Grablege

Grablege
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

Grabmal, auch Grabdenkmal, im weiteren Sinn jedes einem Toten an seiner Beerdigungs- oder Beisetzungsstätte errichtete Erinnerungszeichen. Im engeren Sinn ein solches von künstlerischer, durch Architektur oder Plastik hergestellter Form.

Inhaltsverzeichnis

Sitte

Ursprünglich eine Ehrung für Fürsten und Helden, wurde die Sitte, Grabmäler zu errichten, schon im frühen Altertum allgemein und auf alle Toten ausgedehnt. Eine Anlage mit mehreren Gräbern einer Adelsfamilie, meist im Chor einer Kirche oder in der Krypta, nennt man Grablege.

Prähistorisches Gräberfeld von Pestrup. Gräber aus der Jungsteinzeit, der Bronzezeit und der vorrömischen Eisenzeit.

Geschichte

Aus roh aufgeworfenen Erdhügeln, die auch unmittelbar Grabstätte waren, und unbearbeiteten Steinblöcken entwickelte sich bereits im Altertum das Grabmal bis zu edlen künstlerischen Formen.

In uralten Grabmälern, wie dem Grabe des Kyros [1], in den ägyptischen Pyramiden und Königsgräbern, den lykischen Felsengräbern, den jüdischen Königsgräbern, sind für die gesamte Entwicklungsgeschichte der Kunst wichtige Monumente erhalten.

Antike

Bei den Ägyptern und Griechen wurde der Gräberkultus am weitesten getrieben, was unter andere das Mausoleum zu Halikarnassos bezeugt. Vor den antiken griechischen und römischen Städten wurden Gräberstraßen (Athen, Pompeji, Via Appia bei Rom) angelegt. Diese waren dicht mit Grabsteinen (Stelen), kleinen Baulichkeilen, Tempeln und imposanten Monumenten (Grabmal der Cäcilia Metella bei Rom) besetzt. Römische Grabsteine mit Inschriften und Reliefdarstellungen wurden gefunden, soweit sich römische Herrschaft und Kolonisation erstreckten, so die Igeler Säule in Igel.

Christentum
Grabmal im Dom zu Mainz. (Erzbischof Peter Aspelt von Mainz)

Die Christen übernahmen die Sitte, Grabmäler zu errichten von den Römern. Grabsteine und Steinsarkophage wurden bereits in den Katakomben eingerichtet. Aus der Beisetzung von Leichen in unterirdischen Begräbnisstätten entsprang dann die Gewohnheit, Geistliche, Fürsten und später auch wohlhabende und um die Kirche verdiente Bürger in Gewölben unter dem Fußboden der Kirchen, Kapellen und Kreuzgänge zu bestatten. Als äußeres Zeichen des Bestattungsortes wurden oberhalb des Fußbodens entweder Sarkophage aufgestellt, oder in denselben Grabplatten mit Inschriften und den Reliefbildnissen der Verstorbenen eingelassen. Grabplatten, eine besondere Gruppe der Grabmäler, wurden aus Marmor, Sand- und Kalkstein, Granit, Schiefer gefertigt. Auch Messing und Bronze) wurden genutzt. Die metallenen Grabplatten mit eingravierten oder erhaben gegossenen Darstellungen, finden sich noch häufig in norddeutschen, (pommerschen und lübischen) Kirchen. Der Raum auf Fußböden wurde bald zu eng, so wurden die Grabplatten an Wänden und Pfeilern aufgerichtet und befestigt. Später wurden auch die liegenden Grabplatten aufgestellt, um sie vor der Zerstörung durch Fußtritte zu schützen.

Die gotischen Künstler fügten zum Sarkophag oder der Tumba einen Baldachin hinzu. Dieser wurde tempelartig ausgebildet und mit Figuren und Reliefs geschmückt (Sebaldusgrab von Peter Vischer in Nürnberg). Auf Sarkophagen wurde die Porträtfigur des Verstorbenen in vollem Waffenschmuck, Tracht oder Ornat dargestellt. Zu Füßen wurde das Wappentier oder eine symbolisierte Tugend platziert. Geringere Gemeindemitglieder wurden außerhalb der Kirche auf dem Kirchhof, begraben. Auch diese erhielten Grabsteine, die oft an den Kirchenmauern befestigt wurden.

Mit dem wachsenden Individualismus der Renaissance entwickelten sich, zuerst in Italien, luxuriösere Grabmäler. Die italienischen Kirchen und Klöster sowie die Hallen der Friedhöfe (Campi santi in Pisa und Florenz) zeigen von ersten Meistern ausgeführte Grabmäler. Päpste und Fürsten begannen bisweilen schon bei Lebzeiten mit der Errichtung von prunkvollen Grabmonumenten und Grabmälern. Beispiele dafür sind die Grabmäler der Päpste in St. Peter zu Rom, Michelangelos Grabkapelle der Mediceer in Florenz. Die Grabmäler waren teils Sarkophage mit den schlafenden oder betenden Figuren der Toten, teils Freibauten mit Baldachinen, Kuppeln (Grabmal Kaiser Maximilians in Innsbruck), durch Nischen, Statuen und Reliefs belebte fassadenartige Aufbauten, welche an die Wände gelehnt wurden (Dogen- und Patriziergrabmäler in Venedig). Noch heute wird in Kalabrien das Grabhaus (für die Ewigkeit) gleichwertig mit dem Wohnhaus aufgebaut.

Diese Gestalt der Grabmäler wurde besonders im 17. und 18. Jahrhundert von der Barock- und Rokokokunst weiter ausgeformt. (Grabmal von Moritz von Sachsen in Straßburg).

In neuerer Zeit werden Grabmäler in Kirchen nur für fürstliche Personen oder dem Ehrengedächtnis berühmter Männer (Pantheon zu Rom, Westminsterabtei zu London) errichtet. es existieren, aber auch Familieruhestätten, wie (Mausoleen in Berlin-Charlottenburg oder Hannover-Herrenhausen.

Andere Kulturen

Eine besondere Form hat sich in Indien entwickelt, hier wölben sich über den Gräbern glockenförmige Hügel, die Topes, diese werden von Säulen umgeben und mit Steinbildwerken gekrönt.

Die Muslime zeichneten die Gräber ihrer Fürsten, Propheten und Heiligen durch große oder kleine Grabmoscheen mit Denksteinen aus.

Grabmäler der prähistorischen und altnordischen Völker werden Dolmen genannt.

Siehe auch

Literatur

  • Grabmal. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 7, 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 586
  • Carolin Behrmann, Arne Karsten, Philipp Zitzlsperger (Hrsg.): GRAB - KULT - MEMORIA. Studien zur politischen Funktion von Erinnerung. In: Tagungsakten des interdisziplinären Forschungskongresses vom 17. - 19. Februar 2006 an der Humboldt Universität zu Berlin im Rahmen des Forschungsprojektes: Requiem - Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der Frühen Neuzeit. Böhlau, Wien 2007. ISBN 3412215066
  • Thomas Blisniewski: Wandlungen der jüdischen Sepulkralkultur im 19. Jahrhundert. In: Claudia Denk, John Ziesemer (Hrsg.): Der bürgerliche Tod. Städtische Bestattungskultur von der Aufklärung bis zum frühen 20. Jahrhundert. Deutsches Nationalkomitee von ICOMOS, Regensburg 2007, S. 14-23 (ICOMOS - Hefte des Deutschen Nationalkommitees 44)
  • Horst Bredekamp, Volker Reinhardt (Hrsg.): Totenkult und Wille zur Macht. Die unruhigen Ruhestätten der Päpste in St. Peter. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004. ISBN 3534172248
  • Carola Fey: Die Begräbnisse der Grafen von Sponheim. Untersuchungen zur Sepulkralkultur des mittelalterlichen Adels. (phil. Diss.) Gießen, Mainz 2003.
  • Arne Karsten, Philipp Zitzlsperger (Hrsg.): Tod und Verklärung. Grabmalskultur in der frühen Neuzeit. Böhlau, Köln-Wien-Weimar 2004. ISBN 3-412-14303-0
  • Helga Wäß: Form und Wahrnehmung mitteldeutscher Gedächtnisskulptur im 14. Jahrhundert. Band 1: Ein Beitrag zu mittelalterlichen Grabmonumenten, Epitaphen und Kuriosa in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nord-Hessen, Ost-Westfalen und Südniedersachsen. Band 2: Katalog ausgewählter Objekte vom Hohen Mittelalter bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts. Bristol, Köln 2006. ISBN 3865041590

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Meyers Konversationslexikon dieses und andere auf Tafel „Baukunst II“, Fig. 6; Tafel III, Fig. 10; Tafel V, Fig. 9 und 10; Tafel VI, Fig. 8-10

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