Legio XIX

Legio XIX

Die Legio XIX war eine Legion der römischen Armee. Sie wurde vermutlich unter Octavian während des Bürgerkrieges um 41/40 v. Chr. aufgestellt.[1] Ein Bezug zu den Bürgerkriegslegionen Caesars und Pompeius', die beide über eine 19. Legion verfügten, oder zur Legio XIX Classica Marc Antons ist nur hypothetisch.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Legion

Vielleicht war die Legion nach der Schlacht von Actium (31 v. Chr.) in Aquitanien stationiert. Im Jahr 30 v. Chr. wurden Veteranen der Legio XIX in der Gegend von Pisa angesiedelt. Um 15 v. Chr. wurde die Legion in den Alpenraum verlegt.[2] Vermutlich war Publius Quinctilius Varus während der Eroberung des Alpenraums im Jahr 15 v. Chr. Legat der Legio XIX, wie eine neue Lesung der Inschrift auf einer Bleischeibe zeigt, die im Römerlager Dangstetten gefunden wurde.[3] Ende der 1960er Jahre wurden drei militärische Anhänger im damals neuentdeckten Lager Dangstetten am Hochrhein gefunden, die die Anwesenheit der Legio XIX oder zumindest eines Teils davon am Ort bezeugen. Die Legion war offenbar am Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. beteiligt.[4] Eindrucksvoll bestätigt hat sich diese Schlussfolgerung in jüngster Zeit durch eine gestempelte Katapultpfeilspitze vom Döttenbichl bei Oberammergau.[5] Weitere Zeugnisse aus Augsburg und dem Mont Terri (CH) sind vielleicht ebenfalls hiermit in Verbindung zu bringen. Damit wird aber die früher angenommene Beteiligung dieser Legion in Gänze an den Feldzügen des Drusus und Tiberius ins Innere Germaniens (12–7 v. Chr.) ziemlich unwahrscheinlich, er schließt aber nicht aus, dass Vexillationen dieser Legion nach dorthin abkommandiert gewesen sein könnten.

Dann wurde die Legio XIX nach Niedergermanien verlegt.[2] Wann die Legion an den Rhein kam, ist völlig offen. Einen Zwischenaufenthalt dieser Legion in Köln[6] ist möglich, aber keineswegs zwingend gegeben. Zumindest Teile von ihr lagerten offenbar zeitweise in Haltern.[7] Dort wurde bei den Grabungen 1971 das Westtor des ehemaligen Hauptlagers freigelegt. Ein Archäologe fand in einer Grube an der Via Principalis einen Bleibarren mit der Gewichtsangabe von 64 kg und der Inschrift LXIX (= Legio XIX),[8] der das erste im Invasionsgebiet zwischen Rhein und Elbe zutage gekommene archäologische Zeugnis ist, das eine der drei in der Varusschlacht vernichteten Legionen nennt.

Tiberius führte 6 n. Chr. mindestens acht Legionen (Legio VIII Augusta und Legio XV Apollinaris aus Pannonia, Legio XX Valeria Victrix aus Illyricum, Legio XXI Rapax aus Raetia, Legio XIII Gemina, Legio XIV Gemina und Legio XVI Gallica aus Germania superior und eine unbekannte Einheit) von Süden gegen Marbod, den Markomannenkönig, während die Legio I Germanica, Legio V Alaudae, Legio XVII, Legio XVIII und Legio XIX von Norden anmarschierten. Das stellte die Hälfte des gesamten Militärpotentials der Römer zu der Zeit dar. Kurz nach Beginn des Feldzugs im Frühjahr des Jahres 6 brach Tiberius ihn wieder ab, als er die Nachricht vom Pannonischen Aufstand erhielt. Allerdings schloss Tiberius noch einen Freundschaftsvertrag mit Marbod, um sich vollkommen auf die schwere Aufgabe in Pannonien zu konzentrieren.[2]

Die Legio XIX gehörte mit der 17. und 18. Legion zum Heer des Statthalters Publius Quinctilius Varus, das im Jahr 9 n. Chr. in der Clades Variana (Varusschlacht) vernichtet wurde.[1] Die Aquila (Legionsadler) der Legion wurde durch Germanicus im Jahr 15 n. Chr. von den Brukterern wiedergewonnen.[1][9]

Epigraphische Quellen

Mehrere Angehörige der Legio XIX sind namentlich bekannt: Der ranghöchste ist der Militärtribun Gnaeus Lerius, den seine Mitbürger in Fulginiae (Umbrien) durch eine Inschrift ehrten.[10] Centurio dieser Legion war auch Sextus Abulenius, der nach seinem Ausscheiden aus dem Heer höchste Ämter in seiner Heimatstadt Urbinum (Umbrien) bekleidete.[11] Veteranen der XIX. Legion werden in der Grabinschrift für Marcus Virtius aus Luna (Etrurien)[12] und des Lucius Artorius aus der Umgebung von Ravenna[13] genannt. Unbekannt bleibt dagegen die Dienststellung des Sextus Anquirinnius, dessen Grabstein in Portus Pisanus/Livorno gesetzt wurde.[14]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Matthew Bunson: Encyclopedia of the Roman empire, Sonlight Christian, 2002, ISBN 978-0816045624, S. 313.
  2. a b c d Jona Lendering: Legio XIX. In: Livius.org (englisch)
  3. Hans Ulrich Nuber: P. Quinctilius Varus siegte ... In: 2000 Jahre Varusschlacht: Imperium. Theiss, Stuttgart, 2009, ISBN 978-3-8062-2278-4, S. 106–113.
  4. Helmuth Schneider (Hrsg.): Feindliche Nachbarn: Rom und die Germanen, Böhlau, 2008, ISBN 978-3-412-20219-4, S. 56.
  5. AE 1994, 1323
  6. AE 1975, 626
  7. Schillinger 00205
  8. Alfred Michael Hirt: Imperial Mines and Quarries in the Roman World: Organizational Aspects 27 BC-AD 235 (Oxford Classical Monographs), Oxford University Press, Oxford 2010, ISBN 978-019957287-8, S. 171.
  9. Klaus-Peter Johne: Die Römer an der Elbe. Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewußtsein der griechisch-römischen Antike, Akademie Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-05-003445-4, S. 171.
  10. CIL 11, 5218
  11. CIL 11, 6056
  12. AE 1974, 283
  13. CIL 11, 348
  14. CIL 11, 1524

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