Atauro

Atauro
Subdistrikt Atauro
Ilitecaraquia/Vila Maumeta
Hauptstadt Atauro
Fläche 140,50 km²[1]
Einwohnerzahl 8.602 (2010)[1]
Sucos Einwohner (2010)[2]
Beloi 1.774
Biqueli 1.656
Macadade 1.486
Maquili 1.946
Vila Maumeta 1.740
Übersichtskarte
Die Insel Atauro
Lage des Distrikts Dili

Atauro (port. Ataúro, indon. Pulau Kambing) ist eine osttimoresische Insel in der Bandasee nördlich von Timor. Der Inselname bedeutet in der lokalen Sprache „Ziege“, Kambing ist das indonesische Wort. Der Name stammt von den Ziegen, die hier gehalten werden.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Verwaltungsgliederung des Distrikts Dili

Atauro ist etwa 22 km lang, bis zu 9 km breit und hat eine Fläche von 140,50 km². Es liegt etwa 23,5 km vor der Küste der Landeshauptstadt Dili. Im Nordosten liegen die indonesischen Inseln Wetar (21,5 km) und Liran (13 km), jenseits der Straße von Wetar, und westlich Alor, jenseits der Straße von Ombai. Atauro gehört zum Banda-Bogen.

Atauro ist vulkanischen Ursprungs und entstand vor 3 bis 3,5 Millionen Jahren. Heute ist die Insel nicht mehr vulkanisch aktiv. Die Insel ist zerklüftet und rau. Die vormals submarinen Vulkane sind der Erosion ausgesetzt. Der höchste Punkt der Insel ist der Mano Côco (Foho Manococo) mit 999 m. Weitere Erhebungen sind der Foho Tutonairana und der Foho Berau. Hohe Klippen, die ins Meer ragen und geschützte Buchten mit Sandstränden prägen die Küste. Ein breites Riff von 30 bis 150 m umrahmt die Insel. Die Meeresstraße zwischen Atauro und Timor ist bis zu 3.500 Meter tief.[3] Neben den Feldern gibt es vor allem Grasland mit Eukalyptusbäumen (Eucalyptus alba) und einige Restbestände von Trocken- und immergrünen, tropischen Wäldern, vor allem auf den Bergen und in Schluchten. Die Bäume im tropischen Bergwald am Mano Côco erreichen 15 bis 20 m Höhe. 40 km² um den Berg sind ein Naturreservat.[4]

Erdrutsche und Überflutungen bedrohen die Insel in der Regenzeit zwischen November und März. Mit zunehmender Meereshöhe nimmt auch die jährlichen Niederschlagsmenge zu. Sie liegt zwischen 700 und 1600 mm.[4]

Die Insel Atauro bildet einen Subdistrikt des Distriktes Dili. Der Subdistrikt teilt sich in fünf Sucos. Beloi bildet das nördliche Zentrum der Insel, Biqueli (Bikeli, Biquele, Biceli, ehemals Pala) liegt an der Nordspitze Atauros, Macadade (ehemals Anartutu) im Südwesten, Maquili (Makili) an der südlichen Ostküste und Vila Maumeta (Atauro Vila) an der südlichen Ostküste. Administrator für den Subdistrikt ist Manecas da C. Soares (Stand 2010).[5]

Der größte Ort ist Vila, der zweitgrößte Macadade. Ein möglicher Alternativname für Vila Maumeta ist Toro. Weitere Orte sind:

Atauro hat eine Trocken- und eine Regenzeit. Die Vegetation besteht aus einem offenen Eukalyptusbestand. In den Tälern zwischen den Hügeln findet sich Regenwald. Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Wald stark abgeholzt.

Fauna

Atauro ist eine Important Bird Area.[6] 2004 wurden hier 84 Vogelarten erfasst.[4] 13 weitere kamen 2007 dazu.[7]

Einwohner

Auf der Insel leben 8.602 Einwohner (2010,[1] 2004: 7.863[8]). Ungewöhnlich für das mehrheitlich katholische Osttimor sind die mehrheitlich protestantischen Bewohner des nördlichen Atauros. Sie wurden von Alor aus durch niederländische Calvinisten im 20. Jahrhundert missioniert. Auch im Süden der Insel gibt es Protestanten.

Die Bewohner Atauros sprechen Wetar, das sonst hauptsächlich auf der Insel Wetar gesprochen wird. Hier wird die als Nationalsprache anerkannte Sprache auch Atauru oder Adabe genannt.

Auf Atauro werden drei Dialekte des Wetar gesprochen: Rahesuk im Norden, Resuk im Südosten und Raklungu im Südwesten. Ein vierter Dialekt des Wetar, Dadu'a, wird von Nachkommen einer Gruppe von Bewohnern Atauros gesprochen, die in Dörfer in den Distrikt Manatuto auf Timor ausgewandert sind.

Der Altersdurchschnitt auf Atauro beträgt 19,5 Jahre (2010,[1] 2004: 19,0 Jahre[9]).

Geschichte

Atauro von Dili aus gesehen
Der Ort Beloi

Atauro wurde 1859 im Vertrag von Lissabon von den Niederländern den Portugiesen überlassen, doch erst 1884 wurde die portugiesische Flagge in einer Zeremonie auf der kleinen Insel gesetzt und erst ab 1905 zahlten die Bewohner Abgaben an Portugal. Im April dieses Jahres wurde ein militärischer Posten errichtet.

Die ausgedörrte Insel wurde schon von den Portugiesen genutzt, um politische Gefangene aus Portugal, von Timor und anderen Kolonien zu verbannen. Ein prominenter Gefangener, der vermutlich auch hier starb, war Boaventura, der Liurai von Manufahi und Anführer der großen Rebellion von 1911/1912. Bis 1959 schickte Lissabon mehr als 3.000 Menschen nach Atauro, darunter war beispielsweise der Vater des osttimoresischen Politikers Manuel Carrascalão (der 1933 hier geboren wurde).

Im Rahmen der Vorbereitung der Unabhängigkeit versuchte die UDT am 11. August 1975 einen Staatsstreich, um der wachsenden Popularität der FRETILIN etwas entgegenzusetzen. Der letzte portugiesische Gouverneur Mário Lemos Pires floh nach Atauro, von wo er zwischen den beiden Parteien zu vermittelten versuchte. Die FRETILIN versuchte ihn zur Rückkehr nach Dili und der Weiterführung der Entkolonisation zu bewegen, aber Pires wartete auf Instruktionen der Regierung in Lissabon, die aber aufgrund der Probleme in Afrika wenig Interesse an Osttimor hatte. Das Chaos begünstigte die spätere Invasion durch Indonesien. Atauro wurde am 30. Dezember 1975 von den Streitkräfte Indonesiens besetzt, 23 Tage nach der Landeshauptstadt.

Zwischen 1980 und 1986 nutzte auch Indonesien Atauro als Gefängnisinsel und Umsiedlungslager. Zu ihrem Höhepunkt 1982 lebten hier 4.000 Inhaftierte. Nach dem Marabia-Angriff schickte Indonesien im Juli 1980 die erste Gruppe Gefangener nach Atauro, darunter viele Kinder und Ältere, die Verwandte in der Untergrundbewegung hatten. Viele litten an Unterernährung, da die Nahrungsmittellieferungen der Indonesier selten ausreichten. Mitglieder der Koramil und Hansip waren für die Bewachung der Gefangenen verantwortlich. Verwandten war der Besuch nicht gestattet. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) begann ab 1982 die Namen und Herkunft der Inhaftierten festzuhalten, um Familienangehörige zu informieren.

1999 schützte die abgelegene Lage Atauros die Bewohner vor den pro-indonesischen Milizen, die den Rest von Osttimor verwüsteten.

Bereits während der Kolonialzeit wurde die Insel in den Distrikt Dili eingegliedert, zu dem sie noch heute gehört. Nach der Unabhängigkeit Osttimors wurde darüber diskutiert, die Distrikte neu zu ordnen und die Insel von Dili abzutrennen, aber diese Pläne wurden letztlich nicht umgesetzt.

Verkehr, Transport und Wirtschaft

Strand von Ilitecaraquia
Das Dorf Eclae

78 % der Haushalte in Atauro bauen Mais an, 74 % Kokosnüsse, 73 % Maniok, 19 % Gemüse und 6 % Kaffee.[2] Daneben werden Erdnüsse, Bananen, Papayas und andere Obstbäume angepflanzt.[4]

Auf der Insel gibt es nur wenige Straßen. Eine asphaltierte Straße verbindet Vila Maumeta und Biqueli. Es gibt eine Startbahn für Flugzeuge. Der IATA-Code ist AUT (WPAT). Insgesamt ist die Versorgung der Bevölkerung nicht besonders gut. Von Atauro verkehrt eine Fähre zur Hauptstadt Dili, die etwa zwei Stunden benötigt. Es gibt auch die Möglichkeit mit Fischerbooten auf die Insel zu gelangen. Atauro will sich vermehrt dem Öko-Tourismus widmen. Seine Korallenriffe begeistern Sporttaucher.[10]

Von der UNDESA (United Nations Department of Economic and Social Affairs) wurden zwischen 2005 und 2008 auf Atauro 14 gemeindliche Solaranlagen aufgebaut, um die Versorgung der Bevölkerung mit Elektrizität zu gewährleisten.

Einzelnachweise

  1. a b c d Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English)
  2. a b Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch)
  3. UoM–East Timor project to map Atauro Island geology. In: UniNews Vol. 14, No. 9. University of Melbourne, 30. Mai 2005, abgerufen am 21. Mai 2007.
  4. a b c d Colin R. Trainor und Thomas Soares: Birds of Atauro Island, Timor-Leste (East Timor), Forktail 20 (2004), S. 41–48
  5. Government of Timor-Leste, 3. September 2010, The NSDP can be implemented according to the needs of the People
  6. Important Bird Areas in Timor-Leste (englisch) (PDF-Datei; 1,87 MB)
  7. Colin R. Trainor und Pedro J. Leitão: Further significant bird records from Atauro Island, Timor-Leste (East Timor), Forktail 23 (2007), S. 155–158
  8. Direcção Nacional de Estatística Census 2004
  9. Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004
  10. Tom Noble: Ethical tourism on an untouched island. In: The Sydney Morning Herald. 17. April 2005, abgerufen am 21. Mai 2007.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Atauro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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