberg (Württemberg) Kohlberg (Württemberg) Leinfelden-Echterdingen Lenningen Lichtenwald Neckartailfingen Neckartenzlingen Neidlingen Neuffen Neuhausen auf den Fildern Notzingen Nürtingen Oberboihingen Ohmden Ostfildern Owen Plochingen Reichenbach an der Fils Schlaitdorf Unterensingen Weilheim an der Teck Wendlingen am Neckar Wernau (Neckar) WolfschlugenKarte
Über dieses Bild

Reichenbach an der Fils ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg. Sie liegt etwa 25 Kilometer südöstlich der Landeshauptstadt Stuttgart im Landkreis Esslingen, an der namensgebenden Fils.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Luftbild von Reichenbach an der Fils, 2011

Zur Gemeinde Reichenbach an der Fils gehören außer dem Dorf Reichenbach keine weiteren Orte. Auf dem Gebiet der Gemeinde liegen die abgegangenen Ortschaften Bornhausen oder Bernhausen, Geroldsweiler oder Gerensweiler und Knollenhof. In der Ortschaft münden der Reichenbach von Norden und der Lützelbach von Nordwesten in die hier westlich fließende Fils.

Geschichte

Auf den Anhöhen des Filstales wurden Spuren von Menschen der mittleren Steinzeit (12.000–5.000 v. Chr.) gefunden, ebenso auf dem Gelände nördlich des Siegenhofes.

Erstmals erwähnt wurde die Gemeinde 1268 in einer Urkunde. Allerdings liegt die exakte Geburtsstunde Reichenbachs wie vielerorts im Dunkel der Geschichte. Die Gründungszeit des Ortes lässt sich aber über Flurbezeichnungen und im Vergleich mit Nachbarorten erahnen, sie dürfte in der Zeit zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert gelegen haben.

Wilhelm Böhringer und Gustav Wohlbold, beide ehemalige Pädagogen an der heimischen Volksschule, haben in der Vergangenheit die staatlichen und kirchlichen Archive durchforscht und fanden den Ort in Verbindung mit einem Streit zweier adliger Frauen als „Marquardus plebanus de Richenbach“ erstmals erwähnt. Dieser „Leutpriester Marquard“ ist als Zeuge auf einer Urkunde des Jahres 1268 festgehalten.

Mit Reichtum hat der Ortsname nichts zu tun. Namensgeber ist vielmehr der die Gemeinde durchfließende Bach. Um Verwechslungen mit Gemeinden gleichen Namens zu verhindern, führte man 1906 die Ortsbezeichnung „Reichenbach an der Fils“ ein.

Die Gemeinde entwickelte sich nur zögerlich. Als vom 16. bis 19. Jahrhundert nahezu 300 Jahre spanische, schwedische, österreichische und vor allem französische Truppen durch das Filstal zogen, wurde Reichenbach durch Besetzungen, Plünderungen und Kampfhandlungen zum Kriegsschauplatz. Selbst Napoleon reiste 1806 durch den Ort.

Nachdem der Ort schon einmal 600 Einwohnern hatte, war Reichenbach nach dem Dreißigjährigen Krieg nahezu entvölkert und zählte nur noch etwa 50 Bewohner. Es dauerte 180 Jahre, bis sich der Ort von dieser schlimmen Zeit erholt hatte. Erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts konnte man spürbare Zuwanderungen verzeichnen.

Ende des 13. Jahrhunderts kam Reichenbach unter die Oberhoheit der Herren von Württemberg, nachdem zuvor wahrscheinlich die Staufer und dann die Herzöge von Teck das Sagen gehabt hatten. 1534 befahl der evangelische Herzog Ulrich, dass Reichenbach von nun an evangelisch sein sollte. Ursprünglich gehörte Reichenbach zum Oberamt Kirchheim, ab 1485 zum Oberamt Göppingen und erst seit 1938 zum Landkreis Esslingen.

Weniger bekannt ist, dass Reichenbach lange Zeit als Bergwerksort galt. Im 15. Jahrhundert ließen die württembergischen Herzöge am Asang und im Lützelbachtal nach Kupfer- und Manganerzen graben, aus denen Farben gewonnen wurden. 1457 wurde eine Steinkohlegrube in Richtung Baltmannsweiler errichtet. Im Sandstein fanden sich nicht nur vereinzelte kleine Kohleflöze, sondern auch Spuren von Gold und Silber. Zeitweise waren mehr als sechs Stollen in Betrieb. 1561 entstand eine Schmelzhütte, nach mehreren Unterbrechungen wurde der Bergbau 1739 jedoch wegen zu geringer Fördermengen eingestellt.

Der Aufschwung Reichenbachs fällt mit der Industrialisierung zusammen. Bedeutend war die Ansiedlung der Baumwollspinnerei und -weberei Heinrich Otto im Jahr 1879 und auch, dass Reichenbach 1847 Bahnstation wurde und so Anschluss an die überregionalen Verkehrswege bekam.

Religionen

Seit Herzog Ulrich 1534 die Reformation einführte, ist Reichenbach evangelisch geprägt. Es gibt jedoch auch eine römisch-katholische und eine neuapostolische Gemeinde.

Einwohnerentwicklung

  • 1653: 150
  • 1950: 3.000
  • 2000: 8.022
  • 2005: 8.029

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat Reichenbachs hat 18 Mitglieder. Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 lag bei 51,70 %, die Wahl erbrachte folgendes Ergebnis:

  CDU/Unabhängige Bürger 5 Sitze (28,46 %)
  Freie Wähler e. V. Reichenbach /Fils     5 Sitze  (25,36 %)
  SPD 4 Sitze (24,94 %)
  GRÜNE/UNABHÄNGIGE REICHENBACHER BÜRGER 4 Sitze (21,24 %)

Vorsitzender des Gemeinderates ist der Bürgermeister.

Wappen

Wappen Reichenbach an der Fils.png

Blasonierung: „Unter goldenem Schildhaupt, darin eine liegende Hirschstange, in Rot eine silberne Pflugschar.“

Der erst Beleg für das alte Dorfwappen ist ein Wappenstein von 1588 am Rathaus in Reichenbach, der es neben dem Schild der damals zuständigen Amtsstadt Göppingen zeigt. Mit der Hirschstange als Zeichen der Württemberger Landesherrschaft im Schildhaupt ist eine Pflugschar verbunden, die ein beliebtes dörfliches Symbol war und nach dem Kieserschen Forstlagerbuch auf Reichenbacher Grenzsteinen 1685 als Fleckenzeichen nachweisbar ist; zweifellos ist es aber älter als die Abbildung von 1588. Die heutige Wappengestaltung ist in neueren Gemeindesiegeln und seit 1930 auch mit den jetzt gebräuchlichen Farben bezeugt. [2]

Flagge

Die Gemeindeflagge ist Rot-Gelb (1966).

Gemeindepartnerschaften

Zwischen der Gemeinde Reichenbach an der Fils und der französischen Stadt Sainte-Savine gibt es eine Gemeindepartnerschaft.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Gemeinde hatte aufgrund des wirtschaftlichen Wandels in den 1990er Jahren stark zu leiden. Zu Beginn des Jahrzehnts schloss das Unternehmen Otto in Reichenbach. Die Traub Drehmaschinen GmbH & Co. KG (nach deren Gründer ist das Hermann-Traub-Stadion des VfB Reichenbach benannt) ist seit 1997 Tochtergesellschaft der Esslinger INDEX-Werke GmbH & Co. KG Hahn & Tessky, was damals zu einem massiven Stellenabbau führte. Weitere Unternehmen sind der Wellpappehersteller Seyfert GmbH, das Transport- und Logistikunternehmen Kraftverkehr Nagel Kurt Nagel GmbH & Co., der Elektrogerätehersteller ELECTROSTAR Schöttle GmbH & Co. KG (Starmix), der Kunststoffverarbeiter Oskar Voltz GmbH sowie weitere mittelständische und kleine Unternehmen.

Verkehr

Obwohl Reichenbach kein bedeutender Verkehrsknotenpunkt ist (wie etwa Plochingen), verlaufen trotzdem wichtige Straßen durch den Ort. Mit der vierspurigen Bundesstraße 10 führt eine viel befahrene Straße Süddeutschlands an Reichenbach vorbei. Außerdem gibt es die Querverbindungen über Baltmannsweiler bzw. Lichtenwald ins Remstal sowie die Straße über Hochdorf und Notzingen nach Kirchheim unter Teck.

Stuttgart ist mit dem Auto über die B 10 in etwa 30 Minuten zu erreichen, der Flughafen Stuttgart in rund 25 Minuten.

Seit 1847 fährt die Eisenbahn durch Reichenbach. Es ist die stark befahrene Filstalbahn von Stuttgart nach Ulm, auf der auch der schnelle ICE verkehrt. Das Reichenbacher Bahnhofsgebäude wurde im Herbst 2006 renoviert. Heute befindet sich in dem Gebäude eine Wirtschaft, zugleich ist es ein Wohnhaus. Der Bahnhof wird von früh morgens bis spät abends stündlich bis halbstündlich in beiden Richtungen von Regionalbahnen und Regionalexpress-Zügen bedient. Richtung Geislingen / Ulm fährt die erste Regionalbahn um 04:36 Uhr, zwischen 6 Uhr und 21 Uhr kann man etwa halbstündlich mit Regionalbahn und Regionalexpress fahren, zwischen 21 Uhr und 00:46 Uhr fährt stündlich eine Regionalbahn. Richtung Plochingen/Stuttgart fährt der erste Zug um 05:12 Uhr, danach bis 21 Uhr etwa alle halbe Stunde eine Regionalbahn oder ein Regionalexpress, zwischen 21 Uhr und 23:35 Uhr fährt etwa stündlich eine Regionalbahn beziehungsweise ein Regionalexpress. Des Weiteren gibt es Busverbindungen Richtung Lichtenwald und Schorndorf, Richtung Hochdorf und Kirchheim unter Teck und nach Plochingen. Der Ortsbus bedient die Ortsteile Risshalde und Siegenberg. Bedeutendes Verkehrs-Bauwerk ist die Sainte-Savine-Brücke, die nach Reichenbachs Partnergemeinde Sainte Savine in Frankreich benannt ist. Sie erschließt das Voralbgebiet und stellt Verbindungen zum Freibad und zum Stadion her. Kurz hinter der Bahnunterführung kommt die Filsbrücke, die das Baujahr 1877 trägt.

Bis 2007 gab es auch einen kleinen Rangierbereich mit einem Gleisanschluss zur o. g. Wellpappefabrik. Die Gleisanlagen wurden bei den Umbauarbeiten 2007 allerdings komplett entfernt. Der dadurch erheblich angestiegene Lkw-Verkehr bringt viele Probleme mit sich. Da das Firmengelände zu klein ist, verstopfen die wartenden Lkw die umliegenden Straßen, was häufig zu Staus und versperrten Straßen führt. Da sich im Bahnhof Reichenbach durch den stillgelegten Gleisanschluss keine befahrbare Weiche mehr befindet, wurde der Bahnhof im Herbst 2009 zu einem Haltepunkt herabgestuft.

Außerdem gibt es den Otto-Munz-Steg für Fußgänger und Radfahrer. Er überspannt die Bahngleise, die Filsstraße, die Schnellstraße B 10 und die Fils und erleichtert die Wege zu Freibad und Stadion.

Nachbargemeinden sind Plochingen, Hochdorf, Hochdorf Ortsteil Ziegelhof, Ebersbach an der Fils, Lichtenwald-Hegenlohe und Baltmannsweiler, die per Bus, teilweise auch per Bahn, bequem erreicht werden können.

Bildungseinrichtungen

Neben einer Realschule gibt es in Reichenbach mit der Lützelbachschule auch eine Grund- und Hauptschule und mit der Brunnenschule eine reine Grundschule. Die Außenstelle der Marquardschule Plochingen, einer Förderschule, rundet das Schulangebot ab. Die erste Erwähnung einer Schule in Reichenbach ist aus dem Jahre 1580. Im 16. und 17. Jahrhundert ging man allerdings nur im Winter zur Schule. Eine Sommerschule stieß auf Widerstand in der Bevölkerung, weil die Kinder Feldarbeit verrichten mussten, obwohl ab 1649 Schulzwang bestand. Ein energischer Lehrer soll dann erreicht haben, dass man im Sommer wenigstens am Dienstag und Freitag unterrichtet wurde. Erst ab 1735 war der Lernbetrieb dannganzjährig. Das erste Schulhaus war ein 1738 erbautes Gebäude in der Kirchstraße, das heute nicht mehr steht. 1825 erstellte die Gemeinde ein neues Schulhaus in der Schulstraße und 1897 entstand dann die östliche Hälfte der Brunnenschule. Der westliche Bauabschnitt der damaligen Volksschule wurde 1912 erbaut. 1953 entstanden die ersten Gebäude der Lützelbachschule im Brühl, was für die Gemeinde eine große finanzielle Herausforderung war. Schulturnhalle und Sportplatz kamen fünf Jahre später hinzu. 1976 wurde das Gebäude der Realschule erstellt. Auch die Haupt- und Realschüler aus Hochdorf und Lichtenwald werden in diesem Bildungszentrum unterrichtet. Im Realschulgebäude ist auch die Ortsbücherei mit mehr als 22.000 Büchern sowie Kassetten, DVDs und Videos untergebracht.

Der erste Kindergarten entstand im Jahr 1844 in der Kirchstraße, hatte aber vermutlich erst ab Ende des 19. Jahrhunderts ganzjährig geöffnet. Allerdings wurden nur die Kinder zur „Kenderschüle“ gebracht, die für die Feldarbeit noch zu klein waren. Heute zählt man acht Kindergärten in Reichenbach: Robert-Schöttle-Kindergarten, Oskar-Voltz-Kindergarten, Siegenberg-Kindergarten, Michaelis-Kindergarten, Steinäcker-Kindergarten, Clärchen-Seyfert-Kindergarten sowie ein Waldkindergarten und der Mini-Kindi im Rathaus.

Sport

Die Fußballabteilung des VfB Reichenbach spielt derzeit in der Bezirksliga, die Schachabteilung gehört zu den erfolgreichsten im Landkreis. Größter Sportverein am Ort ist der TV Reichenbach mit folgenden Abteilungen: Wettkampfgymnastik, Allgemeine Gymnastik, Kindersport, Gesundheitssport, Leichtathletik, Handball, Tischtennis, Volleyball, Faustball, Ballermänner. Auch die Rettungsschwimmer der DLRG Ortsgruppe Reichenbach/Fils sind bundesweit sowohl in der Jugend (vor allem die weiblichen Schwimmerinnen) als auch bei den Senioren überaus erfolgreich und halten mehrere Deutsche Meistertitel im Rettungsschwimmen.

Außerdem gibt es noch den RSV Reichenbach mit den Sportarten Mountainbike, Breitensport und Radball.

Die Reichenbacher Schützengilde e. V betreibt im Lützelbachtal Schießsport nach den Regeln des Deutschen Schützenbundes. In den Raumschießanlagen wird mit Gewehr und Pistole auf 10m, 25m und 50m in allen DSB-Disziplinen geschossen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das h2o auf dem Gelände der ehemaligen Spinnerei Otto sowie die halle im ehemaligen Bierkeller bieten regelmäßig Konzerte und Veranstaltungen von regionaler Bedeutung.

Kirchen

Die evangelische Mauritiuskirche

Evangelische Mauritiuskirche

Der Turm der Mauritiuskirche stammt aus dem Jahr 1522. Der Sandstein zum Bau des Turms der Mauritiuskirche wurde im Lützelbachtal gebrochen und als die Eisenbahn ins Filstal kam, wurden solche Quader auf Güterwaggons verladen und nach Ulm zum Weiterbau des Ulmer Münsters transportiert. Da der Kircheninnenraum zu klein wurde, baute man sie in den Jahren 1905 bis 1907 nach Entwürfen der Stuttgarter Architekten Richard Böklen und Carl Feil im Jugendstil aus. Heute hat die Kirche fast 1000 Sitzplätze. 1982 wurde die wertvolle Orgel mit ihrem besonders schönen Jugendstil-Prospekt kostspielig erneuert. 1997 ist das Kircheninnere einer grundlegenden Renovierung unterzogen worden, gleichzeitig hat man die etwas missglückten Veränderungen der Renovierung von 1954 beseitigt und die Kirche in ihren Urzustand zurückversetzt. Heute ist die Mauritiuskirche eine der wenigen Gotteshäuser im Jugendstil im südwestdeutschen Raum. Die Mauritiuskirche mit dem Pfarrhaus, dem Kirchvorplatz mit Brunnen und dem dahinter liegenden Friedhof bilden zusammen ein unter Denkmalschutz stehendes Ensemble.

Die katholische Kirche St. Michael

Bis zur Reformation war Reichenbach katholisch, aber als sich Herzog Ulrich 1534 der Reformation anschloss, wurden auch seine Untertanen protestantisch. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Reichenbach wieder eine nennenswerte Zahl an Katholiken und um 1950 war – auch besonders bedingt durch den Zuzug von Vertriebenen und Flüchtlingen des 2. Weltkrieges – ein Drittel der Einwohner katholisch. 1953 begann man mit dem Bau des katholischen Gotteshauses. Am 4. Dezember 1954 weihte Bischof Dr. Leiprecht die Kirche dem Heiligen Erzengel Michael. 1988 wurde die Kirche einer Renovierung unterzogen und heute bietet die Kirche Platz für etwa 550 Besucher. Außerdem läuten seit 1962 fünf Glocken, die durch Spenden gekauft werden konnten.

Die evangelische Siegenbergkirche

Im Mai 1961 wurde die Wanderkirche als Holzbaracke gebaut. Dieses Provisorium wurde nötig, da die Siedlung Siegenberg rasch wuchs und bereits 2000 Bewohner zählte. Einige Jahre später sammelte ein Kirchenbauverein Spenden, man kaufte einen Bauplatz, begann mit den Bauarbeiten und weihte die Kirche am Erntedankfest 1965 ein. Die mit viel Naturholz ausgestattete Kirche beherbergt unter ihrem Dach einen Kirchenraum mit 150 Plätzen, einen durch eine Faltwand vom Kirchenraum abgetrennten Gemeindesaal sowie zwei Jugendräume.

Die neuapostolische Kirche

Zehn Mitglieder zählte diese christliche Glaubensgruppe 1921 in Reichenbach, und ein Jahr später hielt sie den ersten Gottesdienst. Bis 1934 hatte man eine Räumlichkeit in der Stuttgarter Straße und zog dann in die Baltmannsweiler Straße. Als man 60 Mitglieder zählte, wurde es auch dort zu eng und so wurde der Entschluss getroffen, eine Kirche zu bauen. Diese konnte am 27. Oktober 1956 eingeweiht werden. Renoviert wurde das Anwesen in der Paulinenstraße 1988 und 1989. Inzwischen sind es 120 Mitglieder.

Reichenbachs Rathäuser

Wann das erste Rathaus in Reichenbach erbaut wurde, ist nicht genau bekannt; es dürfte aber um 1590 gewesen sein. Es stand nahe der Fils, die damals noch ihren alten Lauf hatte und der heutigen Seestraße folgte. (Das Flussbett wurde 1696 auf 800 Meter Länge nach Süden verlegt.) 1739 wird berichtet, dass das Rathaus in einem erbärmlichen Zustand ist und nur unter Lebensgefahr betreten werden kann. Aber es dauerte 8 Jahre, bis man sich zu einem Neubau entschloss. 1751 wurde das neue Rathaus fertig gestellt, aber 1823 wurde das Haus wieder zu klein und reparaturbedürftig; man baute es gründlich um, renovierte und erweiterte. Das Haus war zwar schon seit 1900 zu klein, aber man begnügte sich mit einem Ausbau des Dachgeschosses. Erst 1959 beschloss der Gemeinderat einen Neubau und am 4. September 1961 fing man an zu bauen. Das Gebäude wurde dann am 29. Mai 1964 eingeweiht. Das alte Rathaus wurde abgebrochen, da die Südwestbank dort bauen wollte. Die Glocken des alten Rathauses findet man im Eingangsbereich des neuen Rathauses und die Turmuhr schlägt in der Brunnenschule.

Kinos

Die Gemeinde hatte Mitte des 20. Jahrhunderts drei Kinos. 1953 wurden die „Central-Lichtspiele“ neben dem heutigen Schlecker eröffnet. Ebenfalls 1953 wurde in der Wilhelmstraße ein zweites Kino eröffnet, das „Neue Filmtheater“. Zu diesen beiden stationären Kinos gesellte sich noch ein Wanderkino, das an Wochenenden in der Halle des Turnvereins am ehemaligen Bahnübergang gastierte. Das letzte Kino schloss in der Wilhelmstraße 1968 seine Pforten.

Die Brühlhalle

Die 1907 vom Turnverein erbaute Halle neben den Bahnlinien diente in Ermangelung eines größeren Veranstaltungsraumes fast 70 Jahre als Turn- und Festhalle. Als die Bundesstraße 10 gebaut wurde, riss man das Gebäude ab, und am 15. Mai 1982 wurde die Brühlhalle mit einem Festakt eingeweiht. Die Baukosten betrugen 10 Millionen D-Mark.

Das „Freibad im Grünen“

Das Freibad wurde am 29. Mai 1976 eröffnet. Bundesverkehrsminister Dr. Volker Hauff überreichte zu dieser Gelegenheit einen Scheck, und Bürgermeister Richard Seeger sprang in Frack und Zylinder vom Sprungturm ins Wasser. In 25 Jahren gingen über 5 Millionen Badegäste durch die Drehkreuze. Bereits 1951 existierte ein Freibad, das sich bei der Wehranlage der Fils und dem Fabrikkanal der Otto-Spinnerei befand. Als die Schnellstraße gebaut wurde, schloss man dieses Inselbad.

Bauwerke

Otto-Munz-Steg über die Fils
  • Brunnengasse
  • St.-Savine-Brücke
  • Otto-Munz-Steg
  • Brühlhalle
  • evangelische Mauritiuskirche
  • evangelische Siegenbergkirche
  • katholische Michaelskirche
  • neuapostolische Kirche

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Karl Brünnle (1879–1952), Reichsbahnrat, Landtagsabgeordneter
  • Sabine Fohler (* 1963), Politikerin (SPD), Landtagsabgeordnete

Literatur

  • Wilhelm Böhringer: Heimatbuch Reichenbach an der Fils. Bürgermeisteramt, 1968, ASIN B0000BQ5Z2.
  • Der Landkreis Esslingen – Hrsg. vom Landesarchiv Baden-Württemberg i.V. mit dem Landkreis Esslingen, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0842-1, Band 2, Seite 393

Weblinks

 Commons: Reichenbach an der Fils – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010 (Hilfe dazu)
  2. Klemens Stadler: Deutsche Wappen. Band VIII: Baden-Württemberg Seite 87. Mit Zeichnungen von Max Reinhart. Angelsachsen-Verlag Bremen, 1971.

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