Nick Knatterton

Nick Knatterton

Nick Knatterton war eine zwischen 1950 und 1959 in der deutschen Illustrierten Quick erscheinende Comicserie mit der Hauptfigur eines Meisterdetektivs gleichen Namens.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Autor und Zeichner der Serie war Manfred Schmidt, der mit Knatterton nach eigener Aussage eigentlich die amerikanischen Superman-Comics parodieren wollte. Der Name spielt auf Nick Carter und Nat Pinkerton an, zwei Kriminalromanserien der Vorkriegszeit in Heftformat.

Die mit vielen, oft politischen, Seitenhieben auf die Wirtschaftswunderzeit, das Finanzamt und Adenauer & Co. ausgestatteten Geschichten erschienen zunächst wöchentlich mit jeweils zwei Bildstreifen in der Quick, wobei die Längen der Geschichten zwischen 11 und 38 Folgen variierten. Die Comicserie wurde auch ins Ausland verkauft und erfreute sich dort einer großen Popularität.[1]

Es gibt eine Nick-Knatterton-Ehrenmütze des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.

Veröffentlichungen

Ab 1952 erschienen Sammelbände, in denen jeweils zwei bis drei der Knatterton-Episoden in überarbeiteter Form veröffentlicht wurden. In den 1970ern wurden die Geschichten zunächst zu zwei Bänden zusammengefasst, anschließend dann in einem Band als Gesamtausgabe veröffentlicht, in welcher jedoch zwei Episoden fehlten. Diese zwei fehlenden Episoden wurden dann 1983 in dem Comic-Magazin Comic-Forum in den Ausgaben Nr. 17 und 18 abgedruckt. Erst mit der Jubiläumsausgabe von 1998 ist eine wirkliche Gesamtausgabe erhältlich – jedoch auch hier sind die Geschichten nicht in der chronologischen Reihenfolge enthalten. Im Jahr 2007 wurde eine weitere Gesamtausgabe veröffentlicht, die inhaltlich mit der von 1998 völlig identisch ist, allerdings die Comics im Stripformat – auf jeder Seite ein Comic – wiedergibt.

Die Geschichten

Laut der von Manfred Schmidt erdachten Herkunftsgeschichte stammt der Meisterdetektiv von einem uralten Adelsgeschlecht bei Kyritz an der Knatter ab. Schon früh zeigte sich bei dem jungen Nikolaus Kuno Freiherr von Knatter große Intelligenz, was in den Entschluss mündete, Detektiv werden zu wollen. Um nun die Familie nicht in Verruf zu bringen, wählte er anstelle seines angestammten Namens das Pseudonym „Nick Knatterton“. Dessen geflügeltes Wort „Kombiniere, …“ ging in den deutschen Sprachgebrauch ein.

Einen festen Gegenspieler von Nick Knatterton gab es in den Comics nicht. In mehreren Comics jedoch tritt eine Gegnerin namens Virginia Peng auf, die einerseits in Knatterton verliebt ist, ihm aber andererseits schaden möchte, z. B. sprengt sie mit Hilfe einiger Goldgräber (Die Goldader von Bloody Corner) das Haus in die Luft, in dem sich Knatterton gerade aufhält. Außerdem ist sie eifersüchtig auf jede weibliche Partnerin Knattertons (was unter anderem auch ein Grund für die Sprengung war).

Im Allgemeinen war die holde Weiblichkeit in Knatterton-Comics recht vielseitig vertreten, es wurden ihm sogar mehrmals Heiratsanträge gemacht, denen Knatterton jedoch jedes Mal auswich („Meine Braut ist die Gerechtigkeit!“). Doch nach der Episode Die Erbschaft in der Krawatte ging (mit Schmidts Worten) der „Traum vieler Frauen in Erfüllung“: Nick Knatterton kam unter die Haube. Die glückliche Braut war die Millionenerbin Linda Knips, der Knatterton zu ihrem Erbe verhalf. Nick gab Linda nach der Hochzeit das Versprechen, nie wieder auf Ganovenjagd zu gehen, damit „er nicht beschädigt wird“.

Nach dieser Episode sollten die Abenteuer Knattertons eigentlich enden, doch die Leser „zwangen dem Autor wieder den Stift in die Hand“.

Verfilmungen

Motive aus der Serie wurde in den 1970er Jahren von Manfred Schmidt auch in dessen eigenem Studio als Zeichentrick verfilmt. Die insgesamt 14 Episoden (Länge 10 bis 25 Minuten) und der Einführungsfilm (ca. 5 Minuten) sind mittlerweile auf zwei DVDs erhältlich.

1959 entstand als deutsche Produktion der Knatterton-Realfilm Nick Knattertons Abenteuer – Der Raub der Gloria Nylon, der jedoch nicht Manfred Schmidts Gefallen fand. Unter der Regie von Hans Quest spielte Karl Lieffen die Hauptrolle. Außerdem spielten mit: Gert Fröbe, die Kabarettisten Wolfgang Müller und Wolfgang Neuss, Günter Pfitzmann und Susanne Cramer in der Rolle der Gloria. Die Musik stammte von Willy Mattes, der u. a. auch die Musik zu den Edgar-Wallace-Filmen Der Frosch mit der Maske (1959) und Der rote Kreis (1960) schrieb.

Ein weiterer Realfilm mit dem Titel Nick Knatterton - Der Film mit Jens Schäfer in der Hauptrolle wurde im Jahre 2002 gedreht. Die Herstellerfirma musste jedoch Konkurs anmelden; und da der Film zur Konkursmasse gehörte, wurde er bislang offiziell nicht veröffentlicht. Eine Testvorführung während der Münchner Filmwoche rief miserable Kritiken hervor.[2]

Charaktere

Nick Knatterton

Er ist die Hauptperson der Serie. Sein richtiger Name ist Nikolaus Kuno Freiherr von Knatter und er wurde im Schloss seiner Ahnen am gleichnamigen Fluss Knatter in der Nähe von Kyritz geboren. Seine Mutter ist Gräfin und liest von früh bis spät Kriminalromane. Sein Vater Kasimir Kuno Freiherr von Knatter ist ein reicher Baron. Auch Nick stöberte seitdem er lesen konnte in den Kriminalromanen seiner Mutter. Später beschloss er, Meisterdetektiv zu werden. Seine Familie war nur einverstanden, wenn er als Detektiv nicht den Namen Freiherr von Knatter verwendete. Er ist Anhänger der humanen Gewaltanwendung und verwendet meistens Kinnhaken, um seine Gegner zu betäuben. Er hat viele verschiedene Techniken von Kinnhaken. Außerdem hat er eine große Kombinationsgabe. Sein Kopf arbeitet wie ein Computer und löst damit die kniffligsten Fälle. Er hat den Hang zu Sprachspielereien (Kombiniere: Ich spiele eine Rolle im Film, nachdem man ihn eingewickelt hat).

Polizei

Die Polizei wird in der Serie eher negativ dargestellt. Polizisten glauben Knatterton nie und lachen ihn immer aus, wenn er in der Klemme steckt.

Molly Moll bzw. Dolly Dur

Molly Moll ist eine Sängerin, die wiederholt in den Geschichten auftritt und meistens nur halb bekleidet dargestellt wird. Ihr wichtigstes Merkmal ist wohl ihre Naivität. Molly Moll hat blonde Haare. Später lässt sie sich ihre Haare braun färben und nennt sich nun Dolly Dur.

Tresor-Theo

Ein Verbrecher, der Komplize von Juwelen-Jupp und Virginia Peng ist. Wie der Name schon sagt, ist er für das Knacken von Tresoren bekannt. In der Episode Freitags immer erscheint er erstmals, hat aber dort keinerlei Verbindungen, sondern es sind nur seine Fingerabdrücke auf Molly Molls Gesäß zu finden. Später hat er das Verbrecherdasein satt und wird Bodyguard von Barbara Beerbottle, einer fünffachen Millionärswitwe.

Juwelen-Jupp

Juwelen-Jupp ist einer von Knattertons Hauptfeinden. Er ist berüchtigter Juwelendieb und hat einen Zwillingsbruder namens Miezen-Max. Er ist außerdem der Freund von Virginia Peng, der Wirtin der Alibi-Bar. Trotz vieler Komplizen wird er immer von Knatterton aufgedeckt. Äußerliches Merkmal ist sein Leberfleck auf der linken Hand.

Miezen-Max

Miezen-Max ist der Zwillingsbruder von Juwelen-Jupp. Die beiden Zwillinge sehen einander sehr ähnlich und sind gleich gekleidet. Sie werden für eine Person gehalten, die verschiedene Namen benutzt. Doch in der Episode Bargeld, Betten und Brillianten erscheinen beide; somit wird klar, dass es sich nicht um nur eine Person handelt.

Hinke-Hugo

Hinke-Hugo erscheint nur in der Episode Freitags immer. Er ist Verbrecher und wurde wegen Raubs angezeigt, doch Nick Knatterton konnte seine Unschuld beweisen. Er ist auch Gast in der Alibi-Bar.

Virginia Peng

Virginia Peng, geborene Schulze, früher bekannt als Die Jungfrau, ist die Wirtin der Alibi-Bar und sozusagen eine Gangster-Braut. Sie ist eine Freundin des Juwelendiebs Juwelen-Jupp und Chefin der Unterwelt (abgesehen von Juwelen-Jupp). Außerdem ist sie Stiefmutter von Mi-Tse, der Wirtin des Lokals Bei Mi-Tse, nachdem sie deren Vater Tsching-Peng heiratete. Sie hat braunes, lockiges Haar und eine kräftige Figur. Zudem hat sie eine Schwäche für Knatterton und entgeht – in den meisten Fällen – am Ende der Justiz.

Max Wachs

Max Wachs’ größtes Hobby ist Prominente als Wachsfiguren darzustellen. Er gehört zur Bande von Virginia Peng und erstellt Wachsfiguren, die seine Komplizen darstellen, womit er ihnen falsche Alibis verschaffen kann.

Schläger-Schorsch

Er ist ein Komplize von Juwelen-Jupp und ein gefährlicher Schläger. Er ist der stärkste der Bande, aber auch nicht der hellste.

Konrad Knicker

Ein geiziger Billionär, der in der Episode Die Geheimnisse der Alibi-Bar mittels eines kompromitierenden Fotos erpresst wird. Knicker ist so geizig, dass er sich nicht einmal einen Wachhund kaufen will, sondern stattdessen ein Wiedergabegerät mit Hundegebell.

Karoline Knicker

Sie tut sich mit Virginia Peng zusammen, um von ihrem Gatten Geld für ein Gewand zu erpressen, aber auch, damit ihre Tochter Rabattina unter die Haube kommt.

Rabattina Knicker

Sie ist die Tochter von Konrad und Karoline Knicker. Sie steckt mit ihrer Mutter bezüglich der Erpressung unter einer Decke.

Stiftzahn-Heini

Sein wirklicher Name ist unbekannt. Er ist ein Komplize von Virginia, der Wirtin der Alibi-Bar. Den Namen bekam er aufgrund seines abgebrochenen Zahns.

Liste der Geschichten

Comics

(in Klammern die historische Reihenfolge)

  1. Der Schuß in den künstlichen Hinterkopf (1)
  2. Die Goldader von Bloody Corner (3)
  3. Der Stiftzahn des Caprifischers (9)
  4. Der indische Diamantenkoffer (5)
  5. Die Erbschaft in der Krawatte (11)
  6. Die Million im Eimer (13)
  7. Ein Kopf fiel in die Themse (17)
  8. Das Geheimnis der Superbiene (18)
  9. Die Rasierseifen-Geheimwaffe (2)
  10. Der Schatz im Gipsbein (7)
  11. Ein Schloß fällt aus der Tür (8)
  12. Der Drohbrief im Pyjama (10)
  13. Veridium 275 (12)
  14. Das Geheimnis hinterm Bullauge (15)
  15. Affen, Frauen und Brillanten (16)
  16. Freitagabend um neun (14)
  17. Die gestohlene Hüftlinie (6)
  18. Das Verbrechen der losen Schraube (4)

Zeichentrickfilme

  1. Kennen Sie Knatterton?
  2. Die Geheimnisse der Alibi-Bar
  3. Freitags immer
  4. Täter, Türen und Tresore
  5. Die ferngelenkte Super-Biene
  6. Miezen, Macher und Moneten
  7. Spesen, Spinner und Spione
  8. Ballermänner und Computer
  9. Bargeld, Betten und Brillianten
  10. Sammler, Fälscher und Ganoven
  11. Der kriminelle Brühwürfel
  12. Ein Kopf fiel in die Themse
  13. Greifer, Girls und Grandhotels
  14. Moden, Maler und Modelle
  15. Finten, Flirts und Filmmacher

Hörspielfassungen

Im März 2007 veröffentlichte Der Audio Verlag (DAV) die beiden folgenden Hörspiele auf CD:

Im Februar 2008 folgten zwei weitere CDs:

Literatur

  • Manfred Schmidt: Nick Knatterton: Alle aufregenden Abenteuer des berühmten Meisterdetektivs. Lappan Verlag, Oldenburg, 2007, ISBN 3-8303-3152-5
  • Manfred Schmidt: Nick Knatterton. Lappan Verlag, Oldenburg, 1999, ISBN 3-89082-804-3
  • Ralf Palandt: Skandal um Nick Knatterton. In: Eckart Sackmann (Hg.): Deutsche Comicforschung 2007. Comicplus, Hildesheim 2006, ISBN 3-89474-168-6, S. 99-104.
  • Eckart Sackmann (Hrsg.): Kombiniere... – Manfred Schmidt, ein Humorist mit Hintergedanken – Begleitbuch zur Ausstellung „Kombiniere: Nick Knatterton“ im Wilhelm-Busch-Museum Hannover. Comicplus, Hamburg, 1998, ISBN 3-89474-072-8
  • Bild Comic-Bibliothek 7 „Nick Knatterton“ [Geschichten: 1,3,5,8 → das Geheimnis der Superbiene, 9, 11, 13]
  • Johanna Gråsten: Sprachspiele in »Nick Knatterton« von Manfred Schmidt und seiner finnischen Übersetzung »Nikke Knatterton«. Pro gradu. Universität Joensuu, 1995.

Einzelnachweise

  1. Goethe-Institut: Manfred Schmidt, letzter Abruf 5. August 2008
  2. Spiegel Online: „Abgedreht und abgelehnt“, 7. Februar 2005, letzter Abruf 5. August 2008

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Nick Knatterton — (full name: Nikolaus Kuno Freiherr von Knatter, which means something like Nikolaus Kuno Baron of Knatter) is a German comic strip character, drawn by Manfred Schmidt (1913–1999) from 1950 to 1959. The name is alluding to Nick Carter and Nat… …   Wikipedia

  • Nick Knatterton — Nịck Knạtterton,   Comicfigur, die Manfred Schmidt (* 1913) 1950 für die Illustrierte »Quick« erfand. Ursprünglich als Persiflage auf Comics gedacht, wurden die 1952 59 in Heftform erschienenen Abenteuer des genialen Meisterdetektivs Nick… …   Universal-Lexikon

  • Nick Knatterton - Der Film — Filmdaten Deutscher Titel: Nick Knatterton – Der Film Produktionsland: Deutschland Erscheinungsjahr: 2002 Länge: 91 Minuten Originalsprache: Deutsch Stab …   Deutsch Wikipedia

  • Nick Knatterton – Der Film — Filmdaten Deutscher Titel: Nick Knatterton – Der Film Produktionsland: Deutschland Erscheinungsjahr: 2002 Länge: 91 Minuten Originalsprache: Deutsch Stab …   Deutsch Wikipedia

  • NICK — bezeichnet: Nickname, einen Benutzernamen bzw. Spitznamen im Internet Nick (Fernsehsender), einen Kinderfernsehsender als Ortsname: Gemeinde Nick im ungarischen Komitat Vas, siehe Nick (Ungarn) als literarische Figur: Nick (Comic), eine deutsche… …   Deutsch Wikipedia

  • Nick — bezeichnet: Nick (Name), ein Vor und Familienname, siehe dort für Namensträger Nickname, einen Benutzernamen bzw. Spitznamen im Internet Nickelodeon, einen Kinderfernsehsender mit weltweit mehreren Ablegern Nick (Ungarn), eine Gemeinde im… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Filmen basierend auf einem Comic — Comics werden häufig fürs Kino adaptiert, weil sie zum einen plakative, spektakuläre Geschichten erzählen, zum anderen gehen die Produzenten häufig davon aus, dass jeder Leser ein potentieller Zuschauer ist. Bei Comicverfilmungen unterscheidet… …   Deutsch Wikipedia

  • Manfred Schmidt (Comic-Zeichner) — Manfred Schmidt (* 15. April 1913 in Bad Harzburg; † 28. Juli 1999 in Ambach am Starnberger See) war ein Comic Zeichner und humoristischer Reiseschriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zitat 3 Auszeichnungen und E …   Deutsch Wikipedia

  • Michaela Jänke — Michaela Schaffrath (2007) Michaela Schaffrath (* 6. Dezember 1970 in Eschweiler im Rheinland als Michaela Jänke) ist eine deutsche Schauspielerin. Bekannt wurde sie als Pornodarstellerin unter dem Pseudonym Gina Wild …   Deutsch Wikipedia

  • List of films based on comics — For films based on comic strips, see List of films based on comic strips. This is a list based on comics. It includes films that are adaptations of comics, and those films whose characters originated in those comics. Contents 1 English, French… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”