Übersetzer

Übersetzer

Ein Übersetzer ist ein Sprachmittler, der – im Gegensatz zum Dolmetscherfixierten (in der Regel schriftlichen) Text von einer Ausgangssprache in eine Zielsprache übersetzt.

Die Berufsbezeichnung „Übersetzer“ ist – im Gegensatz zu Berufsbezeichnungen wie „Arzt“ oder „Notar“ – in Deutschland und Österreich gesetzlich nicht geschützt, wodurch die Berufsausübung auch ohne eine entsprechende Prüfung möglich ist. Vor missbräuchlicher Verwendung geschützt sind aber mit bestimmten Zulassungen verbundene Bezeichnungen wie „öffentlich bestellter und beeidigter Übersetzer“, „ermächtigter Übersetzer“ oder „allgemein beeidigter Übersetzer“, die sich je nach (Bundes-)Land unterscheiden, sowie durch staatliche Prüfungen oder Hochschulabschlüsse erworbene Titel wie „staatlich geprüfter Übersetzer“, „akademisch geprüfter Übersetzer“, „Diplom-Übersetzer“, "Übersetzer Bachelor (B. A.)" und "Übersetzer Master (M. A.)".

Inhaltsverzeichnis

Spezialisierungen

Fachübersetzer spezialisieren sich auf eine oder mehrere Textsorten bestimmter Fachgebiete in bestimmten Sprachen, z. B. im Handels- oder Finanzwesen, in der Medizin oder Pharmakologie, in einem technischen Bereich oder im Rechtswesen. Fachübersetzungen machen den mit Abstand größten Anteil des Übersetzungsmarktes aus. Hierbei ist anzumerken, dass ein Übersetzer nicht umso besser ist, je mehr Fachgebiete und Sprachen er anbietet, denn es ist sehr zeitaufwändig, sich in jedem Fachbereich terminologisch und sachlich auf dem neuesten Stand zu halten.

Zu den Fachübersetzern zählen auch die Urkundenübersetzer. Diese erstellen Übersetzungen von Verträgen oder sonstigen Urkunden. Die Urkundenübersetzer sind in Deutschland häufig durch ein Landgericht öffentlich bestellt und beeidigt worden. Im Falle einer solchen Ermächtigung können sie die Richtigkeit und Vollständigkeit der Übertragung in die Zielsprache bestätigen. Diese „beglaubigten Übersetzungen“ werden als Beweisurkunden vor Behörden und Gerichten, beispielsweise bei der Heirat eines Ausländers, benötigt.

Literaturübersetzer übertragen Literatur, z. B. Romane, Gedichte oder Comics, aber auch Sachbücher oder Zeitschriftenartikel. Literaturübersetzungen werden zwar in der Öffentlichkeit besonders stark wahrgenommen, spielen wirtschaftlich jedoch eine untergeordnete Rolle. Literarische Übersetzungen unterliegen in gleicher Weise wie der ursprüngliche Text dem Urheberrecht und sind somit urheberrechtlich geschützt.

Eine weitere Untergruppe der Fachübersetzer sind die Software-Lokalisierer. Sie passen Software, teilweise auch Online-Hilfen und Handbücher, an einen regionalen Markt an. Dabei wird nicht nur der Textanteil der Software übersetzt, sondern es werden auch andere Anpassungen vorgenommen. So können beispielsweise Datumsangaben, Schreibrichtung oder das Verständnis für Farben und Symbole von Kulturregion zu Kulturregion variieren. Will der Software-Hersteller einen neuen Markt optimal erschließen, so muss sein Produkt lokalisiert werden.

Terminologen erstellen und pflegen ein- oder mehrsprachige Terminologie-Datenbanken vor allem bei großen Unternehmen, bei Behörden und Fachorganisationen. Eine Terminologie-Datenbank enthält alle für die Arbeit eines Unternehmens oder einer Behörde notwendigen und spezifischen Fachbegriffe mit Definitionen und weiteren Angaben, z. B. fremdsprachlichen Entsprechungen.

Ausbildung

In Deutschland gibt es u. a. die Studiengänge Diplom-Übersetzer, Diplom-Fachübersetzer, Translatologe (B. A.) und (M. A.) derzeit befindet sich die Ausbildung jedoch aufgrund des Bologna-Prozesses im Umbruch. Übersetzen kann an Universitäten und Fachhochschulen studiert werden. Quereinsteiger können auch unabhängig von einem bestimmten Ausbildungsgang den Abschluss „staatlich geprüfte/r Übersetzer/in“ bzw. „staatlich anerkannte/r Übersetzer/in“ erwerben. An der Universität Düsseldorf existiert der Diplom-Studiengang „Literaturübersetzen“. Ein weiterer akademischer Titel, der des „akademisch geprüften Übersetzers“, kann z. B. an den Universitäten Mainz-Germersheim und Heidelberg erworben werden. An der Universität Leipzig werden Übersetzer im Studiengang "Translatologie (B. A.)" und "Translatologie (M. A.)" ausgebildet.

In Bayern gibt es keine akademische Ausbildung, die zu einem Diplomtitel führt. Die Ausbildung erfolgt vielmehr an Fachakademien mit dem Ausbildungsziel „staatlich geprüfte/r Übersetzer/-in und Dolmetscher/-in“. Es existieren sechs derartige Fachakademien (in München zwei, nämlich das Fremdspracheninstitut der Landeshauptstadt München (FIM) und das Sprachen & Dolmetscher Institut München (SDI), ferner in Erlangen, Kempten, Bamberg und Würzburg). Das SDI bietet auch Aufbaustudiengänge für Software-Lokalisierung und Fach- sowie Konferenzdolmetschen.

Ebenso bieten die Industrie- und Handelskammern handelsorientierte Prüfungen an, mit denen sie eine Kompetenz C2 (die höchste Stufe) nach dem GER zertifizieren. Die Ausbildung dazu ist der Privatwirtschaft überlassen. Die Zulassungsvoraussetzungen sind an der kaufmännischen Erfahrung und nicht an formalen Kriterien wie Abitur orientiert.

In Österreich erfolgt die Übersetzer- und Dolmetscherausbildung am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien und an den entsprechenden Instituten der Universitäten Graz und Innsbruck.

Traditionell bietet der Berufsstand, also die Gruppe der tatsächlich in dem Beruf tätigen Übersetzerinnen und Übersetzer, hinsichtlich der genossenen Ausbildung ein hochgradig uneinheitliches Bild. Das liegt zum einen daran, dass sehr viele Quereinsteiger aus anderen Berufen zu dieser Tätigkeit wechseln. Schätzungen (Lebende Sprachen 2/2006) gehen davon aus, dass über die Hälfte der berufstätigen Übersetzer ursprünglich einen anderen Beruf gelernt haben. Zum anderen sind viele Übersetzer Ausländer, die nicht in ihrem Heimatland leben, weshalb auch sehr viele ausländische Bildungsabschlüsse unterschiedlichster Art anzutreffen sind. Ebenso spielt natürlich eine Rolle, dass die Berufsbezeichnung „Übersetzer(in)“ in vielen Ländern nicht geschützt ist und ohne weiteres von jedem angenommen werden kann.

Berufspraxis

Viele Übersetzer und Dolmetscher sind nicht fest angestellt, sondern selbständig tätig. Sie erhalten ihre Aufträge entweder direkt von eigenen Kunden oder als freie Mitarbeiter über Agenturen (Übersetzungsbüros), die einen Teil des Honorars für die Vermittlung und Koordination zwischen Kunde und Übersetzer einbehalten.

Bezahlt werden Übersetzungsleistungen meist auf der Basis der übersetzten Textmenge, die in Normseiten, Normzeilen, Wörtern oder Zeichen (jeweils entweder des Ziel- oder Ausgangstextes) gemessen werden kann. Daneben ist auch die Abrechnung nach Aufwand (Arbeitszeit) möglich, die gewöhnlich insbesondere für das Korrekturlesen/Überarbeiten anderweitig angefertigter Übersetzungen, Formatierungs- und DTP-Arbeiten u. Ä. verwendet wird. Bei der Preisgestaltung spielen verschiedene Faktoren wie Arbeitssprache (westeuropäische, osteuropäische, asiatische …), Textart und Schwierigkeitsgrad (allgemeiner Text, Fachtext, Werbetext, Patent), Umfang und Häufigkeit der Aufträge, Textformatierung, Textwiederholungen usw. eine Rolle.

Insgesamt ist der Markt für Übersetzer und Dolmetscher schwierig und infolge der vielen zwischengeschalteten Vermittler oft recht unübersichtlich. Die Honorare stagnieren seit etlichen Jahren und manchen Übersetzern gelingt es (u. U. trotz hoher Qualifikation) mangels Anstellung oder wegen schlechter Auftragslage nicht, ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Insbesondere traditionell stark vertretene Einsatzgebiete bei Behörden und Gerichten sowie der Bereich Literatur (Arbeit für Verlage) bieten infolge von Sparzwängen der Auftraggeber heute kaum noch angemessene Verdienstchancen. Infolge der Globalisierung und der weitgehend über das Internet abgewickelten Auftragsbearbeitung ist der Markteintritt für (billigere) ausländische Anbieter sehr einfach.

Andererseits bietet die freie Mitarbeit als Übersetzer auch viele Vorteile. Geringe Investitionen (im Wesentlichen beschränken sich die Ausgaben auf die Computerausstattung, Bücher und evtl. Büromiete), Flexibilität in Bezug auf die Zeiteinteilung und den Arbeitsort (Homeworking oder Mobile Office sind sehr verbreitete Arbeitsweisen bei Übersetzern) und nicht zuletzt die aufgrund des Freiberuflerstatus (den Übersetzer als Angehörige eines freien Berufs ja unabhängig von der Beschäftigungsform genießen) geringen bürokratischen Anforderungen an den Geschäftsbetrieb ermöglichen ein ungezwungenes berufliches Dasein als „eigener Chef“. Die Spezialisierung auf bestimmte Marktsegmente oder Fachgebiete, engagierte Kundenpflege und ständige Weiterbildung sind allerdings unabdingbare Voraussetzungen für den langfristigen Erfolg in der Selbstständigkeit.

Erforderliche Kompetenzen

Übersetzer und Dolmetscher müssen nicht nur die jeweiligen Fremdsprachen sehr gut beherrschen, sondern auch Kultur und Geschichte der betreffenden Länder kennen und verstehen und über ein ausgeprägtes Gespür für die jeweils typischen Kommunikationsmuster und -techniken verfügen. Von ganz entscheidender Bedeutung ist ferner eine überdurchschnittlich gute Beherrschung der eigenen Muttersprache, da in der Regel in die Muttersprache übersetzt wird. Daneben ist natürlich je nach Fachgebiet weiteres sachbezogenes, auch landes- oder sprachspezifisches Fachwissen sowie Wissen über die jeweiligen Textsorten unerlässlich.

Professionelle Übersetzer bieten manchmal eine Beratung für das Erstellen von Ausgangstexten an, um so spätere Übertragungsprobleme gewissermaßen „an der Quelle“ auszuschalten (übersetzungsgerechtes Schreiben). So wird Autoren von Gebrauchstexten, die von vornherein zur Übersetzung bestimmt sind, beispielsweise empfohlen, möglichst klar und allgemeinverständlich zu formulieren, nur klar definierte Fachwörter und Abkürzungen zu verwenden und keine missverständlichen, mehrdeutigen oder nur für Eingeweihte nachvollziehbaren Formulierungen zu wählen. Generell wichtig für die Übersetzungsqualität ist auch die Kommunikation zwischen Auftraggeber oder Verfasser und Übersetzer: Ein kompetenter Ansprechpartner für Rückfragen sollte immer zur Verfügung stehen.

Eine der schönsten Würdigungen des Berufs stammt von Maurice Blanchot:

Sollte man zu Recht oder zu Unrecht weiterhin sagen: hier sind die Dichter, da die Romanautoren, ganz zu schweigen von den Kritikern, die allesamt für den Sinn der Literatur verantwortlich sind, so muss man zugleich die Übersetzer als Schriftsteller der rarsten und wirklich unvergleichlichsten Art hinzuzählen.

Und zu einem Zeitschriftenprojekt schreibt er:

(Wichtiger als die) Wahl der Autoren und deren Affinität untereinander ist ... der Übersetzer, der auf gewisse Weise der „eigentliche Schriftsteller der Zeitschrift“ sein wird. Als Fährmann zwischen den Gestaden ist sein Bewusstsein dafür geschärft, dass sich eine Sprache nie restlos in eine andere übertragen lässt. Er wohnt in einem Art „Zwischen“, einem Raum des Übergangs, der zugleich einer des Abstandes ist, der es unmöglich werden lässt, eine einheitliche Pfingstsprache zu sprechen. Denn jede Sprache besitzt ihre eigene Zeitlichkeit: „Wie lässt sich in einer Übersetzung dieser Unterschied in den historischen Ebenen beibehalten? Dazu kommt das Problem der Dialekte: die deutsche Literatursprache und insbesondere die Poesie, greift oft auf die Dialektsprache zurück; nun ist, wie mir scheint, das Problem, wie Dialekte zu übersetzen seien, niemals gänzlich gelöst worden (Ebenso glaube ich, dass die italienische Sprache nicht so einheitlich ist wie das Französische)."[1]

Auszeichnungen

Für besonders gelungene literarische Übersetzungen werden Preise verliehen, zum Beispiel der

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zs. Lignes 1990, 187. Außerhalb der inneren Anführungszeichen als Referat
  2. André-Gide-Preis
  3. Stefan-George-Preis

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