Der Tiger von New York

Der Tiger von New York
Filmdaten
Deutscher Titel Der Tiger von New York
Originaltitel Killer’s Kiss
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1955
Länge 67 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Stanley Kubrick
Drehbuch Stanley Kubrick,
Howard Sackler
Produktion Stanley Kubrick,
Moris Bousel
Musik Gerald Fried
Kamera Stanley Kubrick
Schnitt Stanley Kubrick
Besetzung
  • Frank Silvera: Vincent Rapallo
  • Irene Kane: Gloria Price
  • Jamie Smith: Davy Gordon
  • Mike Dana: Gangster
  • Jerry Jarret: Albert (Boxmanager)

Der Tiger von New York (Originaltitel: Killer’s Kiss) ist ein Kriminalfilm aus dem Jahr 1955. Regie führte der 26-jährige Stanley Kubrick. Die Low-Budget-Produktion war Kubricks zweiter abendfüllender Kinofilm. Den Film kann man als Mischung aus Kriminal- und Liebesfilm ansehen, Kubrick mischte Elemente des Film noir und des Melodramas.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Vincent, ein in die Jahre gekommener Gangster, und der erfolglose Boxer Davy sind beide in die junge Gloria verliebt. Gloria liebt zwar Davy, ist aber von Vincent abhängig. Bei dem Versuch, seinen Nebenbuhler zu beseitigen, tötet Vincent Davys Manager. Es kommt zum Showdown in einer Fabrik für Schaufensterpuppen.

Zur Produktion

Unter dem ursprünglichen Titel Kiss me – Kill me produzierte Kubrick Killer's Kiss für etwa 40.000 US-Dollar, die Freunde und Verwandte aufgebracht hatten. Inspiriert hatten Kubrick die „Pulp“-Krimis von Mickey Spillane und Jim Thompson – mit dem er später zusammenarbeitete. Gedreht wurde der Film fast ausschließlich in den Straßen von New York. Ein Teil der Einstellungen zu Beginn des Films, die die Vorbereitungen von Davys Boxkampf zeigen, stammen aus Kubricks dokumentarischen Kurzfilm Day of the Fight.

Das Drehen „on location“ gab dem Krimi den Anschein von Authentizität. Kubrick selbst maß dem aber keine tiefere Bedeutung zu: „Der Film gibt keinen sehr tiefgründigen Einblick in New York. Es handelt sich ganz einfach um die Standardkulisse eines in New York spielenden Kriminalfilms. Das ist ein nachgemachter Dokumentarfilm.“ Überhaupt ließ Kubrick später kein gutes Haar an diesem Film: „‚Killer's Kiss’ ist besser als ‚Fear and Desire’, aber trotzdem ein ziemlich dämlicher Film. Von der Inszenierung her gesehen, gibt es einige gute Passagen, aber das Thema ist idiotisch. Das Schauspielerische ist sehr mittelmäßig, und... was kann ein Film wert sein, dessen Geschichte idiotisch und dessen Schauspieler schlecht sind? ... Ich glaube nicht, dass ich diesen hier allzu ernst genommen habe. Ich war so glücklich, einen Film über irgendein Thema machen zu können, dass mir alles andere egal war.“ (Alle Kubrick-Zitate aus: Interview Stanley Kubrick 1968)

Alexander Walter vermutete 1972, dass die Ursache für Kubricks Haltung darin zu finden ist, dass Killer's Kiss seine späteren Interessen nicht mehr widergespiegelt hat. „Aber es ist ein seltsam ansprechendes Werk, das über den jungen Kubrick sehr viel aussagt.“ (S. 33)

Die weibliche Hauptdarstellerin Irene Kane arbeitete später unter dem Namen Chris Chase als Autorin und Zeitungs- und Fernsehjournalistin. 1984 ließ sich Matthew Chapman von Killer's Kiss zu Strangers Kiss inspirieren. Der Spielfilm beschreibt fiktiv die Dreharbeiten zu einem Low-Budget-Film im Jahr 1955 und die Liebesbeziehung der beiden Hauptdarsteller hinter der Kamera.

Kritiken

  • „Die Erzählung erinnert zu häufig an altmodische Melodramen, in der die Helden im richtigen Augenblick die Bühne betreten, um die Geliebte aus den Klauen des Schurken zu befreien.“ ("Variety" v. 29. September 1955)
  • „Der Film ertränkt seine Personen in eine Art Merkwürdigkeit, die das Durchschnittspublikum vermutlich irritiert und blasierte Kunden dazu verleitet, an den falschen Stellen zu lachen.“ ("Film Daily" v. 29. September 1955)
  • „Ein Melodrama, überfüllt mit bekannten und nicht immer geschickten Kunstgriffen, es besitzt eine Einfachheit in der äußeren Linie, eine atmosphärische Kraft, eine Geradheit in seiner Charakterisierung, die eine reifende und besondere Persönlichkeit bezeugen.“ (Gavin Lambert in "Sight and Sound", Spring 1956)
  • „Weder der hartgekochte amerikanische noch erst recht der stupide deutsche Titel lassen ahnen, welch vehemente Talentprobe dieser Film bedeutet. ... Kubrick hat mit den großen Neorealisten die Gabe gemein, alltägliche Gesten, Worte, Situationen, Umgebung, während er sie scheinbar mit der Kaltschnäuzigkeit eines Reporters registriert (als der er ja begann), in etwas qualitativ anderes zu verwandeln: in Erzählung, in die Wahrheit ästhetischer Dimension.“ („Filmkritik“ Nr. 4/1959, S. 100f.)
  • „Das abgedroschene Thema wurde nach der formalen Seite mit beträchtlicher Könnerschaft abgehandelt. ... Aber diese filmische Geschicklichkeit dient einem hemmungslosen Nervenkitzel, der über die Grenze des noch Zumutbaren getrieben wird. In den psychologischen Zusammenhängen dagegen löst eine Lücke die andere ab. Im ganzen ein Film unter Gangstern, der Schlechtigkeit und Brutalität um ihrer selbst willen zur Schau stellt.“ („Katholischer Filmdienst“ Nr. 7673/1959)
  • „Ein solcher Mischmasch ist wertlos für Erwachsene und denkbar ungeeignet für Jugendliche. ... Brutalität als Selbstzweck lehnen wir ab. Davon lebt aber dieser Film gerade in den Partien, die den Film für manche Besucherschichten reizvoll machen.“ („Evangelischer Film Beobachter'“ Nr. 163/1959)
  • „‚Killer’s Kiss’ ist mit Sicherheit der untypischste von Kubricks Filmen. Er ist ein schwacher, naturalistischer Thriller, nach Kubricks eigenem Drehbuch entstanden. Die Geschichte zeigt in ihrem Verlauf Kubricks frühe Fehler als Dramaturg: Sie flackert und es fehlt ihr der besessene Antrieb und die Energie der späteren Filme, genauso auch die Personen.“ (Kagan, S. 21.)

Auszeichnungen

Literatur

  • Interview Stanley Kubrick (mit Renaud Walter). In: Positif. Nr. 100–101, Dezember 1968, S. 19ff.
  • Norman Kagan: The Cinema of Stanley Kubrick. New York 1972.
  • Alexander Walker: Stanley Kubrick directs. London 1972.
  • Horst Schäfer (Hrsg.): Materialien zu den Filmen von Stanley Kubrick. Duisburg 1975.

Weblinks


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