Dominikanerkirche (Bad Wimpfen)

Dominikanerkirche (Bad Wimpfen)
Die Dominikanerkirche in Bad Wimpfen, von der nordöstlich liegenden Pfalz Wimpfen aus gesehen

Die Dominikanerkirche ist ein historisches Kirchengebäude in Bad Wimpfen im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg. Die Kirche wurde als Klosterkirche des Domikanerklosters im 13. Jahrhundert begonnen und im 18. Jahrhundert zu ihrer heutigen Gestalt umgebaut. Das ehemalige Kloster mit kunstvollem Kreuzgang ist heute ein Schulgebäude, die Kirche wird als katholische Stadtpfarrkirche zum Heiligen Kreuz genutzt. In der Kirche wird seit dem 13. Jahrhundert eine Kreuzreliquie verehrt, die vermutlich von Albertus Magnus nach Wimpfen gebracht wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im 13. Jahrhundert entstand auf einem Hügel südwestlich der Pfalz Wimpfen bzw. der Wimpfener Bergstadt ein Kloster des Dominikanerordens. Der Orden hatte das Bauland aus einer Stiftung des Engelhard von Weinsberg erhalten. Die Klosterchronik aus dem 18. Jahrhundert nennt 1264 als Jahr der Grundsteinlegung, ein älteres Kopialbuch nennt 1273 als Jahr des Baubeginns. Seinen heutigen Grundriss hatte das Gebäude mit der Fertigstellung des Chores im frühen 14. Jahrhundert erreicht. Das Kirchenschiff wurde im Jahr 1713 umgebaut und dabei erhöht, bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche dann mit den bis heute erhaltenen Kunstgegenständen ausgestattet. Im Zuge der Umbauten fand man 1717 im alten Hochaltar eine Bleikapsel aus dem 13. Jahrhundert mit einer Kreuzreliquie, zu der sich eine Wallfahrt entwickelte. Diese Kreuzwallfahrt fand erstmals im Jahr 1719 zum Fest Kreuzauffindung (3. Mai) statt. Das kleine Metallkreuz, in dem ein Splitter des Kreuzes Jesu Christi eingefasst wurde, ist mit vier Edelsteinen geschmückt.[1] Das Kloster wurde 1818 aufgehoben.

Beschreibung

Architektur

Kanzel

Die Klosterkirche ist eine Saalkirche mit 14 Meter breitem Kirchenschiff, an das sich östlich der schmale gotische Chor mit 5/8-Schluss und Maßwerkfenstern anschließt. Die Fenster des Chores waren ursprünglich höher, doch wurde ihr unterer Teil im 18. Jahrhundert zugemauert. Das Kirchenschiff war dagegen niedriger und wurde 1713 um eine Fensterzone erhöht. Das große Fenster in der westlichen Giebelwand passt sich mit seinem bogenförmigen oberen Abschluss der einstigen Deckenlinie an. Der Haupteingang in der Nordwand wurde beim Umbau im 18. Jahrhundert nachträglich eingebrochen, an anderer Stelle ist noch der Spitzbogen eines früheren Hauptportals in der Kirchenwand zu erkennen. An der Südwand des Kirchenraums sind Reste der ehemals sich über die gesamte Wand erstreckenden gotischen Ausmalung mit Stifterwappen erhalten. Vereinzelte Ausstattungsteile wie einige Heiligenfiguren, die Grabplatten des Engelhard VIII. von Weinsberg († 1417) und der Anna von Ehrenberg († 1472) sowie das Kruzifix an der Südwand stammen noch aus dem 15. Jahrhundert, wohingegen insbesondere Haupt- und Seitenaltäre, die Empore mit historischer Kirchenorgel und die Gestaltung des Langhauses mit Scheingewölben auf Stuckpilastern aus der Zeit des Barock stammen. Hinter dem barocken Hochaltar ist im Chor die neue Sakristei und darüber eine Chorempore eingebaut, während südlich an den Chor die massive alte Sakristei anschließt, die noch aus der ersten Zeit der Kirche stammt. Die Stifterwappen an der Orgelempore sind 1718 entstandene Kopien der überstrichenen Wappen an der Südwand. Die Kirche hat keinen Turm, sondern lediglich einen Dachreiter, der in seiner heutigen barocken Form 1715 nach dem Kirchenumbau von 1713 aufgesetzt wurde.

Die nach Süden angebauten Klostergebäude bilden einen Kreuzgang. In den Klostergebäuden sowie im Anschluss daran errichteten Neubauten an der Stelle des früheren Pfarrhauses ist das Hohenstaufen-Gymnasium Bad Wimpfen untergebracht.

Ausstattung

Blick zum Chor

Der Hauptaltar im Chor stammt von 1737. Der Altar füllt den gesamten lichten Raum des Chors und teilt davon eine hinter dem Altar liegende Sakristei ab, zu der zwei Türen im Altar führen. Das Hauptbild von Johannes Gisser von 1736 im mittleren Chorgeschoss zeigt eine Marienklage sowie den Klosterstifter Engelhard von Weinsberg. Das Bild wird von Figuren der Dominikanerbischöfe Antoninus von Florenz und Albertus Magnus flankiert, darüber thronen, von Putten gestützt, Gottvater und der heilige Geist im Aufzugsbild. Vom selben Künstler des Hauptaltars stammt auch der kleine Seitenaltar an der Nordwand des Langhauses.

Die Seitenaltäre an den Seiten des Triumphbogens zum Chor wurden 1745 und 1746 aufgestellt. Das Altarbild des in der nördlichen Ecke stehenden Rosenkranzaltars zeigt Maria, wie sie den Rosenkranz an Dominikus und Katharina von Siena verleiht, darüber die heilige Rosa von Lima. Die flankierenden Figuren sind Petrus von Verona und Hyazinth. Der in der südlichen Ecke befindliche Dominikusaltar zeigt Maria, die begleitet von Katharina und Barbara einem Ordensbruder ein Dominikusbild reicht. Darüber die Vermählung der Katharina von Siena. Die Seitenfiguren sind Ludwig Bertrand mit einem zur Schusswaffe übergehenden Kruzifix sowie ein nicht näher bezeichneter Heiliger oder Mönch.

Die Kanzel der Kirche hat etwa das gleiche Alter wie die Altäre. Der verzierte Schalldeckel wird von einer Figur des Dominikaners Vincentius Ferrerius bekrönt. Weitere Ausstattungsgegenstände des 18. Jahrhunderts sind die 1755 gestiftete Ewige Lampe vor dem Hochaltar, das Chorgestühl sowie verschiedenes Inventar.

Die Orgel der Dominikanerkirche wurde in den Jahre 1749 - 1752 von Johann Adam Ehrlich (Wachbach bei Bad Mergentheim) erbaut. Das Instrument ist bis heute original erhalten und hat 34 Register auf zwei Manualen und Pedal.[2]

Hauptwerk C–c3
1. Principal 8'
2. Gemshorn 8'
3. Bourdon 8'
4. Großgedackt 8'
5. Viola da Gamba 8'
6. Quintatön 8'
7. Octave 4'
8. Kleingedackt 4'
9. Quinte 22/3'
10. Superoctave 2'
11. Flageolet 2'
12. Mixtur V-IV 2'
13. Cornet IV 1'
14. Sesquialtera II 11/3'
15. Trompete 8'
II Oberwerk C–c3
16. Gedackt 8'
17. Salicional 8'
18. Biffara 8'
19. Principal 4'
20. Spitzflöte 4'
21. Traversflöte 4'
22. Octave 2'
23. Flachflöte 2'
24. Quinte 11/3'
25. Mixtur IV 1'
26. Vox humana 8'
Pedal C–d1
27. Principalbaß 16'
28. Violonbaß 16'
29. Subbaß 16'
30. Octavbaß 8'
31. Violonbaß 8'
32. Flötbaß 4'
33. Nachthorn 2'
34. Posaune 16'

Einzelnachweise

  1. Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 17, 30. April 2009: Kreuzwallfahrt in Bad Wimpfen (3.5.)
  2. Nähere Informationen zur Orgel der Dominikanerkirche

Literatur

  • Rudolf Kautzsch: Die Kunstdenkmäler in Wimpfen am Neckar. 4. Auflage. Verein Alt Wimpfen, Wimpfen 1925
  • Fritz Arens, Reinhold Bührlen: Wimpfen – Geschichte und Kunstdenkmäler. Verein Alt Wimpfen, Bad Wimpfen 1991

Weblinks

 Commons: Dominikanerkloster Bad Wimpfen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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