Lieurey

Lieurey
Lieurey
Wappen von Lieurey
Lieurey (Frankreich)
Lieurey
Region Haute-Normandie
Département Eure
Arrondissement Bernay
Kanton Saint-Georges-du-Vièvre
Gemeindeverband Vièvre-Lieuvin.
Koordinaten 49° 14′ N, 0° 30′ O49.230.49916666666667161Koordinaten: 49° 14′ N, 0° 30′ O
Höhe 161 m (138–184 m)
Fläche 18,21 km²
Einwohner 1.374 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 75 Einw./km²
Postleitzahl 27560
INSEE-Code
Website http://www.mairiedelieurey.com/

Mairie

Lieurey ist eine französische Gemeinde mit 1374 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im Département Eure in der Region Haute-Normandie. Sie gehört zum Kanton Saint-Georges-du-Vièvre und zum Kommunalverband Vièvre-Lieuvin.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lieurey liegt im Lieuvin auf einer mittleren Höhe von 161 Metern über dem Meeresspiegel, 20 Kilometer nordöstlich von Lisieux und 80 Kilometer südwestlich von Rouen.[1] Das Gemeindegebiet hat eine Fläche von 18,21 Quadratkilometern. Lieurey ist umgeben von den Nachbargemeinden Morainville-Jouveaux, Saint-Sylvestre-de-Cormeilles, La Noë-Poulain und Noards.[2] Zu Lieurey gehören zahlreiche Weiler und Gehöfte, zum Beispiel La Mare Dabot, La Cauvinière, Le Bus, L'Angorie, Le Hameau-des-Champs und Le Hameau Picot.[3] Die Quelle des Bachs La Croix Blanche (‚das weiße Kreuz‘) liegt am östlichen Rand des Gemeindegebiets am Fuß des Berges Mont Rôti.[4]

Geschichte

Lieurey wurde von den Kelten gegründet und in gallo-römischer Zeit (-52 bis 486) kreuzten sich dort mehrere Römerstraßen. Laut Ernest Nègre ist die Bedeutung des Ortsnamens unbekannt, er vermutet, dass er auf das lateinische Wort Ligurius, „transparenter Edelstein“, zurückgeht.[5] Allgemein nimmt man an, dass der Ortsname lieu du roi bedeutet, „Ort des Königs“, es ist aber nicht bekannt, welcher König damit gemeint sein soll. Der Name wurde 1076 in einem Briefwechsel zwischen Hugues, III. Vicomte de Meulan und dem Bischof von Avranches erstmals urkundlich erwähnt. Jedenfalls gibt es mehrere lateinische Formen des Ortsnamens, Lieurayum, Liarreyum und Liereyum.[6]

1190 schenkte Laurent de Mortagne 40 acre d’arpent Land in Lieurey der Abtei Le Bec.[7]

Ab 1484 erlaubte die Abtei Le Bec dem damaligen Seigneur von Lieurey einen wöchentlichen Markt am Samstag und einen jährlichen Markt am Martinstag durchzuführen.

Während der Reformation nahmen die Seigneurs des Hameau-des-Champs die protestantische Religion an. Auf einem Nachbargrundstück des Schlosses gab es einen kleinen protestantischen Friedhof.

Im Ancien régime gab es in Lieurey einen seigneurialen Gerichtshof (haute justice), der der Bailliage Orbec unterstellt war.[6]

1793 erhielt Lieurey im Zuge der Französischen Revolution (1789-1799) den Status einer Gemeinde und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung. Von 1793 bis 1801 war es außerdem Kantonshauptort.

Jahr Einwohner[8]
1793 2307
1836 2711
1846 2283
1872 1975
1896 1420
1931 1043
1962 1128
1975 1051
1999 1186
2008 1374

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens ist: „D’azur à la croix cousue de gueules cantonnée de quatre molettes d’or.“ Bei der Erstellung des Gemeindewappens wurden zwei seigneuriale Wappen verwendet, das der Familie Mortagne und das der Familie du Fay (17. Jahrhundert). Aus deren Wappen wurden die Farben rot und blau und das Kreuz übernommen. Eines der Wappen zeigte die vier Sporenrädlein. Die goldene Farbe der Sporenrädlein stammt aus den Wappen der Familien Pommereuil und Lieurey (12. bis 14. Jahrhundert). Das Gemeindewappen ist am Mittelrisalit der Mairie dargestellt.[9]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Das Lehen Coudray wurde 1320 zum ersten Mal erwähnt. Das Schloss Coudray wurde im 16. Jahrhundert erbaut und im 18. und 19. Jahrhundert umgebaut. Es befindet sich im Privatbesitz.

Das Château des Champs wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf den Fundamenten eines älteren Gebäudes erbaut. Ein Gewölbesaal des älteren Gebäudes ist erhalten geblieben. Es befindet sich ebenfalls im Privatbesitz.[10]

Statue in der Westfassade der Kirche Saint-Martin

Die Manufaktur Louis Aubert steht im Weiler Le Hameau Picot. Sie wurde 1827 gegründet und diente der Herstellung von Textilien. Die dort hergestellten Stoffe wurden Aubertines genannt. Die Manufaktur beherbergte 120 Jacquardwebstühle und beschäftigte in ihrer Blütezeit 200 Arbeiter. Sie wurde 1845 geschlossen.

Die Kapelle Sainte-Madeleine wurde im 18. Jahrhundert gebaut und im 19. Jahrhundert restauriert, wobei die Westfassade erneuert wurde. Sie steht auf den Fundamenten des alten Leprosoriums, das im 18. Jahrhundert aufgelöst worden war.[6] Die Kapelle befindet sich heute im Privatbesitz.

Die Kirche Saint-Martin

Die Pfarrkirche Saint-Martin wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Aus dieser Zeit sind jedoch nur der Chor und der Glockenturm erhalten. Der südliche Teil des Querschiffs stammt aus dem 16. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurden Teile des Kirchenschiffs und des Chors restauriert, die Westfassade und der nördliche Teil des Querschiffs wurden 1875 erneuert.[11] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche erneut restauriert, wobei versucht wurde, den Stil des 16. Jahrhunderts nachzuahmen.[3]

In der Kirche gibt es mehrere Objekte, die als Monument historique („historisches Denkmal“) klassifiziert sind. Eine denkmalgeschützte Statue der „Jungfrau mit dem Kinde“ aus dem 15. Jahrhundert wurde 1968 gestohlen. Das Tabernakel stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es ist mit einem Relief geschmückt und teilweise vergoldet. Eine Kasel aus dem 18. Jahrhundert ist reich bestickt und trägt eine Borte aus Goldfäden. Eine weitere Kasel ist nicht mit Gold, sondern mit Perlen bestickt.[12]

Regelmäßige Veranstaltungen

Eine besondere Touristische Attraktion ist die fête du hareng („Heringsfest“) am 11. November, dem Martinstag. Das Fest wird seit dem Hundertjährigen Krieg (1337-1453) jährlich zelebriert. Während der Belagerung von Orléans soll damals ein Transport von Heringen aufgrund eines Schneesturms in Lieurey steckengeblieben sein. Damit die Heringe nicht verderben, wurden sie unter lautem Geschrei zu Schleuderpreisen verkauft. Das heutige Fest umfasst einen großen Heringsmarkt sowie einen Wettbewerb im Heringsessen, dessen Gewinner sein Körpergewicht in Heringen als Preis erhält.[13]

Sport

Das Pferderennen Prix de Lieurey wurde nach der Gemeinde benannt. Es handelt sich dabei um ein 1972 gegründetes Listenrennen für dreijährige Stutenfohlen, das allerdings im etwa 35 Kilometer entfernten Deauville stattfindet.[14]

Wirtschaft und Infrastruktur

Es gibt einen Kindergarten und eine Grundschule in Lieurey. Weiterführende Schulen befinden sich in Cormeilles (Collège) und Pont-Audemer (Gymnasium).[1]

Der Tourismus ist ein wichtiger Erwerbszweig in Lieurey. Es gibt ein Restaurant, mehrere Ferienhäuser und Fremdenzimmer die an die Initiative Gîtes de France angeschlossen sind. Die Gîtes werden einer Klassifikation unterzogen, wobei 1 bis 5 Ähren als Gütezeichen vergeben werden.[15]

Weblinks

 Commons: Lieurey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Présentation de Lieurey. Communauté de communes du Vièvre-Lieuvin, abgerufen am 20. August 2011 (französisch).
  2. Le village de Lieurey. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 18. August 2011 (französisch).
  3. a b Daniel Delattre, Emmanuel Delattre: L’Eure, les 675 communes. Editions Delattre, Grandvilliers 2000, S. 161. (französisch)
  4. Fiche cours d’eau. Ruisseau de la Croix Blanche (H6210600). In: Service d’Administration Nationale des Données et des Référentiels sur l’Eau (Sandre). Office international de l’eau (OIEau), abgerufen am 5. November 2011 (französisch).
  5. Ernest Nègre: Toponymie générale de la France. 1, Librairie Droz, 1990, ISBN 9782600028844, S. 504 (in Google Books, abgerufen am 23. August 2011). (französisch)
  6. a b c Auguste Le Prévost; Léopold Delisle, Louis Paulin Passy (Hrsg.): Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. 2, Auguste Herissey, Évreux 1864, S. 310 (online, abgerufen am 25. August 2011). (Französisch)
  7. Anatole Caresme Charpillon: Dictionnaire historique de toutes les communes du département de l’Eure: histoire, géographie, statistique. 1, Delcroix, Les Andelys 1868, S. 141 (online, abgerufen am 23. August 2011). (französisch)
  8. Lieurey. Notice Communal. In: cassini.ehess.fr. Abgerufen am 21. August 2011 (französisch).
  9. Denis Joulain, Jean-Paul Fernon: L’Eure des Blasons. Armorial des communes du département de l’Eure. Les Éditions d’Héligoland, Pont-Authou 2008, ISBN 9782914874588, S. 89+139. (französisch)
  10. Franck Beaumont, Philippe Seydoux: Gentilhommières des pays de l’Eure. Editions de la Morande, Paris 1999, ISBN 978-2902091317, S. 261.
  11. Architecture. In: Base Mérimée. Ministère de la culture, abgerufen am 18. August 2011 (französisch).
  12. Mobilier. In: Base Palissy. Ministère de la culture, abgerufen am 18. August 2011 (französisch).
  13. Piers Letcher: Eccentric France. Bradt Travel Guides, 2003, ISBN 9781841620688, S. 31 (online, abgerufen am 20. August 2011).
  14. Prix de Lieurey. In: france-galop.com. France Galop, abgerufen am 20. August 2011 (französisch).
  15. Le classement. In: gites-de-france.com. Gîtes de France, abgerufen am 21. August 2011 (französisch).

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