Kloster Neuenkamp

Kloster Neuenkamp
Kloster Neuenkamp
Pfarrkirche in Franzburg, Querflügel der ehemaligen Klosterkirche
Pfarrkirche in Franzburg, Querflügel der ehemaligen Klosterkirche
Lage Deutschland
Mecklenburg-Vorpommern
Koordinaten: 54° 11′ N, 12° 53′ O54.18611111111112.875555555556Koordinaten: 54° 11′ 10″ N, 12° 52′ 32″ O
Ordnungsnummer
nach Janauschek
614
Gründungsjahr 1231
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1535
Mutterkloster Kloster Kamp
Primarabtei Kloster Morimond
Tochterklöster

Kloster Hiddensee

Franzburg um 1618 mit der seit 1578 zum herzoglichen Schloss umgebauten Klosteranlage auf der Lubinschen Karte

Das Kloster Neuenkamp ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster im Stadtgebiet der heutigen Stadt Franzburg in Mecklenburg-Vorpommern. Vom Kloster ist nur ein Teil der ehemaligen Klosterkirche erhalten, welche 1580 zur Schlosskirche umgebaut wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1231 hatte der Rügenfürst Wizlaw I. dem Zisterzienserkloster Altenkamp am Niederrhein (heute Stadt Kamp-Lintfort) den Bau eines Tochterklosters gestattet, das bald den Namen Neuenkamp führte. Dabei verlieh er dem Kloster ausdrücklich das Recht Menschen beliebiger Nationalität und beruflicher Qualifikation anzusiedeln. Im Jahr 1233 bezog der Konvent den Rosetum sanctae Mariae (Rosengarten der Heiligen Maria) an der Blinden Trebel. Bestandteil der Stiftung waren auch der Ort Richtenberg mit einer Salzquelle sowie drei weitere Ortschaften, die durch deutsche Lokatoren angelegt worden waren. Außerdem bekam das Kloster 300 Hufen zu rodenden Wald, in dem in den nächsten Jahrzehnten 20 Siedlungen mit deutschen Namen angelegt wurden. Das Kloster erwarb weiteren umfangreichen Grundbesitz in Pommern, Rügen und auch in Mecklenburg. Der Kampische Hof in Stralsund diente damals dem Kloster als Handelshof, wo die landwirtschaftlichen Produkte wie Getreide und Wolle verkauft und benötigte Waren eingekauft wurden. Daneben entwickelte sich mit Richtenberg ein örtlicher Markt im Klostergebiet.[1] Um 1280 lebten im Kloster mehr als 60 Mönche und 50 Konversen.[2] 1296 wurde auf Hiddensee das Tochterkloster St. Nikolaus gegründet. Um 1300 entstand eine kreuzförmige Klosterkirche, eine 25 Meter breite und 90 Meter lange große gotische Hallenkirche, von der nach einem Abriss im 16. Jahrhundert heute nur noch der südliche Querflügel, etwa ein Sechstel der ursprünglichen Kirche, als Pfarrkirche besteht.[1] Die Äbte des Klosters bezeichnete Kaiser Karl V. als die obersten Prälaten in Pommern.

Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts konnte das Kloster mit der Zeit umfangreichen Besitz um und in Goldberg in Mecklenburg erwerben. 1295 erfolgte der Kauf einer Mühle in Plau, die 1437 an die Herzöge von Mecklenburg verkauft wurde.[1] Im 15. Jahrhundert musste sich das Kloster verschulden, nachdem es auf dem Klostergebiet zu Fehden gekommen war. Infolgedessen wurden 1455 auch die Besitzungen bei Goldberg verkauft. Dem Abt Johann Sasse gelang es in seiner 23-jährigen Amtszeit, das Kloster wirtschaftlich zu sanieren. Es beteiligte sich 1456 an der Gründung der Universität Greifswald, der es das Kirchenpatronat über die Tribseeser und die Tribohmer Kirche übertrug. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung hatte das Kloster in ungefähr 90 Dörfern Landbesitzungen oder Privilegien. [2]

Herzog Georg I. ließ 1525 nach dem Stralsunder Kirchenbrechen die Kleinodien des Klosters ins Schloss Wolgast bringen.[2] Johannes Bugenhagen führte 1535 die Visitation des Klosters Neuenkamp zur Durchsetzung der neuen Kirchenordnung durch. [3] Im selben Jahr erfolgte die Säkularisierung des Klosters welches in ein herzogliches Amt umgewandelt wurde. Der Abt des Mutterklosters, der zunächst in den Kampischen Hof gezogen war, erhob dagegen beim Reichskammergericht Klage. Der langwierige Prozess führte zu keinem Ergebnis. Um sich gegen das drohende Eingreifen der Reichsgewalt zu schützen, trat Pommern dem Schmalkaldischen Bund bei.[4]

Die Klostergebäude wurden nach der Reformation auch zeitweise von der herzoglichen Familie und dem Hofstaat genutzt. So residierte nach dem Wolgaster Schlossbrand von 1557 Herzog Philipp I. für einige Monate in Neuenkamp. Trotzdem verfielen die Gebäude zusehends. Die Kirche war 1561 „mehr denn halb niedergebrochen“.[2] Ab 1578 ließ Herzog Bogislaw XIII., dem in der Landesteilung von 1569 die Ämter Barth und Neuenkamp als Apanage zugefallen waren, die Klosteranlage durch Christoph Haubitz in ein prunkvolles vierflügeliges Schloss (siehe Bild auf der Lubinschen Karte) umbauen. Er veranlasste auch den Bau einer Manufaktursiedlung, die er zu Ehren seines Schwiegervaters, Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg, Franzburg nannte. Als er 1605 die Ämter Franzburg und Barth wieder an den regierenden Herzog von Pommern-Wolgast, seinen Neffen Philipp Julius, zurück gab, beklagte dieser sich über den bereits fortgeschrittenen Verfall der Schlossanlage in Franzburg.

Literatur

  • Ferdinand Fabricius: Urkunden und Copiar des Klosters Neuenkamp im Königlichen Staatsarchiv zu Wetzlar. Saunier, Stettin 1891, (Quellen zur pommerschen Geschichte 2), (Digitalisat)
  • Andreas Niemeck: Die Zisterzienserklöster Neuenkamp und Hiddensee im Mittelalter. Böhlau Verlag, Köln u. a. 2002, ISBN 3-412-14701-X, (Veröffentlichungen der historischen Kommission für Pommern Reihe V, 37), (Zugleich: Greifswald, Univ., Diss., 2000/2001).
  • Joachim Wächter: Entwicklung der deutschen Besiedlung und der Christianisierung des vorpommerschen Raums bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. In: Haik Thomas Porada (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte Vorpommerns. Die Demminer Kolloquien 1985 - 1994. Thomas Helms Verlag, Schwerin 1997, ISBN 3-931185-11-7, S. 115–124.

Einzelnachweise

  1. a b c Joachim Wächter: Zisterzienserklöster im Grenzraum Pommern-Mecklenburg. In: Hans-Joachim von Oertzen (Hrsg): Grenzregion zwischen Pommern und Mecklenburg. Vorträge 2002. Thomas Helms, Schwerin 2004, ISBN 3-935749-29-5, S. 33–34
  2. a b c d Johannes Hinz: Pommern-Wegweiser durch ein unvergessenes Land. S. 241–242. Adam Kraft Verlag, Würzburg 1991, ISBN 3-8083-1195-9
  3. Joachim Wächter: Die Reformation in Pommern. In: Beiträge zur Geschichte Vorpommerns; Die Demminer Kolloquien 1985-1994, S. 184, Thomas Helms Verlag, Schwerin 1997, ISBN 3-931185-11-7
  4. Hans Branig: Geschichte Pommerns Teil I; Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbstständigkeit 1300-1648. S. 105/106. Böhlau Verlag, Köln Weimar Wien 1997, ISBN 3-412-07189-7

Weblinks

 Commons: Kloster Neuenkamp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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