Wege zum Ruhm

Wege zum Ruhm
Filmdaten
Deutscher Titel Wege zum Ruhm
Originaltitel Paths of Glory
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1957
Länge 87 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Stanley Kubrick
Drehbuch Stanley Kubrick,
Calder Willingham,
Jim Thompson
Produktion James B. Harris,
Stanley Kubrick
Musik Gerald Fried
Kamera Georg Krause
Schnitt Eva Kroll
Besetzung

Wege zum Ruhm (Originaltitel: Paths of Glory) ist ein US-amerikanischer Spielfilm des Regisseurs Stanley Kubrick aus dem Jahre 1957, der während des Ersten Weltkriegs spielt. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Humphrey Cobb, der Kubrick schon in seiner Jugend fasziniert hatte. Cobbs Roman wiederum basiert teilweise auf realen Ereignissen, die Affäre um die Korporale von Souain.[1]

James B. Harris und Stanley Kubrick produzierten den Antikriegsfilm von Januar bis März 1957 für den US-Filmverleih United Artists.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Im Ersten Weltkrieg haben sich 1916 die Fronten auf beiden Seiten im Stellungskrieg festgefressen. Die Armeen haben sich in Schützengräben verschanzt und versuchen immer wieder vergeblich, sich aus der verfahrenen Situation zu befreien. Schon der Gewinn weniger Meter feindlichen Bodens gilt als Erfolg.

Der ehrgeizige französische General Mireau (George Macready) will mit einem überraschenden Angriff die befestigte Höhe „Ameisenhügel“ von den Deutschen erobern und so seine Chancen auf eine anstehende Beförderung verbessern. Aber der Plan wird von vornherein dilettantisch durchgeführt und bleibt im Trommelfeuer der Deutschen stecken. Der wütende General befiehlt daraufhin seiner Artillerie auf die eigenen Stellungen zu feuern, um die seiner Meinung nach feigen Soldaten aus den Gräben zu treiben; der Kommandant der Artillerie weigert sich jedoch, ohne schriftlich unterzeichneten Befehl auf die eigenen Männer zu schießen.

Nach dem endgültigen Scheitern des Angriffs versucht Mireau sein Versagen zu vertuschen, indem er wahllos drei einfache Soldaten stellvertretend für alle wegen Feigheit vor dem Feind vor ein Kriegsgericht stellen lässt. Der mutige Regimentskommandeur Colonel Dax (Kirk Douglas) versucht, sich schützend vor seine Leute zu stellen und übernimmt persönlich die Verteidigung. Die drei Soldaten werden trotzdem verurteilt. Obwohl Dax das Versagen Mireaus und dessen Befehl, auf die eigenen Soldaten zu schießen, noch vor dem Hinrichtungstermin beweiskräftig aufdeckt und den oberkommandierenden General Broulard hierüber sofort informiert, werden die Soldaten erschossen.

Beiläufig erwähnt General Broulard (Adolphe Menjou) am nächsten Morgen anlässlich eines gemeinsamen Arbeitsfrühstücks mit General Mireau und im Beisein des später hinzugekommenen Colonel Dax, dass Mireau jetzt aber auch selbstverständlich seinerseits die Gelegenheit erhalten werde, seinen an die Artillerie erteilten Feuerbefehl auf die eigenen Stellungen im Rahmen einer öffentlichen Untersuchung zu rechtfertigen und hierdurch alle aufgekommenen "Missverständnisse" auszuräumen. General Mireau erkennt daraufhin, dass er nun öffentlich vorgeführt und seines Postens unrühmlich enthoben werden soll und verlässt den Raum wütend mit den Worten, man wolle ihn nun zum Prügelknaben machen, aber er sei ein wahrer Soldat.

General Broulard bietet daraufhin Colonel Dax den Generalsposten Mireaus an und äußert, Dax habe es doch im Grunde von Anfang an ausschließlich auf dessen Posten abgesehen gehabt und die standrechtlich erschossenen drei Soldaten seien doch in Wahrheit nur der geeignete Vorwand und Anlass gewesen, General Mireau aus dem Karriereweg zu räumen. Es sei ihm doch wohl nicht ernsthaft und wirklich um das Leben von drei einfachen Soldaten aus seinem Regiment gegangen.

Angewidert von diesen intriganten und zynischen Worten General Broulards kehrt Dax zu seinen Soldaten zurück. An einem Gasthaus sieht er durch das Fenster, wie seine johlenden Soldaten ein gefangenes deutsches Mädchen zwingen, ihnen etwas vorzusingen. Verängstigt singt sie „Der treue Husar“. Da erinnern sich die Soldaten an das Lied, das sie auch in ihrer Sprache kennen. Einer nach dem anderen stimmt summend in das Lied ein und vielen kommen dabei die Tränen. Colonel Dax hält den neuen Einsatzbefehl noch ein paar Minuten zurück, um seinen Leuten diesen Moment zu gönnen, bevor sie wieder in die Schlacht müssen.

Besprechung

In Wege zum Ruhm prangert Stanley Kubrick auf eindrucksvolle Weise die Absurdität des Krieges an. Er kritisiert darin vor allem die Rolle der militärischen Führung. Sie wird durch General Mireau (Macready) repräsentiert, der seine Untergebenen in der Hoffnung auf eine Beförderung sinnlos in den Tod schickt, und General Broulard (Adolphe Menjou), der Mireau wider besseres Wissen zu dem Angriff überredet, sowie durch den Prozess gegen die drei Soldaten, der ohne Beweismaterial, Zeugen oder einen unabhängigen Richter stattfindet und an dessen Ende die ausgewählten Soldaten vor dem angetretenen Regiment wegen angeblicher Feigheit vor dem Feind standrechtlich erschossen werden. Der Regimentskommandeur Oberst Dax, gespielt von Kirk Douglas, setzt sich zwar nach Kräften für seine Männer ein, kann aber gegen das Militärgericht und die Voreingenommenheit Mireaus nichts ausrichten.

Auch in diesem Werk setzt Kubrick das für seine Arbeit typische Stilmittel der inhaltlichen Zweiteilung ein. Die erste Hälfte des Films zeigt das Kriegsgeschehen an der Front und die Geschehnisse, die zur Gerichtsverhandlung führen, die den zweiten Teil des Films in Anspruch nimmt.

Für Kubrick war es nicht das erste Mal, dass er die Absurdität des Krieges, aber auch die Grenzsituationen, denen der Mensch in einer solchen Situation ausgeliefert ist, zum Thema eines Filmes machte. In „Fear and Desire“ hatte er 1953 mit geringsten Mitteln und „amateurhaft“, wie er später selbst behauptete, das Kriegsthema aufgegriffen. Damals hatte Kubrick das Thema auf eine allgemeine Problematik des Menschseins reduziert und keine konkreten Staaten als Kriegsgegner genannt. In „Wege zum Ruhm“ wollte er, trotz der Darstellung eines extremen Einzelfalls, eine konkrete Kriegssituation, nämlich den Ersten Weltkrieg zur Grundlage nehmen, was ihm aber auch Probleme mit der Filmzensur einbrachte.

Zensur

In Frankreich sah man in Wege zum Ruhm einen Angriff auf die Ehre der französischen Armee, weshalb der Film dort bis 1975 nicht gezeigt wurde. Der Film war nie offiziell verboten; allerdings hatte kein Verleiher je versucht, ihn durch die Zensur zu bringen.

In Berlin verbot der französische Stadtkommandant im Juni 1958 die Aufführung im französischen Sektor. Außerdem drohte er, Frankreich würde seine drei Festivalfilme von der Berlinale zurückziehen, wenn Wege zum Ruhm während des Festivals in Westberliner Kinos (sprich im amerikanischen und britischen Sektor) gezeigt werden würde. Um das Festival zu retten, appellierte der Berliner Senat an die Verleihfirma United Artists, den Film während der Berlinale aus dem Programm zu nehmen, was auch geschah. Mit einem erklärenden Vorspann versehen, der Film sei nicht gegen die Ehre der französischen Armee gerichtet, konnte der Film ab November schließlich auch im französischen Sektor gezeigt werden.

In der Schweiz verbot als erster der Kanton Genf im Mai 1958 die Aufführung des Films. Weitere Kantone folgten, bis schließlich im Dezember der Schweizer Bundesrat ein Verbot erließ. Eine Rolle hat möglicherweise der Algerienkrieg gespielt. 1963, nach Ende des Kriegs, bemühte sich der Verleih um eine Aufhebung des Verbots, aber erst 1970 wurde der Film freigegeben.

Anmerkungen

Bei dem deutschen Filmtitel Wege zum Ruhm handelt es sich um eine Fehlübersetzung, korrekt wäre Wege des Ruhms gewesen. Der englische Originaltitel Paths of Glory ist dem Gedicht Elegy Written in a Country Church-yard von Thomas Gray entnommen, in dem es heißt: "The paths of glory lead but to the grave" (etwa: "Die Wege des Ruhms führen alle ins Grab").

Kubrick lernte bei den Dreharbeiten seine spätere Frau Susanne Christiane Harlan kennen, die in der ergreifenden Schlussszene des Films den französischen Soldaten das deutsche Lied vom treuen Husaren vorsingt.

Der Film entstand in den Münchner Filmstudios (Geiselgasteig) und im Neuen Schloss in Schleißheim bei München. Kubrick hatte große Probleme, den Film zu finanzieren. Sein Hauptdarsteller Kirk Douglas beschloss daraufhin, sich an den Produktionskosten zu beteiligen. Er verzichtete auf seine Gage und erhielt dafür Anteile an den Einnahmen. Der Film war zwar kein besonderer kommerzieller Erfolg, ging jedoch als einer der besten Antikriegsfilme in die Filmgeschichte ein. Kirk Douglas spielte eine seiner besten Rollen. Douglas holte Stanley Kubrick dann auch als Regisseur zu seinem nächsten Filmprojekt Spartacus (1960).

Deutsche Fassung

Die deutsche Synchronfassung entstand 1957 bei Ultra Film Berlin.[2]

Schauspieler Synchronsprecher
Kirk Douglas Gert Günther Hoffmann
Ralph Meeker Horst Niendorf
Adolphe Menjou Siegfried Schürenberg
George Macready Erich Fiedler
Wayne Morris Werner Peters
Richard Anderson Axel Monjé
Joe Turkel Gerd Martienzen
Jerry Hausner Klaus Miedel
Peter Capell Curt Ackermann
Bert Freed Heinz Rabe
Timothy Carey Arnold Marquis
John Stein Paul Wagner

Kritiken

„Drei Jahre vor „Spartacus“ realisierte Kubrick (...) diese schonungslose Anklage gegen das Verbrechen des Krieges und die Ruhmsucht der Militärs. Der mit einem Budget von nur 900.000 Dollar in Deutschland gedrehte Film gilt als einer der besten Antikriegsfilme überhaupt. Realistisch, zeitlos, erschütternd glaubhaft; eine erstaunliche Leistung für den damaligen Neuling im Regiefach.“

Lexikon des internationalen Films[3]

„Hollywoods genauester Anti-Kriegsfilm.“

Süddeutsche Zeitung

„Kubrick (...) geißelt den sinnlosen Krieg als Grabenkampf von Geisteskranken, die am Leben vorbeileben. Seine genaue Psychostudie zeigt das niederschmetternde Fazit militärischen Denkens. (Wertung: 3½ von 4 möglichen Sternen – außergewöhnlich)“

Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz: Lexikon „Filme im Fernsehen“[4]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel über die Affaire des caporaux de Souain (franz.)
  2. http://www.synchrondatenbank.de/movie.php?id=12167
  3. http://www.filmevona-z.de/filmsuche.cfm?wert=20613&sucheNach=titel
  4. Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz: Lexikon „Filme im Fernsehen“. Rasch und Röhring, Hamburg 1990, S. 906, ISBN 3-89136-392-3

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