Hermann Lietz-Schule Spiekeroog

Hermann Lietz-Schule Spiekeroog

Die Hermann Lietz-Schule Spiekeroog ist ein staatlich anerkanntes Gymnasium mit Internat auf der Nordseeinsel Spiekeroog. Die Schule gehört zu den fünf Hermann-Lietz-Schulen, ist jedoch seit 1984 rechtlich und wirtschaftlich von diesen unabhängig. Wie die anderen Schulen dieser Gruppe, ist sie dem reformpädagogischen Konzept von Hermann Lietz verpflichtet.

Sie wurde 1928 von Alfred Andreesen gegründet, der ein enger Mitarbeiter von Hermann Lietz war. Im Sinne der Landerziehungsheimbewegung wurde die Schule fernab der großen Städte gegründet. Die Backsteinbauten der Schule befinden sich etwa in der Mitte der Insel, zirka zwei Kilometer östlich des Dorfes. Die Schule ist daher, zusätzlich zu der Abgeschiedenheit der Insel an sich, eine Art „Insel auf der Insel“.

Die Hermann Lietz-Schule hat etwa 90 Schüler ab der fünften Klasse. Die Klassen 5 bis 7 werden jahrgangsübergreifend mit den Kindern der Inselschule unterrichtet (Nordlichter Programm). Jeweils fünf bis acht Schüler leben in einer sogenannten Familie zusammen, die von einem Lehrer betreut wird. Seit 2006 nimmt die Schule auch Schüler für die fünfte und sechste Klasse auf, die in einem landesweit einzigartigen Modell zusammen mit den Schülern der Spiekerooger Inselschule unterrichtet werden. Zu den Besonderheiten gehören die „Anderen Unterrichtstage“ (AUT), in denen die Schüler jahrgangsstufenübergreifend an langfristigen Projekten arbeiten.

Inhaltsverzeichnis

Gilden und AGs

Zum pädagogischen Konzept der Schule gehören sogenannte „Gilden“. Etwa drei Stunden pro Woche müssen die Schüler in einer dieser auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Gruppen arbeiten, zum Beispiel in den Bereichen Bootsbau, Deichbau, Garten oder Tierhaltung. Als Gilde wird auch das der „OT“ (Offener Treff), ein heiminternes Café und das „Beathaus“ betrieben, eine heiminterne Disco, die an zwei Abenden in der Woche geöffnet hat. Daneben gibt es AGs, die die individuellen Interessen der Schüler fördern.

Segeln

In der siebten und achten Klasse ist ein 40stündiger Segelkurs auf den drei schuleigenen Jollen fester Teil des Lehrplans und zensiertes Unterrichtsfach. Anschließend ist in der neunten und zehnten Klasse eine freiwillige Ausbildung zum Bootsführer möglich, auf die die BR-Schein-Prüfung beim Deutschen Segel Verband (DSV) und der Sportbootführerschein See folgen kann. Zu den Gilden der HL-Schule gehört auch die „Bootsbau- und Segelgilde“, die für die Instandsetzung und Wartung der Jollen verantwortlich ist.

High Seas High School

Die Johann Smidt vor Lanzarote auf ihrer ersten Fahrt für High Seas High School

Seit 1993 wird von der HL-Schule die erlebnispädagogische High Seas High School organisiert. Zunächst bis zu 30 Schüler der 11. gymnasialen Jahrgangsstufe (Alter 15–18 Jahre) aus Internaten und staatlichen Gymnasien segeln auf einem Traditionssegelschiff von Deutschland über die Kanarischen Inseln in die Karibik, zum süd- oder mittelamerikanischen Festland und nach Kuba und schließlich über die Azoren wieder zurück nach Deutschland. Neben einer kompletten seglerischen Ausbildung werden die Fahrt geprägt von Unterricht an Bord, der auf das Projekt und auf Richtlinien des 11. Schuljahrgangs bezogen ist: Auf den sechs bis sieben Monate dauernden Fahrten sind die Schüler einerseits als Mitsegler in den Bordalltag und die Segelmanöver integriert und erhalten andererseits an Bord regulären Schulunterricht (zum Beispiel Deutsch, Englisch, Spanisch, Mathematik, Physik usw.). Landaufenthalte von den angelaufenen Häfen aus (zum Beispiel in Mexiko, Costa Rica, Guatemala) und Kurzsprachkurse an Land vermitteln tiefere Einblicke in die besuchten Länder; während dieser Zeiten wird das Segelschiff für zweiwöchige Fahrten mit erwachsenen Mitseglern genutzt.

Die Fahrten fanden im Winter 1993/1994 auf dem Dreimasttoppsegelschoner Fridtjof Nansen und dann bis 2007 auf dem Dreimasttoppsegelschoner Thor Heyerdahl statt. Seit 2007/2008 wird für das Projekt der Zweimastschoner Johann Smidt eingesetzt, 2008/2009 unterstützt von der niederländischen Brigg Astrid.

Die „High Seas High School“-Fahrt 2000/01 wurde von einem professionellen Filmteam begleitet. Aus den Aufnahmen entstand die Dokumentations-Serie Junge Herzen, die 2002 im ZDF ausgestrahlt wurde. Von 2002 bis 2007 fand auf der Thor Heyerdahl für Schüler der siebten und achten Klasse eine vierwöchige „Summer High Seas High School“ statt. Dabei wurden Ziele in Großbritannien angesteuert und neben der Segelausbildung auch Englischunterricht an Bord angeboten.

Ökologie

Ein Kernthema des Schulkonzepts ist die Ökologie. 1986 wurde erstmals mit Fördermitteln des Bundes eine Windkraftanlage des Typs Aeroman von MAN installiert. Die jetzige Windkraftanlage, eine 1995 gebaute Vestas mit einer Nennleistung von 220 kW, liefert das dreifache der von der Schule benötigten Strommenge. Mit einer Masthöhe von ca. 30 Metern ist sie bei gutem Wetter auch von Neuharlingersiel aus zu sehen. Im Schuljahr 1991/92 wurden von den Schülern die ersten Sonnenkollektoren zur Entlastung der Warmwasserversorgung auf die Dächer der Schule gebaut. Darüber hinaus wird ökologisches Gemüse angebaut und ein Seewasser-Aquarium mit einheimischen Fischen, Krebsen, Krabben und Muscheln betreut. Im März 2006 wurde ein Umweltbildungszentrum („Wittbülten“) auf dem Schulgelände eröffnet.

Bekannte Schüler und Lehrer

Schüler

Lehrer

  • Hermann Heiß (1928–1933 Hauptmusiklehrer)
  • Carl Gerhardt (Musiklehrer)

Weblinks

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