Nahverkehr in Gütersloh

Nahverkehr in Gütersloh

Der Nahverkehr in Gütersloh besteht aus zwei nahezu völlig voneinander getrennten Busnetzen für den Stadt- bzw. Regionalverkehr. Die Kreisstadt in Nordrhein-Westfalen ist durch ihre Lage im direkten Einzugsbereich der Großstadt Bielefeld eng mit dieser verbunden. Der Gütersloher Hauptbahnhof wird im Halbstundentakt von Regionalzügen Bielefeld – Hamm bedient. Er ist IC-Haltepunkt und verfügt außerdem über stündliche Regionalverbindungen MünsterWarendorf – Bielefeld – Detmold (RB) sowie MindenDüsseldorf (RE). Zentraler Umsteigepunkt und seit 2008 Endpunkt aller Buslinien ist der zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) direkt gegenüber dem Bahnhof.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Stadt erhielt 1847 ihren ersten Bahnanschluss an der Strecke Köln – Minden (Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft). Diese Hauptbahn hat seit 1887 in Rheda eine Nebenbahnanschluss nach Münster über Warendorf. Um die Jahrhundertwende entstand außerdem eine die Hauptstrecke kreuzende Bahnverbindung IbbenbürenHövelhof, die spätere Teutoburger-Wald-Eisenbahn (TWE). Der Personenverkehr wurde hier – wegen hoher Verluste seit langem von den Behörden angemahnt – im Mai 1977 (Versmold – Gütersloh Nord) bzw. Oktober 1978 (Reststrecke nach Hövelhof) eingestellt. Ein Güterverkehr besteht auf der gesamten Strecke noch heute. Die TWE bediente ab Juni 1950 auch Strecken im Omnibusbetrieb, sie entwickelte sich bis zur Übernahme durch Veolia Verkehr zum wichtigsten Busbetreiber im Landkreis Wiedenbrück bzw. im späteren Kreis Gütersloh. Der Verkehrsbetrieb der Stadtwerke entstand 1937.

Durch die Vergrößerung des Stadtgebietes (Eingemeindungen besonders 1973 Bielefeld-Gesetz) gehören heute mehrere Bahn-Haltepunkte zur Stadt. Dies sind neben Isselhorst-Avenwedde die ehemaligen Stationen der TWE-Strecke Blankenhagen und Spexard / Gütersloh Ost.

Die Stadtwerke Gütersloh GmbH waren bis 2009 auch am Regionalverkehr beteiligt. Sie bedienten die Linien 43 nach HalleWerther und 87 nach Ummeln – Bielefeld. (durch Auftragsvergabe an das noch heute für moBiel tätige Privatunternehmen). Im Stadtbereich entwickelten sie ein radiales Stadtnetz mit vier Durchmesserlinien und zunächst einstelligen Liniennummern. Ende der 1980er Jahren schlossen sie sich der Bielefelder Verkehrsgemeinschaft Ostwestfalen-Lippe (VOW) an, dem Vorgänger des Verkehrsverbundes OstWestfalenLippe (VVOWL). Als OWL-Tarifverbund entstand Mitte 2000 jedoch nicht der „VVOWL“, sondern der Tarif „Der Sechser“ (heute OWL Verkehr GmbH).

Um nicht mit den Bielefelder Linien zu kollidieren, stellten die Stadtwerke ihren Linienbezeichnungen eine „4“ voran. Bis zur Netzumstellung 2008 bestand damit ein übersichtliches Liniennetz mit den folgenden überwiegend im 30-Minutentakt verkehrenden Linien:

  • 40: ZOB – Städtisches Klinikum – Drücker Siedlung – Heidewaldschule
  • 41: Blankenhagen – Kahlertstraße – ZOB – Herzebrocker Straße – Hans-Böckler-Straße – Landeskrankenhaus (20-Minutentakt)
  • 42: Friedrichsdorf, Adlerweg – Avenwedde Bahnhof – Zum Stillen Frieden – Miele Werke – ZOB – Neuenkirchener Straße – Bettentrups Siedlung – Elisabeth-Hospital
  • 44: Ohlbrocks Weg – Brockhäger Straße – ZOB – Sundernstraße – Eimerheide
  • 45: Kattenstroth – Brockweg – Unter den Ulmen – ZOB – Elbrachts Siedlung – Auf´m Reck
  • 47: ZOB – Westring – Herzebrocker Straße – Pavenstädt (einzelne Fahrten, Kleinbus)
  • 46 und 49 für den Schülerverkehr in Richtung Auf´m Reck – Am Öhlbach bzw. Ebbesloh

Für die Linie 42 in Richtung Friedrichsdorf kam es zu einer Kooperation mit der Busverkehr Ostwestfalen GmbH (BVO). Am ZOB bestanden direkte Anschlüsse zu den halbstündlich bedienten Linien. Im Schwachlastverkehr gab es bereits Linien mit 200er-Nummern.

1998 wurden zwei Nachtbuslinien eingeführt, die als Rundverkehr ab ZOB die Stadtteile bedienten. Damit gab es einen Anschluss an die Buslinie N11 von Bielefeld. Wegen geringer Nachfrage wurden die beiden Linien nach kurzer Zeit wieder eingestellt.

Nach einer Studie der FH Lippe und Höxter von 1999 [1] betrug der Anteil des öffentlichen Personenverkehrs am gesamten Gütersloher Stadtverkehr nur ca. 6% und lag damit kaum höher als der Vergleichswert mit Einbezug des ein- und ausbrechenden Regionalverkehrs (5%). Die Stadtwerke haben mehrfach versucht, durch Ausweitung ihres Angebotes (z.B. zusätzliche Linien in Richtung Isselhorst und Sürenheide) die Fahrgastzahlen (in den 1990er Jahren ca. 3,5 Millionen; 1994 3,36 Mio., 1998 3,8 Mio. [2]) zu steigern, mussten diese Versuche mangels Nachfrage allerdings stets schnell wieder aufgeben.

In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und im Sinne des gültigen Nahverkehrsplanes für Gütersloh erfolgte 2008 eine Netzumstellung. Nunmehr enden alle Stadtbusse am ZOB, sie erhielten außerdem neue Bezeichnungen (im Uhrzeigersinn radial um den Startpunkt herum geordnet). Die Linienanzahl nahm dabei erheblich zu, auch durch Schülerlinien sowie ein neues Abend- und Wochenendnetz. Leicht merkbaren Grundlinien (201 bis 209) stehen damit viele zusätzliche Linien des Regional-, Schüler- und Abendverkehrs gegenüber (mit 70er, 80er, 90er Nummern sowie neun Linien mit Bezeichnungen zwischen 211 und 229). Durch die Aufteilung der durchgehenden Stadtlinien wurden Kurzfahrten im Innenstadtbereich, die bisher mit dem Kurzstreckentarif (vier Haltestellen ohne Umsteigeberechtigung) preiswert möglich waren, erheblich teurer, wenn diese über den neuen Endpunkt ZOB hinausgehen (also z. B. eine Fahrt ab Miele Werke zum Alten Kirchplatz).

Aktuelles Liniennetz

Bahnlinien

Die Bahnlinie RB 69 mit Halt in Isselhorst-Avenwedde fährt täglich im Stundentakt, damit verfügt Gütersloh über eine innerstädtische Bahnverbindung. Betreiber ist die Eurobahn.

Stadtbus Gütersloh

Der Stadtbus Gütersloh wird von den Stadtwerken Gütersloh betrieben.

Stand: Juni 2010

Linie Linienverlauf Takt
201 ZOB – Miele Werke – Zum Stillen Frieden – Avenwedde Bahnhof – Friedrichsdorf 30 Min
202 Ringlinie ZOB – Eimerheide – Waldsiedlung – Am Ölbach – Auf´m Reck – Elbrachts Siedlung – ZOB 20 / 30 Min (Sa kein Betrieb)
203 Ringlinie ZOB – Elbrachts Siedlung – Auf´m Reck – Am Ölbach – Waldsiedlung – Sundernstraße – ZOB 20 / 30 Min (Sa kein Betrieb)
204 ZOB – Städtisches Klinikum – Bettentrups Siedlung – Drücker Siedlung 20 Min (Sa 40 Min)
205 Ringlinie ZOB – Unter den Ulmen – Janucz-Korczak-Gesamtschule – Elisabeth-Hospital – Brockweg – ZOB 20 Min (Sa 40 Min)
206 Ringlinie ZOB – Hallenbad – Hans-Böckler-Str. – LWL-Klinik – Herzebrocker Straße – ZOB 20 Min (Sa 40 Min)
207 ZOB – Herzebrocker Straße – Pavenstädt 120 Min
208 Ringlinie ZOB – Nordring – Ohlbrocks Weg – Brockhäger Straße – ZOB 30 Min
209 ZOB – Kahlertstraße – Surenhofsweg – Blankenhagen 20 Min (Sa 40 Min)
87 / 95 ZOB – Stadtwerke – Isselhorst (– Bielefeld) Betreiber: moBiel / BVO 30 Min

Außerdem verkehren Schülerlinien und Berufsverkehre für die Firma Miele (Linien 211, 215, 216 und 218). Es gibt ein besonderes Abend- und Wochenendnetz mit teilweise veränderten Linienführungen der Tageslinien und den Linienbezeichnungen 222, 223, 226, 228. Diese Linien fahren bis ca. 21 Uhr im Stundentakt (So teilweise 2-Stundentakt).

Regionalverkehr

Wichtigster Betreiber war bisher die zur Veolia Verkehr gehörende RegioBus Gütersloh GmbH (vormals TWE). Die Linien wurden ausgeschrieben und im Bereich Gütersloh-Nordwest zum 1. Januar 2011 neu an die BVO vergeben.

Linie Linienverlauf Betreiber
43 ZOB – Brockhagen – Halle (Westf) go.on Gesellschaft für Bus- und Schienenverkehr.
71 ZOB – MarienfeldHarsewinkelPeckelohVersmold (auch Schnellbusse) BVO
73 ZOB – VerlBornholte – Hövelhof RegioBus Gütersloh
74 ZOB – HerzebrockClarholzOelde BVO
77 ZOB – Spexard – Varensell – NeuenkirchenRietbergWesterwiehe (auch Schnellbusse) RegioBus Gütersloh
79 ZOB – Wiedenbrück – Rheda RegioBus Gütersloh
85 ZOB – Sürenheide – Verl – Sende – Schloss Holte Wittler & Voßhans GmbH
87 / 95 ZOB – Isselhorst – Ummeln – Bielefeld moBiel / BVO (95)
94 ZOB – Avenwedde – Friedrichsdorf – Senne – Bielefeld-Brackwede moBiel / BVO
N11 ZOB – Isselhorst – Ummeln – Bielefeld (Nachtbus, kein Verbundtarif) moBiel / BVO

Außerdem gibt es Berufs- und Schülerverkehre.

Zukunft

Seit längerem wird über eine Wiederbelebung des Personenverkehrs auf der TWE nachgedacht. Im Juni 2010 haben die Betreiber des Güterverkehrs eine Presseveröffentlichung herausgegeben, in der ein dauerhafter Erhalt der Strecke allein für den Güterverkehr als nicht rentabel dargestellt wird [3]. Nur zusammen mit einer Reaktivierung mindestens einer Teilstrecke für den Personenverkehr könne der Bestand garantiert werden. Daraufhin erfolgte seitens des Verkehrsverbundes eine Zusage, sich für einen Personenverkehr zwischen zunächst Verl und Harsewinkel, später auch Versmold und Hövelhof (mit Anschluss Richtung Paderborn) einzusetzen. Eine finanzielle Beteiligung an den Betriebskosten seitens der Städte Gütersloh, Harsewinkel und Verl sowie des Kreises Gütersloh gilt bereits als sicher (es gibt entsprechende Ratsbeschlüsse dazu). Die endgültige Entscheidung und eine Terminfestlegung (möglich wäre 2016) für einen zukünftigen Personenverkehr steht jedoch noch aus.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Quelle: Gütersloh#Verkehr
  2. Quelle: geodaten.guetersloh.de
  3. TWE-News vom 6. Mai 2010
51.906758.38369

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