Ortsbefestigung (Dirmstein)

Ortsbefestigung (Dirmstein)
Ortsbefestigung mit Schießscharte

Ein kleines Stück der mittelalterlichen Ortsbefestigung hat sich in der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Dirmstein erhalten und steht unter Denkmalschutz[1].

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Rest der Ortsbefestigung befindet sich am südwestlichen Rand des historischen Oberdorfes. Die Mauer liegt hinter der Bebauung des Grundstücks Laumersheimer Str. 21a und trennt heute zwei Gärten voneinander.

Beschaffenheit

Das etwa 25 m lange, 270 cm hohe und 65 cm starke Mauerfragment besteht aus Feldsteinen. Oben auf den letzten 40 cm läuft die Krone satteldachähnlich zu, der Grat trägt zudem bis zu 20 cm hohe unregelmäßige Zacken aus dreieckigen Steinen. Im östlichen Drittel der Mauer ist in Schulterhöhe eine 45 cm hohe Schießscharte eingearbeitet, die offensichtlich bereits bei der Errichtung der Mauer von unten nach oben in den waagerechten Steinlagen ausgespart und mit groben Steingewänden versehen wurde. Auf der nach Norden gelegenen Innenseite der Mauer sind Vorsprünge sichtbar, die als Überbleibsel eines podestartigen Wehrganges gedeutet werden.

Baugeschichte

Baubeginn und Vollendung der Befestigung des Oberdorfes, das früher durch eine 300 m breite Bebauungslücke vom Unterdorf getrennt war, lassen sich nur vage datieren. Sicher ist lediglich, dass der Mauerring zu der Zeit, als 1602 der bekannteste Ortsadelige Caspar Lerch seine „Burg“ am Südrand des Oberdorfes erwarb, bereits geschlossen war. An vielen Stellen, so auch in der Laumersheimer Straße, damals „Hintere Gass“ genannt, umfasste die Mauer zusätzlich Gärten, die zu den vorgelagerten Wohngrundstücken gehörten. Der überkommene Mauerrest, etwa 150 m westlich von Lerchs „Burg“ gelegen, entstand wohl gegen Ende des 16. Jahrhunderts, also ziemlich spät.

Auf dem historischen Ortsplan von 1746[2] ist die Befestigung noch als völlig intakt eingezeichnet. Allerdings hatte zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine rege Bautätigkeit eingesetzt, welche die beträchtlichen Schäden des Pfälzischen Erbfolgekrieges, in dessen Verlauf französische Truppen Dirmstein 1689 fast gänzlich niedergebrannt hatten, beseitigte. Der Bedarf an Flächen und Baumaterial bewirkte, dass im weiteren 18. Jahrhundert Teile der Befestigung in die Mauern neu errichteter Gebäude einbezogen (z. B. beim Koeth-Wanscheidschen Schloss) oder ganz abgetragen wurden. Als die Französische Revolution in den 1790er Jahren auf die linksrheinischen deutschen Gebiete übergegriffen hatte, wurden die Steine der Befestigung auch in Dirmstein immer mehr zum Bau neuer Häuser herangezogen, so dass am Ende des 19. Jahrhunderts nur noch dürftige Mauerreste übrig waren.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Georg Peter Karn, Ulrike Weber: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz (s. Literatur)
  2. Vogelschaubild von 1746, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, P. 1, 418

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