Fugger

Fugger
Wappen der Linie Fugger vom Reh
im Ehrenbuch der Fugger, 1545
Wappen der Linie Fugger von der Lilie
im Ehrenbuch der Fugger, 1545

Die Fugger sind ein schwäbisches Kaufmannsgeschlecht, das seit der Einwanderung Hans Fuggers (? – 1408/09) im Jahr 1367 in der Freien Reichsstadt Augsburg ansässig war. Hans Fugger war zwar Mitglied der Weberzunft, saß aber nicht mehr am Webstuhl, sondern handelte vermutlich schon Ende des 14. Jahrhunderts als „Weber-Verleger“ mit Baumwolle aus Italien [1]. Er war der Vater von Andreas Fugger (1394/95 – 1457/58), dem Stammvater der Fugger „vom Reh“, sowie von Jakob Fugger d.Ä. (nach 1398 – 1469), dem Stammvater der Fugger „von der Lilie“. Nach der Aufteilung des Familienvermögens im Jahr 1455 gingen die beiden Familien völlig getrennte Wege. Die Familienfirma der Linie Fugger „vom Reh“ wurde Ende des 15. Jahrhunderts zahlungsunfähig. Das Unternehmen der „Fugger von der Lilie“ erlangte unter Jakob Fugger „dem Reichen“ und seinem Neffen Anton Fugger Weltgeltung. Der Name Fugger („von der Lilie“) wurde europaweit zu einem Synonym für Reichtum. Die Fugger „von der Lilie“ stiegen ab 1511 in den Adel auf, ab der Mitte des 16. Jahrhunderts nahmen sie hohe kirchliche und weltliche Ämter ein.

Fuggerwappen an der Westfassade der Votivkirche St. Thekla (Welden)

In Schwaz war das Handelshaus der Fugger bei dem Ertrag der Silberminen aktiv tätig. Ulrich Fugger, den der Schwazer Maler Hans Maler zu Schwaz porträtierte, lebte bis 1525 dort. Die Grablege des 35jährigen befindet sich in der Liebfrauenkirche vor Ort. Auch Anton Fugger führten seine Geschäfte nach Schwaz, er leitete von dem um 1525 erbauten Fuggerhaus seine Unternehmen. [2]

Inhaltsverzeichnis

Die Linien der Fugger

Fugger von der Lilie

Hauptartikel: Fugger von der Lilie

Nach dem Erwerb der Grafschaft Kirchberg und der Herrschaften Weißenhorn, Wullenstetten, Pfaffenhausen und Resten der früheren Grafschaft Marstetten stieg der bürgerliche Kaufherr, Montanunternehmer und Bankier Jakob Fugger „der Reiche“ und nach ihm sukzessive die gesamte Familie in den Adel beziehungsweise in den Reichsgrafenstand auf. Die Fugger-Babenhausen (1803) und die Fugger von Glött (1913) wurden in den Fürstenstand erhoben. Darüber hinaus waren drei Angehörige des Hauses Fugger „von der Lilie“ als Fürstbischöfe von Konstanz und Regensburg Reichsfürsten. Weitere Angehörige der Familie Fugger „von der Lilie“ hatten hohe und höchste Staats- und Kirchenämter inne. Mehrere Fugger machten sich als Kunstförderer und Stifter einen Namen. Die bekanntesten Stiftungen sind die Fuggerkapelle in der Augsburger St.-Anna-Kirche und die Fuggerei, heute die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt.

Fugger vom Reh

Hauptartikel: Fugger vom Reh

Das zwischen 1545 und 1549 gestaltete „Ehrenbuch der Fugger“ hat die Legende aufkommen lassen, die Firma des Andreas Fugger hätte einen raschen und prachtvollen Aufstieg genommen, während Jakob der Alte seine Firma langsam und vorsichtig ausgebaut habe. Die neuere Forschung hat diese Darstellung widerlegt. Die Firma der Fugger „von der Lilie“ war bereits früh erfolgreicher als die der Verwandtschaft „vom Reh“ [3]. Das Unternehmen der Fugger „vom Reh" betrieb allerdings bereits um die Mitte des 15. Jahrhunderts Handel zwischen den deutschen Hansestädten, Antwerpen und London, Mailand und Venedig, Leipzig und Frankfurt a.d. Oder. 1462 bekamen Lukas Fugger und seine Brüder ihr Wappen mit dem Wappenbild eines springenden Rehs verliehen. Für die Zahlungsunfähigkeit der Firma der Fugger „vom Reh“, sorgte letztlich eine einzige Fehlentscheidung, ein ungenügend abgesicherter Kredit an Erzherzog Maximilian I. Für seine Schulden ließ der Habsburger die Stadt Löwen bürgen, bei der die Forderungen der Fugger „vom Reh“ dann jedoch nicht einzutreiben waren. In den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts gerieten die Fugger „vom Reh“ deshalb in Zahlungsschwierigkeiten, ihre Firma ging bankrott.

Weblinks

 Commons: Fugger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kluger, Martin: Fugger – Italien. Geschäfte, Hochzeiten, Wissen und Kunst. Geschichte einer fruchtbaren Beziehung, Augsburg, 2010
  2. Stefan Krause: Die Porträts von Hans Maler - Studien zum frühneuzeitlichen Standesporträt. Dissertation, Wien, 2008, S.12, 15.
  3. Peter Geffcken: Fugger – Geschichte einer Familie: „Die Handelsherren mit dem Dreizack“. In: DAMALS 7/2004

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