Sopron

Sopron
Sopron
Wappen von Sopron
Sopron (Ungarn)
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Basisdaten
Staat: Ungarn
Region: Nyugat-Dunántúl
(Westtransdanubien)
Komitat: Győr-Moson-Sopron
Kleingebiet: Sopron-Fertőd
Koordinaten: 47° 41′ N, 16° 36′ O47.68166666666716.591666666667Koordinaten: 47° 40′ 54″ N, 16° 35′ 30″ O
Fläche: 169,06 km²
Einwohner: 60.755 (1. Jan. 2011)
Bevölkerungsdichte: 359 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+36) 099
Postleitzahl: 9400
KSH kódja: 08518
Struktur und Verwaltung
Webpräsenz:
Hauptplatz von Sopron mit der Dreifaltigkeitssäule im Vordergrund, dahinter der Feuerturm

Sopron [ˈʃopron] (deutsch Ödenburg, kroatisch Šopron, lateinisch Scar(a)bantia) ist eine Stadt im Westen von Ungarn, südwestlich des Neusiedler Sees. Das Stadtgebiet ragt wie ein Sporn in österreichisches Staatsgebiet. Sopron hat etwa 55.000 Einwohner und liegt im Komitat Győr-Moson-Sopron; das Stadtgebiet wird von der Ikva durchflossen.

Die Stadt ist etwa 60 km von Wien und 220 km von Budapest entfernt. Sie ist eine der ältesten Städte des Landes und bildet eine Brücke zwischen Ungarn und seinen westlichen Nachbarn. Sopron ist mit der 1735 gegründeten Westungarischen Universität eine Universitätsstadt.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Eine der frühesten Erwähnungen der Siedlung stammt aus den Aufzeichnungen Geographia des Ptolemaios (* um 100 bis † um 175 n. Chr.) unter dem Namen Σχαρβαντἰα (transkr. Scharbantia) bzw. Σκαρβαντἰα (transkr. Skarbantia)[1] nach Quelle auch Σακαρβαντἰα (transkr. Sakarbantia)[2], aus lateinischen Quellen Scarbantia, auch Scarabantia.

Geschichte

Das Gebiet um Sopron wurde bereits in der frühen Eisenzeit besiedelt. Ein Friedhof mit bedeutenden bildlichen Darstellungen auf hallstattzeitlichen Kalenderbergurnen machte den Ort in der archäologischen Welt bekannt. Die Römer gründeten an der Stelle des heutigen Sopron die Siedlung Scarabantia, einen Handelsplatz an der Bernsteinstraße. Die Erdwälle der römischen Siedlung bildeten in späterer Zeit die Grundlage für die mittelalterlichen Stadtmauern, an der Stelle des römischen Forums liegt heute der Hauptplatz der Stadt.

In der Zeit der Völkerwanderung verwaiste die Stadt, bis sie im 10. Jahrhundert von eingewanderten magyarischen Stämmen neu besiedelt wurde.

1277 erhielt Sopron den Titel einer königlichen Freistadt, als es sich der Belagerung durch König Ottokar von Böhmen widersetzte.

1459–1462 war die Stadt vorübergehend von Habsburg besetzt, wurde aber mit dem Frieden von Ödenburg wieder Ungarn zugesprochen.

1526 fiel mit Ungarn auch Ödenburg per Erbgang an Habsburg. Ödenburg verblieb aber im ungarischen Reichsteil der Habsburger Monarchie.

1529, während der ersten Wiener Türkenbelagerung, konnte sich die Stadt erfolgreich gegen eine Besetzung durch die osmanischen Truppen wehren, während das Umland von den belagernden Truppen geplündert wurde.

Ein Feuer zerstörte im Jahr 1676 weite Teile der Stadt. Der Neuaufbau vieler Gebäude erfolgte in den folgenden Jahren im Stile des Barock, wodurch die Altstadt ihre heutige Gestalt erhielt.

Im Jahr 1683, unmittelbar vor, aber auch während der zweiten Wiener Türkenbelagerung hatte sich die Stadt Ödenburg der osmanischen Streitmacht unter Kara Mustafa ergeben und hatte für die Verschonung beträchtliche Tributleistungen zu erbringen. Diese betrafen in hohem Maß Versorgungsgüter und kamen in erster Linie den Belagerern Wiens zugute. Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen (HRR) über die osmanische Streitmacht huldigten die Ödenburger Stadtväter dem römisch-deutschen Kaiser in Wien und erhielten seine Gnade. Ödenburg wurde nicht wegen Kollaboration bestraft.

Viele Straßenschilder sind wie das hier dargestellte zweisprachig

Nach dem Ersten Weltkrieg war die Stadt als Hauptstadt des Burgenlandes vorgesehen und wäre bei weitem seine größte Stadt geworden. Nachdem die österreichische Regierung im Sommer 1920 erfolglos eine Abstimmung gefordert hatte, und ungarische Freischärler sich gegen die Landnahme der österreichischen Regierung zur Wehr gesetzt hatten, vereinbarten Österreich und Ungarn im Protokoll von Venedig vom 13. Oktober 1921 eine bindende Volksabstimmung in Ödenburg anzusetzen, die im Dezember 1921 mit 65,2 % für Ungarn ausging. Das Resultat war jedoch umstritten. Wegen des Ergebnisses der Volksabstimmung wurde der Stadt vom ungarischen Staat der Titel Civitas Fidelissima („die treueste Stadt“) verliehen.

Bei Sopron fand am 19. August 1989 das Paneuropäische Picknick statt, bei dem 661 DDR-Bürger über die Grenze nach Österreich in die Freiheit gelangten. Am Ort dieses Ereignisses werden jährlich Gedenkfeiern veranstaltet.

Heutzutage ist Sopron ein aufstrebender Wirtschaftsstandort in Westungarn, der wirtschaftlich mit dem Nachbarland Österreich verbunden ist. In den 1990er Jahren war die Stadt ein attraktives Einkaufsziel für die Bewohner des Ballungsraumes Wien. Dies brachte der Stadt auch den Kosenamen Shop-ron ein, der der ungarischen Aussprache entspricht.

War die exponierte Lage der Stadt zur Zeit des Eisernen Vorhanges ein massiver Nachteil, hat sich dies völlig geändert. Aufgrund ihrer nunmehr günstigen Verkehrslage ist sie allmählich auf dem Weg, sich zu einem wirtschaftlichen Zentrum direkt hinter der Ostgrenze Österreichs zu entwickeln.

Bevölkerung

1910 hatte Sopron 33.932 Einwohner (51% Deutschsprachige, 44,3% Ungarn, 4,7% andere). Die Religionszugehörigkeiten waren: 64,1% römisch-katholisch, 27,8% lutherisch, 6,6% jüdisch, 1,2% kalvinistisch, 0,3% andere.[3] Die Volkszählung 2001 ergab 56.125 Einwohner (92,8 % Ungarn, 3,5% Deutsche, 3,7% andere).[4] Bei den Religion ergaben sich folgende Anteile: 69% römisch-katholisch, 7% lutherisch, 3% kalvinistisch, 8,1% atheistisch, 11,9% ohne Antwort, 1% andere.[5][6]

Sehenswürdigkeiten

Am Fuße des Feuerturms
Luftaufnahme von Sopron
Blick vom Feuerturm

Franz Liszt gab im Oktober 1820 in Sopron sein erstes Konzert. Das Konferenz- und Kulturzentrum der Stadt trägt seinen Namen.

Wahrzeichen der Stadt ist der Feuerturm. An dessen Südseite wurde zum Gedenken an die Volksabstimmung von 1921 das „Treuetor“ errichtet. Das Rathaus wurde, wie der Heldenplatz in Budapest, 1896 anlässlich des „ungarischen Millenniums“ erbaut, das gegenüber stehende Stornó-Haus beherbergt eine bedeutende Sammlung. In der Geißkirche fanden im 17. Jahrhundert Krönungen und Landtage statt. Die Dreifaltigkeitssäule wurde im barocken Stil errichtet, die Ursulinenkirche in neugotischem Stil. Ein Rundgraben, genannt „Grabenrunde“ (ungarisch Várkerület), wurde entlang des ehemaligen Burggrabens angelegt, die innere Häuserreihe folgt der Linie der Burgmauer.

Im Stadtteil Balf gibt es schwefelwasserstoffhaltige Heilquellen, die schon den Römern ein Begriff waren. Deshalb entstand hier ein Heilbad, welches Bewegungs-, Wannen-, Kohlensäure- und Unterwassertraktionsbäder sowie Unterwasserstrahlmassage, Heilgymnastik, Elektrotherapie und Kneipp-Behandlungen anbietet. Behandelt werden können hier orthopädische und neurologische Krankheitserscheinungen.

In Sopron befindet sich ein in den Geowissenschaften bekanntes Forschungsinstitut der ungarischen Wissenschaftsakademie, das GGRI (Geodetic and Geophysical Research Institute). Unter den Soproner Museen ist die Sammlung des Aquarellisten József Soproni Horváth (1891–1961) zu nennen. In der Balfi u. 11 befindet sich die Privatsammlung Zettl-Langer, die die künstlerische und Sammeltätigkeit des Likörfabrikanten Gustav Zettl (1852–1917) dokumentiert. Sie ist seit 1955 öffentlich zugänglich und bietet ein nahezu unversehrtes Beispiel des Lebensstils des Soproner Bürgertums um 1890.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Sopron, 1903, Straßenbahn in der Kossuth-Straße
Bahnhof Sopron, von Wien eingelaufener Zug (8. Mai 2009)

Sopron ist straßenseitig erreichbar durch die ungarische Fernstraße 84 aus den Richtungen Szombathely (Südosten) und Eisenstadt (Nordwesten). Nach dem Grenzübergang Klingenbach mündet diese Straße in Österreich in die B 16 bzw. in die A 3 in Richtung Wien. In Richtung Györ (Osten) verläuft die Fernstraße 85, welche erst wenige Kilometer östlich der Stadt, bei Nagycenk beginnt. Aus Süden erreicht die österreichische B 62 nahe Deutschkreutz die ungarische Fernstraße 861, die ebenfalls in die Fernstraße 84 bei Kophaza einmündet. Geplant ist, das ungarische Autobahnnetz durch den Neubau der Autobahn M85 nahe Sopron an die österreichische Autobahn A 3 anzuschließen.

Bahnseitig erreichen fünf Strecken den Bahnhof Sopron, der auch Hauptbetriebsstelle der Raaberbahn (RÖEE; ungar. GySEV) ist:

Damit bildet die Strecke der ÖBB-Burgenlandbahn durch das ungarische Staatsgebiet eine Korridorstrecke.

Der nächste Flugplatz befindet sich in Fertőszentmiklós. Die nächstliegenden Verkehrsflughäfen sind Wien und Bratislava.

Partnerstädte

Kirche von Sopron

Söhne und Töchter der Stadt

Weblinks

 Commons: Sopron – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Claudii Ptolemei Geographia I–III, Reprographischer Nachdruck C.F.A. Nobbe Leipzig 1843–45, Georg Olms Verlag Hildesheim, 1966, S. 129
  2. Alfred Stückelberger, Gerd Graßhoff (Hrsg.): Ptolemaios, Handbuch der Geographie, Schwabe Verlag, Basel 2006, S. 244f
  3. 1910 census (English)
  4. 2001 census - Nationalities (Hungarian)
  5. 2001 census - Religions (Hungarian)
  6. Historical population of Győr-Moson-Sopron (Hungarian Central Statistical Office)

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