SMS Leopard (Hilfskreuzer)

SMS Leopard (Hilfskreuzer)

SMS Leopard war ein deutscher Hilfskreuzer. Es handelte sich hierbei um den früheren britischen Dampfer Yarrowdale, der 1912 auf der Werft von W. Dobson & Co. in Newcastle upon Tyne gebaut worden war und von der Reederei R. Mackill & Co. in Glasgow bereedert wurde. Sie lief am 3. Mai 1912 vom Stapel. Seine Größe betrug 4652 BRT, seine Länge 124,7 m, die Breite 15,85 m, der Tiefgang 7,4 m. Die Yarrowdale wurde von dem Hilfskreuzer SMS Möve am 11. Dezember 1916 im Atlantik aufgebracht und am 31. Dezember 1916 mit einer Prisenbesatzung nach Swinemünde eingebracht. Auf der Kaiserlichen Werft in Kiel wurde die Yarrowdale zum Hilfskreuzer umgebaut und in SMS Leopard umbenannt. Als Hilfskreuzer trug die Leopard eine Bewaffnung von fünf 10,5-cm-Schnellfeuerkanonen, vier 8,8-cm-Schnellfeuerkanonen sowie zwei 50-cm-Torpedorohren.

Inhaltsverzeichnis

Auszug aus dem Operationsbefehl

In dem 1937 von Eberhard von Mantey bearbeiteten amtlichen Seekriegswerk zum Kreuzerkrieg, das von der Kriegswissenschaftlichen Abteilung der Marine herausgegeben wurde, ist im Auszug der Operationsbefehl für die Leopard abgedruckt, der zum Verständnis der Gesamtlage der damaligen Kreuzerkriegführung hier wiedergegeben wird. Von Laffert erhielt den Befehl am 27. Februar 1917:

1. Eigene Streitkräfte in außerheimischen Gewässern: Hilfskreuzer „Möve“ führt z. Z. Handelskrieg im südlichen Atlantischen Ozean und steht vermutlich Anfang März auf der Handelsstraße von Kapstadt nach den Kap Verdeschen Inseln.

Hilfskreuzer „Wolf“ hat vor Kapstadt und vor den wichtigsten Häfen in Vorder- und Hinterindien sowie auf den Verbindungsseewegen Minen gelegt.

Hilfskreuzer „Seeadler“ (Segelvollschiff) führt Handelskrieg auf dem Segelschiffswege im Südatlantischen Ozean und steht Mitte März vermutlich in dem Stillengürtel am Äquator.

U 155“ wird Anfang April zum Handelskrieg in den Atlantischen Ozean entsandt und voraussichtlich südlich der Kap Verdeschen Inseln angesetzt werden. - Von Mitte Mai ab werden in Abständen von zwei bis vier Wochen weitere U-Boote folgen.

2. Nachrichten vom Feind: Feindliche Seestreitkräfte sind auf der Verfolgung von „Möve“ im Südatlantischen Ozean zu vermuten. An der Ostküste von Südamerika sind dauernd feindliche Kreuzer und Hilfskreuzer gemeldet worden, ihre Hauptstützpunkte sind offenbar die Abrolhols-Inseln.

Wie die geschilderte Hilfskreuzertätigkeit erkennen läßt, muß zur Zeit bei Durchbruchsversuchen mit einer verschärften Bewachung der Gebiete nördlich Schottlands gerechnet werden. Als günstigste Durchbruchstelle erscheint die Nähe der Südküste Islands, da hier die besonders gefährdete Zone verhältnismäßig schmal ist, oder die Fahrt nördlich um Island herum, möglichst weit nach Norden ausholend.

3. Auslaufen: Nach eigenem Ermessen durch die Ostsee. Wenn starke feindliche Gegenwirkung festgestellt oder nach Beobachtung vermutet wird, wird anheimgestellt, die Unternehmung vorläufig abzubrechen und auf einen günstigen Zeitpunkt zu verschieben.

4. Aufgabe: Handelskrieg. Wahl des Tätigkeitsgebietes nach eigenem Ermessen. Hauptangriffsziel ist die feindliche Getreidezufuhr, die von Mitte März ab hauptsächlich auf den Wegen vom La Plata und vom Kap der Guten Hoffnung erfolgen wird.

Wenn der Handelskrieg keine Aussicht auf Erfolg mehr bietet, soll das Schiff aufgelegt werden. Zum Auflegen eignen sich am besten Festlandshäfen der großen südamerikanischen Republiken. - Besondere Sorgfalt ist anzuwenden, um zu verhindern, daß unseren Feinden bekannt wird, daß wir imstande sind, ihre geschlüsselten Nachrichten zu lesen.

Ausfahrt und Vernichtung durch britische Seestreitkräfte

Am 10. März 1917 verließ der Hilfskreuzer Kiel unter dem Kommando von Korvettenkapitän Hans von Laffert (geb. 21. Mai 1879). Noch am 7. März erging an ihn eine Warnung der so genannten E-Hauptstelle, die den britischen Funktelegrafieverkehr abhörte. Danach waren die britischen Bewachungslinien im fraglichen Durchbruchsgebiet durch die britische Blockade zwischen Schottland und Grönland in den letzten Tagen und Wochen erheblich verstärkt worden. Noch am Tag des Auslaufens, dem 10. März, wurde v. Laffert durch Funkspruch mitgeteilt:

In Anbetracht der größeren Schwierigkeiten nochmals dringend empfohlen, bei Aussichtslosigkeit den Durchbruch abzubrechen.

Daraufhin antwortete v. Laffert:

Habe Telegramm erhalten, es lebe S. M. der Kaiser.

Die Leopard wurde bereits am 16. März beim Versuch, die britische Blockadelinie zwischen Norwegen und Island zu durchbrechen, nordöstlich der Färöer-Inseln von dem britischen Panzerkreuzer HMS Achilles unter Captain F. M. Leake und dem Hilfskreuzer Dundee unter dem Kommandanten Selwyn M. Day der Royal Marine Reserve gestellt. Zu diesem Zeitpunkt trug die Leopard die Maske des norwegischen Dampfers Rena. Es kam zu einem schweren Gefecht, bei dem es auf deutscher Seite keine Überlebenden gab; die gesamte Besatzung in Stärke von 319 versank mit dem Schiff ebenso wie ein sechsköpfiges Prisenkommando der Dundee unter Führung von Leutnant zur See der Reserve F. H. Lawson, das vor dem Gefecht an Bord gegangen war, um die Leopard zu untersuchen.

Von dem Untergang des Schiffes erfuhr der deutsche Admiralstab erst durch eine Flaschenpost, die am 5. Juni 1917 im norwegischen Tromsö angetrieben wurde. Der Text lautete:

Wir stehen am 16. März 2 Uhr nachmittags zwischen Island und Norwegen. Gefecht 64° 50’ Nord, 1° Westlänge. Gefecht mit englischem Kreuzer. Kämpfen für Ruhm und Ehre Deutschlands. Einen letzten Gruß an unsere Angehörigen.

Das Dokument war mit den Unterschriften einiger Deckoffiziere der Leopard unterzeichnet. Trotz dieser Information erfuhr der Admiralstab während des Krieges keine weiteren Einzelheiten über das Schicksal des Hilfskreuzers, da die britische Presse den Vorfall geheim hielt und der deutsche Abhördienst auch aus dem britischen Funkverkehr vom 16./17. März 1917 keine Rückschlüsse über die Versenkung des Schiffs ziehen konnte. Erst gut zwei Jahre später, am 19. April 1919, veröffentlichte die Times unter der Überschrift Offizieller Bericht über die Vernichtung des Hilfskreuzers "Yarrowdale" die beiden Gefechtsberichte von H.M.S. Dundee und H.M.S. Achilles vom 17. März 1917. Aus diesen Berichten ging sowohl hervor, dass die Briten außer dem sechsköpfigen Prisenkommando der Dundee keinerlei Verluste erlitten hatten, obwohl das Gefecht mit der Leopard gut eine Stunde dauerte, als auch der Umstand, dass die beiden britischen Schiffe den Untergangsort sofort verlassen hatten, da sie U-Boote gesichtet hatten. Dadurch waren, so die Rückschlüsse des Admiralstabs, keine Rettungsversuche für eventuelle Überlebende der Leopard unternommen worden.

Die Leopard erlitt das gleiche Schicksal wie schon vor ihr der Hilfskreuzer SMS Greif, der am 29. Februar 1916 ebenfalls von Blockadekräften nordwestlich von Bergen vernichtet worden war. In diesem Fall war den Briten das Auslaufen des Schiffs bekannt geworden. Unklar ist, ob dies auch für den Fall der Leopard galt.

Literatur

  • Eintrag: Hilfskreuzer „Leopard“. In: Kapitän zur See a. D. Hugo von Waldeyer-Hartz: Der Kreuzerkrieg 1914–1918. Das Kreuzergeschwader. Emden, Königsberg, Karlsruhe. Die Hilfskreuzer. Oldenburg i. O. 1931, S. 207.
  • Leopard. In: Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, 7 Bände. Ratingen o. J. (1983), Bd. 6, S. 102.
  • Kapitel: S. M. Hilfskreuzer „Leopard“. In: Eberhard von Mantey: Die deutschen Hilfskreuzer. Berlin 1937, S. 223–236.

Weblinks


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