Christian Reuter (Pädagoge)

Christian Reuter (Pädagoge)
Dr. Christian Reuter (Gemälde von Linde-Walther)
Das neue Turnhaus des Katharineums zu Lübeck
Trauerfeier in der Marienkirche am 20. Januar 1915

Christian Reuter (vollständig: Hans Christian Wilhelm Reuter; * 3. Dezember 1863 in Kiel; † 13. Januar 1915 (gefallen) in Chauny bei Soissons) war ein deutscher Historiker und Pädagoge.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Des Direktoren Wohnsitz

Reuter stammt aus einer ursprünglich in Altona, später in Apenrade ansässigen weitverzweigten Familie. Sein Vater Rudolph Reuter (* 1834 in Apenrade, † 1871 in Kiel) war Schiffbaumeister und Inhaber einer Werft in Kiel; Christian Theodor Reuter war sein Onkel.

Nach dem Abitur auf der Kieler Gelehrtenschule studierte er Geschichte und Klassische Philologie, vor allem in Kiel, wo er Mitglied der Burschenschaft der Krusenrotter war, aber auch in Leipzig und Straßburg. Seine Zeit als Hilfslehrer (dem heutigen Referendariat vergleichbar) verbrachte er am Matthias-Claudius-Gymnasium in Wandsbek. 1892 erwarb er zusätzlich die Turnlehrberechtigung an der Kgl. Central-Turnanstalt in Berlin. Im selben Jahr wurde er in Kiel zum Dr. phil promoviert. Nach weiteren Stationen am Gymnasium in Stralsund (1892–1899), wo er ab 1896 auch als nebenamtlicher Stadtarchivar wirkte, und an der Stadtschule Pasewalk wurde er 1901 Direktor des Königlichen Gymnasiums in Demmin.

1904 wurde er als Nachfolger Julius Schubrings zum Direktor des Katharineums zu Lübeck berufen und wohnte gegenüber in der Königstraße Nr. 34 Der Lübecker Senat beschloss am 1. April 1904 die Beförderung des Oberlehrers zum Professor die exakt ein Jahr später vollzogen wurde.[1] Der junge Direktor mit dem Siegfriedlachen an Stelle des alternden Wotan[2] führte eine Reihe von Lehrplanreformen durch. Der Zeichenunterricht wurde neu eingeführt, ebenso Schülerübungen in Chemie und Physik. Reuter gelang es, das Gymnasium, das infolge der vorübergehenden Abtrennung des Realgymnasiums (Gründung des Johanneum zu Lübeck) viele Schüler verloren hatte, wieder zu stabilisieren und sogar wachsen zu lassen.

Schon gleich nach seinem Amtsantritt ließ er durch einen Beschluss der Oberschulbehörde die traditionellen farbentragenden Schülerverbindungen aufheben. An ihre Stelle traten sportliche Vereinigungen wie die im gleichen Jahr gegründete Ruderriege, eine 1907 entstandene Gruppe des Wandervogel und die Förderung der Pfadfinderarbeit. Ab 1911 führte Reuter Weimarfahrten zu den Festspielen des deutschen Schillerbundes durch. Die größte bauliche Veränderung seiner Amtszeit war der Bau der Turnhalle im Heimatschutzstil 1910.

Reuter war Mitglied der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit und von 1913 bis zu seinem Kriegstod 1915 ihr Direktor. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich der Hauptmann der Reserve freiwillig zum Fronteinsatz bei seinem 85er Regiment und fiel bei dem Sturmangriff auf Soissons.[3] Um ihn als einen der ersten und gesellschaftlich Angesehensten unter den Lübecker Kriegstoten zu ehren - Sein Tod war ein schwerer Verlust für Staat, Regiment und Familie.[4] -, wurde sein Leichnam nach Lübeck überführt und mit einem Gottesdienst in der überfüllten Marienkirche geehrt.

Unter dem Trauergeleit der heimischen 162er an der Spitze wurde er von der Kirche vorbei an seinem Katharineum zum Burgtorfriedhof, nicht auf den zu jener Zeit jüngst - seit Januar - entstehenden an ihn anschließenden Ehrenfriedhof, gebracht. Dort wurde er beigesetzt.

Es war eine Feierliche Beisetzung, wie sie die Stadt, so ein zeitgenössischer Bericht, seit Geibels Zeit nicht erlebt hatte.[5]

Obwohl seine Bedeutung für Lübeck es nahelegen, wurde erhielt er kein Ehrengrab und wer heute auf dem Friedhof nach seinem oder dem Grab seines Sohnes sucht, wird dies erfolglos machen, da beide Gräber schon vor langer Zeit aufgelöst wurden.

Sein Sohn, er unterbrach einst sein Jurastudium und eilte mit seinem Vater zu dessen Regiment, fiel kurze Zeit später.

Trauerzug auf dem Wege zur Beisetzung vor dem Katharineum

Schriften

  • Das älteste Kieler Rentebuch (1300–1487). 1892/1993.
  • Das zweite Stralsundische Stadtbuch (1310–1342). 1896.
  • Das Kieler Erbebuch (1511–1604). Im Auftrag der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte bearbeitet und herausgegeben von Christian Reuter. Eckardt, Kiel 1897.

Literatur

  • Die Direktoren Breier, Schubring und Reuter. Abdruck aus den Schulprogrammen 1881, 1915, 1916 und den Vaterstädtischen Blättern 1915, Nr. 7. In: Festschrift zur Vierhundertjahrfeier des Katharineums zu Lübeck 1531–1931. Lübeck 1931, S. 52–64 (Foto Reuters auf S. 61).
  • Richard Carstensen: (Hans) Christian (Wilhelm) Reuter. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon. Band 3. 1974, S. 222–223.
  • Johannes Kretzschmar: Christian Reuter. In: ZLG. 17, 1915, S. 1–5 (mit Schriftenverzeichnis).
  • Rolf Saltzwedel: Zum 50. Todestag Christian Reuters. In: Lübeckische Blätter. 125, 1965, S. 27f.
  • Johannes Warncke: Prof. Dr. Christian Reuter. In: Die Heimat. 26, 1916, S. 13–14 (mit Porträt).
  • Oskar Beltz: Das Infanterie-Regiment Herzog von Holstein (Holst.) Nr. 85 im Weltkriege; 1921 Heide, Druck: Heider Anzeiger, Gmbh, Heide i. Holst., 190 Seiten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lübeckische Blätter; unter Lokales, 1904 + 1905
  2. Die Direktoren... (Lit.), S. 60.
  3. Ritter, Holger: Geschichte des Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Regiments Nr. 163; Leuchtfeuer Verlag, Hamburg 1926, Seite 57-60, Band 184 des preuß. Anteils der Erinnerungsblätter
  4. Oskar Beltz: Das Infanterie-Regiment Herzog von Holstein (Holst.) Nr. 85 im Weltkriege-, S. 33
  5. Zitat nach Carstensen (Lit.) S. 223; Siehe auch


Vorgänger Amt Nachfolger
Julius Schubring Direktor des Katharineums zu Lübeck
1904–1915
Georg Rosenthal

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