Catherine Ashton

Catherine Ashton
Catherine Ashton, 2009

Catherine Margaret Ashton, Baroness Ashton of Upholland (* 20. März 1956 in Upholland, Lancashire) ist eine britische Politikerin (Labour Party). Seit 2009 ist sie Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik und Erste Vizepräsidentin der Europäischen Kommission. Zudem ist sie Mitglied des britischen Oberhauses (House of Lords) sowie des Privy Council; diese Ämter ruhen jedoch während ihres Mandats in der Europäischen Union.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Catherine Ashton studierte Soziologie am Bedford College, jetzt Teil der Royal Holloway, University of London, wo sie ihr Studium 1977 mit dem Bachelor of Science abschloss.[1] Anschließend arbeitete sie bis 1979 für die Campaign for Nuclear Disarmament, einer Organisation der britischen Friedensbewegung, deren Vizepräsidentin und Schatzmeisterin sie wurde. Später war sie im Bereich der Sozialen Arbeit tätig. Von 1998 bis 2001 leitete sie die Gesundheitsbehörde in Hertfordshire sowie den Trägerverein der Schule ihrer Kinder. Außerdem war sie Vizepräsidentin im britischen Nationalen Rat für Ein-Eltern-Familien.

1999 wurde Ashton als Life Peer geadelt, wodurch sie den Titel Baroness Ashton of Upholland erhielt und Mitglied des Oberhauses wurde. 2001 wurde sie parlamentarische Staatssekretärin im britischen Bildungsministerium, 2004 im Verfassungsministerium, wo sie unter anderem für das Nationalarchiv für England, Wales und das Vereinigte Königreich zuständig war. Im Jahr 2006 wurde sie Mitglied des Privy Council, des politischen Beratungsgremiums der britischen Königin. Im selben Jahr wurde sie von der britischen LGBT-Organisation Stonewall zur Politikerin des Jahres gewählt.

Im Mai 2007 wurde Baroness Ashton parlamentarische Staatssekretärin im Justizministerium. Wenige Wochen später wurde sie von dem neuen Premierminister Gordon Brown zur Vorsitzenden des Oberhauses und zur Lord President of the Council ernannt.

Lady Ashton ist mit dem Journalisten Peter Kellner verheiratet und hat zwei Kinder sowie drei Stiefkinder. Ihr Ehemann entstammt einer österreichischen Familie.[2]

Politische Karriere in der EU

Im Oktober 2008 wurde Lady Ashton Mitglied der Europäischen Kommission. Sie folgte Peter Mandelson, der bei einer Kabinettsumbildung als Wirtschaftsminister in das Vereinigte Königreich zurückkehrte, als Kommissarin für Handel nach. Im November 2009 wurde sie vom Europäischen Rat für den Posten des Hohen Vertreters der EU für Außen- und Sicherheitspolitik nominiert[3], der durch den Vertrag von Lissabon neu geschaffen wurde. Am 9. Februar 2010 wurde sie in diesem Amt zusammen mit den übrigen Mitgliedern der Kommission Barroso II durch das Europäische Parlament bestätigt. Für die Zwischenzeit wurde sie noch auf Grundlage des Vertrags von Nizza in Personalunion für die Ämter des Hohen Vertreters für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und des Kommissars für Außenbeziehungen ernannt, die sie ab dem 1. Dezember 2009 ausübte.

Erste Hauptaufgabe Ashtons im neuen Amt ist der Aufbau des Europäischen Auswärtigen Dienstes, der aufgrund des Vertrags von Lissabon neu gegründet wird. Einen ersten Entwurf hierfür stellte sie Ende März 2010 vor.[4] Zuvor war auf dem Außenministergipfel Anfang März Kritik an Ashton laut geworden, da diese die Interessen der Mitgliedstaaten nicht genügend berücksichtige.[5] Kurz nach Vorstellung des Plans wiederum äußerte das Europäische Parlament seinerseits Kritik an der vorgeschlagenen Struktur.[6]

Kritik

Die Ernennung Asthons als Hohe Vertreterin stieß verschiedentlich auf Kritik, da sie zuvor kaum außenpolitische Erfahrung gesammelt hatte und auch in der britischen Politik weitgehend unbekannt war.[7][8] Kritisiert wurde etwa, dass sie neben ihrer Muttersprache Englisch bei ihrem Amtsantritt zwar Kenntnisse des Französischen gehabt, jedoch keine Fremdsprache flüssig gesprochen habe.[9][10] Häufig wurde ihre Ernennung darauf zurückgeführt, dass bei der Besetzung des Amtes aus politischen Gründen ein Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Europas, aufgrund der geschlechtlichen Ausgewogenheit eine Frau und wegen des nationalen Gleichgewichts ein Brite gesucht worden war.[11] Ashton selbst wandte gegen den Vorwurf mangelnder Erfahrung ein, dass sie in den verschiedenen Ämtern, die sie zuvor ausgeübt hatte, Verhandlungsgeschick gesammelt habe.[8]

Während der ersten Monate ihrer Amtsführung wurde Ashton zudem mehrfach dafür kritisiert, bei wichtigen Gelegenheiten nicht persönlich anwesend gewesen zu sein. So sei sie etwa erst sehr spät nach dem Erdbeben in Haiti 2010 zum Katastrophenort gereist[12] und habe bei der Vergabe des Friedensnobelpreis an Liu Xiaobo gefehlt.[13] Gegen diese Vorwürfe wurde eingewandt, dass das Amt des Hohen Vertreters mit seiner Doppelhut-Rolle zwischen Europäischer Kommission und Rat der Europäischen Union strukturell zu viele Aufgaben mit sich bringe, als dass Ashton überall persönlich anwesend sein könne. Zudem fehle ihr vor der Einrichtung des Europäischen Auswärtigen Dienstes noch ein wesentlicher institutioneller Unterbau zur Erfüllung ihrer Aufgaben.[14][15]

Einzelnachweise

  1. Royal Holloway, University of London: Movers and Shakers among the Department's former students.
  2. http://oe1.orf.at/inforadio/115662.html?filter=0
  3. Die Zeit Nr. 3/10, 14. Januar 2010, S. 9: Der vorletzte Linke.
  4. EurActiv, 24. März 2010: Ashton bereitet vagen EAD-Vorschlag vor.
  5. Der Standard, 5. März 2010: Kopfwäsche für Ashton durch EU-Außenminister.
  6. EurActiv, 26. März 2010: Ashton stellt französische „Spinne“ in die Mitte des EAD-Netzes.
  7. Süddeutsche Zeitung, 3. März 2010: Einsame Kämpferin in Brüssel.
  8. a b Deutsche Welle, 20. November 2009: Wer ist Catherine Ashton?
  9. Financial Times Deutschland, 25. März 2010: Französisch: mangelhaft
  10. The Times, 28. Januar 2010: Britain’s High Representative is letting Europe down badly. Lady Ashton does not cut la moutarde (englisch).
  11. Berner Zeitung, 6. Dezember 2010: Die Baronin und die Bombe.
  12. Die Welt, 7. März 2010: So wird Europas neue Außenministerin verspottet.
  13. Presseurop.eu, 10. Dezember 2010: Catherine Ashton glänzt durch Abwesenheit.
  14. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. März 2010: Erholung für die Rastlose.
  15. EurActiv, 10. Januar 2011: "Der Lissabon-Vertrag bleibt nicht der Letzte seiner Art".

Weblinks

 Commons: Catherine Ashton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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