Mitropa

Mitropa
Mitropa-Logo
von 1928 bis 1945
Mitropa-Logo
ab 1949
Mitropa-Buffetwagen
MITROPA-Geschirr aus der DDR
Mitropa-Gaststätte im Berliner Ostbahnhof (1956)
Zug mit MITROPA-Speisewagen auf der Rhätischen Bahn in der Schweiz (1928)

Die MITROPA, später MITROPA AG, heute SSP Deutschland GmbH, ist eine Bewirtungs- und Beherbergungsgesellschaft, welche die Versorgung von Reisenden in Bahnhöfen und auf Autobahnraststätten bereitstellt und durchführt. Sie wurde 1916 zum Betrieb von Schlaf- und Speisewagen gegründet. „MITROPA“ ist ein Akronym, das sich aus „MITteleuROPäische Schlaf- und Speisewagen Aktiengesellschaft“ ableitet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Geschichte bis 1945

Die Gesellschaft wurde am 24. November 1916 als Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen Aktiengesellschaft gegründet. Das Unternehmenslogo und die typische Schriftart entwickelte der Gebrauchsgrafiker Karl Schulpig. Ziel war es, die Dominanz der französisch-belgischen Internationalen Schlafwagengesellschaft (CIWL/ISG) einzuschränken. Begründer von MITROPA waren unter anderem die Eisenbahnverwaltungen aus Deutschland, Österreich und Ungarn. Mit der Aufnahme des Geschäftsbetriebes am 1. Januar 1917 erhielt die Gesellschaft das Monopol zum Betrieb von Speise- und Schlafwagen in Deutschland, Österreich und Ungarn bis zum 1. Oktober 1946. Die MITROPA übernahm vorhandene Wagen und Personal der ISG sowie schon bestehende deutsche Schlaf- und Speisewagengesellschaften. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebiet der MITROPA durch Verträge mit der ISG wieder auf Deutschland und Österreich beschränkt. Die Gesellschaft bot aber auch Kursläufe in die Niederlande und in die Schweiz an. Ab 1928 betrieb die MITROPA Speisewagen auf der Berninabahn und der Rhätischen Bahn und bewirtschaftete den FD Rheingold. In der Zwischenkriegszeit begann die Gesellschaft auch weitere Geschäftsfelder zu übernehmen. So wurden Restaurationsbetriebe auf den Schiffen der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft und den Fähren der Strecke SassnitzTrelleborg betrieben. Auch die gastronomische Versorgung in den Flugzeugen der Lufthansa wurde von der MITROPA übernommen.

Die Wagen der Gesellschaft erhielten ab 1927/1928 erstmals den bordeauxroten Anstrich sowie das typische MITROPA-Emblem. In diesem Zeitraum übernahm die MITROPA auch das Sponsoring für den ersten Internationalen Fußballwettbewerb, den Mitropapokal.

Im Jahr 1928 übernahm die MITROPA die Siesta GmbH, die sich einen Namen mit dem Vermieten der damals sehr bekannten Siesta-Kissen an die Reisenden gemacht hatte. Danach wurden die Kissen unter dem Namen MITROPA-Reisekissen weiter vermietet.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Infolge des Zweiten Weltkrieges und der Teilung Deutschlands wurde auch MITROPA geteilt. Aus der Direktion West der MITROPA AG ging die Deutsche Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft (DSG) hervor, die Schlaf- und Speisewagen der Deutschen Bundesbahn in der Bundesrepublik Deutschland bewirtschaftete.

Die MITROPA AG blieb in (Ost-)Berlin als eine der wenigen Aktiengesellschaften, die die DDR überleben sollten. In der DDR bewirtschaftete die MITROPA nicht nur Speise- und Schlafwagen, sondern eine Vielzahl von gastronomischen Einrichtungen in Bahnhöfen, vor allem in den größeren Stationen.

Ab 1954 übernahm sie die gastronomische Versorgung auf den Schiffen der Weißen Flotte in Berlin und Dresden sowie den Eisenbahnfähren auf der Ostsee. Zum 1. Januar 1961 wurden der Gesellschaft auch die Autobahnraststätten übertragen. Im Jahre 1971 eröffnete sie in Usadel bei Neubrandenburg an der Fernverkehrsstraße 96 ihr erstes Motel.[1][2] Die Gesellschaft betrieb ebenfalls das 1969 eröffnete Rügen-Hotel in Saßnitz.

Die Kooperation zwischen DSG und MITROPA im Eisenbahnverkehr funktionierte den Umständen entsprechend gut. Die DSG besaß zwar die Markenrechte am Namen und Zeichen MITROPA, überließ diese jedoch zur Nutzung an die MITROPA. Die MITROPA nutzte das an einen Reichsadler erinnernde Zeichen aber abgewandelt: Der Adlerkopf über dem „M“ entfiel, das vormals vierspeichige, in der Verbindung mit dem Adler an ein Hakenkreuz erinnernde Rad erhielt zwei weitere Speichen.

MITROPA in der Schweiz

Am 5. Juni 1996 wurde die MITROPA Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen Aktiengesellschaft, Berlin, Zweigniederlassung Basel, Schweiz gegründet.[3] Sie sollte "Service in Tageszügen, im Schlafwagen- und Liegewagenverkehr, auf Fährschiffen, in stationären Servicebetrieben der Personenbahnhöfe, in Hotels, in Raststätten an Autobahnen und Straßen, auf Flughäfen" erbringen. Das Geschäft der Buffet Suisse SA (früher Minibuffet AG)[4], heute in Liquidation, wurde ab 1. März 1997 übernommen. Am 21. August 1997 wurde die MITROPA Suisse SA Bern (seit 13. Januar 2003 als DB Reise&Touristik Suisse SA) gegründet.[5] Sie übernahm die Leistungen der Zweigniederlassung, welche am 9. Dezember 2005 gelöscht wurde. 2002 wird diese Leistung von der Passaggio Rail AG, heute elvetino AG und eine 100% Tochter der SBB wieder übernommen.[6]

MITROPA nach der Wiedervereinigung Deutschlands

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands existierten Deutsche Bundesbahn und Deutsche Reichsbahn sowie deren Schienengastronomie-Tochtergesellschaften bis 1994 nebeneinander her. 1994 wurden die beiden Bahnunternehmen zur Deutschen Bahn AG fusioniert und MITROPA und DSG zur MITROPA AG.

Die neue MITROPA AG hatte vier Geschäftsbereiche: Service im Zug, Gastronomie und Handel an Bahnhöfen, Service an der Straße und Schiffscatering. Der Bereich Schiffscatering wurde 1999/2000 an Scandlines abgegeben. Das Tagesgeschäft (hauptsächlich die Bewirtschaftung von Speisewagen) aus dem Bereich Service im Zug sowie die dazugehörige Logistik (Fahrzeugwartung, Lebensmittellager und -belieferungen) wurden im Juli 2002[7] in die damalige DB Reise & Touristik AG (seit November 2003 DB Fernverkehr AG) integriert. Das Nachtgeschäft (hauptsächlich die Bewirtschaftung von Schlaf- und Liegewagen) wurde in die 2002 neu gegründete, bis heute im Konzernbesitz befindliche DB European Railservice GmbH integriert. Damit entfiel unter der Leitung von Hartmut Mehdorn der traditionsreiche Name für die Bordgastronomie der Züge der Deutschen Bahn. Seither sind die Restaurantkräfte nur schwer von Schaffner und Zugführer unterscheidbar.

Anfang 2004 kündigte die Deutsche Bahn an, das Unternehmen verkaufen zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte Mitropa 1950 Mitarbeiter.[7] Am 1. April 2004 wurde die MITROPA AG mit den verbleibenden Geschäftsbereichen an die Compass Group Deutschland GmbH mit Sitz in Eschborn verkauft.[8] Ende 2004 wurde das Unternehmen MITROPA AG in die MITROPA GmbH umgewandelt. 2005 beschäftigte das Unternehmen bundesweit 1950 Mitarbeiter im Bereich stationäre Gastronomie & Handel für Reisende an 46 Bahnhöfen sowie 34 Autobahnraststätten bzw. Autohöfen. Im Jahr 2003 erzielte die MITROPA GmbH einen Umsatz von 120 Millionen Euro.

Innerhalb der Compass Group wurde MITROPA GmbH dem Tochterunternehmen Select Service Partners zugeschlagen. Im Jahre 2006 wurde die MITROPA GmbH Select Service Partners aus dem Konzern herausgelöst und firmiert nun als SSP Deutschland.[9]

Bilder Schlafwagen

Bilder Speisewagen

Sammelgegenstände

Wie viele andere Unternehmen war auch die MITROPA auf eine anteilige Fremdfinanzierung angewiesen. Folglich gab man 1926 Genussscheine aus, die heute in entwerteter Form als Historische Wertpapiere vorliegen.

Sonstiges

In verschiedenen Fernsehshows mit Hape Kerkeling vergab dieser (fiktive) Erzeugnisse der Marke Mitropa (Duschhauben, Kaffeemaschinen oder anderes) als Gewinne.

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Motels, abgerufen am 21. November 2011
  2. Virtual Museum of Dead Places, mit einem Artikel aus der Zeitschrift Der Deutsche Straßenverkehr, 11/1971, abgerufen am 21. November 1971
  3. Konkursverfahren Gericht Bern-Laupen. Kanton Bern, 21.08, abgerufen am 14. Januar 2010 (deutsch).
  4. Eintrag Handelsregister Kanton Bern. Kanton Bern, 29.09, abgerufen am 14. Januar 2010 (deutsch).
  5. Eintrag im Handelsregister des Kantons Bern
  6. Elvetino Portrait
  7. a b Meldung DB AG will Mitropa verkaufen. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 4/2004, ISSN 1421-2811, S. 146.
  8. Geschäftsbericht 2004 S. 73
  9. Traditionsname Mitropa verschwindet. ECONOMY.ONE GmbH (Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH), 30.06, abgerufen am 14. Januar 2010 (deutsch).

Literatur

  • Gottfried Krüger-Wittmack: 75 Jahre MITROPA. Hermann Merker Verlag, Fürstenfeldbruck 1992, ISBN 3-922404-28-6

Weblinks

 Commons: Mitropa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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