Fünf Familien

Fünf Familien

Als Fünf Familien (engl. „Five Families“) werden die fünf Gruppierungen bezeichnet, in denen sich die Cosa Nostra des Bundesstaates New York und insbesondere in New York City organisiert hat. Es handelt sich hierbei um die „Familien“ Bonanno, Colombo, Gambino, Genovese und Lucchese.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Diese Klassifizierung der einzelnen Familien ist letztendlich das Ergebnis des sogenannten Krieges von Castellammare 1930/1931. Allerdings bestanden die danach festgeschriebenen Verhältnisse im Prinzip bereits vor dem Konflikt.

„Neben der Masseria-Gruppe agierte in Manhattan und Brooklyn in enger Anlehnung an Masseria die Al Mineo Gang. Die Bronx kontrollierte Gaetano Reina, der Sohn von Giacomo Reina aus Corleone (…). Staten Island war das Arbeitsgebiet von Joseph Profaci. Die fünfte Gruppe stellte eine Besonderheit dar, da sie ihre Mitglieder ausschließlich aus Immigranten aus Castellammare del Golfo rekrutierte. Der nominelle Boss dieser Formation war Cola Schiro, das Sagen hatte jedoch Salvatore Maranzano. Die Castellammarese hatten sich ebenfalls für Manhattan und Brooklyn als Operationsgebiet entschieden…“

Hannelore Gude Hohensinner [1]

Von diesem Stand der Machtverhältnisse vor der Auseinandersetzung berichtet auch Joseph Bonanno 1983 in seinem Buch Man of Honor [2] bereits über die Existenz der Fünf Familien vor der Auseinandersetzung: Demnach war die Familie von Joe Masseria die dominanteste Familie, zu der u.a. Peter Morello, Lucky Luciano, Joe Adonis, Frank Costello, Augie Pisano gehört hatten. Sie wurde später als Genovese-Familie klassifiziert.

Verbündet mit Masseria war der Clan um Al Mineo der heute als Gambino-Familie bezeichnet wird. Ihr gehörten u.a. Tata Chiricho, Joe Traina, Vincent Mangano, Frank Scalise und Albert Anastasia an. Beide Familien waren vor allem in Manhattan und Brooklyn tätig.

Die Bronx wurde von Gaetano „Tom“ Reina und seinen Männern, u.a. Gaetano Gagliano, Tommy Lucchese und Steve Rondelli, beherrscht, die dann als Lucchese-Familie bekannt wurde. Als vierter Clan existierte die Gruppe um Joseph Profaci, deren Nachfolger dann als Colombo-Familie zusammengefasst wurden. Als fünfte Familie galt ein Zusammenschluss von Gebürtigen oder Abkömmlingen aus Castellammare del Golfo, welche später unter Joseph Bonanno als Bonanno-Familie bezeichnet wurden.

Krieg von Castellammare

Es war nun der Mustache Pete Maranzano aus Castellammare del Golfo, welcher die Vorherrschaft der Familie von Joe Masseria brechen wollte; unklar ob er aufgrund eigener Ambitionen oder im Auftrage von Cascio Ferro vorging. Er begann in New York während der Prohibition in den Vereinigten Staaten insbesondere auf das Territorium Joe Masserias vorzudringen, indem er sich dessen Alkohollieferungen aneignete und anfing dessen illegale Bars („speakeasy“) zu übernehmen. Dieser wehrte sich gegen diese de facto Feindliche Übernahme und es kam zu einem blutigen Kampf innerhalb der Familien, der als „Krieg von Castellammare“ bekannt wurde. Während Maranzano und seine Verbündeten zu Beginn des Konfliktes noch in der Minderheit waren, konnten sie sich schließlich durchsetzen. Der Konflikt endete mit der Ermordung von Joe Masseria.

Zwei Wochen nach dem Tod von Masseria fand ein geheimes Treffen aller Mafiagrößen von New York in der Nähe der Metropole statt. Maranzano verkündete dort seine Vorstellungen der (Neu-)Ordnung und der Regeln. Er plante die Bildung einer Kommission, untersagte sinnlose Morde und erneuerte die Omertà, welche es jedem der Mitglied oder Assoziierten verbot über die Organisation oder Aktivitäten zu sprechen, wozu auch die jeweiligen Ehefrauen gehörten.

Insbesondere sollten sich aber Bosse wie Lucky Luciano, Joseph Bonanno, Joseph Profaci, Vincent Mangano und Gaetano Gagliano zur Treue verpflichten, womit er nach klassischen Vorstellungen der „Capo di tutti capi“ geworden wäre. Diese angestrebte Position als dominantes Oberhaupt kam bei den anderen ranghohen Mitgliedern aber nicht gut an, wobei seine arrogante Behandlung von Untergeordneten und die Vorliebe, seine Organisation mit dem Römischen Reich zu vergleichen; weitere Befürchtungen schürten.

Die „Youngturks“ (engl.: Jungtürken) um Lucky Luciano hatten sich an die kooperative Arbeitsteilung der Seven Group gewöhnt, in der auch mit ethnisch anderen Gruppen zusammengearbeitet wurde. Allein die Zusammenarbeit mit Nichtsizilianern wie Frank Costello und Al Capone galt vielen Mustache Petes, zu denen Maranzano auch zählte, bereits als suspekt und Lucky Luciano wäre deshalb bereits auf Befehl Masseria fast umgebracht worden.

Maranzano erkannte offenbar den Widerstand, weshalb er den Mord an Luciano, Genovese, Frank Costello und anderen plante, aber die Gegenseite war schneller. Zu dem Zeitpunkt, als Maranzano „Mad Dog“ Coll anheuern wollte, hatte Luciano mit Hilfe Meyer Lanskys oder Gaetano Luccheses - welcher sich zuvor im Vertrautenkreis von Maranzano bewegte- den Mordplan bereits erfahren.

National Crime Syndicate

Nach der Ermordung Maranzanos 1931 wurde unter dem Einfluss von Lucky Luciano der status quo dieser Fünf Familien akzeptiert und auf eine zentrale Führungsperson darüber verzichtet. An deren Stelle trat die sogenannte „Kommission“, der auch Nicht-Italiener wie z.B. der „Kosher NostraMeyer Lansky angehörten, und welche dem Gremium des National Crime Syndicate vorstand, in dem die „Familien“ ihre Absprachen trafen, um geschäftsschädigende Auseinandersetzungen zwischen den fünf Gruppen, aber u.a. auch mit dem Chicago Outfit zu verhindern. Diese übergeordnete Struktur war stark an der Organisationsart amerikanischer Industrieunternehmen orientiert und weniger an der Tradition der sizilianischen Cosa Nostra.

Abgrenzung

Die bereits praktizierte und nun bestätigte grundsätzliche Selbstständigkeit der einzelnen Familien (mit eigenen Geschäftsfeldern und Revieren) ist dabei nicht mit der flachen Hierarchie etwa der kalabrischen ’Ndrangheta zu verwechseln; die einzelnen Familien bleiben in der Regel unter der Geschäftsführung eines einzelnen Bosses als Oberhaupt, der über das National Crime Syndicate und deren Kommission in ein Gesamtsystem eingebunden ist.

Die Reviere der anderen Familien werden grundsätzlich respektiert, da ansonsten eine Auseinandersetzung mit den anderen Familien insgesamt droht. Das Konzept der Fünf Familien konnte innerfamiliäre Mafia-Kriege nicht verhindern, aber das Übergreifen der Konflikte unterbinden. So wurde 1962 der Versuch Joseph Bonannos verhindert, sich gewaltsam an die Spitze zu stellen.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Hannelore Gude Hohensinner: Die Genoveses, Europa Verlag, München/Wien, 1998 ISBN 3-203-77533-6
  2. Joseph Bonanno: A Man of Honor. Buccaneer Books 1998. ISBN 978-1-56849-722-8

Literatur

  • Selwyn Raab: Five Families: The Rise, Decline, and Resurgence of America's Most Powerful Mafia Empires. New York: St. Martin's Press, 2005. ISBN 0-312-30094-8

Weblinks


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