Curt Geyer

Curt Geyer
Dr. Curt Geyer
USPD Parteivorstand am 5. Dez. 1919. Curt Geyer ganz hinten in der Mitte vor der Tür.

Curt Theodor Geyer (* 19. November 1891 in Leipzig; † 24. Juni 1967 in Lugano), auch Kurt Geyer, Pseudonym Max Klinger war ein sozialistischer Politiker, Journalist und Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des sozialdemokratischen Politikers Friedrich Geyer absolvierte die Oberrealschule und wurde nach einem Studium der Geschichte und Nationalökonomie an der Universität Frankfurt 1914 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1911 Mitglied der SPD, arbeitete er seit 1914 bei verschiedenen sozialdemokratischen Tageszeitungen, so als Redakteur bei der Fränkischen Tagespost in Nürnberg und dem Fränkischen Volksfreund in Würzburg. Wie sein Vater lehnte er die Burgfriedenspolitik der SPD-Führung ab und schloss sich 1917 der neu gegründeten USPD an. Im gleichen Jahr begann er als Redakteur bei der Leipziger Volkszeitung zu arbeiten und heiratete Anna Elbert.

Während der Novemberrevolution war Geyer Mitglied und ab Februar 1919 Vorsitzender des Leipziger Arbeiterrates, welchen er auf dem Reichsrätekongress in Berlin vertrat, zudem wurde er als deren jüngstes Mitglied in die Weimarer Nationalversammlung und 1920 in den Reichstag gewählt. Als Anhänger des linken Parteiflügels wurde er 1920 Chefredakteur der Hamburger Volkszeitung und nach Spaltung der USPD Mitglied des Vorstandes des linken Flügels, welcher sich Ende 1920 mit der VKPD zur KPD zusammenschloss, deren Vorstand er bis Mai 1921 ebenfalls angehörte. Im Frühjahr 1921 gehörte er im Rahmen der Auseinandersetzung um die Märzaktion zu den Anhängern der Vorsitzenden Paul Levi und Ernst Däumig und wurde daher im August 1921 aus der Partei ausgeschlossen. Geyer schloss sich nun der Kommunistischen Arbeitsgemeinschaft (KAG) an und schloss sich mit deren großer Mehrheit im Frühjahr 1922 der USPD an, mit wiederum der Mehrheit dieser ging er Ende 1922 in die SPD zurück.

In den Folgejahren war Geyer als Schriftsteller und Journalist tätig und gehörte von 1924 bis 1933 der Redaktion des SPD-Zentralorgans Vorwärts an. Nach der Machtübernahme durch die NSDAP floh Geyer nach Prag, wo er der Redaktion des Organ der Sopade Neuer Vorwärts angehörte. Innerhalb der Exil-Sozialdemokratie gehörte Geyer zusammen mit dem Chefredakteur des Neuen Vorwärts, Friedrich Stampfer, zu den Gegnern einer Zusammenarbeit mit der KPD. 1937 siedelte er nach Frankreich über, wo er 1938 die Leitung des Neuen Vorwärts übernahm. 1941 floh er, nachdem er von Marseille aus die Flucht deutscher Emigranten mitorganisiert hatte, über Portugal nach Großbritannien. Hier verließ er die SPD und schloss sich der Gruppe Fight for Freedom an. Er stand in dieser Zeit dem Gedankengut von Vansittarts nahe und ging davon aus, dass es in Deutschland keinen nennenswerten Widerstand gegen den Nationalsozialismus mehr gäbe. Geyer, der während des Krieges auch als Berater des britischen Außenministeriums tätig war, nahm die britische Staatsbürgerschaft an und arbeitete ab 1945 als Korrespondent verschiedener westdeutscher Zeitungen in London. Geyer starb 1967 während eines Kuraufenthaltes im schweizerischen Lugano.

Werke

  • Politische Parteien und öffentliche Meinung in Sachsen von der Märzrevolution bis zum Ausbruch des Maiaufstands 1848–1849. Leipzig 1914 (Dissertation)
  • Sozialismus und Rätesystem. Leipzig 1919
  • Für die 3. Internationale. Die USPD am Scheidewege. Berlin 1920 (gemeinsam mit Ernst Däumig)
  • Der Radikalismus in der deutschen Arbeiterbewegung. Ein soziologischer Versuch. Jena 1923
  • Drei Verderber Deutschlands. Ein Beitrag zur Geschichte Deutschlands und der Reparationsfrage von 1920–1924. Berlin 1924
  • Führer und Masse in der Demokratie. Berlin 1926
  • Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten [vom 18. Febr. 1927]. Berlin 1927 (gemeinsam mit Julius Moses)
  • Volk in Ketten. Karlsbad 1934 (unter dem Pseudonym Max Klinger)
  • Die Partei der Freiheit. Paris 1939
  • Gollancz in German wonderland. London 1942 (gemeinsam mit Walter Loeb)
  • Hitler's new Order - Kaiser's old order. London 1942
  • Macht und Masse. Von Bismarck zu Hitler. Hannover 1948
  • Die revolutionäre Illusion. Zur Geschichte des linken Flügels der USPD. Stuttgart 1976, ISBN 3-421-01768-9

Literatur

  • H. Naumann: Geyer, Curt Theodor. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 155 f.
  • Kurzbiographie in: Hermann Weber und Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten: biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Dietz, Berlin 2004, S. 243f Online
  • Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1. 

Weblinks


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