Peter Norrenberg

Peter Norrenberg
Porträt von Peter Norrenberg

Peter Norrenberg (* 1. Dezember 1847 in Köln; † 29. Mai 1894 in Rhöndorf) war ein deutscher Priester, Historiker und Sozialpolitiker.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang und schriftstellerische Tätigkeiten

Nach dem Besuch des Kölner Marzellengymnasiums begann Peter Franz Xaver Norrenberg 1867 sein Studium in Bonn mit den Fächern Katholische Theologie und Philosophie und erhielt nach einem anschließenden Studium am Kölner Priesterseminar 1871 die Priesterweihe. Den Doktorgrad der Philosophie erwarb er in Rostock. Seine erste Kaplanstelle trat er in Viersen an, wo er 20 Jahre lang tätig war. Sein Arbeitsumfang war immens; so erschienen zum Beispiel im Jahr 1873 allein 6 Veröffentlichungen von ihm, unter anderem eine Abhandlung über Deutschlands katholische Dichtung, eine Untersuchung über das kölnische Literaturleben im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, ein Lustspiel und eine Romanübersetzung aus dem Englischen. Später veröffentlichte er eine dreibändige Allgemeine Geschichte der Literatur, aber auch Spiele und Dramen für Laienspielbühnen, und unter einem Pseudonym eine niederrheinische Volksliedersammlung. Am wichtigsten und interessantesten sind heute noch seine heimatkundlich-historischen Arbeiten, z.B. über die Städte Viersen, Dülken und Süchteln. 1889 erschienen eine Geschichte der Pfarreien des Dekanates Mönchengladbach und 1894 postum sein Buch über die heilige Irmgard von Süchteln. 1891–1894 war er Pfarrer in Süchteln, wo er auch begraben wurde.

Seelsorger und Sozialpolitiker

Norrenberg nahm seine Seelsorgertätigkeit sehr ernst. Er unterrichtete am Gymnasium, war Lokalschulinspektor und gründete 1876 in Viersen einen Arbeiterinnenverein, der nach zwei Jahren bereits eine Mitgliederzahl von fast 450 aufwies. Dabei kümmerte er sich vor allem um das harte Los der in den Spinnereien und Webereien tätigen Frauen, darunter auch – auf Grund seiner Englischkenntnisse – um die aus England angeworbenen Arbeitskräfte, die teilweise wie viele Fabrikarbeiterinnen mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 78 Stunden in wenig menschenwürdigen Verhältnissen leben mussten. 1880 erschien seine historische Abhandlung über Frauenarbeit. 1881 wurde Norrenberg Mitbegründer des Vereins Arbeiterwohl. Von ihm löste er sich später, da dieser den Staat in der Pflicht zur Lösung der Sozialen Frage sah, er aber den Schlüssel dazu „auf dem Boden der christlichen Gesellschaftsordnung“ im Geiste der Caritas. In seiner Süchtelner Seelsorgerzeit trat er der Zentrumspartei bei; er baute ein Vereinshaus, gründete einen Orgelverein und besorgte neue Kirchenfenster. Er geriet in eine heftige Auseinandersetzung mit dem dortigen interkonfessionellen Vaterländischen Frauenverein und begegnete solchem „Liberalismus“, den er „für Süchteln schlimmer als die Sozialdemokratie“ hielt, mit der Gegengründung eines katholischen „Elisabethen“-Vereins. Mitten in seiner rastlosen Tätigkeit starb er im Alter von 47 Jahren an einem Gehirnschlag.

1999 wurde ihm die 33. Gedenkmedaille des Kreises Viersen gewidmet.

Werke (Auswahl)

  • Deutschlands katholische Dichtung der Gegenwart 1847–1873. Münster 1873
  • Das Kölnische Literaturleben im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Leipzig 1873
  • Aus dem alten Viersen. Ein Beitrag zur Culturgeschichte des Niederrheins. Viersen 1873. Digitalisat der ULB Düsseldorf
  • Chronik der Stadt Dülken. Ihre Geschichte und ihr Volksleben. Baedeker’s Verlag. Viersen und Dülken 1874. Digitalisat der ULB Düsseldorf
  • Geschichte der Stadt Süchteln. Beiträge zur Lokalgeschichte des Niederrheins. Bd. 2. Viersen 1874. Digitalisat der ULB Düsseldorf
  • Geschichte der Herrlichkeit Grefrath. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Bd. 4. Viersen 1875. Digitalisat der ULB Düsseldorf
  • Des Dülkener Fiedlers Liederbuch. (Unter dem Pseudonym Hans Zurmühlen.) 150 Volkslieder. Viersen 1875
  • Frauenarbeit und Arbeiterinnenvereine in deutscher Vorzeit. In: „Jahresbericht des Arbeiterinnenvereins Viersen“. Viersen 1877
  • Die Dilettantenbühne. Sammlung von Theaterstücken für Gesellenvereine. 7 Hefte. Düsseldorf 1877/78
  • Frauen-Arbeit und Arbeiterinnen-Erziehung in deutscher Vorzeit. J.B. Bachem. Köln 1880
  • Handbüchlein zur Gründung und Leitung von Arbeiterinnenvereinen. Mainz 1881
  • Allgemeine Geschichte der Literatur. Ein Handbuch der Geschichte der Poesie aller Völker. Bd. 1. Russel. Münster 1882
  • Allgemeine Geschichte der Literatur. Bd. 2. Russel. Münster 1882
  • Allgemeine Geschichte der Literatur. Bd. 3. Russel. Münster 1884
  • Aus dem Viersener Bannbuch. Viersen 1886. Digitalisat der ULB Düsseldorf
  • Geschichte der Pfarreien des Dekanates M.Gladbach. Geschichte der Pfarreien der Erzdiöcese Köln. Bd. 21. Köln 1889. Unveränderter Nachdruck, Mönchengladbach, Antiquariat am St. Vith, 2005
  • Die heilige Irmgardis von Süchteln. Aus der rheinischen Geschichte. Bd. 19. Bonn 1894

Quellen

  • Hildegard Föhl: Peter Norrenberg als Schriftsteller. In: „Heimatbuch des Grenzkreises Kempen-Krefeld“. Kempen 1962
  • Elisabeth Kremers: Pfarrer Norrenberg gegen den vaterländischen Frauenverein Süchteln. In: „Heimatbuch des Kreises Viersen“. Viersen 1987
  • Wolfgang Löhr: Die Einführung von Peter Norrenberg als Pfarrer von Süchteln 1891. In: „Heimatbuch des Kreises Viersen“. Viersen 1978
  • Wolfgang Löhr: Peter Norrenberg (1847–1894). In: „Heimatbuch des Kreises Viersen“. Viersen 2001

Weblinks


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