Wilhelm Wiebens

Wilhelm Wiebens

Wilhelm Wiebens (* 17. März 1906 in Rüstringen/Oldenburg; † 22. Januar 1990) war ein deutscher SS-Obersturmbannführer, der als Kommandeur des Einsatzkommandos 9 am Mord an den Juden in der besetzten Sowjetunion beteiligt war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm Wiebens wurde in Rüstringen geboren, das heute zu Wilhelmshaven gehört. Er trat sowohl der NSDAP als auch der SS bei (NSDAP-Mitglieds-Nr.: 546 524, SS-Mitglieds-Nr.: 16 617).[1] 1939 wurde er zum Obersturmbannführer befördert.[2] Wiebens war im RSHA tätig. Ab Februar 1942 leitete er als Nachfolger von Oswald Schäfer das Einsatzkommando 9, das beim Überfall auf die Sowjetunion Teil der Einsatzgruppe B war. Das Einsatzkommando verübte 1941/42 Massenmorde an Juden und Politkommissaren im Gefolge der Heeresgruppe Mitte. Im Januar 1943 gab Wiebens das Kommando an Friedrich Buchardt ab.

Nach Kriegsende wurde Wiebens in der britischen Zone festgenommen und wegen Mordes an zwei britischen Piloten verurteilt. 1955 wurde er wegen guter Führung entlassen.[3] In den 1960er Jahren arbeitete er als Industriekaufmann.[4] 1966 stand er erneut vor Gericht. Das West-Berliner Schwurgericht verurteilte Wiebens wegen gemeinschaftlich begangenem Mord in zwei Fällen zu lebenslänglichem Zuchthaus. Mitangeklagt waren Wiebens Vorgänger Filbert und weitere Offiziere des Einsatzkommandos 9.[5] Im ersten der beiden angeklagten Fälle ging es um den Mord an zwanzig Roma. Wiebens hatte Ende März/Anfang April 1942 einen Bericht erhalten, wonach bei Witebsk eine Anzahl „feindlicher Elemente“ unterwegs seien. Er stellte unverzüglich ein Hinrichtungskommando zusammen und befahl die Erschießung der ganzen Gruppe. Wie das Gericht feststellte, geschah dies auf eigene Initiative, denn die Befehle von Himmler und Heydrich ließen erheblichen Spielraum, wie mit „Zigeunern“ zu verfahren sei. Eine ältere Frau flehte ihn an, sie doch zu verschonen. Wiebens lehnte ab, und bemerkte dabei: Es ist besser, einen Unschuldigen zu viel zu erschießen, als einen Schuldigen laufen zu lassen. Sein Kommando erschoss auch die alte Frau.[6]

Literatur

  • Helmut Langerbein: Hitler’s death squads: the logic of mass murder. Texas A&M University Press, College Station 2003, ISBN 1-58544-285-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Numery członków SS od 16 000 do 16 999. (dt.: SS-Mitgliedsnummern von 16.000 bis 16.999) Quelle: Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP (SS-Obersturmbannführer und SS-Sturmbannführer), Stand vom 1. Oktober 1944. SS-Personalhauptamt, Berlin 1944.
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 675.
  3. Helmut Langerbein: Hitler’s death squads. College Station 2003, S. 62.
  4. Schnaps nach dem Mord. In: Die Zeit, Nr. 20/1966.
  5. Kerstin Freudiger: Die juristische Aufarbeitung von NS-Verbrechen. Mohr-Siebeck, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147687-5, S. 71. (Aktenzeichen des Prozesses: LG Berlin Ks 1/65)
  6. Donald Kenrick (Hrsg.): The Gypsies during the Second World War. University of Hertfordshire Press, Hatfield 1997, ISBN 1-902806-49-2, S. 160–161.

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