Grete von Urbanitzky

Grete von Urbanitzky

Grete von Urbanitzky (* 9. Juli 1891 in Linz; † 4. November 1974 in Genf) war eine österreichische Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ihre Romane befassten sich vor allem mit der Stellung der Frau bzw. Künstlerin in Gesellschaft und Öffentlichkeit der damaligen Zeit, thematisierten weibliche Homosexualität ebenso wie Kritik an der bestehenden, bürgerlichen Sexualmoral. Bereits in den zwanziger Jahren drang ihr Ruf über die Grenzen Österreichs hinaus: Máo Dùn, einer der bedeutendsten Romanciers der chinesischen Gegenwartsliteratur, stellte Grete von Urbanitzky als vielversprechende junge Schriftstellerin vor, Zitat: Unter den jungen österreichischen Schriftstellerinnen ist Grete von Urbanitzky die berühmteste...

Trotz ihrer freiheitlichen Vorstellungen in Bezug auf Sexualität und bestehender Freundschaften mit jüdischen Schriftstellern wie Felix Salten, Nelly Sachs und Gertrud Isolani war Grete von Urbanitzkys politische Gesinnung zutiefst nationalistisch geprägt, sie lebte ab 1933 in Berlin, solidarisierte sich mit deutschnationalen Schriftstellern, weigerte sich, auf dem PEN-Kongress in Ragusa die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten zu verurteilen und initiierte nicht zuletzt dadurch die Spaltung des von ihr 1923 mitbegründeten österreichischen P.E.N.-Clubs, dessen erste Generalsekretärin sie war.

Trotz ihrer dem Nationalsozialismus zugeneigten Haltung wurden einige ihrer Werke in Deutschland bereits 1934 indiziert, 1941 ihr Gesamtwerk verboten. Nachdem auch ihre Mutter zunehmend Opfer von Repressalien wurde, sah sich Grete von Urbanitzky gezwungen, nach Frankreich zu emigrieren, worauf sie sich von ihrer bisherigen Haltung zum Nationalsozialismus distanzierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhob sie vergeblich den Anspruch, ein Opfer des Nationalsozialismus gewesen zu sein. Sie konnte an ihre früheren schriftstellerischen Erfolge nicht mehr anknüpfen und arbeitete zuletzt als Korrespondentin bei den Vereinten Nationen in Genf, wo sie 1974 verstarb.

Werke (Auswahl)

  • Hassgesang gegen Italien, Worte von G. v. Urbanitzky, A. R. Bleibtreu. Vertonung Artur Löwenstein, Krenn, Wien, 1915
  • Das andere Blut, Roman, R. Wunderlich, Leipzig, 1920
  • Der verflogene Vogel, Gedichte, Wiener Literarische Anstalt, Wien, 1920
  • Die Auswanderer, Roman, Wiener Literarische Anstalt, Wien, 1921
  • Die goldene Peitsche, Roman, Haessel, Leipzig, 1922. (Online bei ALO).
  • Masken der Liebe, Novellen, Haessel, Leipzig, 1922
  • Maria Alborg, Roman, Haessel, Leipzig, 1923
  • Mirjams Sohn, Roman, Engelhorn, Stuttgart, 1926
  • Der wilde Garten, Roman, Hesse und Becker, Leipzig, 1927. (Online bei ALO).
  • Eine Frau erlebt die Welt, Roman, Zsolnay, Berlin-Wien-Leipzig, 1934
  • Heimkehr zur Liebe, Roman, Zsolnay, Berlin, 1935
  • Nina, Roman, Zsolnay, Berlin, 1935
  • Karin und die Welt der Männer, Roman, Zsolnay, Berlin, 1937
  • Es begann im September ..., Roman, Badischer Verlag, Freiburg im Breisgau, 1949
  • Begegnung in Alassio, Roman, Neues Österreich, Wien, 1951

Literatur

  • Huber, Ursula: Grete von Urbanitzky – ungeliebte Parteigängerin der Nationalsozialisten, 1993. In: L' homme, Wien-Köln-Weimar, 4/1993

Weblinks


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