Maucherit

Maucherit
Maucherit
Maucherite - Eisleben, Saxony-Anhalt, Germany.jpg
Maucherit-Kristall aus Eisleben, Sachsen-Anhalt
Chemische Formel Ni11As8
Mineralklasse Sulfide und Sulfosalze (Sulfide, Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenite, Sulfantimonite, Sulfbismuthite)
2.AB.15 (8. Auflage: II/A.04-30) (nach Strunz)
02.16.16.01 (nach Dana)
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse tetragonal-trapezoedrisch 422[1]
Farbe rosagrau bis rötlichgrau
Strichfarbe schwärzlichgrau
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) 8
Glanz Metallglanz
Transparenz undurchsichtig
Bruch muschelig, spröde
Spaltbarkeit keine
Habitus blättrige, massige Aggregate; tafelige, bipyramide Kristalle

Maucherit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem der chemischen Zusammensetzung Ni11As8 und entwickelt meist blättrige, stengelige oder massige Mineral-Aggregate, aber auch tafelige oder bipyramidale Kristalle von zunächst rosa- bis rötlich-silberweißer Farbe, die nach einiger Zeit in ein rötliches Platingrau bzw. graues Kupferrot übergeht. Auf der Strichtafel hinterlässt Mauerit einen schwarzgrauen Strich.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Maucherit kann bei massiger Ausbildung aufgrund der Ähnlichkeit zu Nickelin (Rotnickelkies) leicht mit diesem verwechselt werden, zumal beide Minerale oft miteinander verwachsen vorkommen. Andere Cobalt- und Nickelminerale wie Nickel-Skutterudit (Chloanthit), Rammelsbergit, Skutterudit, Cobaltit (Kobaltglanz) oder Safflorit sind immer deutlich silbrig weiß oder grau und unterscheiden sich dadurch deutlich vom rötlichen Maucherit.

Auch die chemische Reaktion, in einer Silbersulfatlösung metallisches Silber abzuscheiden, ist bei Mauerit und Nickelin gleich. In konzentrierter Salpetersäure ist Maucherit löslich.

Etymologie und Geschichte

Benannt wurde Maucherit nach seinem Entdecker, dem berühmten deutschen Mineralogen und Lagerstättenkundler Wilhelm Maucher, welcher das Mineral 1912 in seiner Typlokalität Eisleben/Sachsen-Anhalt in Deutschland entdeckte.

Beschrieben wurde Maucherit erstmals 1913 durch Friedrich Grünling[2][3]. Die genaue chemische Zusammensetzung konnte erst 1940 durch Martin Alfred Peacock (1898-1950)[4] ermittelt werden. Zudem wies Peacock nach, dass das als sogenannte Nickelspeise oder auch Plakodin bekannte Hüttenprodukt aus einer dem Maucherit entsprechenden Verbindung besteht.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Maucherit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Legierungen und legierungsähnliche Verbindungen“, wo er zusammen mit Orcellit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Maucherit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Legierungen und legierungsartige Verbindungen“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Nickel (Ni) Halbmetallverbindungen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.AB.15 bildet.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Maucherit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“. Hier ist er einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 02.16.16 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide - einschließlich Seleniden und Telluriden - mit verschiedenen Formeln“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Maucherit-Kristallaggregat aus dem Schacht „Hans Seidel“ (Schacht „Graf von Hohenthal“) bei Helbra (Sachsen-Anhalt)

Maucherit entsteht in hydrothermalen Kobalt-Nickel-Arsen-Lagerstätten und dort meist mit Anhydrit, Baryt, gediegen Bismut, Calcit, Gips, Manganit, Nickelin, Nickel-Skutterudit (Chloanthit) und vergesellschaftet anzutreffen.

Weltweit konnte Maucherit bisher (Stand: 2011) an rund 120 Fundorten nachgewiesen werden.[5] In Deutschland fand sich das Mineral neben seiner Typlokalität Eisleben noch bei Helbra und Niederröblingen (Helme) in Sachsen-Anhalt; bei Schauinsland in Baden-Württemberg; bei Nieder-Ramstadt und Gelnhausen in Hessen; bei Sankt Andreasberg in Niedersachsen sowie an mehreren Orten im sächsischen Erzgebirge. In Österreich trat Maucherit in mehreren Gegenden von Kärnten, Salzburg und der Steiermark auf. In der Schweiz ist bisher nur der Fundort Turtmann im Kanton Wallis bekannt.

Weitere Fundorte sind Argentinien, einige Regionen in Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, China, Finnland, Frankreich, Grönland, Indien, Iran, Italien, Japan, mehrere Regionen in Kanada, Marokko, Mexiko, Norwegen, Oman, Polen, mehrere Regionen in Russland, Schweden, Simbabwe, einige Regionen in Spanien, Südafrika, Tschechien, Türkei, Ukraine, das Vereinigte Königreich, mehrere Regionen in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Vietnam.

Kristallstruktur

Maucherit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P41212 (Raumgruppen-Nr. 92) oder P43212 (Raumgruppen-Nr. 96) mit den Gitterparametern a = 6,87 Å und c = 21,82 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Verwendung

Maucherit hat außer als Mineralprobe keine besondere wirtschaftliche Bedeutung.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Maucherite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Webmineral - Maucherite (englisch)
  2. tw.strahlen.org - Biographien von Personen, die ein Mineral aus Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt entdeckt haben: Grünling, Friedrich, Maucherit (1913)
  3. F. Grünling: Maucherit Ni3As2, ein neues Nickelmineral aus den Kobaltrücken des Mansfelder Kupferschiefers. München 1913 http://tw.strahlen.org
  4. Charles Palache: Memorial Of Martin Alfred Peacock. In: The American Mineralogist, Vol. 36, MAY-JUNE 1951, Nos. 5 and 6
  5. Mindat - Maucherite (englisch)
  6. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 59.

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