Groß Ellershausen

Groß Ellershausen
Groß Ellershausen
Stadtbezirk Göttingen
Koordinaten: 51° 31′ N, 9° 52′ O51.529.8661111111111170Koordinaten: 51° 31′ 12″ N, 9° 51′ 58″ O
Höhe: 170–220 m
Fläche: 3,78 km²
Einwohner: 1.428 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1973
Postleitzahl: 37079 (alt:3400)
Vorwahl: 0551
Karte

Groß Ellershausen im Stadtgebiet von Göttingen

Göttingen-Groß Ellershausen ist ein westlicher Stadtteil der niedersächsischen Universitätsstadt Göttingen und war bis zu seiner Eingemeindung 1973 eine eigenständige Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage

Groß Ellershausen liegt am Hang des Leinetales, fünf Kilometer westlich der Stadt Göttingen und ist seit 1. Januar 1973 Ortsteil dieser Stadt. Die Gemarkung ist seit dem 1. September 1966 ins Landschaftsschutzgebiet Leinebergland aufgenommen. Die gesamte Gemarkungsfläche umfasst ca.380 Hektar, einschließlich 77 Hektar Wald. Groß Ellershausen ist überwiegend Wohngemeinde, in der noch ein landwirtschaftlicher Vollbetrieb erhalten ist. Die Einwohnerzahl beträgt 1421 (2006) gegenüber 286 im Jahre 1939.

Nachbargemeinden / Nachbarortsteile

Im Westen und Süden grenzen Gemeinden des Landkreises Göttingen an Groß Ellershausen. Dieses sind die Gemeinde Rosdorf mit den Ortsteilen Olenhusen, Settmarshausen, Klein Wiershausen und Rosdorf im Süden und Westen. Im Norden und Osten grenzen Ortsteile der Stadt Göttingen an Groß Ellershausen: im Norden Hetjershausen und im Osten Grone.

Luftbild von Groß Ellershausen. Richtung Osten

Geschichte

Das Dorf

Erste Besiedlungsspuren in der Umgebung von Groß Ellershausen weisen bis in die ältere Jungsteinzeit zurück. Die große Zahl der Fundstellen westlich der Leine deuten schon auf eine Besiedlung in der Zeit der Bandkeramik hin. So fand man in der Gemarkung Groß Ellershausen 1934 bei dem Bau der Autobahn das berühmte Hockergrab.

Eine erste Nennung eines Dorfes namens „Aliereshusun“ findet sich in den Corveyer Traditionen im Jahre 989. Die Zuordnung zu Groß Ellershausen ist jedoch umstritten, die Urkunde wird von manchen Forschern auf Allersheim bei Holzminden bezogen. Auch urkundliche Erwähnungen von „Elricchosen“ und „Haldrixhusen“ aus dem Jahre 1144 bzw. „Alderixhusen“ 1152 wurden bereits auf Ellershausen bezogen, von anderen jedoch auf Elleringhausen im Kreis Brilon bzw. Ober- und Niederhaldessen bei Grebenstein. Die älteste nicht umstrittene schriftliche Erwähnung findet sich erst im Jahr 1302 in den Stammtafeln der Familie von Bodenhausen.[1] Ein Hinweis auf das Alter des Ortes ist unabhängig von der Zuordnung der Urkunden durch den Ortsnamen gegeben, denn die Dörfer, die mit „hausen“ enden, entstanden in unserem Raum oft in der Zeit vom 6. bis 10. Jahrhundert. Die "Hausen-Orte" wurden zumeist von geistlichen oder weltlichen Grundherren angelegt. In der Regel führten diese Orte den Namen des Gründers in dem Ortsnamen fort. Von 1302 an ist für Groß Ellerhausen Ort der Name „Elderikeshusen“ überliefert, woraus sich der Personenname Aldarik oder Alderik als Bestimmungswort erschließen lässt.[1] Schon im Jahre 1574 erscheint der Name „Ellershausen“ in einer Urkunde von der Herrschaft der Plesse. Der mehrere Jahrhunderte gültige Name lautet Ellershausen und wurde am 1. Oktober 1932 in Groß Ellershausen umbenannt, um ihn von dem Ort Ellershausen vor dem Walde im ehemaligen Landkreis Münden zu unterscheiden.

Einen weiteren Hinweis über das Alter beziehungsweise die Gründungszeit des Dorfes gibt uns der Kirchenname St. Martini. Man kann davon ausgehen, dass diese Kirchengründungen in die fränkische und nachfränkische Zeit, also etwa 621 bis 740 zurückfallen. Der Kirchturm der St.Martini-Kirche war früher bauhistorischen Untersuchungen zufolge ein Wohnturm und gilt als ältestes Bauwerk dieser Art in der südniedersächsischen Region.[2] Ab 1657 wurde Ellershausen der Parochie Settmarshausen zugeordnet. Das blieb bis 1974. Dann wurde die bis dahin selbständige St. Martini-Kirchengemeinde aufgelöst und der Mariengemeinde Hetjershausen angegliedert.

Margarethe von Elderikeshusen, Witwe des Dietrich von Elderikeshusen (letzte Herrin von Ellershausen), ging 1312 in das Damenstift des Klosters Lippoldsberg. Einen großen Teil ihrer Ländereien schenkte sie diesem Kloster und weitere Ländereien dem Heiliggeist-Hospital und der Marienkirche in Göttingen. 1582 sind die Lippoldsberger Ländereien endgültig wieder in Ellershäuser Besitz übergegangen, das bezeugen auch heute noch die Flurnamen.

Groß Ellershausen hatte durch seine Höhenlage zur Stadt Göttingen und zur Nähe der alten Heerstraße viele Nachteile, vor allem aber wegen der Zugehörigkeit zur Stadt, wie Grone, Holtensen und Rosdorf auch.

Im Dreißigjährigen Krieg hatte Tilly 1623 sein Lager auf der „Schanze“, Wallenstein 1625 und die Schweden 1632. Dies führte zwangsläufig zu Ausraubungen und Brandschatzungen. 1758, während des Siebenjährigen Krieges, war das Dorf das Feldlager des Freikorps Fischer, der als besonders rücksichtslos galt. Zu erwähnen ist noch die Schlacht auf den Streitäckern um 1387 am 22. Juli von Herzog Otto dem Quaden mit den Göttinger Bürgern.

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Gehöfte bewegte sich seit 1585 um 25 Stück. Im Dreißigjährigen Krieg war die Anzahl auf 13 gesunken. Erst 1687 konnte die Zahl des Vorkriegszustandes wieder erreicht werden. Bis um 1825 blieb die Anzahl der Gehöfte konstant. Einen neuen Aufschwung erfuhr der Ort ab 1781 mit dem Bau einer neuen Handels- und Heerstraße, welche "die Chaussee" genannt wurde und von Göttingen über Dransfeld nach Hann. Münden führte. Mit der Errichtung der Straße siedelten sich vermehrt Handwerker vor Ort an, sodass es auch im Dorf selbst zu einer regen Bautätigkeit kam. Konstruiert wurden die Krug- und Ausspannwirtschaft "Zur Linde", 13 neue Anwesen und zwei Bauernhöfe.

Erst durch die Ablösungsverordnung von 1833 mit der Stadt Göttingen und die damit verbundene Neuordnung der landwirtschaftlichen Betriebe wurden einige Gehöfte aufgelöst; so gab es 1875 nur noch 18 Hauptbetriebe, aber auch schon 7 Nebenerwerbsbetriebe und 5 Handwerker. Sie hielten Ziegen, Schweine, Hühner und Gänse. Weiter gab es 2 Gastwirtschaften mit Landwirtschaft.

Durch den Bau der Hannöverschen Südbahn (KBS257) Göttingen – Kassel zwischen 1851 – 56 fanden viele Ellershäuser Arbeit. Jedoch erhielt der Ort zunächst keine eigene Haltestelle, auf diese mussten die Einwohner noch 94 Jahre warten. Der Grund lag in der Beschaffenheit der Strecke, die sich als äußerst kurvenreich und steil erwies und somit nicht ohne zusätzliche Schiebelok bewältigt werden konnte. Die Eisenbahn wurde auch aus diesem Grund später, am 31. Mai 1980, stillgelegt. Zusätzlich machte die Konstruktion der Schnelltrasse Hannover - Göttingen - Kassel - Würzburg die alte Strecke überflüssig.

1949 wurde mit der Gemeinde Hetjershausen ein Wasserverband gegründet, mit dem Zweck, von der Springmühle über Hetjershausen nach Groß Ellershausen eine Wasserleitung zu bauen. Im Herbst 1950 war diese fertig und jedes Haus angeschlossen. Die Kanalisation erfolgte 1955.

Die Elektrifizierung der Gemeinde Groß Ellershausen begann im Sommer 1914, konnte aber durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nur schleppend durchgeführt werden. Erst im September 1917 war das Ortsnetz fertig.

Ab 1657 gab es eine Dorfschule, die 1783 durch einen Neubau ersetzt wurde. 1883 wurde daneben eine größere Schule errichtet, die aber nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr ausreichte. 1971 wurde sie abgerissen.

Nach Gründung des Schulzweckverbandes 1966 zwischen den Gemeinden Hetjershausen, Groß Ellershausen und Knutbühren konnte 1968 die neue Schule in Groß Ellershausen für alle drei Gemeinden eingeweiht werden. Sie steht auf dem Mittelberg am Hetjershäuser Weg in Groß Ellershausen, und es gehört eine Sporthalle und ein Sportgelände dazu.

Ortswappen

1950 wurde ein Gemeindewappen eingeführt: Im goldgelben Schild ein rotes Rehgeweih. Das Zeichen wurde als Symbol der Jagd frei gewählt.

Ausbau und Erweiterung

Groß Ellershausen hat seit 1945 einen großen Wachstumsprozess erlebt, so dass man nicht mehr von einem reinen Dorf im üblichen Sinne sprechen kann. Dies sagt auch die Bevölkerungsstatistik aus.

Die Aufteilung ist etwa so:

  • Altes Dorf: 25%
  • Alte Siedlung: 18% nach 1945
  • Neue Siedlung: 42% nach 1966
  • Siedlung Putzberg: 7% nach 1995
  • Neubaugebiet Elstal: 8% ab 2006

Politik

Ortsrat

Es gibt einen Ortsrat zusammen mit den Orten Hetjershausen und Knutbühren. Diese Zusammenlegung ist im gesetzlichen Sinne eine Ortschaft, Groß Ellershausen aber ein eigener Stadtbezirk. Die Zusammenlegung von 3 auch geschichtlich grundverschiedenen Orten führt nicht immer zu einer einheitlichen konstruktiven Vertretung der Interessen gegenüber der Stadt Göttingen. Das Ergebnis der letzten Kommunalwahl für den Ortsrat lautete:

  • 5 Plätze für die CDU-Fraktion, die damit den Ortsbürgermeister stellt
  • 4 Plätze für die SPD-Fraktion

Ortsbürgermeister: Seit März 2010 Holger Bock (vorher Herr Ernst Bartens)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Der Turm der St.-Martini Kirche gilt als eines der ältesten Gebäude in Südniedersachsen, er wurde um das 11. Jahrhundert als Wohnturm erbaut.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Karsamstag Osterfeuer
  • 1.Mai Angrillen Grillplatz
  • Letztes Wochenende im September Backhausfest
  • 2.Samstag im Dezember Weihnachtsmarkt

Verkehr und Infrastruktur

Verkehr

Groß Ellershausen liegt sehr verkehrsgünstig direkt an der B 3 und an der Autobahnabfahrt Nr.73 zur A 7 Die Line 5 der GöVB fährt jede 1/2h den Ortsteil an. Zusätzlich hält die Line 120 des VSN (Göttingen–Hann. Münden) an 2 Haltestellen im Ort.

Im Westen, nur 5 min vom Ortsrand, liegt der Wald des Dorfes (Genossenschaftsforst Groß Ellershausen). Nördlich um Groß Ellershausen herum verläuft es die ehemalige Bahnstrecke der Dransfelder Rampe, dort ist jetzt ein Radfahr- und Wanderweg.

Infrastruktur

Gewerbegebiet Groß Ellershausen. Richtung Osten

Es sind mehrere Großbetriebe wie die ABB, das Göttinger Tageblatt, das Hotel Freizeit In mit insgesamt über 1100 Arbeitsplätzen angesiedelt.

Insgesamt gibt es in Groß Ellershausen ca. 50 angemeldete Gewerbebetriebe, viele davon sind 1-3 Personenbetriebe und haben hauptsächlich Dienstleistungscharakter, wie z.B. Friseure, Bäckerei, Banken, Sportgeschäft, Ärzte, Steuerberatungsbüros, Rechtsanwälte, Architekten, Maler, Versicherungsagenturen, Spielautomatenservice, Rundfunk und Fernsehservice, Immobilienbüros, Möbelhandwerk, Internet-Buchhandel, Werbebranche usw..

Sport und Freizeit

Direkt am Ort liegt ein Jogger-, Radfahr- und Wanderweg, die alte Bahntrasse. Bis zum Wald sind es nur 5 min und am Ortseingang liegt das Vital Spa mit Fitness und Sauna. Der Sportverein bietet weitere Sportarten für jedes Alter direkt im Ort an. Für Kinder und Jugendliche bieten weiter der Heimatverein (Mitarbeit im Arbeitskreis), die Kyffhäuserkameradschaft (Schießen) und die Freiwillige Feuerwehr mit der Jugendfeuerwehr Jugendarbeit an.

Vereine

  • Freiwillige Feuerwehr Groß Ellershausen
  • SV Gr. Ellershausen-Hetjershausen e.V
  • Heimatverein Groß Ellershausen
  • DRK-Ortsverein Groß Ellershausen/Hetjershausen e.V.
  • Kyffhäuser Kameradschaft Groß Ellershausen
  • Junggesellenverein von 1833 Groß Ellershausen
  • Der Jugendraum (Disco 2000) von Groß Ellershausen

Gastronomie

Es gibt fünf Restaurants.

Literatur

  • Heimatverein Groß Ellershausen e.V.: Die Chronik von Groß Ellershausen. Band I: Das Haus- und Höfebuch. Selbstverlag, Göttingen 1989
  • Heimatverein Groß Ellershausen e.V., Gudrun Pischke (Bearb.): Die Chronik von Groß Ellershausen. Band II: Geschichte und Geschichten aus dem Dorf. Selbstverlag, Göttingen 1989

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Kirstin Casemir, Uwe Ohainski, Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen. In: Jürgen Udolph (Hrsg.): Niedersächsisches Ortsnamensbuch (NOB). Teil IV, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2003, ISBN 3-89534-494-X, S. 124ff.
  2. Eckhard Kupke, Ursula Huck: Denkmale, Brunnen und Natur in Groß Ellershausen. In: www.gross-ellershausen.de. August 2001, S. 11f, abgerufen am 30. Juni 2009 (PDF).

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