Arenenberg

Arenenberg
Ansicht des Arenenbergs um 1840, Gouache von Emanuel Labhardt

Arenenberg ist der Name eines Schlosses am Untersee in der Gemeinde Salenstein, Kanton Thurgau, Schweiz, gegenüber der Insel Reichenau. Historische Bedeutung erlangte das Anwesen als Wohnsitz der vormaligen holländischen Königin Hortense de Beauharnais und des späteren französischen Kaisers Napoléon III. Die Einrichtung des heutigen Napoleonmuseums besteht weitgehend aus der Originalmöblierung.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung im 16. Jahrhundert

Blick auf Mannenbach

Das Schloss wurde Anfang des 16. Jahrhunderts vom Konstanzer Bürgermeister Sebastian Geissberg[1] erbaut. An seiner Stelle stand zuvor ein Bauernhof namens Narrenberg. Der Name schien dann den späteren Bewohnern der Gegend nicht mehr genehm, und so wurde mehr und mehr Arenenberg gebraucht, vielleicht mit Bezug auf den Abhang vor dem Schloss zum See, der Arnhalde.

Ganz durchgesetzt hat sich Arenenberg jedoch erst im 18. Jahrhundert, ebenfalls unter der Schreibweise Arenberg. 1585 wurde das Gut, damals im Besitz von Hans Konrad von Schwarach, von der Eidgenossenschaft zum Freisitz erhoben. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel wurde das Schloss im 18. Jahrhundert von der Familie von Streng erworben.

Hortense de Beauharnais

Front des Schlosses

Johann Baptist von Streng verkaufte das Schloss 1817 der damals in Konstanz im Exil weilenden Exkönigin Hortense de Beauharnais für 30.000 Gulden. Sie war die Tochter von Joséphine, der ersten Frau Napoleons I., und Gattin von Napoleons Bruder Louis, der von 1806 bis 1810 König von Holland war.

Bevor Hortense das Schloss ab 1818 zeitweise bewohnte, wurde es umgebaut. Die Umfassungsmauer, Ökonomiegebäude, Zinnen und Türmchen wurden entfernt. Federführend war dabei der Konstanzer Baumeister Johann Baptist Wehrle. Das Innere wurde nach dem damaligen Pariser Geschmack eingerichtet. Überdies legte Hortense einen Landschaftspark an. Bei der Planung liess sie sich mit grosser Wahrscheinlichkeit vom französischen Gartenarchitekten Louis-Martin Berthault helfen. Um seiner Schwester während der Sommermonate nahe zu sein, kaufte ihr Bruder Eugène de Beauharnais 1819 das nahe Schloss Sandegg und baute sich oberhalb der mittelalterlichen Burg eine Villa, den Eugensberg. Hortense lebte bis zu ihrem Tod 1837 auf dem Arenenberg.

Napoleon III.

Südansicht

Ihr jüngster Sohn Louis Napoléon, der spätere Kaiser Napoléon III., wuchs teilweise in Arenenberg auf. 1843 verkaufte Louis Napoléon das Schloss an Heinrich Keller, doch 1855 kaufte seine Frau, Eugénie, das Gut zurück und ließ es 1855 und 1874 renovieren und teilweise umbauen. Nach dem Tode Napoleons III. besuchte Eugénie noch mehrmals Arenenberg und schenkte es schließlich 1906 dem Kanton Thurgau.

Nutzung als Museum

Das Napoleonmuseum befindet sich im gut erhaltenen Schloss, das dem Kanton Thurgau gehört, die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude beherbergen das Thurgauer Land- und hauswirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrum. Im Jubiläumsjahr 2008, zum 200. Geburtstags von Napoléon III., dem französischen Kaiser mit Schweizer Pass, wurde auch der dazugehörige Schlosspark weitgehend wiederhergestellt. Parallel zu der ständigen Schlossausstellung fand auch im benachbarten Konstanz eine Ausstellung zu der vergangenen Epoche der Bonaparten in ihrem Exil am Bodensee statt. Ein Triebwagen, der zwischen Konstanz und der Schweiz, bzw. entlang dem Bodensee vorbeifahren Thurbo-Bahn, wurde dazu 2008 auch werbewirksam als Napoléon III. getauft [2].

Park

Eremitage von Arenenberg, Lithografie nach einer Zeichnung von Aegidius Federli um 1860
Garten von Arenenberg nach der Wiederherstellung im Frühjahr 2009

Mit seiner im Spätsommer 2008 wiedereröffneten Parkanlage besitzt das Schloss selbst ein Kulturdenkmal von europäischen Rang.[3] Königin Hortense hat in der Tradition ihrer Familie eine rund 12 Hektar grosse Parkanlage im Stil des englischen Landschaftsgartens errichten lassen. Über einen kleinen Rundweg am Hang entlang eröffnet sich zwischen Weinbergen und gestalteten Gartenanlagen ein prächtiger Blick auf den Bodensee. Zu den Ziergebäuden des Parks zählen eine kleine Einsiedelei, die Eremitage, und ein Aussichtspavillon, der von zwei Satyrn flankiert wird.

Historischer Eiskeller

Im Park liegt auch der Zugang zum kleinen, gut erhaltene historische Eiskeller und der Eingang zu einem Gewölbe, das vermutlich ein Teil des historischen Plumpsklos war.

Gewölbe unterhalb des Schlosses

Die sanitären Anlagen im historischen Schloss sollen für ihre Zeit sehr fortschrittlich gewesen sein. Eiskeller und Gewölbe befinden sich in der Böschung aus Sandstein, die die Südseite des Parks bildet.

Der einstige Park soll in fünf Schritten rekonstruiert werden. Der erste Schritt wurde mit der Wiederherstellung des Lustgartens der Hortense im Sommer 2008 abgeschlossen. Die Restaurierung der Parkanlage ließ nicht nur den kaiserlichen Zustand wieder im alten Glanz erstrahlen, sondern förderte auch ungeahnte Details früherer Epochen ans Tageslicht: von der Renaissance bis ins späte 19. Jahrhundert.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Meyer: Die früheren Besitzer von Arenenberg. Königin Hortense und Prinz Ludwig Napoléon. Nach den Quellen bearbeitet von Johannes Meyer. Huber, Frauenfeld 1909 (1. Auflage), 1920
  • Jakob Hugentobler: Die Familie Bonaparte auf Arenenberg. Napoléon-Museum, Salenstein 1989
  • Pierre Grellet: Königin Hortense auf Arenenberg Huber, Frauenfeld 2001, ISBN 978-3-7193-1262-6
  • Dominik Gügel und Christina Egli: Arkadien am Bodensee. Europäische Gartenkultur des beginnenden 19. Jahrhunderts. Huber, Frauenfeld 2005. ISBN 978-3-7193-1389-0
  • Dominik Gügel und Christina Egli: Menschen im Schloss. Lebenswelt um 1900 auf dem kaiserlichen Gut Arenenberg. Huber, Frauenfeld 2006, ISBN 978-3-7193-1416-3
  • Hansjörg Gadient: Verschütteter Schatz / Sorgfältige Bergung. Zwei Fachartikel über den Garten Arenenberg und seine Wiederherstellung in: TEC21, Nr. 33-34 vom 18. August 2008 S. 29-43
  • Dominik Gügel, Christina Egli: Napoléon III. – Der Kaiser vom Bodensee. Labhard, Konstanz 2008. ISBN 978-3-939142-26-3
  • Johannes Willms: Napoléon III. Frankreichs letzter Kaiser. C. H. Beck, München 2008. ISBN 978-3-406-57151-0

Weblinks

 Commons: Schloss Arenenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1546 - 1548 Bürgermeister
  2. http://www.medien-berichte.de/2008-02-21-Ein-Thurbo-fuer-den-schnellen-Reiter/108
  3. a b Einfach kaiserlich! Die Gärten der Familie Bonaparte. In: Sauwettertipps. Sonderheft der Bodensee Ferienzeitung. Ausgabe 2/2009. Südkurier GmbH Medienhaus, Konstanz 2009, S. 6

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