Murphys Gesetz

Murphys Gesetz

Murphys Gesetz (engl. Murphy’s Law) ist eine auf den US-amerikanischen Ingenieur Edward A. Murphy, jr. zurückgehende Lebensweisheit, die eine Aussage über das menschliche Versagen bzw. über die Fehlerquellen in komplexen Systemen macht. Eine Studie über Murphys Gesetz wurde 2003 mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Murphys Gesetz heißt in der bekannten Form:

„Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“ („Whatever can go wrong, will go wrong.“ )

Diese Formulierung geht zwar ursprünglich wohl auf John W. Campbell Jr. zurück (siehe Finagles Gesetz), hat aber als Murphys Gesetz ihren Weg um die Welt genommen. Der Ingenieur Captain Murphy nahm 1949 an einem kalifornischen Testgelände beim Raketenschlittenprogramm der US Air Force teil, mit dem herausgefunden werden sollte, welche Beschleunigungen der menschliche Körper aushalten kann. Bei einem sehr kostspieligen Experiment wurden am Körper der Testperson 16 Messsensoren befestigt. Diese Sensoren konnten auf zwei Arten befestigt werden: auf die richtige und in 90° Abweichung von dieser. Das Experiment schlug fehl, weil jemand methodisch sämtliche Sensoren falsch angeschlossen hatte. Diese Erfahrung ließ Murphy sein Gesetz formulieren, das ursprünglich folgendermaßen lautete:

„Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“ („If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.“)

Einige Tage später wurde dies von Major John Paul Stapp bei einer Pressekonferenz zitiert.[1]

Mit Murphys Gesetz haben sich vor allem Naturwissenschaftler auseinandergesetzt. Die Devise wird in der modernen Technik als analytischer Maßstab für Fehlervermeidungsstrategien angewandt (u. a. in Informatik und QualitätssicherungFail-Safe-Prinzip, z. B. Ausfallsicherheit durch redundante Systeme) und stellt das scheinbar witzige „Gesetz“ auf eine sehr ernsthafte Basis.

Die reduzierte Variante des Gesetzes („Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“) ist zudem systembezogen, d. h., es sollte nur auf geschlossene Systeme oder Versuchsanordnungen verwendet werden. Sobald es nämlich auf zukünftige oder unabgeschlossene Handlungen oder Vorgänge angewandt wird, beobachtet man zunehmend eine Einmischung von – als ordnend empfundenen – Faktoren, die das „Gesetz“ ins Wanken bringen, wie unter anderem Stefan Klein bewiesen hat.

Dies äußert sich im täglichen Leben eben dadurch, dass meistens nicht der schlimmstmögliche Fall eintritt, man sich aber nur in diesen seltenen Fällen an Murphys Gesetz erinnert und es nur so seine Gesetzmäßigkeit erhält.

Dem Autor Ulf Heuner zufolge hat Murphys Gesetz dagegen weder etwas mit Entropie noch mit Zufall oder Wahrscheinlichkeit zu tun, sondern mit Notwendigkeit. Er führt als Beispiel an, dass, wenn ein altes, zerfallenes Haus irgendwann einstürze, dies zwar dem Gesetz der Entropie, aber nicht Murphys Gesetz gemäß geschehe. Stürzt ein Haus aber gleich nach Erbauung ein, dann sei wohl etwas schiefgegangen. Das Paradoxe an Murphys Gesetz sei, dass für Dinge, die schiefgehen, einerseits immer Menschen in irgendeiner Weise verantwortlich seien, andererseits aber bestimmte Faktoren, die nicht in der Macht einzelner Menschen stehen, mit dafür sorgen, dass etwas irgendwann (notwendig) schiefgeht. Als solche Faktoren macht er z. B. die unkontrollierbaren Handlungen der Mitmenschen aus, unbewusste Sabotageakte unseres Gehirns, den eigenen, unbändigen Willen unseres Körpers oder die berühmte Tücke des Objekts. Unter Umständen könnten auch alle Faktoren zusammen die „Katastrophe“ herbeiführen.

Gelegentlich wird Murphys Gesetz fälschlicherweise dem Philosophen, Theologen und Amateurpsychologen Dr. Joseph Murphy zugeschrieben. Eine seiner Theorien lautet aber:

„Was man seinem Unterbewusstsein als wahr übermittelt, wird wahr.“

Murphys Gesetz wird oft persifliert. Diese Persiflagen sehen so ähnlich aus wie Murphys Gesetz, haben aber relativ wenig damit zu tun. Sie sind – im Gegensatz zu Murphys Gesetz – selten ernst gemeint.

Eine Umkehrung von Murphys Gesetz findet sich in Yhprums Gesetz.

Erklärung

Da viele Menschen eher pessimistisch denken, bemerken und beurteilen sie vorwiegend die negativen Ereignisse. Die Positiven sind für sie eher selbstverständlich und fallen weniger auf (selektive Wahrnehmung).

Beispiel: „Immer, wenn ich zur Arbeit fahre, gerate ich in den Stau“ – wenn das einmal nicht zutrifft, ist das Ganze schon vergessen, und es heißt beim nächsten Mal erneut: „…schon wieder im Stau, es ist immer wieder das Gleiche.“

Auch der Effekt der illusorischen Korrelation kann in diesem Sinne zur Erklärung herangezogen werden, denn gerade die auffälligen und seltenen Ereignisse werden gerne überschätzt.

Literatur

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Murphys Gesetz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweis

  1. Reto U. Schneider: Der grosse Bremser. In: NZZ Folio. Mai 2006, S. 89.

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