Hans-Adolf Prützmann

Hans-Adolf Prützmann
Hans Prützmann in der schwarzen Vorkriegsuniform und mit den Rangabzeichen eines SS-Brigadeführers

Hans-Adolf Prützmann (* 31. August 1901 in Tolkemit; † 21. Mai 1945 in Lüneburg) war Abgeordneter der NSDAP im Reichstag, Preußischer Staatsrat, Höherer SS- und Polizeiführer (HSSPF), SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS und Polizei.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach der Ausbildung am Gymnasium studierte Hans Prützmann Landwirtschaft in Göttingen, bevor er zwischen 1918 und 1921 Mitglied verschiedener Freikorps wurde. Prützmann war in diesen drei Jahren zwar Mitglied, vermied jedoch militärische Handlungen. Dies änderte sich 1923, als er sein Studium abbrach, und sich bis 1924 einem Freikorps anschloss, das im Grenzkampf in Oberschlesien involviert war.

Danach arbeitete er 7 Jahre als landwirtschaftlicher Beamter in Pommern, Brandenburg und Ostpreußen, ehe er 1929 in die SA eintrat. Durch die Freikorpskämpfe radikalisiert, verließ Prützmann 1930 die SA und wechselte im selben Jahr zur SS (SS-Nr. 3.002), wo er seine persönlichen Ziele besser vertreten sah. Gleichzeitig erfolgte seine Aufnahme in die NSDAP (Mitgliedsnummer 142.290).

Ab diesem Zeitpunkt begann für Prützmann eine steile Karriere: So war er ab Juli 1932 Mitglied des Reichstages, wurde im November 1933 zum SS-Brigadeführer ernannt und erhielt im Februar 1934 den Rang eines SS-Gruppenführers. Gleichzeitig wurde Prützmann zum Führer des SS-Oberabschnitts Südwest in Stuttgart ernannt. Auch nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten gehörte er dem dann funktionslosen Reichstag bis 1945 an.

Von März 1937 bis Mai 1941 war Prützmann HSSPF Nordwest mit Dienstsitz in Hamburg und leitete anschließend als HSSPF den SS-Oberabschnitt Nordost mit der Zentrale in Königsberg. Bereits im April 1941 war er zum Generalleutnant der Polizei ernannt worden.

Von Juni 1941 bis Oktober 1941 wurde Prützmann zum Höheren SS- und Polizeiführer von Russland-Nord mit Dienstsitz in Riga ernannt. Dieselbe Funktion hatte er bis Sommer 1944 in der Ukraine bzw. Russland-Süd inne. In diesen Funktionen war Prützmann bereits zu einem recht frühen Zeitpunkt führend an der eskalierenden, systematischen Vernichtungspolitik gegen Juden beteiligt. Anfang August 1941 antwortete er auf die Frage eines Untergebenen, wohin die baltischen Juden ausgesiedelt werden: „Nicht so, wie Sie meinen - die sollen ins Jenseits befördert werden.“[1] In seiner Funktion als SS-Gruppenführer nahm er an der Gruppenführer-Tagung am 4. Oktober 1943 in Posen teil, bei der Heinrich Himmler die erste Posener Rede hielt[2].

Ab Juni 1944 war er Höchster SS- und Polizeiführer Ukraine mit Dienstsitz in Kiew. Eine seiner letzten Beförderungen erfolgte im September 1944, als Prützmann von seinen Vorgesetzten zum Generalinspekteur für Spezialabwehr beim Reichsführer SS ernannt wurde. In dieser Funktion war Prützmann Chef der Werwolf-Verbände. Zudem war er ab Dezember 1944 als bevollmächtigter General in Kroatien tätig.

Kurz vor Ende des Krieges geriet Prützmann in alliierte Kriegsgefangenschaft, in der er Suizid verübte. Zum Sterbeort gibt es unterschiedliche Angaben: Es wird gleichermaßen Lüneburg wie ein Vernehmungslager bei Diest (Belgien) angegeben. Das Datum, der 21. Mai 1945, ist jedoch historisch gesichert.

Als Höherer SS- und Polizeiführer in der UdSSR war Hans-Adolf Prützmann führend an der Ausrottung der einheimischen jüdischen Bevölkerung beteiligt. Als Chef der Werwolf-Organisation trat er kaum in Erscheinung; er soll aber versucht haben, den beabsichtigten Untergrundkampf mit einigermaßen ausgebildeten Kämpfern im Stil der SS-Jagdverbände zu führen, und nicht, wie Reichspropagandaminister Joseph Goebbels über die Medien zu vermitteln versuchte, als letzten Verzweiflungskampf unausgebildeter Jugendlicher und Frauen.

Auszeichnungen

Literatur

  • Personal-Akte des SS-Obergruppenführers Hans Adolf Prützmann, der die Vernichtung der Juden in der Ukraine-Russland in den Jahren 1941 - 43 leitete. Dokumentensammlung Hg. Institute of Documentation in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes. Hg. T. Friedmann (andere Schreibweise: Friedman, Tôviyyã) Haifa : Inst. of Documentation in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes,1997
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage)
  • Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Droste Verlag, Düsseldorf, 1986. ISBN 3-7700-0710-7
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1. 
  • Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934–1944. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Zellhuber: „Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu …“. Das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941–1945. München 2006, S. 235, ISBN 3-8965-0213-1. (Quelle: Breitman, Himmler, S. 277.)
  2. Romuald Karmakar, Das Himmler-Projekt, DVD 2000, Berlin, ISBN 3-89848-719-9

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