Château-Voué

Château-Voué
Château-Voué
Wappen von Château-Voué
Château-Voué (Frankreich)
Château-Voué
Region Lothringen
Département Moselle
Arrondissement Château-Salins
Kanton Château-Salins
Gemeindeverband Communauté de communes du Saulnois.
Koordinaten 48° 51′ N, 6° 37′ O48.8508333333336.6236111111111250Koordinaten: 48° 51′ N, 6° 37′ O
Höhe 250 m (214–334 m)
Fläche 7,47 km²
Einwohner 115 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 15 Einw./km²
Postleitzahl 57170
INSEE-Code

Château-Voué (deutsch „Dür(r)kastel“) ist eine französische Gemeinde mit 115 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im Département Moselle in der Region Lothringen. Sie gehört zum Kommunalverband Communauté de communes du Saulnois.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Château-Voué auf einer Karte Lothringens aus dem Jahr 1700

Château-Voué liegt auf einer mittleren Höhe von 250 Metern im Saulnois, 87 Kilometer nordwestlich von Straßburg, 44 Kilometer südöstlich von Metz und 36 Kilometer nordöstlich von Nancy,[1] zwischen den Nachbargemeinden Obreck im Westen, Sotzeling im Nordosten und Wuisse im Osten. Der Weiler Dédeling gehört zur Gemeinde, er liegt nordwestlich, die Ruine der Burg von Château-Voué liegt westlich und der Teich von Wuisse liegt südöstlich des Ortskerns. Die Gemeinde liegt im Regionalen Naturpark Lothringen.

Geschichte

Das auf einem Bergrücken erbaute Dorf ist nach der Ruine einer Burg (frz. Château) benannt, die zu den ältesten Burganlagen in Lothringen zählt. Die Burgruine steht an einer alten Römerstraße und war schon in gallo-römischer Zeit (52 v. Chr. bis 486) ein Castellum.[2] In der Gründungsurkunde des Klosters Vergaville aus dem Jahr 966 wird die Schenkung von Ländereien und einer Kirche Saint-Martin in Castellum (Château-Voué) an das neugegründete Kloster erwähnt.[3] Die Schenkenden und zwei ihrer Familienmitglieder werden namentlich erwähnt: Hincmar, Sigeric, seine Frau Berthe und ihr Sohn Thierry. 1251 schenkte ein Pierre, Voué de Metz, dem Kloster weitere Ländereien in Castris (Château-Voué). Eine Vouerie oder Haute Vouerie entsprach in Lothringen einer Seigneurie.[4] In jener Urkunde von 966 wird ebenfalls erwähnt, dass Château-Voué zur Grafschaft Destrich gehörte, die ihren Sitz in Destry hatte. Die Pfarrei von Château-Voué unterstand dem Erzpriester von Haboudange, der wiederum dem Bistum Metz unterstand.[5]

Im 14. Jahrhundert war die Seigneurie Château-Voué im Besitz der Familie Morsperch de Torcheville. 1325 wurde die Ortschaft als Chastel Le Wouweit in einer Urkunde bezüglich des Kriegs der vier Herren (1324-1326) erwähnt. Die Seigneurs Rodolphe und Renault von Château-Voué unterstützten die Stadt Metz in jenem Krieg. 1333 verzichteten Guillaume de Torcheville und der Bischof von Metz zugunsten des Herzogs von Lothringen auf ihre Rechte bezüglich Chaisteil vowey beziehungsweise Chastel Voiley (Château-Voué). Im weiteren Verlauf des 14. Jahrhunderts taucht die Familie Guermange als Seigneurs der Ortschaft auf. Die Guermanges waren Vasallen der Morsperch de Torcheville.[6]

Durch Heirat fiel ein Teil der Seigneurie der Morsperch de Torcheville 1404 an Jean de Pfaffenhofen, dem Spross einer elsässischen Adelsfamilie. Schon 1415 verkaufte Jean seinen Teil (fünf Achtel) der Burg an Henri Hase von Dievelich.[7] Ab 1445 taucht Damian von Helmstatt in den Urkunden auf, der Schwiegersohn von Henri Hase von Dievelich. Damals besaß Henri Hase immer noch nur fünf Achtel der Burg. Henri Hase verstarb um 1460. Seine Tochter war vor ihm gestorben, sie war zweimal verheiratet gewesen und hinterließ fünf Kinder. Ihr zweiter Ehemann war Henri von Rathsamshausen. Ihre drei Söhne bekamen 1461 einen Anteil an der Burg.[8]

Der deutsche Name „Dürrkastel“ ist erstmals 1474 belegt. Der Name Durnkasteln wurde allerdings schon 1281 erwähnt und 1406 die Bezeichnung Aridumcastrum. Aridus ist das lateinische Wort für „dürr“.[9] Durn oder Durnum bedeutete in gallischer Sprache „Schnabel“, „Vorsprung“, „extreme Position“ und wurde in Ortsnamen wie Durnovaria verwendet.[10] Durnkasteln würde demnach „Burg auf einem Vorsprung“ bedeuten.

Während der Burgunderkriege (1474-1477) belagerten die Truppen von Karl dem Kühnen 1475 die Burg, und steckten sie in Brand.[11]

Die Familie von Helmstatt war ein Zweig der Göler von Ravensburg aus dem Kraichgau.[12] Sie hatte hier über sieben Generationen den Sitz einer Nebenlinie, die von den Bischöfen in Metz weitere Lehen unter anderem in Hingsingen und Sarralbe erhielt, Besitz und Rechte in Saarbrücken und in diversen Dörfern hatte, jedoch bis 1590 unter Johann III. von Helmstatt zu Dürrkastel († 1594) verarmte. 1599 ging der Besitz an Guillaume von Hunolstein über.

Das Gehöft Bérange liegt südlich des Ortskerns. 1206 war Bérange eine Ortschaft, die als Villa de Berange im Kopialbuch der Abtei von Salival, die heute auf dem Gemeindegebiet von Moyenvic liegt, erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der Weiler wurde im 18. Jahrhundert aufgrund von Haute Justice, einer Form feudalen Rechts, zerstört.[5]

1793 erhielt Château-Voué als Chateau Voué im Zuge der Französischen Revolution den Status einer Gemeinde und 1801 unter dem heutigen Namen das Recht auf kommunale Selbstverwaltung. Es gehörte von 1801 bis 1871 zum früheren Departement Meurthe, das 1871 in Meurthe-et-Moselle umbenannt wurde. 1871 wurde die Gemeinde wegen Gebietsveränderungen durch den Verlauf des Deutsch-Französischen Kriegs (1870-1871) in das neu geschaffene Reichsland Elsaß-Lothringen des Deutschen Reiches eingegliedert. Das Reichsland Elsaß-Lothringen bestand bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und wurde danach aufgelöst. Château-Voué lag in jener Zeit im Département Moselle, diese Änderung wurde auch 1918 beibehalten, als Moselle wieder Frankreich zugesprochen wurde.

1981 wurde die Ortschaft Dédeling eingemeindet.[13] Dédeling hatte als französischsprachige Ortschaft zu den 247 letzten Gemeinden gehört, deren Name im Ersten Weltkrieg am 2. September 1915 eingedeutscht wurde. Der Name wurde zu „Dedlingen“ geändert und war bis 1918 offizieller Ortsname.[14]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007
Einwohner 126 121 107 93 76 98 113

Wappen

Das Wappen der Gemeinde ist golden und zeigt einen blauen Mantel des Schutzpatrons Martin von Tours. Ein heraldischer Mantel ist das Gegenteil einer heraldischen Spitze. In der Mitte ist ein roter Donjon dargestellt, zur Erinnerung an die Burg von Château-Voué, dadurch ist es ein redendes Wappen.[15]

Sehenswürdigkeiten

Das Gelände und die Ruine der Burg von Château-Voué wurde 1991 als in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques (historische Denkmale) eingetragen. Das Gelände befindet sich in Privatbesitz.[16]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Château-Voué, Actuacity.com (französisch)
  2. L. Jean S.1
  3. L. Jean S.3
  4. L. Jean S.5f
  5. a b Henri Lepage: Dictionnaire topographique du département de la Meurthe. In: Société d'archéologie lorraine et du Musée historique lorrain (Hrsg.): Dictionnaire topographique de la France. 6 Auflage. 14, Nr. 18, Imprimerie impériale, Paris 1862, S. 15+30+41+63 (in Google Books, abgerufen am 4. April 2010).(französisch)
  6. L. Jean S.8-13
  7. L. Jean S.15-17
  8. L. Jean S.19f
  9. L. Jean S.23f
  10. Baron Dominique François Louis Roget de Belloguet, Louis-Ferdinand-Alfred Maury, Henri Gaidoz: Ethnogénie gauloise. Mémoires critiques sur l'origine et la parenté des Cimmériens, des Cimbres, des Ombres, des Belges, des Ligures, et des anciens Celtes. 1, B. Duprat, Paris 1864, S. 349 (in Google Books, abgerufen am 3. April 2010). (französisch)
  11. L. Jean S.201
  12. L. Jean S.21
  13. Des villages de Cassini aux communes d’aujourd’hui (französisch)
  14. Les 247 dernières communes à noms français, débaptisées seulement le 2 septembre 1915 (französisch)
  15. Union des Cercles Génealogiques Lorrains (französisch)
  16. Maison-forte, Château-Voué, Base Mérimée (französisch)

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