Orionnebel

Orionnebel
Emissionsnebel
Daten des Orionnebels
Orion Nebula - Hubble 2006 mosaic.jpg
Aus verschiedenen HST-Aufnahmen zusammengesetztes Bild des Orionnebels
Sternbild Orion
Position
EpocheJ2000.0
Rektaszension 5h 35,3m [1]
Deklination −5° 23,5′ [1]
Erscheinungsbild
Scheinbare Helligkeit (visuell) 4,0 mag  [2]
Winkelausdehnung 85,0' × 60,0'  [1]
Ionisierende Quelle
Bezeichnung Theta Orionis  
Typ Stern  
Physikalische Daten
Zugehörigkeit Milchstraße  
Entfernung [3] (1350 ± 23) Lj
((414 ± 7) pc)
Durchmesser 30 Lj [2]
Geschichte
Entdeckung N.-C. F. de Peiresc
evtl. historisch
Datum der Entdeckung 1610
Katalogbezeichnungen
 NGC 1976 • GC 1179 • h 360 • M 42 • LBN 974

Der Orionnebel ist ein Emissionsnebel im Sternbild Orion und besteht aus den Einzelobjekten M 42 (im Süden) und M 43 (im Norden) (auch als NGC 1976 bzw. 1982 bekannt). Dank seiner scheinbaren Helligkeit von 4,0 mag und seiner verhältnismäßig großen Ausdehnung am Himmelsgewölbe ist er mit bloßem Auge als Teil des Schwertes des Orion sichtbar. Der Orionnebel ist eines der aktivsten Sternentstehungsgebiete in der galaktischen Nachbarschaft der Sonne. Die Entfernung von unserem Sonnensystem beträgt ca. 414 Parsec[3] (1350 Lichtjahre), der Durchmesser ca. 9 Parsec (30 Lichtjahre).

Inhaltsverzeichnis

Entdeckung und Geschichte

Aufnahme von 1883 von Andrew Ainslie Common

Schon die mittelalterlichen arabischen Astronomen beobachteten den Orionnebel und gaben ihm den Namen „Na’ir al Saif“ (Der Helle im Schwert), womit manchmal auch der Stern Iota Orionis gemeint ist.

Von europäischen Astronomen wurde der Orion-Nebel erstmals 1610 dokumentiert, von Nicolas-Claude Fabri de Peiresc[4]. Man kann jedoch davon ausgehen, dass der relativ helle Nebel schon vorher beobachtet wurde. Charles Messier beobachtete den Nebel erstmals am 4. März 1769 und nahm ihn in seinen Katalog als Messier- Objekt 42 (M 42) auf.

Spektroskopische Beobachtungen durch William Huggins zeigten 1865 die gasartige Natur der Nebelregion. Henry Draper nahm 1880 das erste Foto des Nebels auf, welches als die erste astrofotografische Aufnahme eines Deep-Sky-Objektes gilt.

Der US-amerikanische Astronom Edward Singleton Holden schrieb Ende des 19. Jahrhunderts eine Arbeit, in der er nachwies, dass der Orionnebel seit Mitte des 18. Jahrhunderts wohl nicht seine Form, jedoch seine Helligkeit geändert habe.

Eine neue, genauere Entfernungsmessung im Jahr 2007 ortet den gut untersuchten Orionnebel 1350±23 Lichtjahre entfernt, etwa 150 Lichtjahre näher als zuvor berechnet. Die Forscher bestimmten den Abstand zum Orionnebel mit Hilfe des Very Long Baseline Array durch eine parallaktische Entfernungsmessung von vier Radiosternen.[3]

Morphologie

Der Orionnebel ist der sichtbare Teil einer ansonsten nicht leuchtenden Wolke, die zu einem großen Molekülwolkenkomplex gehört, der sich über das ganze Sternbild des Orion erstreckt. Dazu gehören unter anderem Barnard’s Loop und der Pferdekopfnebel.

Durch die Verdichtung von Materie kommt es im Orionnebel zur Sternentstehung. Die neuen Sterne, darunter auch die sogenannten Trapezsterne, ionisieren den umgebenden Wasserstoff (es entsteht eine HII-Region) und regen somit die Wolke zum Leuchten an. Die Sterne treiben die Gas- und Staubwolke auseinander und lassen eine sphäroide Aushöhlung entstehen, deren Inneres von der Ionisationsstrahlung erhellt wird.

Im Inneren des Nebels existieren viele Objekte, die typisch für stellare Geburtsstätten sind. Darunter diverse Bok-Globulen, Herbig-Haro-Objekte, T-Tauri-Sterne und auch Braune Zwerge. Es gibt auch Hinweise auf Sterne mit protoplanetaren Scheiben.

Aufgrund seiner relativen Nähe zum Sonnensystem ist der Orionnebel einer der besterforschten Gasnebel in unserer Galaxie.

Der nördliche Teil des Orionnebels, der vom Rest durch eine dunkle Staubspur getrennt ist, wurde von Messier separat als M 43 verzeichnet. Die Region ist auch als De Mairans Nebel bekannt und umgibt den veränderlichen Stern NU Orionis (HD 37061), der die Gaswolke zum Leuchten anregt.

Beobachtungen

Am besten kann man den Orionnebel im Winter beobachten, wenn er spät am Abend aufgeht und bis zur Morgendämmerung am Himmel steht. Der Nebel erschließt sich schon mit einem kleinen Teleskop und 30facher Vergrößerung dem Betrachter. Ein größeres Instrument bringt Strukturen in die Wolken. Zumindest bei visueller Beobachtung mit kleineren Teleskopen dominiert das Leuchten der vier Trapez (Astronomie)-Sterne (θ1 Orionis) sowie von θ2 Orionis und HD 37042 die Nebelstrukturen viel stärker, als es die oben abgebildete Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops nahe legt.

Die in den Aufnahmen abgebildeten sehr lichtschwachen äußeren roten Nebelfelder sind visuell nur mit Beobachtungsgeräten zu erkennen, die ein großes Öffnungsverhältnis haben. Mit einem Fotoapparat und einem Standardobjektiv kann man den Nebel aufnehmen und die roten Wolken als kleine Flecken auf dem Bild sehen.


Siehe auch

Weblinks

 Commons: Orionnebel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b NED data for the Messier Objects
  2. a b Messier 42 bei SEDS
  3. a b c Karl M. Menten, Reid, M.J.; Forbrich, J.; Brunthaler, A.: The Distance to the Orion Nebula. In: Astronomy & Astrophysics. 474, Nr. 2, 2007, S. 515–520. doi:10.1051/0004-6361:20078247.
  4. Harald Siebert: Die Entdeckung des Orionnebels. Historische Aufzeichnungen aus dem Jahr 1610 neu gesichtet. In: Sterne und Weltraum. Nr. 11, 2010, S. 32–42.

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