Milan Hodža

Milan Hodža
Milan Hodža

Milan Hodža (* 1. Februar 1878 in Sučany, Österreich-Ungarn, heute Slowakei; † 27. Juni 1944 in Clearwater, Vereinigte Staaten) war ein slowakischer und tschechoslowakischer Journalist, Politiker und Ministerpräsident der Tschechoslowakei in den Jahren 1935 bis 1938.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hodža wurde in der Familie eines evangelischen Pfarrers geboren. Er besuchte Schulen in Neusohl, Sopron und Hermannstadt, studierte Jura an den Universitäten von Budapest sowie Klausenburg und schloss seine Studien der Geschichte und Slawistik an der Universität Wien ab. Dank seiner polyglotten Begabung lernte er schrittweise neben dem Slowakischen auch sieben weitere Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Serbokroatisch, Rumänisch und Ungarisch.

In den Jahren 1900/01 war Hodža Redakteur der Tageszeitung Slovenský denník und 1903 bis 1914 der Wochenzeitung Slovenský týždenník. Er gehörte als einziger Slowake zur Gruppe um den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, die 1906 für ein föderalisiertes Österreich-Ungarn eintrat. Diese Pläne wurden aber nicht umgesetzt. Auch politisch war Hodža als Mitglied der Slowakischen Nationalpartei aktiv. Er wollte eine eigene Agrarpartei gründen, was aber wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs scheiterte. Da eine Reform der Monarchie nun unmöglich war, konzentrierte sich Hodža auf Gründung der Tschechoslowakei und war wesentlich beteiligt an der Vorbereitung der Deklaration von Martin, mit der die Slowakei offiziell Teil des neuen tschechoslowakischen Staates wurde.

Nach dem Krieg wurde er zum Vorsitzenden der Tschechoslowakischen Partei in der Slowakei. In der Zwischenkriegszeit war er auch Abgeordneter der Nationalversammlung und dank seiner Orientierung als Tschechoslowakist hat er hohe Ämter in der Tschechoslowakei bekleidet. So war er Minister für Vereinigung der Gesetze, Landwirtschaftsminister, Bildungsminister, Außenminister und in den Jahren 1935–1938 war er Ministerpräsident der Tschechoslowakei, sowie 1935 für fünf Tage stellvertretender Präsident nach dem Rücktritt von Tomáš Garrigue Masaryk.

In den späteren Jahren hatte er immer mehr Konflikte mit den tschechischen Politikern wegen seiner verstärkten Orientierung an die Slowakei. Nach dem Münchner Abkommen musste seine Regierung im November 1938 abtreten und er emigrierte in die Schweiz, dann nach Frankreich; wegen Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Tschechoslowakischen Nationalausschusses gründete er 1939 den Slowakischen Nationalrat im Exil, der im Januar 1940 in Tschecho-Slowakischer Nationalrat umbenannt wurde. Nach dem ungünstigen Kriegsverlauf zu Beginn des Zweiten Weltkriegs emigrierte er 1940 weiter nach Großbritannien und schließlich im Jahr 1941 in die Vereinigten Staaten.

Hodža starb in Clearwater im Bundesstaat Florida am 27. Juni 1944 und wurde auf einem tschechischen Friedhof bei Chicago begraben. 2002 wurden seine Reste zurück in die Slowakei geholt und am Nationalfriedhof Martin nochmals begraben.

Milan Hodža war Träger verschiedener hoher Auszeichnungen der Tschechoslowakei, Frankreichs, Polens, Rumäniens und des Königreichs Jugoslawien.

Politische Karriere

  • Abgeordneter im Ungarischen Reichstag (1905–1910)
  • Stellvertretender Vorsitzender der Slowakischen Nationalpartei (1906–1914)
  • Botschafter der tschechoslowakischen Regierung in Ungarn (1918–1919)
  • Vorsitzender der tschechoslowakischen Agrarpartei in der Slowakei (1918–1938)
  • Minister für Vereinigung der Gesetze (1919–1920)
  • Abgeordneter in der tschechoslowakischen Nationalen Versammlung (1918–1938)
  • Minister für Landwirtschaft (1922–1925 und 1932–1934)
  • Minister für Bildung (1926–1929)
  • Außenminister (1935–1936)
  • Ministerpräsident der Tschechoslowakei (1935–1938)
  • Vorsitzender des Slowakischen Nationalrats in Paris (1939–1940)

Würdigung

Nach Milan Hodža ist ein bilinguales (slowakisch-englisches) Gymnasium in seinem Geburtsort Sučany benannt. Außerdem organisiert die Gemeinde zu seinem Ehren die„ Milan-Hodža-Tage“.

Werke

  • Československý rozkol („Tschechoslowakische Spaltung“) 1920.
  • Články, reči, štúdie („Artikel, Reden, Studien“) 1930–1933.
  • Federation in Central Europe („Bund in Mitteleuropa“) 1942.

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