Henning Friedrich von Bassewitz

Henning Friedrich von Bassewitz
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Henning Friedrich Graf von Bassewitz (* 17. November 1680 in Dalwitz[1]; † 1. Januar 1749 in Prebberede) war Kaiserlich Römisch-Deutscher sowie Russischer Geheimer Rat und Herzoglich Holstein-Gottorpscher Geheimerrats-Präsident und Oberhofmeister.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Henning Friedrich von Bassewitz wurde als ältester Sohn des Landraths Philipp Cuno von Bassewitz und der Catharina Oelgardt von Lehsten auf Gut Dalwitz geboren. Er hatte noch drei Brüder und drei Schwestern.

Seine Jugend verbrachte er auf den Gütern Dalwitz und Prebberede. Seine Ausbildung erfuhr er durch einen Hauslehrer und Schulstunden in Rostock, wo die Familie ein Haus besaß. Er studierte an der Universität in Rostock für ein Jahr und fuhr mit einem Studium der Jurisprudenz im holländischen Leiden fort.

Im Anschluss an das Studium trat er 1702 als Kammerjunker in den mecklenburgischen Hofdienst und wurde Oberschenk des Herzogs Friedrich Wilhelm. Im Oktober 1703 heiratete er Anna Maria von Clausenheim, Tochter des Etatrats und Domherren zu Hamburg, Bernhard von Clausenheim. Mit ihr hatte er fünf Söhne und sechs Töchter. 1711 wurde er aus seinen Ämtern entlassen und musste Mecklenburg verlassen, da er wohl aufgrund eines in jugendlichem Übermut verfassten Versleins bei der Herzogin in Ungnade gefallen war.

Durch Verbindung seines Schwiegervaters konnte er 1711 in den Dienst des Herzogs Christian August von Holstein-Gottorp treten und durch Kauf der Amtmannsstelle von Husum und Schwabstedt für 13.000 Reichstaler eine finanzielle Einnahmequelle erschließen. In Folge der dänischen Besetzung verlor er diese Ämter 1712 wieder. Das Angebot des Königs Friedrich IV. von Dänemark, unter Beibehaltung seiner Ämter und Besitzungen in dessen Dienste zu treten, schlug er aus. Stattdessen ging er nach Hamburg und stellte sich dort in den Dienst des Herzogs von Holstein-Gottorp, wohin dieser nach der Besetzung von Holstein durch Dänemark geflohen war.

Für den herzoglichen Minister von Görtz führte er in der Folgezeit diverse diplomatische Tätigkeiten aus. Görtz sandte ihn nach Berlin, wo er einen Vergleich zwischen Preußen und dem Herzog von Holstein-Gottorp verhandelte, welcher am 22. Juni 1713 zur Besetzung der Festung Stettin durch die Preußen führte. Die Schweden zogen sich nach Pommern zurück. Als Dank erhielt er für seinen zweiten Sohn Friedrich Wilhelm die Domherrenstelle von Halberstadt. 1714 wurde Henning Friedrich von Bassewitz nach Sankt Petersburg gesandt, um die Wiederherstellung der Gottorpschen Herzogtümer für Karl Friedrich und dessen Thronfolge in Schweden zu behandeln. Zudem verfolgte er die Absicht, die Hand der Prinzessin Anna Petrovna von Russland für Herzog Karl Friedrich von Holstein-Gottorp zu gewinnen.

Jedoch scheiterte dieses Anliegen, weil durch die Einnahme von Tönning am 17. Februar 1714 eine Übereinkunft des Herzog-Administrators mit dem General Stenbock und andere ähnliche Abmachungen zur Kenntnis Peters des Großen gelangten, so daß dieser ein zweideutiges Spiel des holsteinischen Hofes klar durchschauen konnte. Görtz versuchte unter diesen Umständen seinen Gesandten Bassewitz beim Herzog von Holstein-Gottorp in Verruf zu bringen. Er ließ deshalb die Papiere von Henning Friedrich von Bassewitz auf dessen Rückreise durch den Legationssecretär Christ rauben, jedoch bemerkte Bassewitz den Raub alsbald, setzte diesem nach und nahm ihm die Papiere vor Danzig auf der Post wieder ab.

Er ging hierauf persönlich nach Berlin und erbat die Verzeihung des Königs von Preußen wegen seines Angriffs auf die Post. Der König billigte seine Tat und sagte ihm seinen Schutz zu. Henning Friedrich ging jetzt nach Stockholm, wo sich Herzog Karl Friedrich aufhielt. Dieser entsandte ihn nach Wien und weiter nach Bender, dem Zufluchtsort des schwedischen Königs Karl XII., um dessen Genehmigung für die schwedische Thronfolge einzuholen. Erst auf der Reise hierher erfuhr er, dass Karl XII. zurückgegangen sei, kam in der Folge zu spät nach Stralsund und vermochte nun nichts mehr von ihm zu erwirken.

Henning Friedrich ging deshalb 1715 nach Mecklenburg zurück und lebte zurückgezogen auf Prebberede, wo er der Dinge harrte, die kommen sollten. Am 2. November 1718 wurde der schwedische König Karl XII. in Norwegen von einem Offizier erschossen, da Karl XII. die Rechte der Ritterschaft einschränken wollte. 1719 wurde Goertz nach dem Tode von Karl XII. wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und in Stockholm hingerichtet.

Nach des Barons Görtz Verhaftung eilte Henning Friedrich von Bassewitz im Februar 1719 nach Stockholm zurück, wo Karl Friedrich ihn zum Geheimen Rath ernannte, und begleitete diesen im Mai 1719 durch Mecklenburg nach Hamburg. Karl Friedrich, seit 1716 Regent in Schleswig, übernahm jetzt auch die Regierung Holsteins. Basewitz wurde Geheimer Raths-Präsident, sein Bruder Joachim Otto und der Onkel seiner Frau, Johannes von Clausenheim, wurden Geheime Räthe. Um dem Herzog die ihm von den Dänen entrissenen Teile wieder zu verschaffen, verhandelte Henning Friedrich von Bassewitz mit dem Kaiser und erreichte 1720 die Wiederherstellung Holsteins, welches die Dänen räumten.

Bassewitz nahm nun sein früheres Ansinnen der Vermählung des Herzogs mit einer russischen Prinzessin wieder auf. 1721 verließen Henning Friedrich und der Herzog für sieben Jahre das Land und begaben sich beide zunächst nach Riga. Am 10. September 1721 wurde in Nystad der Frieden zwischen Schweden und Russland geschlossen. Die Russen behielten die baltischen Länder und Friedrich Wilhelm Herzog von Hessen-Kassel wurde zum König von Schweden nominiert.

Da Karl Friedrich nicht bedacht wurde, machte Bassewitz Peter dem Großen hierüber persönlich Vorwürfe, worauf dieser versprach, gemeinschaftlich mit Schweden zu handeln. Dazu wurde Bassewitz im Dezember 1722 nach Stockholm gesandt, wo er für den Herzog ein Jahrgeld von 25.000 Talern, den Titel Königliche Hoheit und die Fürsprache der angesehensten Schweden um die Hand einer russischen Prinzessin erwarb. Im Vertrag vom 22. Februar 1724 erwirkte er einen die Gottorpsche Sache betreffenden Zusatzartikel. Vom König erhielt er zum Geschenk die goldenen Medaillen der ganzen Gustavischen Familie, von Peter dem Großen dessen kostbar gefaßtes Portrait und die Anwartschaft auf den St. Andreas-Orden, und als am 5. Dezember 1724 des Herzogs Verlobung mit der Prinzessin Anna Petrowna erfolgte, wurde er Premier-Minister des Herzogs.

Als Peter der Große († 8. Februar 1725) dem Tode nahe war, erhielt Bassewitz vom General-Procurator Jagosinsky die vertrauliche Warnung, schnell zu fliehen, wenn er nicht das Schicksal teilen wolle, welches Katharina und Menschikow bevorstehe. Bassewitz teilte der Zarin diese Botschaft sofort mit und wurde von ihr zu Menschikoff gesandt, und nun wurden sofort die Maßnahmen geplant, welche Katharina den Thron sichern sollten und nach Peters Tod auch zur Ausführung kamen. Am 1. Juni 1725 fand des Herzogs Vermählung statt. Bassewitz erhielt den Kaiserlich Russischen St.-Andreas-Orden. Zudem wurde ihm der Alexander-Newski-Orden verliehen. Am 9. Juni 1726 wurde Bassewitz vom Kaiser in Wien in den Reichsgrafstand erhoben und später auch zum Geheimen Rath ernannt. Nach Katharinas Tod kehrte der Herzog nach Holstein zurück, wo Bassewitz auch Oberhofmarschall und Oberhofmeister der Herzogin, Amtmann der Ämter Reinbek und Trittau und seine Frau Oberhofmeisterin wurde.

Die Herzogin starb im Kindbett am 21. Februar 1728, als Bassewitz auf dem Kongress zu Soissons war, um hier die volle Wiederherstellung des Herzogs zu betreiben. Er konnte hier allerdings wenig erreichen, obwohl er auf dem Kongress eine sehr bedeutende Summe verausgabt hatte. Der Herzog zürnte Bassewitz, wohl auch aufgrund der Einflüsterungen von dessen Widersachern, und enthob ihn all seiner Ämter unter dem Vorwurf, dass er seine Sendung nachlässig betrieben habe. Als Bassewitz dies bei seiner Rückkehr nach Neustadt erfuhr, forderte er sofort seinen Abschied und die Auszahlung der von ihm im Dienst aufgewandten Gelder von mehr als 100.000 Talern, wogegen er die ihm angebotene Pension von 2.000 Talern nicht annahm. Da er aber zugleich noch im Besitz vieler wichtiger Schriften war, wurde er in Neustadt interniert und bewacht. Jedoch gelang es ihm, jene Papiere durch Beihilfe seiner Frau in Sicherheit zu bringen, worauf auch er selbst heimlich entkommen konnte und sich nach Mecklenburg auf seine Güter begab. Hier lebte er bis zu seinem Tode am 1. Januar 1749 auf Prebberede.

Quellen

  • Ludwig Fromm: Bassewitz, Henning Friedrich Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 127–129.
  • Manual-Acten im großh. Geh. und Hauptarchiv zu Schwerin. – Selbstbiographie des Grafen Henning Friedrich von B., Briefschaften und Papiere desselben im Besitze der Familie, z. Th. veröffentlicht im Archiv für Landeskunde des Großh. Mecklenburg, Jahrg. 1864, S. 413.
  • Peter Friedrich Arpe: Das verwirrte Cimbrien, in der merkwürdigen Lebensbeschreibung Herrn H. F. Grafen von Bassewitz. Kiel 1771.
  • Adolph Graf von Bassewitz (Hrsg.): Aus dem Leben des Reichsgrafen Henning Friedrich von Bassewitz mit einigen Nachrichten über die Familie Bassewitz Wendischer Linie, o.O. 1858.
  • Julius von Maltzan: Einige gute Mecklenburgische Männer. Wismar 1882.
  • Robert Pries: Das Geheime Regierungs-Conseil in Holstein-Gottorf 1716-1773. Neumünster 1955.
  • Hubertus Neuschäffer: Henning Friedrich Graf von Bassewitz (1680-1749). Zur Rußlandpolitik eines schleswig-holsteinischen Premierministers. In: Schleswig-Holstein. 2/78, S. 7-10. Husum 1987.
  • Svetlana Dolgova, Marina Osekina: Henning Friedrich Graf von Bassewitz. In: Die Gottorfer auf dem Weg zum Zarenthron. Hrsg. M. Lukitschev, R. Witt. S. 21-26. Schleswig 1997.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. heute ein Ortsteil von Walkendorf, Mecklenburg

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