Herren von Weinsberg

Herren von Weinsberg
Epitaph für Engelhard VIII. († 1417) in der Dominikanerkirche Wimpfen
Epitaph für Philipp den Älteren († 1507) im Kloster Schöntal

Die Herren von Weinsberg waren ein Adelsgeschlecht, das von 1140 bis 1450 auf der Burg Weinsberg in Weinsberg ansässig war und um 1507 in männlicher Linie ausstarb.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Sie waren ursprünglich eine staufische Ministerialenfamilie aus dem Gmünder Raum, ursprünglich ansässig in Lindach,[1] die von Konrad III. nach seinem Sieg über Welf VI. bei Weinsberg 1140 als Verwalter der Burg Weinsberg eingesetzt wurde und sich in der Folge nach ihrem Ansitz von Weinsberg nannte. Bald stiegen sie auch in den Kreis der Edelfreien auf.

Der erste nachgewiesene Weinsberger war Thiebert oder Tibert (Tibert von Lindach), der ab 1138 in Urkunden Konrads III. nachweisbar ist und 1150 erstmals als Thiepertus de Winesperg erscheint. Die auf ihn folgenden männlichen Weinsberger hatten bis zum Aussterben der Familie fast alle die Leitnamen Engelhard oder Konrad, was ihre Unterscheidung in den Quellen schwierig macht.

Der Aufstieg der Weinsberger ist mit dem Ausbau der staufischen Anlagen im mittleren Neckarraum verbunden. Sie besaßen ursprünglich viele Güter in der sich neben der neugegründeten Pfalz Wimpfen entwickelnden Bergstadt und wurden von den Staufern mit verschiedenen Verwaltungsaufgaben betraut und mit Lehen aus den Reichsgütern versorgt. In der Nähe der Burg Weinsberg errichteten sie im 13. Jahrhundert oberhalb von Neckarsulm, wo sie als Kämmerer eingesetzt worden waren, eine weitere Burg auf dem Scheuerberg. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht besaßen die Weinsberger neben der Hälfte der Stadt Weinsberg etliche Orte in deren Umgebung und auch im weiteren süddeutschen Raum. Außerdem wurden ihnen von den Staufern und auch noch nach dem Interregnum von weiteren Königen verschiedene Wildbänne übertragen. Das Gebiet der Weinsberger Herrschaft wurde bereits sehr früh innerhalb der Familie geteilt, wodurch sich zwei ungefähr gleiche Teile mit den Verwaltungsmitelpunkten Weinsberg und Scheuerberg ergaben. 1335 verkaufte Engelhard VII. von Weinsberg das Amt Scheuerberg mit der dortigen Burg an Erzbischof Balduin von Trier.

Die bekanntesten Vertreter der Familie sind ein Konrad, der als Konrad II. von Weinsberg 1390–1396 Mainzer Erzbischof war, sowie die Reichserbkämmerer Engelhard VIII. von Weinsberg († 1417), der das Grundstück der Dominikanerkirche in Wimpfen (ein früherer Hochgerichtsplatz) gestiftet hat, und Konrad IX. von Weinsberg (* um 1370; † 1448), der 1439 von Albrecht II. zum Protektor des Konzils von Basel berufen wurde. Beide Funktionen sowie Konrads Streitereien mit der Stadt Weinsberg um deren Status ruinierten die Finanzen der Weinsberger dermaßen, dass Konrads Erben zwei Jahre nach seinem Tod die Burg Weinsberg und alle ihnen noch gehörenden Orte im Amt Weinsberg mit allen Rechten an Kurpfalz verkaufen mussten. Konrads Söhne, beide mit Namen Philipp, zogen sich in ihre letzte Besitzung zurück, die Herrschaft Reichelsburg, die neben der Reichelsburg in Baldersheim (heute zu Aub gehörig) unter anderem noch die Hälfte der Stadt Aub umfasste. Mit dem Tod des jüngeren Philipp (nach dem 28. Mai 1507) erloschen die Herren von Weinsberg im Mannesstamm.

Auf das Amt des Reichserbkämmerers, das von Konrad auf Philipp den Älteren übergegangen war, erhielten die Grafen von Hohenzollern 1504 von Kurfürst Joachim von Brandenburg eine Anwartschaft. Philipp schloss 1505 mit Graf Eitelfriedrich zu Zoller einen Vertrag über beiderseitige Belehnung mit dem Reichsamt, dem Kurfürst Joachim zustimmte. 1507, nach dem Tode Philipps, wurde Eitelfriedrich definitiv mit dem Amt belehnt.[2]

Das Archiv der Herren von Weinsberg fiel nach ihrem Aussterben aufgrund einer am 23. Juni 1400 geschlossenen Erbverbrüderung an die Grafen von Hohenlohe. Es befindet sich heute im Hohenlohe-Zentralarchiv in Neuenstein.

Wappen

Wappen der Herren von Weinsberg

Als Wappen führten die Herren von Weinsberg drei silberne Schilde (2:1) in rotem Feld; ihre Farben waren Rot-Weiß. Sie führten verschiedene Helmkleinode:

  1. zwei rote Schirmbretter, außen mit silbernen Lindenblättern besteckt
  2. zwei gestürzte silberne (oder silber-rote, so im Speyerschen Lehenbuch) Fische
  3. einen Jungfrauenrumpf, der an jeder Brust einen Fisch hat, die entweder in die Brust beißen oder von den Armen der Jungfrau gehalten werden. Der Jungfrauenrumpf ist teils gekrönt und kommt wie auch die Fische in verschiedenen Farben vor. Mögliche Varianten:
    1. gekrönt, Kleidung von Silber und Rot gespalten, die Fische in verwechselten Farben
    2. ungekrönt, Kleidung von Rot und Silber gespalten, die in die Brust beißenden Fische rot-silber (älteres Lehenbuch der Kurpfalz)
    3. gekrönt, rot bekleidet, Fische silber (Ingeramsches Wappenbuch)
    4. mit goldener Krone, die mit einem Pfauenspiegel besteckt ist, rot bekleidet, die Arme der Jungfrau halten silberne Fische (Hackenbergscher Teil des Codex Cotta)
    5. auf gekröntem Helm, Fische golden, seitwärts von dem Rumpf stecken zwei Fahnen an goldenen Stangen, die rechte ist mit Spitzen silber-schwarz geteilt, die linke enthält in blau ein grünes Szepter als Abzeichen der Kämmererwürde; rot-silberne Helmdecken (Grünenbergsches Wappenbuch)
    6. gekrönt, Fische silber-rot, in der Krone stecken zwei Fahnen an goldenen Stangen, die rechte ist mit Spitzen silber-schwarz geteilt, die linke enthält in blau ein grünes Szepter als Abzeichen der Kämmererwürde (Bayhartsches Wappenbuch)[3]

Das Wappen erscheint auch an Bauwerken, die Verbindungen zu den Weinsbergern haben.

Das Wappen der Herren von Weinsberg wurde in späterer Zeit Element der Gemeindewappen der Orte Hößlinsülz und Unterrot, die zeitweise in ihrem Besitz gewesen waren.

Sonstige „von Weinsberg“

Um 1130 erscheint in den Quellen ein Wolfram von Weinsberg, der nicht zu den Herren von Weinsberg gehört und unter diesem Namen auch 1146, 1147 und 1160 noch nachweisbar ist. 1139 ist zudem ein Wignand von Weinsberg, 1156 ein Diethericus von Weinsberg erwähnt. Es wird vermutet, dass diese Weinsberger einer Adelsfamilie angehörten, die schon vor 1140 in einem zur Burg gehörigen Hof ansässig war und sich nach diesem Hof benannte.

Ob eine Verbindung des Kölner Ratsherren Hermann (von) Weinsberg (1518–1598) zu den Herren von Weinsberg und zur Stadt Weinsberg besteht, ist unklar. Er selber geht davon aus (Eintrag in seinem „Hausbuch“ vom 8. Dezember 1565), dass seine Voreltern von dort kommen.

Literatur

  • Simon M. Haag: Römer – Salier – Staufer – Weinsberger. Kleine Geschichte von Burg und Stadt Weinsberg. Verlag Nachrichtenblatt der Stadt Weinsberg, Weinsberg 1996, ISBN 3-9802689-9-3
  • Lothar Hantsch: Der Scheuerberger Wildbann. In: Lothar Hantsch (Red.): Bad Friedrichshall. 1933–1983. Stadt Bad Friedrichshall, Bad Friedrichshall 1983, S. 126–137.

Weblinks

 Commons: Herren von Weinsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klaus Graf: Quellen zur Geschichte der Göppinger Oberhofenkirche (1439, 1447) aus dem Lehenkopialbuch Konrads von Weinsberg und dem Weinsberger Archiv. In: Hohenstaufen, Helfenstein 2, 1992, S. 55–73.
  2. Nachweis zum Übergang des Reichserbkämmereramtes an die Hohenzollern: Gustav A. Seyler: Geschichte der Heraldik (Wappenwesen, Wappenkunst, Wappenwissenschaft). Bauer & Raspe, Neustadt an der Aisch 1970 (J. Siebmacher’s großes Wappenbuch, A). S. 437
  3. Einzelnachweis für die Wappenvarianten: Die Wappen des Adels in Württemberg. Bauer & Raspe, Neustadt an der Aisch 1892, ISBN 3-87947-023-5 (J. Siebmacher’s großes Wappenbuch, 23). Darin zu den Weinsberger Wappen Otto Titan von Hefner (ursprünglich aus Bd. II, 5. Abteilung der Siebmacher’schen Wappenbücher (Der Adel des Königreichs Württemberg) von 1856, S. 16 und Tafel 8) und Gustav A. Seyler (ursprünglich aus Bd. VI, 2. Abteilung der Siebmacher’schen Wappenbücher (Abgestorbener Württemberger Adel) von 1911, S. 145 und Tafel 79)

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