Low-Budget-Film

Low-Budget-Film

Ein Low-Budget-Film [loʊ ˌbʌdʒɪt] (deutsch Film mit geringen Produktionskosten) ist eine Filmproduktion, die nur über ein geringes Budget verfügt und meist außerhalb des etablierten Studiosystems produziert wird. Der Low-Budget-Film wurde im klassischen Hollywood meist im Double Feature als B-Film mit aufwendigen Großproduktionen (A-Film) gezeigt. Ab den späten 1940er Jahren spezialisierten sich unabhängige Firmen wie American International Pictures (AIP) auf die Produktion von Low-Budget-Filmen. Um Kosten zu sparen, wurden oft gebrauchte Kulissen verwendet und ein enger Zeitraum für die Dreharbeiten gewählt.[1] Durch die Verwendung von wenigen Produktionsmitteln lassen sich auch die Filmgattungen des Avantgarde-, Independent- und Exploitationfilms dem Low-Budget-Prinzip zuordnen. Die US-amerikanische Screen Actors Guild (SAG) hat 1996 auf Grundlage von Budgetstatistiken eine Klassifizierung für Low-Budget-Produktionen erstellt, um Richtlinien für die Entlohnung von Schauspielern abzuleiten. Die Budgetspanne der fünf erstellten Kategorien reicht von unter 75.000 (Experimental Film Agreement) bis zu zwei Millionen US-Dollar.[2] Im Gegensatz zum No-Budget-Film ist ein Low-Budget-Film auf Profit ausgerichtet.[3][4]

Definition und Entwicklung

Unabhängig von den industriell gefertigten Low-Budget-Filmen aus Hollywood ist die Low-Budget-Ästhetik auch Gegenstand des Avantgarde-, Experimental- und Undergroundfilms. Der geringe Produktionsaufwand und das Drehen in sich ergebenen Umständen lässt kleine persönliche Filme entstehen, die mitunter nicht den Sehgewohnheiten entsprechen. Das New American Cinema und die Nouvelle Vague ließen den Begriff Low Budget zum Inbegriff für künstlerisches Kino fernab des Mainstreams avancieren. Low Budget steht zudem für die Filme des Exploitationskinos, die das Prinzip der günstig produzierten Wiederholung und der Übersteigerung kommerziell erfolgreicher Ideen verfolgen. Der Film Sweet Sweetback’s Baadasssss Song (1971) von Melvin Van Peebles war zum einen Initialzündung für das Genre der Blaxploitation, zum anderen ein Vertreter des New Black Cinemas. Sowohl der künstlerische, als auch der kommerzielle Low-Budget-Film fanden in den 1970er und 1980er Jahren Eingang in den allgemeinen Begriff des Independentfilms.[1]

In den 1980er und 1990er Jahren etablierten sich Regisseure des Independent-Films wie Kevin Smith (Clerks, 1994) und Jim Jarmusch (Dauernd Ferien, 1982; Stranger than Paradise, 1984) durch Erfolge auf Low-Budget-Filmfestivals. Ihre ersten Regieprojekte waren nicht nur wegweisend für den Low-Budget-Film, sondern waren auch ein Abbild eigener Popwelten, die realistischer erschienen als die bemühten Klischees der Großproduktionen.[1] In den 1990er Jahren jedoch fiel der Low-Budget-Film hinter dem Mainstream zurück, der sich immer mehr ausdifferenzierte. Es waren kleine Filme, die dennoch Aufsehen erregten. Zum Beispiel El Mariachi (1992), der mit einem Budget von 7.000 US-Dollar[5] das Sundance Film Festival gewann oder die russische Produktion Der Bruder (1997), die nur 10.000 US-Dollar kostete und beim Chicago International Film Festival ausgezeichnet wurde. Der überraschende Erfolg von Blair Witch Project (1999) ließ den Low-Budget-Film schließlich zum Massenphänomen werden. Der mit einem Budget von anfangs 22.000 US-Dollar[6] unabhängig produzierte Horrorfilm wurde mit verwackelten, pseudodokumentarischen Einstellungen und durch effizientes Internet-Marketing zum Event Movie[1] und erzielte einen Gewinn von über 248 Millionen US-Dollar.[7]

Die Renaissance des Low-Budget-Films wurde ermöglicht durch die von Lars von Trier und Thomas Vinterberg initiierte Dogma-Bewegung in Dänemark, deren Filme in zahlreichen Festivals Einzug erhielten. Digitalkameras erlaubten kostengünstiges Produzieren und das Engagement von bekannten Schauspielern wie Jean-Marc Barr oder Asia Argento. Dogma-Mitbegründer Søren Kragh-Jacobsen (Mifunes sidste sang, 1998) verglich die filmische Enthaltsamkeit des Manifests mit der Renaissance von Unplugged-Songs. Diese Analogie zwischen Dogma 95 und den Akustikkonzerten des Musiksenders MTV beschreibt auch die sich auflösenden Grenzen zwischen Low Budget und Mainstream.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Andreas Rauscher: Low Budget. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Sachlexikon des Films. 2. Auflage. Reclam, August 2006, ISBN 978-3-15-010625-9, S. 407f.
  2. Ludger Kaczmarek: Low-Budget-Produktion. In: Lexikon der Filmbegriffe, Hrsg. von Hans. J. Wulff und Theo Bender
  3. Robinson, A (2003), Satyajit Ray: The Inner Eye: The Biography of a Master Film-Maker, I. B. Tauris, S. 77, ISBN 1860649653
  4. Tom Ang: Digitales Video. Ausrüstung, Techniken, Projekte, Nachbearbeitung. Dorling Kindersley, 2005, ISBN 3831007659.
  5. Peter Broderick: The Filmmaker Articles. Filmmaker Magazine, Winter 1992. (englisch)
  6. Das Budget stieg später durch Nachbearbeitungen auf 500.000 bis 750.000 US-Dollar; vgl. 'The Blair Witch Project' 10 years later, Entertainment Weekly, 9. Juli 2009.
  7. The Blair Witch Project in Box Office Mojo. Abgerufen am 13. Februar 2010.

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