Frienstedt

Frienstedt
Frienstedt
Landeshauptstadt Erfurt
Koordinaten: 50° 57′ N, 10° 54′ O50.95555555555610.908055555556291Koordinaten: 50° 57′ 20″ N, 10° 54′ 29″ O
Höhe: 291 m ü. NN
Fläche: 7,19 km²
Einwohner: 1.319 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1. Apr. 1994
Eingemeindet nach: Erfurt
Postleitzahl: 99192
Vorwahl: 036208
Karte

Lage von Frienstedt in Erfurt

Frienstedt ist ein Ortsteil der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Das Dorf liegt etwa zehn Kilometer westlich des Erfurter Stadtzentrums an der Bundesstraße 7 und am Rande der Nesse-Talsenke auf der Alacher Hochebene im Thüringer Becken. Die fruchtbare Ortsflur ist gänzlich waldfrei und wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Nachbardörfer sind Gamstädt im Westen, Ermstedt im Nordwesten, Gottstedt im Norden, Bindersleben im Nordosten, Schmira im Osten, Ingersleben im Südosten, Neudietendorf im Süden und Kleinrettbach im Südwesten.

Das Dorf gliedert sich in zwei Teile. Der alte Dorfkern liegt im Norden und etwas entfernt davon ein Neubaugebiet aus der Zeit nach 1990 im Süden, der Wohnpark Erfurt-Frienstedt.

Geschichte

Während der Römischen Kaiserzeit befand sich an der Nesse bei Frienstedt eine bedeutende germanische Siedlung. Neben Gebäuderesten und Brunnenschächten wurden 2001–2004 bei Ausgrabungen im Trassenverlauf der A 71 zahlreiche Kleinfunde römischer Herkunft geborgen, die auf eine rege Handelstätigkeit und enge Verbindungen dieser Region im freien Germanien zum römischen Reichsgebiet schließen lassen. Zu den Besonderheiten der Siedlung bei Frienstedt zählt auch eine anthromorphe Tonfigur, die vielleicht als Kultobjekt genutzt wurde.[1][2]

In den ersten Jahrhunderten n. Chr. wanderten Warnen und Angeln aus dem heutigen Mecklenburg, aus Schleswig-Holstein und Dänemark in die Region ein. Der Ort Frienstedt wurde im Hersfelder Güterverzeichnis 796 erstmals urkundlich erwähnt.[3] Später gelangte Frienstedt an das Kloster Reinhardsbrunn. Der Name (früher Vrienstete) geht vielleicht auf eine alte Freistätte/Friedensstätte zurück, in der Verfolgte nicht belangt werden konnten. Der Ort befand sich an der Via Regia, der bedeutendsten Heer- und Handelsstraße nach Erfurt. Im 15. Jahrhundert erwarb die expandierende Stadt Erfurt als Zentrum der Thüringer Waidstädte auch den Ort Frienstedt. Frienstedt wurde damit zu einem Ort im Amt Erfurt. Es war bis ins 18. Jahrhundert von Mauer und Graben mit vier Toren umgeben.

Im April 1945 wurde Frienstedt von US-amerikanischen Truppen besetzt. Acht bei den Abwehrkämpfen in der Frienstedter Flur am 10. April 1945 ums Leben gekommene deutsche Soldaten sind auf dem Kirchhof bestattet.

Am 1. April 1994 wurde Frienstedt in die Stadt Erfurt eingemeindet.[4] In dieser Zeit erlebte der Ort ein rasches Bevölkerungswachstum durch Suburbanisierungseffekte. 1996 feierte Frienstedt das 1200. Jahr nach seiner urkundlichen Ersterwähnung.

Sehenswürdigkeiten

Dorfkirche

Die St.-Laurentius-Kirche (Lage→50.95624724194410.912465453056) war ursprünglich eine Wehrkirche. Aus dieser Zeit stammt der Kirchturm, der in die Dorfbefestigung einbezogen war. Er wurde 1912 erneuert. Die Giebelseite und die ortszugewandte Seite des klassizistischen Kirchenschiffs sind restauriert, die Nordseite ist ohne Putz und Dachentwässerung. 2006 kam es zum Absturz eines Teils der Kirchendecke mit Beschädigung des Altars. Die Kirche ist von dem weiter genutzten Friedhof umgeben.

Der Fürstenhof

Der historische Gasthof Fürstenhof liegt an der Bundesstraße 7. Es wurde 1836 als Zollstation und Ausspanne an der via regia errichtet. Nachdem sich gemäß einer mündlichen Überlieferung einstmals ein Fürst am Finger verletzt hatte, wurde der Gasthof Fette Gans in Fürstenhof umbenannt. 1891 stieg Kaiser Wilhelm II. auf dem Weg zu einer Parade im Nachbarort Gamstädt dort ab und wurde „durch Jungfrauen und Schulkinder der Ortschaften begrüßt“.

Weiteres

  • Ein Kriegerdenkmal zum Andenken an die 13 gefallenen oder vermissten Soldaten des Ortes des Ersten Weltkriegs steht vor der Kirchhofmauer. Davor befindet sich eine Tafel für die Opfer des Zweiten Weltkriegs.
  • Im Ort gibt es stattliche Häuser, Bauerngehöfte, das Pfarrhaus des evangelischen Kirchspiels und das Gebäude der Ortschaftsverwaltung.

Wirtschaft und Verkehr

Frienstedt ist ein landwirtschaftlich geprägter Ort. Größter landwirtschaftlicher Betrieb ist die aus der LPG hervorgegangene Agrar GmbH Frienstedt. Viele der Einwohner arbeiten in den nahen Städten Erfurt und Gotha.

Der Ort liegt an der Bundesstraße 7, jeweils etwa zehn Kilometer von Gotha im Westen und Erfurt im Osten entfernt. Er ist über eine Stadtbuslinie mit der Landeshauptstadt verbunden. Etwa einen Kilometer östlich des Ortes verläuft die Bundesautobahn 71 mit der Anschlussstelle Erfurt-Bindersleben.

Die B 7 wird bis Erfurt von einem Radweg begleitet.

In östlicher Richtung (auf Höhe der Auffahrt zur Bundesautobahn 71) ist eine IKEA-Filiale zu finden.

Vereine

Unter den Vereinen in Frienstedt sind besonders hervorzuheben:

  • der Kulturverein Frienstedt e. V., der 1991 zur Heimat- und Traditionspflege gegründet wurde und
  • der Freundeskreis der St.-Laurentius-Kirche, gegründet im Jahre 2005.
  • der SV Fortuna Frienstedt, der örtliche Fußball-Verein, gegründet im Jahre 1948

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bronzezeitliche Gräber und Germanische Siedlung an der Nesse. In: Informationen des Thüringer Landesamtes für Bau- und Verkehr zu Archäologie und Denkmalschutz. Abgerufen am 25. Juni 2009.
  2. Archäologisches Forschungsprojekt zur germanischen Siedlung bei Frienstedt
  3. Wolfgang Kahl: Ersterwähnungen Thüringer Städte und Dörfer bis 1300. 1. Auflage, Erfurt 1996, S.29, ISBN 3-931426-09-2
  4. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt

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