Oberrealschule

Oberrealschule

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Deutschland

Die Ausbildungsziele der Oberrealschulen gehen auf Vorstellungen des preußischen Staatsrats Christian Peter Wilhelm Beuth zurück. Die Oberrealschule war eine in Preußen seit 1882 genehmigte lateinlose neunjährige Schule, mit deren Reifezeugnis man ebenso studieren konnte wie mit dem des Realgymnasiums mit grundständigem Latein.

Die Absolventen der preußischen Oberrealschulen durften Mathematik, Naturwissenschaften und neue Sprachen für das höhere Lehramt an Realschulen studieren. Daneben berechtigte das Reifezeugnis einer Oberrealschule zum Studium aller naturwissenschaftlichen und technischen Fächer, nach der Juni-Konferenz 1900 entfiel diese Studienfachbeschränkung (außer für Theologie).

Dieser Schultyp wurde ursprünglich zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Preußen als sechsklassige Gewerbe- oder Gelehrtenschule gegründet, 1877 umbenannt in Realschule und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur neunklassigen Oberrealschule erweitert. Inklusive der vier Jahre Grundschul-Zeit[1] ergab sich damit eine Gesamtschulzeit von 13 Jahren bis zum Abitur.

Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde von Reichsbildungsminister Bernhard Rust per Erlass vom 30. November 1936[2] die Schulzeit von 13 auf 12 Jahre verkürzt:

"Die Durchführung des Vierjahresplanes sowie der Nachwuchsbedarf der Wehrmacht und akademischer Berufe erfordern es, die Verkürzung der Schulzeit für höhere Schüler von bisher 13 auf 12 Jahre bereits von Ostern 1937 ab durchzuführen."

Die Unterprimaner (12. Klasse) legten daher bereits März 1937 ihre Reifeprüfung ab, die Oberprimaner (13. Klasse) verließen dafür ohne schriftliche Prüfung 1937 die höhere Schule. An Mädchenschulen wurde ab Ostern 1940 ebenfalls das "Notabitur" nach der 12. Klasse eingeführt. Ab 1937 wurden alle Oberrealschulen reichseinheitlich als "Oberschulen" bezeichnet.

Nach Kriegsende 1945 kehrten alle höheren Schulen baldmöglichst wieder zur ursprünglichen Abiturregelung zurück.(Anm.: Der umgangssprachlich für die Zeit des 2. Weltkriegs verwendete Begriff "Notabitur" meint also eine schriftliche Abiturprüfung nach der 12. Klasse mit verkürzten Lerninhalten.)

Aufgrund des Hamburger Abkommens mussten alle deutschen Oberrealschulen bis 1965 in "Gymnasien" umbenannt werden.[3] Während sich die ursprüngliche Oberrealschule auf die mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildung konzentrierte, integrierte sie ab 1965 auch zunehmend neusprachliche Ausbildungswege im Gymnasium.

Historische Beispiele und Schulchroniken

1820 Höhere Bürgerschule Würzburg[4]
1833 Königliche Kreis-, Landwirtschafts- und Gewerbeschule zu Würzburg
1877 Königliche Kreis-Realschule
1907 Beginn der Erweiterung zur Königlichen Kreis-Oberrealschule (bis 1910)
1965 Umbenennung Röntgen-Gymnasium Würzburg


1833 Königliche Landwirtschafts- und Gewerbeschule zu Fürth[5]
1877 Königliche Realschule mit Handelsabteilung
1920 Oberrealschule nach Erweiterung der sechsklassigen Realschule
1965 Umbenennung Hardenberg-Gymnasium Fürth


1833 Königliche Landwirtschafts- und Gewerbschule zu Aschaffenburg[6]
1877 Königliche Realschule zu Aschaffenburg
1923 Oberrealschule Aschaffenburg
1965 Umbenennung Friedrich-Dessauer-Gymnasium Aschaffenburg


1817 die sog. „Hauptschule“ als höhere Schule in Bremen[7]
1877 6-klassige Realschule (und/oder 9-klassiges Realgymnasium)
1893 Beginn der Umwandlung zur „Oberrealschule in der Dechanatstraße“ (bis 1905)
1958 Umbenennung Gymnasium an der Parsevalstraße


1849 Andreaneum in Hildesheim[8]
1868 Erweiterung der 6-klassigen Realschule zur "Realschule 1. Ordnung"
1886 Realschule mit 9-klassigem Realgymnasium
1926 Beginn der Umwandlung zur „Staatl. Andreas-Oberrealschule“ (bis 1929)
1965 Umbenennung Scharnhorst-Gymnasium Hildesheim


1937 Mädchen-Lyzeum Würzburg[9]
1940 8-klassige "Städt. Oberschule für Mädchen", ab 1941 „Mozart-Schule“
1951 "Mädchenrealgymnasium mit Oberrealschule und Realschule"
1966 Umbenennung Mozart-Gymnasium Würzburg

Früher übliche Jahrgangsstufen

    • Unterstufe
      • Sexta entspricht der 5. Klasse (siehe auch Sextaner)
      • Quinta entspricht der 6. Klasse
      • Quarta entspricht der 7. Klasse
    • Mittelstufe
      • Untertertia entspricht der 8. Klasse
      • Obertertia entspricht der 9. Klasse
      • Untersekunda entspricht der 10. Klasse
    • Oberstufe heute Sekundarstufe II
      • Obersekunda entspricht der 11. Klasse
      • Unterprima entspricht der 12. Klasse
      • Oberprima entspricht der 13. Klasse

Österreich

Die Oberrealschule war eine in Österreich mit Verordnung vom 2. März 1851 genehmigte lateinlose neunjährige Schule (davor Gewerbeschule), mit deren Reifezeugnis man ebenso studieren konnte wie mit dem des Realgymnasiums mit grundständigem Latein. Die Oberrealschulen in Österreich hatten die ursprüngliche Bestimmung, ihre Schüler ohne Benutzung der klassischen Sprachen unmittelbar für die technischen Hochschulen vorzubereiten.

Literatur

Einzelnachweise


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