Jüdische Gemeinde Oedheim

Jüdische Gemeinde Oedheim

Eine jüdische Gemeinde in Oedheim im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg hat seit dem Ende des 17. Jahrhunderts bestanden. Die höchste Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde betrug um 1853 etwa 108 Personen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Juden wurden in Oedheim durch den Deutschen Orden, Besitzer des Dorfes, und die Freiherren Capler, Besitzer des Schlosses als württembergisches Lehen, ab dem späten 17. Jahrhundert aufgenommen und erhielten ab 1705 das Recht, Schule und Gottesdienst abzuhalten. Die von den Freiherren aufgenommenen Schutzjuden erbauten sich Häuser auf dem Grund des Schutzherren, wodurch 1737 bereits sechs jüdische Haushalte mit 42 Personen im Vorhof des Schlosses lebten, während der Deutsche Orden im Ort nur drei Schutzfamilien duldete. Die Zahl der jüdischen Familien erhöhte sich bis 1780 auf insgesamt 18 Familien. Nach dem Übergang zu Württemberg wurden 1806 insgesamt 84 Juden am Ort gezählt. Im März 1848 kam es zu Ausschreitungen gegen Juden. 1853 war mit 108 jüdischen Einwohnern ein Höchststand erreicht, danach nahm die Gemeinde durch Ab- und Auswanderung rasch ab. Nachdem der Gottesdienst zuvor in verschiedenen Häusern abgehalten worden war, erbaute die jüdische Gemeinde im Jahr 1864 die Synagoge Oedheim.

Nationalsozialistische Verfolgung

1933 lebten noch 16 Juden am Ort, von denen elf auswandern konnten, während fünf Personen – Anna Mannheimer und vier Mitglieder der Familie Mergentheimer – nach der Deportation 1942 den Tod fanden. Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Jüdische Friedhof Oedheim durch Sprengungen von SA-Leuten verwüstet. Eine noch im Ort lebende jüdische Familie wurde misshandelt, ihre Wohnung demoliert.

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 13 in Oedheim geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]

Bürgerliche Namen

Als alle Juden in Württemberg 1828 erbliche Familiennamen annehmen mussten, nahmen die Familienvorstände der Oedheimer Juden folgende Namen an: Kaufmann (4), Rosenstein (4), Mergentheimer (3), Strauß (2), Adler (1), Fröhlich (1), Gutmann (1), Herrmann (1), Mannheimer (1), Rothschild (1), Schulz (1), Seligmann (1), und Sterm (1).

Gemeindeentwicklung

Jahr Gemeindemitglieder
1729 2 Familien (Capler)
1736 6 Familien (Capler)
1737 42 Personen (Capler)
1752 7 Familien (Dt. Orden)
1780 9 Familien (Dt. Orden)/9 Familien (Capler)
1806 41 Personen (Dt. Orden)/43 Personen (Capler)
1818 95 Personen
1854 108 Personen
1869 63 Personen
1900 38 Personen
1933 16 Personen

Einzelnachweise

  1. Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945. Abgerufen am 29. Oktober 2009.

Literatur

  • Wolfram Angerbauer, Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. Geschichte, Schicksale, Dokumente. Landkreis Heilbronn, Heilbronn 1986 (Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn. Band 1), S. 186–194
  • Joachim Hahn und Jürgen Krüger: Synagogen in Baden-Württemberg. Band 2: Joachim Hahn: Orte und Einrichtungen. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1843-5 (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Band 4), S. 362–365

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jüdische Gemeinde Affaltrach — Eine jüdische Gemeinde in Affaltrach, einem Ortsteil von Obersulm im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden Württemberg hat nach dem Nachweis einzelner Juden bis zurück ins 16. Jahrhundert insbesondere ab dem 18. Jahrhundert bestanden. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Lehrensteinsfeld — Die Jüdische Gemeinde in Lehrensteinsfeld ist bereits im 16. Jahrhundert belegt. Von 1832 bis 1867 war der Ort Rabbinatssitz. Die Gemeinde erlebte wie viele jüdische Landgemeinden durch Ab und Auswanderung ab der zweiten Hälfte des 19.… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Heilbronn — Die jüdische Gemeinde Heilbronn hat eine lange Tradition. Eine bedeutende Ansiedlung von Juden in Heilbronn wurde bereits im 11. Jahrhundert erwähnt, auch eine erste Synagoge bestand wohl damals schon. Nach einem ab dem 15. Jahrhundert geltenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Talheim — Das Talheimer Judenschloss: Der westliche Teil des Oberen Schlosses, der ab 1778 von Juden bewohnt war. Die Jüdische Gemeinde in Talheim im Landkreis Heilbronn in Baden Württemberg entstand 1778, nachdem zuvor nur vereinzelt Juden in Talheim… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Massenbach — Gedenkstein für die drei im Zuge der Deportationen zu Tode gekommenen Massenbacher Juden Die Jüdische Gemeinde in Massenbach im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden Württemberg bestand ab dem frühen 18. Jahrhundert. Die Glaubensgemeinde, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Eppingen — Hochzeitsstein der Alten Synagoge in Eppingen Eine Jüdische Gemeinde in Eppingen ist bereits im 14. Jahrhundert belegt. Eine größere Gemeinde bildete sich nach dem Dreißigjährigen Krieg, umfasste 1839 über 220 Personen und verfügte über eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Berwangen — Gedenkstein für die Opfer der Judenverfolgung auf dem Judenfriedhof in Berwangen …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Bonfeld — Eine Jüdische Gemeinde in Bonfeld (heute ein Stadtteil von Bad Rappenau) bestand nach der Erwähnung einzelner Juden im 16. Jahrhundert wieder ab 1717 und nahm nach 1766 mit der Erlaubnis der Niederlassung von Judensöhnen rasch zu. 1780 wurde eine …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Eschenau — Eine jüdische Gemeinde in Eschenau, einem Ortsteil von Obersulm im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden Württemberg, hat nach dem Nachweis einzelner Juden bis zurück ins 17. Jahrhundert insbesondere ab dem 18. Jahrhundert bestanden. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Sontheim — Eine jüdische Gemeinde in Sontheim, heute ein Stadtteil von Heilbronn im nördlichen Baden Württemberg, bestand seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die höchste Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde betrug 1818 etwa 129 Personen.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”