Horní Břečkov

Horní Břečkov
Horní Břečkov
Wappen von Horní Břečkov
Horní Břečkov (Tschechien)
Paris plan pointer b jms.svg
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 2111 ha
Geographische Lage: 48° 53′ N, 15° 54′ O48.88944444444415.900833333333405Koordinaten: 48° 53′ 22″ N, 15° 54′ 3″ O
Höhe: 405 m n.m.
Einwohner: 279 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 671 02
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 2
Verwaltung
Bürgermeister: Antonín Weinleber (Stand: 2007)
Adresse: Horní Břečkov 70
671 02 Šumná
Gemeindenummer: 594075
Website: hornibreckov.cz

Horní Břečkov (deutsch Oberfröschau) ist eine Gemeinde mit 279 Einwohnern (1. Januar 2011) in Tschechien. Sie liegt in 405 m ü.M. südlich der Straße von Vranov nad Dyjí nach Znojmo nahe der tschechisch-österreichischen Grenze und gehört dem Okres Znojmo an.

Nachbarorte sind Lesná u Znojma (Liliendorf), Vracovice, Miličovice (Millerschitz) und Lukov (Luggau).

Zur Gemeinde Horní Břečkov gehört die südlich gelegene Ortschaft Čížov (Zaisa).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anlage des Ortes und die bis zum Schicksalsjahr 1945 gesprochene Ui-Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen Kennwörtern, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie um 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] Oberfröschau wurde in einer in Prag am 28. September 1323 ausgestellten Urkunde erstmals erwähnt.

Die Klemenskirche stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Zeitweise gab es ein Ober- und ein Niederfröschau, doch beide Orte verödeten im Dreißigjährigen Krieg. Nach dem Westfälischen Frieden wurde der Ort als „Frischau“ neugegründet und im Jahre 1671 als deutsches Dorf bei der Herrschaft Frain genannt. Die Namensform „Fröschau“ war seit 1710 gebräuchlich. Später im 18. Jahrhundert erhielt der Ort den Zusatz „Ober-“.

1749 wurde unter der Fürstin Marie Anna Pignatelli die Kirche renoviert und mit Ziegeln gedeckt. 1831 wurde die Kirche erweitert. Bei diesen Arbeiten wurde ein Stein mit der Jahreszahl 1198 gefunden, was auf die Existenz einer früheren Kapelle hinweist. Der Pfarrhof wurde 1786 erbaut und die alte Schule 1806. Eine neue Schule wurde 1904 errichtet. 1856 und 1876 wüteten zwei Brände im Ort und verursachten schwere Schäden.

Im Jahr 1900 wurde gemeinsam mit den Orten Luggau, Milleschitz, Edenthurn, Liliendorf und Zaisa eine „Spar- und Darlehenskasse“ gegründet. Die gleichen Gemeinden gründeten 1924 auch gemeinsam eine Molkereigenossenschaft.

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Friedensvertrag von Saint Germain [3] 1919 erklärte den Ort, dessen Bewohner 1910 zu 99,2% % Deutschmährer waren, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit verstärkten Maßnahmen, wie die Bodenreform 1919, die Sprachenverordnung 1926 die Ansiedlung von Tschechen, auch in Oberfröschau. [4] Die entstehenden Autonomiebestrebungen der Deutschen führten zu Spannungen innerhalb des Landes, und im weiteren zum Münchner Abkommen, das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland regelte. Zwischen 1938 und 1945 gehörte der Ort Oberfröschau zum Reichsgau Niederdonau. Am 1. April 1939 wurden die Nachbarorte Edenthun, Liliendorf, Milleschitz und Zaisa mit Oberfröschau zu einer Gemeinde vereinigt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 22 Opfer forderte, kam die Gemeinde am 8.Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. Alle, bis auf zwei deutsche Bürger des Ortes, flohen vor den einsetzenden Nachkriegsexzessen oder wurden, noch vor der Umsetzung des Potsdamer Kommuniqués (Protokolls), das die Vertreibung sanktionierte, über die Grenze nach Österreich vertrieben. [5] Aufgrund des Beneš-Dekretes 108, vom Oktober 1945, wurde das Vermögen der deutsche Bevölkerung konfisziert und unter nationale Verwaltung gestellt. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen. Die letzten zwei deutschen Bürger wurden 'offiziell' am 22. Juni und 11.August 1946 nach Deutschland zwangsausgesiedelt. Der Ort wurde neu besiedelt.

Von den Vertriebenen Oberfröschauer konnten 20 Familien in Österreich verbleiben, die restlichen wurden nach Deutschland weitertransferiert. An die Vertreibung der Altösterreicher erinnert ein Gedenkstein in Hardegg (Niederösterreich).

Seit 1785 führt der Ort eigene Matriken. Ab 1840 werden diese von Schönwald mitgeführt.

Wappen und Siegel

Ein Siegel ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Es zeigt ein Herz in das eine Säge schneidet, umgeben von zwei Sternen und überhöht von einer Blume. Ab dem 19. Jahrhundert führte Oberfröschau nur noch einen bildlosen Schriftstempel. Dieser war zwischen 1920 und 1938 zweisprachig.[6]

Bevölkerungsentwicklung von Oberfröschau

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 355 339 16
1890 387 387 -
1900 327 324
1910 369 366 2 1
1921 382 321 46 15
1930 384 338 31 15

[7]

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche des hl. Klemens (1499) mit Hochaltar (1760) und Bild von Josef Winterhalter. Nach Wolny gehört die Oberfröschauer Kirche zu den zwölf ältesten Kirchen Mährens. Beim Umbau im Jahre 1831 soll im Presbyterium ein Stein mit der eingemeißelten Jahreszahl 1198 gefunden worden sein. [8]
  • Pfarrhaus (1786)
  • Kriegerdenkmal (1922)

Čížov (Zaisa)

Die Hauptstraße von Cizov / Zaisa

Die erste urkundliche Erwähnung von Zaisa (Čížov), einem Straßendorf an der Straße von Horní Břečkov zum Grenzübergang Hardegg (Niederösterreich) in Österreich, stammt wie die von Horní Břečkov aus dem Jahr 1323.

Die Kapelle von Zaisa stammt aus dem Jahr 1756 und wurde damals noch ohne Turm und Sakristei errichtet. Für Planung und Bau ist vermutlich der Baumeister Matthias Kirchmayer aus Frain an der Thaya verantwortlich. Auftraggeber für den Bau war der Kavalleriegeneral Michael Anton Graf von Althann. Er war der vorletzte Althann auf der Herrschaft Frain an der Thaya, zu der Zaisa gehörte. Der Turm wurde im Jahr 1787 errichtet, die Sakristei 1862 gemeinsam mit den Fresken beim Altar. Für liturgische Zwecke wurde die Kapelle so selten genutzt, so dass der Bischof in Brünn verbot, hier das Allerheiligste aufzubewahren.

Im Jahr 1874, als die Brücke in Hardegg und die Straße nach Niederfladnitz neu errichtet wurde, wurde diese auch hierher nach Zaisa verlängert. Ein wenig abseits von dieser Straße errichtete der damals noch junge Österreichische Touristenklub ÖTK eine nach der Gattin des Grundbesitzers, Graf Stadnitzky aus Frain an der Thaya benannte Aussichtswarte: die Luitgardenwarte mit Blick auf Hardegg.

Auf dem Dorffriedhof, auf dem seit der 1945 erfolgten Vertreibung der deutschsprachigen Ortsbewohner niemand mehr bestattet wurde, dominiert auf den Grabsteinen – die Kreuze aus Gusseisen sind bis auf ein einziges verschwunden – der Name Dungl.

Am südlichen Ortsrand, dem Grenzübergang Hardegg zugewandt, steht das ehemalige Zollhaus mit seinem einst mit Maschinengewehren bewaffneten Bunker. Heute beherbergt es das Informationszentrum des Národní park Podyjí.

Nur wenige Meter entfernt befindet sich – weit weg von der eigentlichen Staatsgrenze, der Thaya – ein letztes Stück des „Eisernen Vorhanges“ mit einem Wachtturm.

Gedenkstein der Heimatvertriebenen in Hardegg

Zum Gedenken an die Vertreibung der deutschen Bevölkerung, nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde in Hardegg ein Gedenkstein errichtet.

Brauchtum

Reiches Brauchtum bestimmte den Jahresablauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:

  • Nach dem Tode eines Ortsbewohners wurde dieser drei Tage aufgebahrt und am darauffolgenden Vormittag begraben. Nach der Einsegnung wurde der Tote aus dem Haus getragen. Bei der Haustür wurde der Sarg dreimal gesenkt, damit sich der Tote von seinem Heim verabschieden konnte. Nach dem Begräbnis bekam der Totengräber, neben seiner festgesetzten Bezahlung, einen großen Laib Brot und eine Flasche Schnaps.[9]

Sagen aus dem Ort

  • Eines Tages spendete eine alte Frau ihr ganzes Geld für den Bau der dortigen Kapelle. Als die Kapelle fertig war versprach der Pfarrer jeden Sonntag für sie ein Vaterunser zu beten. Bald darauf starb die alte Frau und man betete für ihr Seelenheil. Doch Jahre später verstarb auch der Pfarrer und der neue Pfarrer wusste nichts davon und so unterblieb das Seelengebet. Eines nachts gingen zwei Männer an der Kapelle vorbei und hörten, dass die Glocke geläutet wurde. Sie liefen daraufhin zum Messner und gingen zu dritt in die Kapelle. Vor dem Altar erblickten sie eine kleine schwarz angezogene Gestalt die sprach "Meine Guldn und Kreizer habts für die Kapelle braucht, aba was ist denn mid mein Vaterunser?" Nachdem die Gestalt das gesagt hatte verschwand sie. Der neue Pfarrer ging daraufhin die Chroniken durch und entdeckte die Stiftung für die alte Frau. Seit dem wurde wieder fleißig für die Verstorbene gebetet. [10]
  • Einst beschlossen einige Männer in einem Keller bei der Gemeindeschmiede den Teufel zu beschwören, daß er ihnen viel Geld bringe. Da ihnen das Unternehmen doch nicht ganz geheuer schien, erzählten sie ihren Frauen, dass, wenn sie nicht zurückkommen, diese in den Keller gehen und nachschauen sollen. Als die Männer tatsächlich nicht kamen gingen die Frauen zu dem besagen Keller. Dort sahen sie voller Grauen ihre Männer ohnmächtig am Boden liegen, während der Leibhaftige auf einem Kessel voller Geld zwischen ihnen saß. Er sprach: "Wenn ihr Frauen einen Geistlichen findet, der rein ist, kann er die Männer durch eine Messe, wenn er aufwandelt, erlösen." Die holten daraufhin einen jungen Priester aus dem Kloster der eilig eine Messe las. Daraufhin verschwand der Böse samt seinen Geld und die Männer wachten auf und wankten nach Hause. Als in dieser Nacht der Gemeindeschmied die vordere Tür zu seiner Werkstatt öffnete, saß ein großer schwarzer Hund mit einer funkensprühenden Feuerzunge auf seinen Amboss. Der Schmied schloss schnell die Tür und eilte zum Hintereingang und versucht dort in die Schmiede zu gelangen. Doch auch dort starrte ihn der Teufelshund drohend an. Jetzt überkam dem Schmied das Entsetzen und er floh nach Hause. Unmittelbar danach wurde er todkrank und verstarb. [11]

Weitere Sagen sind:

  • Herkunft des Namens und die Königreiche der Frösche
  • Die Zwölferin
  • Der versteckte Silberschatz
  • Grasl, der Abdeckmeister und der Lehrer von Oberfröschau[12]

Literatur

  • Franz Mühlberger: Die Pfarre Ober-Fröschau zur Zeit des Kaiserjubiläums 1898 (1898)
  • Georg Dehio, Karl Ginhart: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark, 1941
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Franz Witamwas: Heimatbuch und Chronik von Oberfröschau (1980)
  • Dörr/ Kerl: Ostdeutschland und die Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa (erw. Ausgabe) (1991)
  • Arge Tatsachen Meinungen Standpunkte, Band 2 (2003)
  • Sudetendeutsche Familienforschung, Juni 2005 (2005)
  • Elfriede Klien-Paweletz: Spurenlesen in südmährischen Ortsplänen (2005)

Quellen

  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Ober-Fröschau S.53
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk (1992), Ober-Fröschau S. 9
  • Bruno Kaukal: Wappen und Siegel (1992), Ober-Fröschau S. 172f
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 311 (Ober-Fröschau). 

Weblinks

 Commons: Horní Břečkov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S.9
  3. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  4. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  5. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0. 
  6. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae Bl. VII S. 217
  7. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  8. Gregor Wolny: Kirchliche Topographie von Maehren, Band 3, 1793-1871
  9. Walfried Blaschka, Gerald Frodl:Der Kreis Znaim von A bis Z,2009
  10. Südmährisches Jahrbuch, 1978, S.166
  11. Südmährisches Jahrbuch, 1975, S.168
  12. Zuckriegl:Im Märchenland der Thayana, 2000, Eigenverlag, S. 101f

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”