Vranovská Ves

Vranovská Ves
Vranovská Ves
Wappen von ????
Vranovská Ves (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 430 ha
Geographische Lage: 48° 57′ N, 15° 55′ O48.95187315.918094385Koordinaten: 48° 57′ 7″ N, 15° 55′ 5″ O
Höhe: 385 m n.m.
Einwohner: 270 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 669 02 - 671 51
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Jiří Peřinka (Stand: 2007)
Adresse: Vranovská Ves 111
671 51 Kravsko
Gemeindenummer: 595101
Website: www.vranovska-ves.cz

Vranovská Ves (deutsch Frainersdorf) ist ein tschechisches Dorf in Südmähren. Es liegt im Okres Znojmo (Bezirk Znaim), etwa 15 km von Znojmo und 15 km von Moravské Budějovice (Mährisch Budwitz) entfernt. Der Ort hat derzeit 252 Einwohner und ist als ein Zeilendorf[2]angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Nachbarortschaften sind im Norden Pavlice (Paulitz), im Süden Olbramkostel (Wolframitzkirchen) und im Südwesten Šumná (Schönwald).

Geschichte

Ansicht von Frainersdorf, 1938

Im 17. Jahrhundert stand an der Stelle des heutigen Dorfes das Gasthaus „Zur goldenen Krone“. In den folgenden Jahren entstand dort ebenso ein Meierhof der Frainer Gutsherrschaft. Der Ort selbst lag direkt an der Sprachgrenze.[3] Im Jahre 1786 wurde der Landbesitz der Herrschaft an deutsche Ansiedler verteilt, welche Frainersdorf gründeten. Die von den Einwohner bis 1945 gesprochene „ui“- Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, weist darauf hin, dass die Siedler aus dem süddeutschen bzw. österreichischen Raum stammten. Das Herrschaftsgebäude wurde 1874 zu einer Tonwarenfabrik umgebaut, welche dem Ort wirtschaftlichen Rückhalt gab. Auch gab es einen Kaolinabbau im Ort.[4] Zu Frainersdorf gehörte der Ortsteil Fischhäusel, welcher zwar bereits im 14. Jahrhundert bekannt war, aber danach verödete. Erst später, als Frainersdorf aufgebaut wurde, kam es zum Wiederaufbau von Fischhäusel. Fischhäusel selbst gehörte aber nicht zur Herrschaft Frain, sondern zur Herrschaft Frischau. Während der Revolutionskriege marschierten französische Truppen durch Frainersdorf. [5] Die Einwohner lebten größtenteils von der Landwirtschaft.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Vertrag von Saint-Germain, [6] 1919, wurde der Ort, der zu 90& % von Deutschmährern bewohnt war, Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit kam es durch neue Siedler und neuernannte Beamte zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität.[7] Der deutschmährische Bevölkerungsanteil war bis zur Volkszählung 1930 auf 56 % gesunken. 1936 wurde die Ortsgruppe der NSDAP gegründet. Spannungen entstanden auch innerhalb des Landes. Da bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechoslowakische Regierung zur Abtretung der deutschsprachigen Randgebiete, die im Münchner Abkommen [8] geregelt wurde, an Deutschland. Somit wurde Frainersdorf am 1.Oktober ein Teil des deutschen Reichsgaues Niederdonau. Die Ortschronik berichtet, dass die tschechische Minderheit während des Zweiten Weltkrieges weitgehend in andere Ortschaften umgezogen sei.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Gemeinde am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. Das Potsdamer Kommuniqués (Protokoll), der drei Hauptalliierten (Juli, August 1945), - völkerrechtlich kein verbindlichen Vertrag – legitimierte den „geordneten und humanen Transfers“ deutscher „Bevölkerungsteile“ aus der Tschechoslowakei. Alle deutschen Bürger von Frainersdorf wurden bereits vor dessen offizieller Umsetzung in einer „Wilden Vertreibung“ über die Grenze nach Österreich vertrieben. Der Ort wurde neu besiedelt. Laut dem Beneš-Dekret 108 vom 25.Oktober 1945, wurde ihr gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.

Der Großteil, der in Österreich befindlichen Frainersdorfer wurde in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen des Potsdamer Abkommens, nach Deutschland weiter transferiert.[9] [10]

Vranovská Ves gehört zu den Orten rund um Znojmo in denen auf Grund des reichlichen Tonvorkommens bis nach dem Zweiten Weltkrieg Keramikwaren erzeugt wurden.

Die Matriken von 1713 bis 1949 befinden sich im Landesarchiv Brünn. [11]

Wappen und Siegel

Ein Siegel des Ortes ist aus dem 18. Jh. bekannt. Es zeigt ein Pflugeisen mit einem darauf sitzenden Vogel. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert führte Frainersdorf nur noch einen bildlosen Schriftstempel. Der Ort führte kein Wappen, doch findet man das Stammwappen des Herrschaftsbesitzers Graf de Souches aus dem Jahre 1678 an Grenzsteinen.[12]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 572 530 42 0
1890 543 517 26 0
1900 641 569 72 0
1910 752 680 72 0
1921 607 271 309 27
1930 542 304 226 12

[13]

Sehenswürdigkeiten

  • Kapelle des hl. Stanislaus (1804)
  • Herrschaftsgebäude (1874), später in eine Tonwarenfabrik umgebaut

Legenden aus dem Ort

Unter den vertriebenen, deutschen Ortsbewohnern kursierten eine Vielzahl von Ammenmärchen:

  • Eine Einwohnerin des Ortes soll ein Verhältnis mit dem Teufel eingegangen sein. Sie besaß auch eine Truhe mit Besitztümern des Teufels darin. Eines Tages würgte der Teufel die Frau, woraufhin sie krank wurde und bald darauf starb. Mit ihrem Tod verschwand der Teufel aus dem Ort. [14]
  • Der Leib des hl. Donatus wurde mit einem Pferdefuhrwerk von Znaim nach Prag gebracht. Auf das Gefährt jedoch vor der Kirche in Paulitz vorbeirollte blieb das Fuhrwerk plötzlich stehen. Trotz großer Anstrengungen konnten die zwei Pferde das Fuhrwerk nicht mehr fortbewegen. Als der Fuhrmann den Pfarrer der Kirche um Rat bat, sprach er: "Legen wir den Heiligen in unsere Kirche!". Als der Leib des Heiligen abgeladen wurde konnte sich das Fuhrwerk wieder in Bewegung setzten. Seit dieser Zeit wird der Leib des Hl. Donatus in der Kirche in einem Seitenaltar aufbewahrt.[15]

Weitere Sagen sind:

  • Der glühende Besen und schreiende Hexen in brennenden Kitteln
  • Da G'schloßbere mit den vül'n Faß'ln Wein
  • Die südmährische Melusine
  • Ein Spitzbub statt der Hl. Barbara im Kirschbaum[16]

Literatur und Quelle

  • Gregor Wolny: Die Markgrafschaft Mähren topographisch, statistisch und historisch, Bd. I-VI, Brünn, 1835-42
  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, Generalvikariat Nikolsburg,1941, Frainersdorf S.54
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Maurer, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, Frainersdorf S. 9
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Bruno Kaukal: Wappen und Siegel, (1992); Frainersdorf S. 58
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 313 (Frainersdorf). 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, ISBN 3-927498-09-2
  3. Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin:Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, Band 10,1861,s.65
  4. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z,2009
  5. Josef Gallina:Die Armee in der Bewegung: Mit 8 Tafeln und Plänen,1872,s.19
  6. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  7. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  8. O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
  9. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 313 (Frainersdorf). 
  10. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  11. http://www.actapublica.eu/index.php Acta Publica] Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 9. März 2011.
  12. Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren, Bd 1 -3, Wien 1793. S.111/287
  13. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  14. Südmährisches Jahrbuch,1976, S.163
  15. Südmährisches Jahrbuch, 1982, S.100
  16. Zuckriegl:Im Märchenland der Thayana, 2000, Eigenverlag,S. 61f

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