Meyer Lansky

Meyer Lansky
Meyer Lansky, 1958

Meyer Lansky (eigentlich polnisch Majer Suchowliński, russisch Мейер Суховлянский/Mejer Suchowljanski, weißrussisch Мэер Сухаўлянскі/Mejer Suchauljanski; * 4. Juli 1902 in Grodno, Russisches Kaiserreich, heute Weißrussland; † 15. Januar 1983 in Miami, Florida, USA) war ein jüdisch-amerikanischer Mobster und gilt heute als einer der wichtigsten Köpfe der Kosher Nostra.

Unter den Gangstern soll er den Ehrennamen „Honest Meyer“ innegehabt haben: der „Ehrliche Meyer“, weil er sich zu allen getroffenen Absprachen stets bekannt hat und keinen der Mobster je übers Ohr gehauen haben soll. Außerdem soll er ein Finanzgenie gewesen sein und ein außergewöhnliches Gedächtnis besessen haben.

Er wurde von der Presse gerne als „Bankier des organisierten Verbrechens“ bezeichnet, aber auch (irreführend) als „Pate der Paten“. Zwar wurden seine Räumlichkeiten wiederholt von FBI und anderen Behörden durchsucht, doch nie fand sich Material, das vor Gericht hätte verwendet werden können. Es wird deshalb vermutet, dass Lansky alle wichtigen Daten bezüglich seiner illegalen Beteiligungen nur in seinem Gedächtnis gespeichert habe.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Frühe Jahre

Polizeifoto von Meyer Lansky

Meyer Lansky wurde als Sohn von Max und Yetta Suchowljansky, die beide aus einfachen jüdischen Verhältnissen stammten, in Grodno, im heutigen Weißrussland geboren. 1911 erreichte er an Bord der SS Kursk mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder Jacow New York.[1] Sein Vater war bereits einige Jahre vorher in die USA ausgewandert und arbeitete in einer Textilfabrik in Brownsville, einem Stadtteil Brooklyns.

Seine Jugend verbrachte er rund um die Grand Street; woraus sich seine Jugendfreunde rekrutierten. Zu den Jungs der Grand street gehörten - neben seinem Bruder Jake - Meyer „Mike“ Wassell, Samuel „Red“ Levine, Irving „Tabbo“ Sandler, Joseph „Doc“ Stacher und insbesondere Benjamin „Bugsy“ Siegel.[2] Lansky und Co. verdienten sich schon als Jugendliche Geld bei illegalen Craps-Spielen. Außerdem lernte Lansky während seiner Schul- und Jugendzeit Lucky Luciano und Frank Costello kennen. Später versuchte er sich erfolglos als Zuhälter.

In den Jahren der US-amerikanischen Alkoholprohibition wurde er ab 1921 im Alkoholschmuggel und -handel mit Dutch Schultz und Bugsy Siegel, als „Bugs and Meyer Mob“ bekannt. Zusammen mit ihren italienischen Freunden bildeten sie den Broadway Mob, der hochwertigen Whiskey in Manhattan an Speakeasies und Nachtclubs lieferte.

Mit Bugsy Siegel hatte Lansky eine Autovermietung in der Cannon Street gegründet, welche auch zur Tarnung eigener Schmuggelaktivitäten diente; im Schlepptau Siegels stieß Moe Sedway über die Autovermietung zur Gruppe.

Lansky war auch als Einbrecher und Schläger gegen streikende Gewerkschafter (am: „labor racketeering“) beteiligt. Im Vierten „Labor Slugger War“ entledigten sich 1927 Louis Buchalter und Jacob Shapiro ihres alten Bosses Jacob Orgen, da dieser sich nicht an Anweisungen von Lansky halten wollte.

Krieg von Castellammare

Lansky arbeitete eng mit Lucky Luciano und seinen Freunden zusammen, die allerdings dem Mustache Pete Joe Masseria verpflichtet waren. Die Auffassungen zwischen den alten „Greaseballs“ (engl. Fettklöße), wie Personen wie Masseria auch genannt wurden, und den „Young Turks“ (engl. Jungtürken) wie Lucky Luciano, klafften weit auseinander. Allein schon die Zusammenarbeit von Luciano mit dem Nicht-Sizilianer Costello, einem Mann aus Kalabrien, dürfte Masseria suspekt gewesen sein. Die Zusammenarbeit mit Nicht-Italienern, die sich bald insbesondere in der Seven Group etablierte und expandierte, wurde vermutlich sogar als ein potenzielles Risiko gesehen. 1929 wurde Luciano von drei bewaffneten Männern entführt, zusammengeschlagen, niedergestochen und überlebte nur knapp.

Da sich Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft in New York City zwischen Salvatore Maranzano und Joe Masseria bereits andeuteten, schien es zunächst so, als ob Maranzano Luciano hätte beseitigen wollen. Lansky klärte jedoch Luciano darüber auf, dass es Masseria war, der hinter dem Mordanschlag steckte.

Als der Krieg von Castellammare begann, verhielt sich Luciano taktisch; es waren dann die Ressourcen des Bugs and Meyer Mob die für Luciano am 10. September 1931 Maranzano aus dem Weg räumten.

Rückkehr zum Glücksspiel

Nach dem Ende der Alkoholprohibition konzentrierte er sich wieder auf das Glücksspiel und erweiterte 1936 seine Aktivitäten landesweit auf Florida und New Orleans; im gleichen Jahr als sein alter Partner Lucky Luciano gerade verhaftet worden war. Diese Aktivitäten waren nie aufgegeben worden, so kontrollierte Dutch Schultz bis zu seiner Ermordung u.a immer noch die italienischen Straßenlotterien.

Aufgeschreckt durch die Verurteilung von Al Capone 1931 wegen Steuerhinterziehung erkannte Lansky seine eigene Gefährdung und zog es vor, seine Gewinne auf ein Nummernkonto auf eine Schweizer Bank abzuführen. (Später soll er laut Lucy Komisar eine Bank gekauft haben und über ein Netzwerk von Finanztransaktionen Geldwäsche betrieben haben, damit ihm nichts nachgewiesen werden konnte.)[3]

1935 sicherte sich Meyer Lansky, nachdem die Luxol-Fabrik in Elberfeld geschlossen und sein Schmuggelring in Wien zerschlagen worden war und so die Versorgung mehrere Jahre stockte, große Heroinlieferungen aus Shanghai, die in den Heroinraffinerien der Triaden hergestellt und über Verbindungsmänner in die USA geliefert wurden.

Zweiter Weltkrieg

Partner Lucky Luciano war zwar 1936 inhaftiert worden, übte aber durch Frank Costello weiterhin die Kontrolle aus, der für ihn den Sitz in der „Kommission“ des National Crime Syndicate einnahm. Ein großes Ziel Lucianos war es immer gewesen, eine Erlassung der Haftstrafe oder zumindest Hafterleichterungen zu erreichen. Durch den Eintritt der USA Ende 1941 in den Zweiten Weltkrieg und die Aktivität deutscher U-Boote an der amerikanischen Küste ab 1942 ergab sich diese Möglichkeit. Es kam offenbar zur Zusammenarbeit mit der US-Navy bzw. deren eigenem Geheimdienst. (Siehe ausführlich: Lucky Luciano: „Zweiter Weltkrieg“)

Demnach war die US Navy nach den ersten Sabotagevermutungen im Zuge der steigenden Erfolge der deutschen U-Boote und nach einem Tipp durch den Bezirksanwalt Frank S. Hogan an Joseph "Socks" Lanza, den herrschenden Mobster über den Fulton Fish Market, herangetreten. Dessen Einfluss war jedoch zu gering, um insbesondere den Widerstand der misstrauischen Hafenarbeiter zu überwinden, und Lanza riet dem militärischen Geheimdienst der Marine, sich an den einflussreichen Luciano zu wenden, der trotz seiner Haftstrafe noch immer über Frank Costello seine Macht als Oberhaupt über die Genovese-Familie und das National Crime Syndicate ausüben konnte und dessen Arm bis in die Docks und die zuständige Gewerkschaft reichte.

Insbesondere soll am 11. April 1942 ein Frühstück im Restaurant Longchamps in der West 58th Street mit Meyer Lansky, Moses Polakoff (Anwalt von Luciano), Distriktstaatsanwalt Gurfein und dem Nachrichtenoffizier Carles Haffenden stattgefunden haben.[4] Da die Entfernung von Lucianos Haftanstalt von Polakoff und Lansky als zu weit betrachtet wurde, um einen ständigen Kontakt einzurichten, schlugen beide vor Luciano nach Sing Sing zu verlegen, was jedoch abgelehnt wurde. Dafür wurde Luciano am 12. Mai 1942 von Dannemora in das Meadow Prison in Comstock (New York) verlegt, wo der Geheimdienst der Marine diskrete Treffen mit ihm durchführen konnte.

Auf Grund der Zusammenarbeit konnten verschiedene deutsche Spione in den Hafenbereichen aufgegriffen werden. Auch Meyer Lansky nutzte sein Netz aus Helfern und Informanten, um Spione aufzuspüren. So beauftragte er u. a. Vincent Alo, Johnny „Cockeye“ Dunn und Eddie McGrath, welche Beobachtungen an den Piers unternahmen oder Agenten des Marine-Geheimdienstes in die Arbeiterschaft am Hafen einschleusten. Lansky selbst hielt sich jedoch aus den Operationen heraus und stellte lediglich den Kontakt zwischen beiden Seiten her.

Nach dem Weltkrieg leugnete die US-Marine offiziell jegliche Zusammenarbeit mit Lansky, Luciano oder anderen kriminellen Personen.[5][6]

Eine 1954 durchgeführte offizielle Untersuchung des Untersuchungsrichters des Bundesstaates New York, William B. Herlands, kam zum Schluss, dass „Salvatore Lucania“ sowie weitere wichtige Exponenten der Mafia während des Zweiten Weltkriegs aktiv an den militärischen Aktivitäten der USA mitgewirkt hatten.[7]

Las Vegas und Kuba

Meyer Lansky war mit anderen Gangstern finanziell am Bau des Hotel und Kasinos „The Flamingo“ in Las Vegas beteiligt, welches von Bugsy Siegel aufgebaut werden sollte. Als die Kosten des Umbaus sich versechsfachten und außerdem bekannt wurde, dass Siegel 2 Mio. US-Dollar in die Schweiz transferiert hatte, wurde dessen Position unhaltbar.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges investierte Lansky auch in Hotels und Kasinos auf Kuba. Als Lansky seine Aktivitäten in der Karibik und an der Westküste der Vereinigten Staaten begann, wurde Joseph „Doc“ Stacher der stille Helfer und Partner im Hintergrund und fungierte als eine Art Supervisor in den Kasinos Sands and Fremont.

Jack Dragna, der lokale Boss der La Cosa Nostra in Kalifornien, war kein Freund dieser Expansion der Mobster unter Meyer Lansky nach Las Vegas. Er schickte seinen „enforcer“ (am: „Durchsetzer“) Jimmy „The Weasel“ Fratianno aus, um seine Rechte geltend zu machen. Moe Sedway wurde körperlich attackiert und auch der ranghöhere Stacher wurde körperlich angegriffen. Eigentlich hatte das National Crime Syndicate Las Vegas als offene Stadt vorgesehen, welche keinem Clan oder Gruppe als Territorium zugeordnet war. Als Lansky deshalb Tommy Lucchese darauf ansprach, kam es zunächst zu keiner Lösung. Lansky suchte aber nicht den Konflikt, sondern bot Jack Dragna eine Beteiligung am Flamingo an, was dieser jedoch ablehnte.[8]

Als Lucky Luciano 1946 nach Italien abgeschoben wurde, flog er fast umgehend nach Havanna zu seinem Freund Lansky, um von Kuba aus die Kontrolle über seine „Familie“ weiter wahrzunehmen, investierte aber auch selbst auf der Insel. Luciano plante nach seiner Freilassung eine Konferenz des National Crime Syndicate. Seine Bewegungsfreiheit war jedoch sehr eingeschränkt, und es soll Lansky gewesen sein, der Luciano auf den idealen Konferenzort Havanna aufmerksam machte. Ab dem 22. Dezember fand dann im Hotel Nacional die, später als „Havana Conference“ bezeichnete, einwöchige Tagung statt, die als einflussreichste Versammlung nach der „Atlantic City Conference“ der Mobster von 1929 gilt, da hier wichtige Weichen für die nächsten Jahrzehnte gestellt wurden.

Insbesondere wurde auf dieser Konferenz die Ermordung von Bugsy Siegel beschlossen, die am 20. Juni 1947 vollzogen wurde. Danach wurden Gus Greenbaum und Moe Sedway Besitzer des Kasinohotels Flamingo in Las Vegas.

1947 musste Luciano dann Kuba verlassen, da die amerikanische Regierung seine Anwesenheit auf der Insel nicht duldete und Druck auf die kubanische Regierung ausübte, indem sie drohte Medikamentenlieferungen auszusetzen bis Luciano das Land verlassen hätte. Lansky blieb auf Kuba; als am 10. März 1952 Fulgencio Batista die bestehende Regierung auf Kuba stürzte, wurde er dessen Berater, um insbesondere das Glücksspiel zu einer erfolgreichen Einnahmequelle zu entwickeln.

Am 25. August 1955 verkaufte Michael „Mike“ McLaney - der offizielle Konzessionär von Fulgencio Batista - das Casino Internacional an Meyer Lansky und das 450-Zimmer Hotel Nacional Casino an Moe Dalitz and Sam Tucker. Lanskys Bruder Jacob „Jake“ Lansky war 1959 der Manager des Nacional Hotel in Havanna, dessen „Stiller Teilhaber“ der Diktator war. Mit dem Sieg der Castros Revolution 1959 änderten sich jedoch die politischen Verhältnisse und die Spielkasinos und Hotels auf Kuba wurden verstaatlicht.

Zwar hatten Lansky, Dalitz und Tucker 1958 ihre Anteile an Carroll Rosenbloom weiterverkauft, der wiederum im Juni 1958 Mike McLaney beteiligte, aber Lansky beklagte später immer wieder den Verlust seiner Investitionen auf Kuba.

Flucht und Rückkehr in die USA

Lansky musste in die USA zurückkehren, geriet in das Visier des FBI und wurde abgehört. In den 1960 Jahren musste Lansky seine Glücksspielaktivitäten in Nevada aufgeben, da Howard Hughes die Casinos in Las Vegas übernahm. Später in den 1970er Jahren kehrten die Mobster nach Vegas zurück und setzten Strohmänner ein, bis spätestens 1979 auch das nicht mehr funktionierte.

Lansky soll außerdem in den 1950er und 1960 auch in Drogenschmuggel verwickelt gewesen sein. Dafür sprachen einerseits die hohen Profite, andererseits hatte Lucky Luciano bereits seit seiner Ausweisung nach Sizilien 1946 mit der Organisation des internationalen Heroin-Handels begonnen. Weitere Investitionen sollen sich auch wieder auf die Prostitution bezogen haben; Lansky investierte aber auch in Golfplätze und Hotels.

Der Fahndungsdruck auf Lansky baute sich weiter auf; im März 1970 war Lansky wegen Drogenbesitzes von der Polizei festgenommen worden und gegen eine Kaution von 50.000 US-Dollar freigekommen.[9]

Im Sommer 1970 setzte er sich mit seiner zweiten Frau Thelma („Teddy“) nach Israel ab und erhielt auf dem Flugplatz Lod ohne weiteres ein dreimonatiges Visum. Wie sein alter Freund und Geschäftspartner Joseph Stacher wollte er das Recht aller Juden in Anspruch nehmen, sich in Israel ansiedeln zu dürfen und letztendlich israelischer Staatsbürger zu werden. Stacher lebte seit 1965 in Herzliya Pituah; Lansky bezog in dieser Stadt im Luxushotel Accadia das Appartement 337.

Es begann eine zähes Ringen um seinen Aufenthalt, das 14 Monate andauern sollte, bis der israelische Innenminister Joseph Burg am 29. September 1972 (am Vorabend des heiligen Versöhnungsfestes) eine weitere Verlängerung seiner Aufenthaltserlaubnis verweigerte. Lansky hatte in dem zähen juristischen Ringen seine Ansiedelungspläne forciert; u. a. hatte er einige Lastwagenladungen von seiner Villa in Miami nach Israel schaffen lassen, um sich im Vorort Ramat Avib von Tel Aviv anzusiedeln. Er wäre dann in ein Haus in der Oppenheimer Straße eingezogen, in dem der damalige Verkehrsminister Schimon Peres ebenfalls seine damalige Wohnung unterhielt.[9]

Hintergrund war insbesondere ein neuer US-amerikanischer Haftbefehl wegen illegalem Glücksspiel. Der israelische Staat beobachtete weitere Zeichen, dass Lansky seine illegale Geschäftstätigkeit auch von Israel aus fortsetzen wollte: insbesondere da einschlägig bekannte Mobster wie Benjamin Spiegelblum (bzw. Ziegelbaum), Bernard Rosa und Jacob Markus zu geschäftlichen Besprechungen in Tel Aviv aufgetaucht waren.[9] Rosa, Ziegelbaum und Markus wurden am 31. Mai 1971 aus Israel ausgewiesen.[10]

Mit Hilfe des bekannten Anwalts Yoram Alroy ging er gegen das Innenministerium vor, um einer Ausweisung entgegenzutreten. Am 3. September 1971 gab er dem israelischen Fernsehen sogar ein Interview.[11]

Einerseits wies er auf seine großzügigen Spenden für Israel oder jüdische Institutionen in den USA hin; andererseits gab er an, einige Millionen US-Dollar in die israelische Wirtschaft investieren zu wollen. Trotzdem scheiterte Lansky und verließ am 5. November 1972 Israel. Er flog über die Schweiz nach Argentinien, Brasilien nach Paraguay, wo er dem FBI übergeben wurde, das ihn zurück in die USA brachte. In Israel wurde eine Gesetzesinitiative gestartet, um auch zukünftig zu verhindern, dass Kriminelle das israelische Einwanderungsrecht missbrauchen.

Die letzten Jahre

Lanskys Rolle als Mobster war bekannt, aber bisher konnte ihm nichts nachgewiesen werden. Ab 1973 wurde im nunmehr dritten Verfahren letztmalig versucht, ihn gerichtlich zu belangen und er wurde u. a. wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Lansky, der während des Verfahrens Herzprobleme hatte, wurde am 3. November 1976 freigesprochen, da sich die Jury uneinig über die belastende Zeugenaussage des Kredithais Vincent „Fat Vinnie“ Teresa war, da dessen Glaubwürdigkeit durch seine Mitgliedschaft in der Patriarca-Familie von Boston fragwürdig war.

Lansky verhielt sich auch nach dem Prozess weiterhin vorsichtig; er traf sich mit seinen Vertrauten nur auf öffentlichen Plätzen oder Einkaufszentren. Wenn er mit seinem Chauffeur unterwegs war, hielt er immer Ausschau nach neuen öffentlichen Telefonzellen, die er für seine Telefongespräche nutzen konnte. Das FBI gab deshalb die Beobachtung von Lansky Ende der 1970er Jahre schließlich auf.

Als wichtigste Assoziierte von Lansky in dieser Zeit können Sam Cohen und Alvin Ira Malnik gelten.

Seine letzten Jahre verbrachte Lansky in Miami Beach. Am 15. November 1982 wurde bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert; Lansky war immer starker Raucher gewesen. Teile der Lunge wurden entfernt, um die Bildung von Metastasen zu verhindern, aber der Krebs sprang auf das Zwerchfell über und auf unerreichbare Stellen der Nieren und der Wirbelsäule. Er wurde bestrahlt, wodurch das Wachstum des Tumors gebremst wurde, er aber seine Stimme und seinen Appetit verlor.

Zum Schluss erhielt er starke Betäubungsmittel und verbrachte seine letzten Tage in einem Krankenbett des Mount-Sinai-Hospital in Miami. Trotz seines schwachen Zustandes wehrte sich Lansky gegen die Behandlung, so dass seine Frau herbeigerufen wurde. Dieser rief er zu: „Let me go“ (engl. „lass mich gehen“). Am 15. Januar 1983 setzte der Herzschlag von Meyer Lansky aus.[12]

Meyer Lansky wurde auf dem Friedhof Mount Nebo beerdigt, welcher sich im Westen von Miami an der 5900 SW 77t Ave befindet.

Nachlass

Lansky hinterließ eine Frau: Thelma „Teddy“ Sheer Schwarz, die 1997 starb und drei Kinder: Buddy, Paul, Sandra. Von seiner ersten Frau Anne war er 1946 geschieden worden. Auf dem Papier besaß Lansky nichts und seine Frau konnte nicht einmal die Krankenhausrechnung bezahlen, aber zum Zeitpunkt seines Todes vermutete das FBI 300 Mio. US-Dollar[13] auf versteckten Konten. Noch im September 1982 hatte das Forbes Magazine Lansky unter den 400 reichsten Personen der USA gelistet.[14]

Laut Biograf Robert Lacey soll Lansky bereits die letzten 20 Jahren nicht mehr bei Kasse gewesen und sein Einfluss und Einkommen in Gangsterkreisen stark übertrieben worden sein.[15] Jedenfalls wurde bis heute nichts von den 300 Mio. gefunden.

Die Biografie der Israelis Denis Eisenberg, Uri Dan, Eli Landau über Lansky gelang auch deshalb, weil der Lansky-Vertraute Joseph Stacher sich seit 1965 in Israel niedergelassen hatte, was Lansky verwehrt worden war.

Lansky hat, als typischer Kosher Nostra, keinen Nachfolger aufgebaut; als solcher wird jedoch heute Alvin Ira Malnik gesehen, der bereits seit den 1950er Jahren für Lansky (auch als Verteidiger) tätig war, eine Nichte von Lansky geheiratet hat und entsprechende Aktivitäten Lanskys fortgesetzt haben soll. Nach Lanskys Tod 1983 bezeichnete das Reader's Digest Malnik als „heir apparent“, den mutmaßlichen Erben von Lansky.

Adaptionen

Filme und Filmzitate

  • 1974: In der Der Pate – Teil II fließt Lansky in den Charakter Hyman Roth ein. Roth flüstert dort dem Paten zu: „Wir sind größer als US Steel“; der Satz geht auf eine Zusammenfassung eines Tonbandmitschnittes zurück, als das FBI Lansky nach seiner Rückkehr in die USA überwachte.
  • 1981: Gangster Wars: Lansky ist der Mini-Serie des NBC mit der Figur des Michael Lasker vertreten. Der Originalname wurde auch in diesem Film noch nicht verwendet, da Lansky noch lebte; gespielt wurde der Charakter von Brian Benben.
  • 1991: In Bugsy, einer Biographie über Bugsy Siegel, wurde Lansky von Ben Kingsley verkörpert.
  • 1991: Die wahren Bosse (Originaltitel: Mobsters) mit Patrick Dempsey behandelt den Aufstieg von Charles „Lucky“ Luciano zum König der New Yorker Unterwelt. Zu seinen Verbündeten gehörte vor allem Meyer Lansky.
  • 1999: Verfilmung von Meyer Lanskys Leben in Meyer Lansky – Amerikanisches Roulette mit Richard Dreyfuss, Illeana Douglas, Eric Roberts, Francis Guinan.

Bars

In Deutschland und Österreich gibt es mehrere Bars, die sich mit Meyer Lanskys Namen schmücken, unter anderem in Hamburg, Kassel und Klagenfurt. Weiterhin existiert ein Laden für HipHop-Mode in Erfurt, der den Namen des berühmten Mobsters trägt.

Ebenso gibt es einen Musikclub in Siegen, der ursprünglich „Meyer Lansky“ hieß, später aber in „Meyer“ umbenannt wurde.

Literatur

  • Denis Eisenberg, Uri Dan, Eli Landau: Der König der Mafia. Moewig, München 1979, ISBN 3-8118-6611-7. Originalausgabe: Meyer Lansky - Mogul of the Mob, Playboy Enterprises
  • T.J. Englisch: Havana Nocturne. How the Mob Owned Cuba...and Then Lost It to the Revolution. In: New York Times 2007,2008, ISBN 978-0-06-171274-6
  • Robert Lacey: Little man. Meyer Lansky and the Gangster Life. Little, Brown and Compamy, Boston / Toronto / London 1991, ISBN 0-316-51163-3.
  • Robert Lacey: Meyer Lansky. Der Gangster und sein Amerika. Lübbe, Bergisch Gladbach 1992, ISBN 3-7857-0652-9.
  • Robert A. Rockaway: Meyer Lansky, Bugsy Siegel & Co. Lebensgeschichten jüdischer Gangster in den USA. Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg um 1998, ISBN 3-89458-170-0.

Weblinks

 Commons: Meyer Lansky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Passagierliste SS Kursk, Ankunft New York Apr 04, 1911
  2. Robert Lacey: Little Man: Meyer Lansky and the Gangster Life. Boston: Litle Brown and Company 1991, S.40
  3. Offshore Banking: The Secret Threat to America,Dissent, Spring 2003
  4. Alexander Cockburn und Jeffrey St. Clair: Whiteout: the CIA, drugs, and the press, Verso 2. Dezember 1999, ISBN 1-85984-258-5
  5. Charles Lucky Luciano auf gangstersinc.tripod.com
  6. „The american Mafia: Chronology - Section IV 1932-1949“ auf onewal.com (englisch)
  7. InStoria, Il contributo mafioso alla vittoria Alleata in Sicilia
  8. AmericanMafia.com - Muscling In von John William Tuohy auf americanmafia.com (englisch)
  9. a b c Die Wanze: Ein „Finanzgenie der amerikanischen Unterwelt“ möchte Israeli werde. In: Der Spiegel. Nr. 42, 1971, S. 161 (online).
  10. Israel Reject 3 U.S. Men St. Petersburg Times vom 6. Juni 1971 auf news.google.com (englisch)
  11. Meyer Lansky Interview 1971 auf YouTube.
  12. Meyer Lansky auf morbid-curiosity.com (englisch)
  13. Bringt mir diesen Hurensohn. In: Der Spiegel. Nr. 4, 1992, S. 184–189 (online).
  14. Beten für Mars. Das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" hat eine Liste der 400 reichsten Amerikaner aufgestellt. In: Der Spiegel. Nr. 50, 1982 (online).
  15. Robert Lacey: Little Man: Meyer Lansky and the Gangster Life. Little, Brown and Company, Boston 1991, S. 558

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