Deutsche Volkspartei (Deutsches Kaiserreich)

Deutsche Volkspartei (Deutsches Kaiserreich)

Die Deutsche Volkspartei, abgekürzt DtVP (auch: Süddeutsche Volkspartei) des Deutschen Kaiserreichs war eine 1868 gegründete linksliberale Partei, die im Reichstag vertreten war.

Sie ist nicht zu verwechseln mit der Deutschen Volkspartei der Weimarer Republik, die aus der eher konservativ entwickelten Nationalliberalen Partei hervorging, und auch nicht mit anderen ähnlich abgekürzten Parteien (vgl. Begriffsklärung DVP).

Die DtVP ging nach dem preußischen Verfassungskonflikt aus dem linken Flügel der Deutschen Fortschrittspartei hervor und wurde 1868 noch zur Zeit des Norddeutschen Bundes gegründet. Der andere, rechtsliberale Flügel wurde zur Nationalliberalen Partei, die die Bismarck'sche Politik und die Vorherrschaft Preußens im Bund und später im Deutschen Kaiserreich unterstützte.

Im Widerspruch zu den Nationalliberalen setzte sich die DtVP, die ihre Hochburgen vor allem in süddeutschen Raum hatte (v.a. in Bayern, Baden und Württemberg (dort seit 1864 zunächst als Demokratische Volkspartei organisiert)) für eine großdeutsche Reichseinigung (mit Österreich) ein. Sie vertrat auch nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs von 1871 (als kleindeutsche Lösung) föderalistische Strukturen im Reich und forderte demokratische Reformen, insbesondere eine Stärkung des Parlaments, das beispielsweise keinen Einfluss auf die Regierungsbildung und keinen relevanten auf die Regierungspolitik hatte. Die Reichsregierung wurde während der Zeit der Monarchie vom Kaiser bestimmt und auch entlassen. Beim Einsatz gegen die Vorherrschaft Preußens und gegen die kaum beschränkte Macht des Kaisers arbeitete die DtVP zeitweilig auch mit der damals noch marxistisch ausgerichteten Sozialdemokratie zusammen.

Im Gegensatz zur Nationalliberalen Partei stand sie zu Zeiten der Reichsgründung in Opposition zur Politik Bismarcks. Die Partei stellte den Einsatz für die klassischen liberalen Freiheitsrechte über die Aussicht auf eine deutsche Einigung "von oben". Bei der Reichstagswahl am 15. Juni 1893 erzielte die Volkspartei ihr bestes Ergebnis und konnte elf Mandate gewinnen. Fast alle Abgeordneten kamen aus Württemberg.

Die DtVP fusionierte 1910 mit der Freisinnigen Volkspartei und der Freisinnigen Vereinigung zur Fortschrittlichen Volkspartei. Aus dieser wiederum ging nach dem Ersten Weltkrieg 1918 die Deutsche Demokratische Partei (DDP) hervor.

Ein bedeutendes Mitglied sowohl der DtVP, der Fortschrittlichen Volkspartei als auch der DDP war Ludwig Quidde, Friedensnobelpreisträger von 1927. Er war 1893 in die DtVP eingetreten.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Deutsche Volkspartei (Deutsches Reich) — Die Deutsche Volkspartei, abgekürzt DtVP (auch: Süddeutsche Volkspartei) des Deutschen Kaiserreichs war eine 1868 gegründete linksliberale Partei, die im Reichstag vertreten war. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Deutschen Volkspartei der… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Volkspartei (Begriffsklärung) — Deutsche Volkspartei (DVP) ist der Name einer Reihe von Parteien: Deutsche Volkspartei, nationalliberale Partei der Weimarer Republik Deutsche Volkspartei (Deutsches Kaiserreich), linksliberale Partei im Deutschen Kaiserreich Deutsche Volkspartei …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsches Kaiserreich — Deutsches Reich 1871–1918 Nationalflagge des Deutschen Reiches: Schwarz Weiß Rot …   Deutsch Wikipedia

  • Auswärtiges Amt (Deutsches Kaiserreich) — Auswärtiges Amt Staatliche Ebene Bund Stellung der Behörde Oberste Bundesbehörde Gegründet 1870 Hauptsitz in Berlin …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Staatspartei — Papierfähnchen aus dem Wahlkampf der DDP bei der Wahl zur Berliner Stadtverordnetenversammlung 1929 Die Deutsche Demokratische Partei (kurz DDP) war eine liberale Partei der Weimarer Republik, die an fast allen Reichsregierungen bis 1932… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsdienstgegner — Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG VK) ist die älteste Organisation der deutschen Friedensbewegung. Sie ist ein Verband politischer Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen — Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG VK) ist die älteste Organisation der deutschen Friedensbewegung. Sie ist ein Verband politischer Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner — Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG VK) ist die älteste Organisation der deutschen Friedensbewegung. Sie ist ein Verband politischer Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen — Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG VK) ist die älteste Organisation der deutschen Friedensbewegung. Sie ist ein Verband politischer Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Friedensgesellschaft Vereinigte Kriegsdienstgegner — Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG VK) ist die älteste Organisation der deutschen Friedensbewegung. Sie ist ein Verband politischer Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”