Vinzenz Ferrer

Vinzenz Ferrer
Vinzenz Ferrer (Detail aus dem Polyptychon des Hl. Vinzenz Ferrer von Giovanni Bellini, um 1465, S. Giovanni e Paolo, Venedig)

Vinzenz Ferrer, valencianisch Vicent Ferrer (* 23. Januar 1350 in Valencia; † 5. April 1419 in Vannes), war ein valencianischen Dominikanermönch und bekannter Prediger. Er wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vicent Ferrer entstammte einer valencianischen Familie, bereits sein jüngerer Bruder Bonifatius war in den Kartäuserorden eingetreten, in dem er die Würde eines Ordensgenerals erreichen sollte.

Vicent selbst trat im Jahr 1367 im Alter von siebzehn Jahren in den Dominikanerorden, einen Predigerorden, ein und studierte zunächst Logik in Valencia und Barcelona, dann Philosophie in Lleida; weitere Studien – u.a. der Theologie und der hebräischen Sprache – führten ihn von 1372 bis 1374 erneut nach Barcelona, aber auch bis etwa 1384 ins französische Toulouse.

Nach dem Abschluss seiner Studien wird er zunächst zum Prior des Konvents in seiner Heimatstadt, und ebendort zum Lektor der Theologie an der der Kathedrale angeschlossenen Lehranstalt berufen. 1389 wird er schließlich zum Generalprediger der Provinz gewählt.

Im Jahre 1378 beginnt das Abendländische Schisma, die Zeit der Kirchenspaltung mit Päpsten und Gegenpäpsten im französischen Avignon. Bereits sehr früh bezieht Ferrer Stellung zugunsten der avignonesischen Gegenpäpste, von deren Rechtmäßigkeit er zutiefst überzeugt ist. In Valencia knüpft er nicht nur erste und bald enge Kontakte zum aragónesischen Königshof, sondern macht auch die Bekanntschaft des Kardinals Pedro de Luna. Dieser ebnete ihm den Weg an die avignonesische Kurie, wo er verschiedene Positionen einnimmt; als de Luna schließlich selbst als Benedikt XIII. (Gegen)Papst wird, dient ihm Ferrer als Beichtvater. Die Verweigerung des Papstes gegenüber allen Einheitsbestrebungen der Kirche und die Enttäuschung über die daraus resultierende Fortdauer der Kirchenspaltung führen jedoch dazu, dass sich Ferrer schließlich von der Kurie zurückzieht.

Durch eine Vision sieht sich Ferrer zum wandernden Prediger berufen, dessen Aufgabe vor allem in der Verkündung des Glaubens liegt. Vom Jahr 1399 zog er zunächst durch Spanien, dann durch Südfrankreich und Savoyen und gelangte so bis nach Oberitalien.

1409 kehrt er nach Spanien zurück, wo er sich als Beichtvater der Könige mit erheblichem Einfluss etablieren kann. So ist er als Deputierter Valencias am Kompromiss von Caspe beteiligt, in dem die Thronfolgefrage nach dem verstorbenen Martin von Aragonien zugunsten von Ferdinand von Anquetera geregelt wurde. In Valencia macht er um diese Zeit auch die Bekanntschaft des jungen Kanonikers Alonso de Borja, dem er prophezeit, dass er einmal – nach Ferrers Tod – den Sedis Petri innehaben werde. (Tatsächlich wurde Alonso de Borja als Kalixt III. 1455 zum Papst gewählt.)

In den Jahren 1412/14 zog Ferrer als eschatologischer Bußprediger durch Kastilien und Aragon. Seine persönliche Ausstrahlung und die Prophezeiungen vom nahen Weltende führten zu zahlreichen Bekehrungen unter Juden und Mauren. 1391 war er noch gegen die Zwangstaufen der Juden aufgetreten. Jetzt aber trugen seine Predigten selber zur Verschärfung der antijüdischen Stimmung und Gesetzgebung bei.

Als die Verhandlungen zwischen den Gesandten des Konzils von Konstanz, König Sigismund und Benedikt XIII. zu scheitern drohen, vollzieht Ferrer ein Wechsel seines bisherigen Standpunktes. Am 6. April 1416 kündigt er Benedikt (der nur einer von zwei Gegenpäpsten ist) die Gefolgschaft der Spanier öffentlich auf, was dem aragonesischen König ermöglicht, dem Konstanzer Konzil beizutreten.

Dieses kann nun mit der Wahl Papst Martin V. aus der italienischen Adelsfamilie der Colonna (und der Absetzung aller anderen Päpste) einen allgemein anerkannten Stellvertreter Christi präsentieren und schließlich das Schisma beenden.

Danach begab sich Ferrer neuerlich auf Predigerreise, die ihn – es sollten die letzten Jahre seines Lebens sein – in die Bretagne führte. Dort stirbt er am 5. April 1419 in Vannes, wo er in der örtlichen Kathedrale beigesetzt wird.

Bedeutung

Neben seiner kirchenpolitischen Bedeutung durch seinen Beitrag zur Beendigung des Schismas erlangte er vor allem als charismatischer Prediger Bedeutung. Darüber hinaus verfasste er verschiedene theologische Abhandlungen. Seine persönliche Ausstrahlung, seine einfache Lebensführung, aber vor allem die Ankündigung eines bevorstehenden Weltunterganges wie der zu erwartenden Schlacht gegen den Antichrist bescherten ihm einen enormen Zulauf. Seine Endzeitvisionen fanatisierten jedoch seine Anhängerschaft oft in einem Maße, dass es auch zu antijüdischen Pogromen kam; sie führte letztlich auch dazu, dass sich die spanische Politik in Glaubensfragen – vor allem in der Stellung gegenüber dem spanischen Judentum – radikalisierte.

Seine Kanonisierung erfolgte bereits 1455 durch Calixtus III., dem er einst das Pontifikat vorhergesagt hatte.

Patronate

Der Heilige ist Schutzpatron der Städte Valencia und Vannes sowie der Berufe Dachdecker, Holzarbeiter, Bleigießer und Ziegelmacher. Er wird bei Unfruchtbarkeit, Fieber, Kopfschmerzen und Epilepsie als auch aus Gefahren aller Art angerufen. Zudem soll er zu einer guten Heirat als auch zu einem seligen Tod verhelfen.

Attribute

Zu den Attributen des Heiligen zählen das Feuer in der Hand und das Taufbecken.

Gedenktag

Sein katholischer Gedenktag ist der 5. April. Es handelt sich dabei um einen nicht gebotenen Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender.

Bauernregel

Die dem Namenstag entsprechende Bauernregel lautet:

  • Ist Sankt Vinzenz Sonnenschein, bringt es viele Körner ein.
  • Ist Sankt Vinzenz Sonnenschein, gibt es vielen guten Wein.

Werke

Weblinks

 Commons: Vincent Ferrer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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