Ranen

Ranen
Ausgrabungsarbeiten in der Tempelburg am Kap Arkona

Die Ranen (Rujanen, evtl. slaw. „Die Roten“) waren ein westslawisches Volk auf der Insel Rügen und dem umliegenden Festland.

Inhaltsverzeichnis

Kultur und Religion

Christianisierung der Ranen

Die Fürsten der Ranen herrschten von den Wallburgen Charenza (heute: Venzer Burgwall) und dem Rugard (heute: Bergen) aus. Daneben existierte eine mächtige Priesterkaste mit großem Grundbesitz und überregionalem Einfluss.

Die polytheistische Religion der Ranen kannte eine Reihe mehrköpfiger Götter, die als überlebensgroße Holzstatuen in verschiedenen Tempeln verehrt wurden. Den religiösen Mittelpunkt bildete die heute Jaromarsburg genannte Tempelanlage am Kap Arkona, in der der vierköpfige Hauptgott Svantevit verehrt wurde.

Nach der Zerstörung Rhetras im Jahre 1068/69 übernahm Arkona dessen Bedeutung als religiöses Zentrum der heidnischen Ostseeslawen. Auf Svantevit könnte auch der Name Wittow zurückgehen, da wohl die gesamte Halbinsel zum Tempel gehörte.

Andere wichtige Götter waren ihr Schutzpatron Rugievit sowie Porenut und Porevit, deren Tempel sich in Charenza befanden, und Tjarnaglofi, der in einem heute Herthaburg genannten Tempel auf Jasmund verehrt wurde.

siehe auch: Slawische Mythologie

Wirtschaft

Wirtschaftliche Basis der Ranen waren Viehzucht, Ackerbau und Fischfang. Im 12. Jahrhundert waren die Ranen gefürchtete, nach Wikingerart operierende Seeräuber. Ihr wichtigster Seehandelsplatz war Ralswiek am südlichsten Punkt des Großen Jasmunder Boddens. Sie unterhielten weitverzweigte Handelsbeziehungen mit Skandinavien und dem Baltikum.

Sprache

Die Sprache der Ranen war ein polabischer Dialekt im lechischen Zweig des Westslawischen. Im Zuge des Landesausbaus und der damit einhergehenden (nieder-)deutschen Besiedlung wurde das Ostniederdeutsche im 13. Jahrhundert Amts- und bald auch unter den Ranen Alltagssprache. Die letzte ranisch sprechende Frau soll 1404 auf Jasmund gestorben sein.

Geschichte

Hauptartikel: Fürstentum Rügen

Die Herausbildung des Stammes der Ranen erfolgte, nachdem ein Teil der ab dem 6. Jahrhundert im Zuge der Völkerwanderung in die ehemals ostgermanischen Gebiete zugewanderten Slawen sich Siedlungskammern auf und um Rügen erschloss, welche vor der Völkerwanderung von den Rugiern bewohnt waren. Teile der Insel und des umgebenden Festlandes waren jedoch kontinuierlich besiedelt, so dass die rugische Restbevölkerung wahrscheinlich assimiliert und ihr Name in der slawisierten Form auf die R(uj)anen überging.

Erwähnung finden die Ranen bei Widukind von Corvey, als sie 955 im Bund mit den Deutschen die Schlacht an der Raxa gegen Wilzen und Obodriten gewannen. Anfang des 12. Jahrhunderts versuchten die Dänen mehrmals, die ranische Vormachtstellung in der südlichen Ostsee zu brechen.

Die Ranen verloren ihre Unabhängigkeit, als die christlichen Dänen unter König Waldemar I. und dem Roskilder Bischof Absalon am 15. und 16. Juni 1168 die Tempelburg auf dem Kap Arkona eroberten. Nach der dänischen Einnahme dieses Hauptheiligtums kapitulierten die Ranen und übergaben Charenza kampflos. Daraufhin wandten sich die rügenschen Fürsten dem Christentum zu und sicherten so ihre Vormachtstellung in die neue Zeit hinein. Fürst Jaromar I. wurde zum Lehnsmann des dänischen Königs und die Insel wurde Bestandteil des dänischen Bistums Roskilde, während das Festland dem Bistum Schwerin unterstellt wurde. Die Ranen kämpften nun auf Seite der Dänen gegen die Pommern, bis 1186 war ganz Pommern dänisch geworden.

Zur Festigung des Christentums wurden die Klöster Hilda, Bergen und Neuenkamp errichtet.

In dieser Zeit der mittelalterlichen deutschen Ostkolonisation wurden die Ranen christianisiert und aus den westelbischen Gebieten wanderten Niedersachsen, Westfalen, Holsteiner, Friesen, Holländer und Flamen zu.

Dadurch starb die polabische Sprache der auch Rügenslawen genannten Ranen am Anfang des 15. Jahrhunderts endgültig aus. Die meisten heutigen Ortsnamen auf Rügen sind aber – wie auch viele Familiennamen – slawischen Ursprungs.

Mit Wizlaw III. von Rügen starb im Jahre 1325 der letzte slawische Fürst Rügens.

siehe auch: Wenden

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ranen — Ranen, großer Fjord im norweg. Amt Nordland; auch dessen Umgebung; nördlich der Svartisen, der zweitgrößte Gletscher Norwegens (s. d., S. 791) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Ranen — Infobox Kibbutz kibbutz name = Ranen foundation = 1950 founded by = Yemenite Jews region = North western Negev council = Merhavim industry = affiliation = Moshavim Movement website =Ranen ( he. רנן, lit. Singing ) is a moshav in southern Israel.… …   Wikipedia

  • Ranen Barman — Infobox Indian politician name = Ranen Barman caption = birth date = Birth date and age|1969|3|2|df=y birth place = Dinajpur, West Bengal residence = Dinajpur death date = death place = constituency = Balurghat office = MP salary = term =… …   Wikipedia

  • Fürstentum Rügen — Das Fürstentum Rügen im 13.Jahrhundert Das Fürstentum Rügen existierte als Herrschaftsbereich zwischen 1168 und 1325. Während dieses Zeitraumes war das Fürstentum ein dänisches Lehen. Es umfasste neben der Insel Rügen den südwestlich Rügens… …   Deutsch Wikipedia

  • Jaromarsburg — Wall der Jaromarsburg Die Jaromarsburg war vom 6. bis zum 12. Jahrhundert eine dem Gott Svantovit gewidmete Kultstätte des slawischen Stammes der Ranen. An der Nordostspitze bei Kap Arkona auf der Insel Rügen gelegen, war sie von zwei Seiten… …   Deutsch Wikipedia

  • Jaromar I. — Jaromar I. (* vor 1141; † vor August 1218) war ab 1170 regierender Fürst auf Rügen. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Nachkommen 3 Literatur 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Podaga — Bildstein in der Marienkirche in Bergen auf Rügen. Es stellt mutmaßlich einen Priester des Gottes Svantevit dar, nach anderer Interpretation jedoch den Grabstein des Fürsten Jaromar I. Die slawische Mythologie beschreibt die Mythologie der Slawen …   Deutsch Wikipedia

  • Prove — Bildstein in der Marienkirche in Bergen auf Rügen. Es stellt mutmaßlich einen Priester des Gottes Svantevit dar, nach anderer Interpretation jedoch den Grabstein des Fürsten Jaromar I. Die slawische Mythologie beschreibt die Mythologie der Slawen …   Deutsch Wikipedia

  • Rügen — Satellitenbild von Rügen Gewässer Ostsee Geographisc …   Deutsch Wikipedia

  • HNoMS Nordkapp OPV (1937) — The lead ship of the Nordkapp class of fishery protection vessels, Nordkapp was launched 18 August, 1937 at Horten naval shipyard, with build number 123. [Horten municipal archive for local history:… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”